Qualzuchten III

  • Ich habe gerade einen etwas schrägen Text über Französische Bulldoggen in der Zeit Online gelesen. Die Autorin hat selber eine Französische Bulldogge und obwohl sie die Hunde ja als "Ergebnisse jahrzehntelanger Qualzucht" betitelt, finde ich den Artikel doch ein wenig zu verklärend:

    Zitat

    Eine Weile nach diesen Überlegungen saß ich vor einer weltweit angesehenen Tierklinik in Leipzig. Cookie sollte dort eine Nasen-OP bekommen, um wieder richtig atmen zu können. Später würde ich darüber Witze reißen, aber jetzt liefen mir die Tränen übers Gesicht. Ich hatte mich an ihr Röcheln nie gewöhnen können, hatte mich monatelang mit ihrer Nahrungsmittelallergie auseinandergesetzt. Ich hatte Geschichten darüber gehört, wie Französische Bulldoggen im Sommer kollabierten und unter schwerer Atmung und Überhitzung starben.

    Die OP verlief erfolgreich. Und mir scheint es heute als ein veritables Wunder, dass es ausgerechnet diese beklagenswerten, ewig kranken Geschöpfe sind, die uns retten könnten. Dass sie, die Ergebnisse jahrzehntelanger Qualzucht, die kaum atmen können und nach der dritten Treppenstufe einen Bandscheibenvorfall erleiden, es sind, die jetzt diese heroische Aufgabe, diesen gewaltigen Kraftakt übernehmen. Denn diese schwachen und zerbrechlichen, zugleich rohen und übermütigen Geschöpfe sind die Blauhelme der Zivilgesellschaft.

    Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2022-01…ng-gesellschaft

  • Versteh ich auch nicht. Der Versuch, Atemnot und OP mit einer höheren Bedeutung aufzuladen? Einen Sinn hineinzuinterpretieren, der diesen Zustand und die OP legitimiert? Damit man die eigene Verantwortung schrumpfen lassen kann?

  • Das ist nicht nur verklärend, das ist redundanter … - an Rapunzels Haaren herbeigezogen. Also ehrlich. Mehr Projektion der eigenen Bedürfnisse aufs arme Tier geht ja wohl nicht. Hunde, besonders die mit komischen Vorstellungen überfrachteten armen Bullys, als rettender Kitt und Verständigungsanker zwischen menschlichen Abgründen. Ja, klar.

    Okay: Atmen, runterfahren. Ist wohl nicht mein Tag heute.

  • Der "Sinn" klärt sich erst durch den kompletten Artikel:

    Blauhelme, weil Gespräche über Keilwirbel und Erstickungsanfälle anscheinend der heiße Scheiß der Völkerverständigung sind.

    Komplett misslungen, der Text.

  • Also auf eine Sache "aufmerksam" machen kann man natürlich mit "schocken", man kann es aber auch gegenteilig, mit was herzerwärmenden/niedlichen... z.B. ein Comic mit einem sehr niedlichen Tier... mir fällt da die Künstlerin ein:

    https://jenny-jinya.tumblr.com/

    Oft geht es um Tiere, am Schluss kommt ein "Aufklärungspanel" mit Appell.

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