Hallo,
wir haben vor 10 Tagen einen Golden-Retriever-Mischling aus der Türkei bekommen, die (obwohl uns gesagt wurde, dass sie ein absolut unkomplizierter Anfängerhund ist), einen ganzen Rucksack mitgebracht hat. Sie wurde von einer Organisation aus einem türkischen Tierheim gerettet und hat dann bis zu ihrer Ausreise in in verschiedenen Pensionen mit vielen Hunden zusammengelebt, kennt das Zusammenleben mit Menschen also offensichtlich nicht.
Sie hat Angst, wenn man direkt auf sie zugeht, besonders, wenn sie in ihrem Körbchen liegt. Sie unterwirft sich und macht in dieser Situation oft unter sich. Seit wir das bemerkt haben, lassen wir sie eher zu uns kommen, was oft ganz gut klappt, man merkt aber an der Körpersprache, dass sie da auch Angst hat und manchmal verliert sie auch da Urin. Das Geschirr lassen wir momentan ganz an, weil sie beim Anlegen offensichtlich auch Angst hat und teilweise Urin lässt. Ihr großes Geschäft verrichtet sie inzwischen draußen, mit dem draußen Pinkeln dagegen ist es sehr schwierig. Sie hat draußen viel Angst und macht dann nichts. Dafür dann aber in der Wohnung. Wir haben bisher nie geschimpft, sondern es immer kommentarlos weggeputzt. Einmal hat sie sich offensichtlich einen Platz zum Pinkeln in der Wohnung gesucht, ich habe geschaut, was sie macht und da hat sie mich richtig doll angeknurrt und gleichzeitig auf der Stelle gepinkelt.
Das Anknurren ist das zweite Problem, was in Zusammenhang mit Pinkeln und auch in anderen Situationen auftritt. Gestern lag sie z. B. in ihrem Körbchen und fing an, an ihrer Decke herumzunagen. Da ich nicht wollte, dass sie Stoffteile herunterschluckt, habe ich sie angeschaut und "Nein" gesagt. Daraufhin hat sie mich mehrmals angeknurrt. Ich bin komplett ratlos, was ich in so einem Fall machen soll. Nicht "Nein" sagen? Ihr ersatzweise etwas anderes geben? Auch draußen knurrt sie Menschen an. Oder sie knurrt, wenn jemand im Hausflur ist.
Generell scheint sie sehr intelligent zu sein, liebt Spiele, wo sie denken muss und lernt sehr schnell. Wenn ich mich auf den Boden hocke, kommt sie auch mal von der Seite an und will mit mir kuscheln. Sie ist sehr schnell sehr aufgedreht und kommt dann nicht so gut zur Ruhe.
Wir hatten vor ihr 15 Jahre lang einen absolut problemlosen Golden Retriever und auch von Hunden im Freundeskreis kenne ich so ein Verhalten (Knurren etc.) nicht. Weil wir nicht weiterwussten, haben wir uns an einen Hundetherapeuten gewandt, der bei ihr ein Trauma diagnostiziert hat. Laut ihm sollen wir positives Verhalten verstärken. Allerdings ist er jetzt im Urlaub und der nächste Termin ist erst in ein paar Wochen. Ich bin momentan sehr angespannt und überfordert, weil ich nicht weiß, wie ich insbesondere mit dem Knurren umgehen soll (insbesondere, wenn sie von ihrer Decke aus knurrt wie in obigem Beispiel). Die Organisation ist auch keine große Hilfe, sie sagen, dass sie dort niemals so ein Verhalten gezeigt hat und dass es an uns liegt, wenn wir nicht mit ihr klarkommen.
Hat vielleicht jemand einen Ratschlag für unsere Situation? Ich wäre dafür wahnsinnig dankbar!