Der "gefährliche" Hund Teil 2

  • Aber nach meinen Erfahrungen sind leider einige nicht so nervenstark, dass sie sich auf "Fernhalten & Verbellen" beschränken.

    Die wissen doch gar nicht, warum sie etwas Fremdes fernhalten und verbellen sollten - denen fehlt die Herde.

    Und dann läuft dieses im Herdenschutz-Kontext angemessene Verhalten aus dem Ruder.

    Weil dem Hund wichtige Teile in seiner Handlungskette fehlen.

    Das ist doch bei jeder anderen hochspezialisierten Rasse genauso.

    Wenn diese Kangals in Hof, die den Dackel getötet haben, von dem dort sehr bekannten Vermehrer stammen, haben sie "Verwandtschaft" im aktiven Herdenschutz. Denn auch Tierhalter der Region haben sich dort für den Herdenschutz Hunde geholt, die unproblematisch im Herdenschutz funktionieren. Der Unterschied ist häufig einfach nur der vorhandene Job. Dann stimmen die Verhaltensweisen mit dem Herdenschutzkontext überein und laufen nicht aus dem Ruder, weil der Herdenschutz-Kontext den passenden Rahmen dafür vorgibt und das Fernhalten durch Verbellen auf einmal Sinn macht. Wenn das "Fremde" sich von der Herde entfernt, ist der Drops gelutscht.

  • Sind halt keine Hunde für die Innenstadt.

    Das eine Duo aus der Frankfurter City ist inzwischen auch weg. Nachdem sie jeden Hund im Viertel mindestens 1mal angegangen sind. Da war ganz viel "Man schwärzt ja andere nicht an" und so im Spiel, dazu noch "Ach, die Leuts sind doch noch jung, denen können wir doch net das Amt aufn Hals hetzen..."

    Tja. Nachdem dann 2 Hunde tot sind wurd dann doch endlich mal jeder Vorfall gemeldet und dann sind ist das Kangalpärchen kurz vor Weihnachten wohl über Nacht einfach verschwunden. Keiner weiß wo die Hunde hin sind.

    Schad drum! Waren 2 sehr schöne junge Rüden, kamen als Welpen ausm Tierschutz. Aber was will man erwarten wenn man sowas in die 70qm² Innenstadtwohnung zwängt? Zu völlig unbedarften Ersthundehaltern, die leider auch alles geglaubt haben was die Orga denen erzählt hat. So warens dann halt 2 kleine Bärchen, schick in mintgrünen Geschirren durch die engen Straßen da im Viertel, an der modernen Schleppleine in den paar kleinen Parks dort und nicht einmal durfte man die Stimme erheben, weil die Bärchen so traumatisiert waren...

    Ich war und bin einfach froh das die nicht hier in meiner Gegend waren. Und es tut mir einfach nur unfassbar leid um die Hunde, alle beteiligten Hunde. Opfer sind sie alle, auch die Kangals.

    Und hier isses leider so das da doch so einige HSH bei dem Klientel sind das sich sonst eben Pit und Co geholt hat. Weil sie halt groß und eindrucksvoll sind.

    Ein Trauerspiel.

  • Man vergisst halt schnell dass HSH ebenso Spezialisten sind wie z.b Border oder Bloodhounds.

    Auch die können für ihre Umwelt ziemlich ungesund werden wenn ihre Anlagen nicht in die richtigen Bahnen gelenkt werden.

  • Naja, die sehen als Welpen halt einfach unfassbar knuddelig aus. Jemand der sich nicht auskennt kommt sicher nicht auf die Idee das die kleinen wolligen Bärchen eben nicht everybodys darling sind.

    Gibt ja auch Leute die sich Schäferhunde holen weil die als Welpe so aussehen wie ein Plüschtier und dann irgendwann mit Schrecken feststellen das dieses Plüschtier halt doch deutlich was anderes ist... Oft ist es ja auch so das die Frau eigentlich was kleines wollte, der Mann aber was großes. Weil Mann kann sich ja nicht mit so nem kleinen Flauscheball sehen lassen. :muede: Der Kompromiß ist dann ein großer Flauscheball...

    Ich sag ja, ein Trauerspiel.

  • Man vergisst halt schnell dass HSH ebenso Spezialisten sind

    Ja - merkwürdigerweise.

    Denn eigentlich sinds fast die spezialisiertesten Spezialisten unter den Arbeitsrassen - weil ihr Job 24/7 ihr Leben lang geht. Ohne Pause. Immer und mit jedem Atemzug.

    Vielleicht eben deshalb? Weil es eben nicht nach "arbeit" im klassischen Sinne aussieht.

    Der Mensch ist ja auf "ich geh zur Arbeit, arbeite dort und nach Feierabend ist schluss" gepolt.

  • Ich denke das eher was damit zu tun, dass HSH an der Herde in DE nicht ueberall anzutreffen sind. In anderen Laendern sieht die Sache anders aus. Aber in DE? Klar gibts die Hunde hier auch, aber doch noch immer recht wenig.

    Und wenn man dann auch noch sieht, wieviel Menschen meinen, man koenne mit ein bissel Erziehung jeden Hund zum schicken/imposanten/... Sofahund machen und genetische Anlagen sind eh unwichtig (weil man kennt ja eine Ausnahme :roll: usw.), dann wundert es mich nicht, dass man diese Hunde nicht als Spezialisten erkennt/ansieht.

    Ich glaube aber, dass ihre Groesse und das Gewicht noch immer ein Vorteil fuer die Rasse ist. Waeren die kleiner und leichter, wuerden sicher noch mehr Menschen sich einen zulegen..

  • Und wenn man dann auch noch sieht, wieviel Menschen meinen, man koenne mit ein bissel Erziehung jeden Hund zum schicken/imposanten/... Sofahund machen und genetische Anlagen sind eh unwichtig (weil man kennt ja eine Ausnahme :roll: usw.), dann wundert es mich nicht, dass man diese Hunde nicht als Spezialisten erkennt/ansieht.

    Vor allem kommen da auch noch immer viele aus dem Tierschutz und die sind doch eh immer so dankbar für ihre Rettung, da geht das schon...

  • Ich würde von Hause so ein Kalb -das meine ich nicht despektierlich- nicht in meiner Wohnung haben wollen :denker:

    Aber meine Ansicht zählt nicht, auch meinen Hundhalteralltag würden sicher viele nicht so leben wollen und den sehe ich für mich betrachtet als völlig easy & normal an!

  • Meine Hunde - im Herdenschutz - differenzieren da aber ganz gewaltig.

    Hier war schon mal ein tüdeliger alter Tibet Terrier auf der Rinderweide - dem haben sie sich nur in den Weg gestellt und ihn unangetastet wieder ziehen lassen.

    Der war sowas von kein "Angreifer".

    Und diese "Bewertung", obs ein Angreifer ist oder nicht, gehört zum (Herden-)Schutztrieb von HSH dazu.

    Ja, diese genetisch mitgegebene Fähigkeit durften sie bei dir auch lernen und stärken.

    Manchmal habe ich aber schon den Eindruck, einen Kangal oder sonstigen HSH zu halten, ist einfach "schick" - sie sind halt "besonders" und es macht den Halter zu etwas "Besonderem", wenn er/sie sich einen solchen Hund zulegt und zeigen kann "wie viel er drauf hat".


    Jeder HSH kann töten - dafür ist er gemacht. Das muss man sich ja nun nicht schönreden.

    Aber er ist auch dafür gemacht, Situationen auf Gefährlichkeit für die Herde zu bewerten. Ohne Herde geht das schwer.

    Dann versucht so ein Hund, irgendwie seine Anlagen auszuleben - und das in falschen Händen läuft dann highway to hell-mäßig ab.

    Möglicherweise ist dieses highway-to-hell-Ergebnis ja auch genau das "Glück", welches (noch) verhindert, dass viele Vermehrer auf die Schiene springen: "Wir machen da jetzt Familienhunde draus!" ... und das Schicksal aller Modehunderassen beginnt.

    Hier läuft seit einigen Wochen ein Pyrenäen-Berghund-Welpe herum.

    Also jetzt nicht mehr Welpe, vor so ungefähr 2 Monaten war er gerade 4 Monate alt - und schon so groß wie meine Jungs.

    Leif (ist jetzt knapp 1 Jahr) kam da nicht klar mit.

    Nicht dass er den Hund nicht mochte - aber er konnte irgendwie nicht "erkennen", dass dieser gleichgroße Hund mental noch ein Baby war, und hat mit ihm ein "robustes" Spiel initiiert.

    2 mal.

    Habe ich beide Male abgebrochen - und gehe diesem Halter-Hund-Gespann seitdem weiträumig aus dem Weg.

    Beide Male hat der Halter nämlich seinen - damals noch Welpen - losgelassen, weil meine Hunde ja nett sind, und der seine ja gut sozialisiert werden soll.

    Dass Leif für den Kleinen too much war, hat der Halter nicht realisiert.

    Der Hund wird in einem Haus mit Garten gehalten ... und ich frage mich, mit welcher Motivation Menschen sich einen solchen Exoten anschaffen.

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