Hund (seit 3 Wochen, bei uns) schnappt meinem Mann ins Gesic

  • Drei Wochen sind für einen Tierschutzhund wahrscheinlich noch nicht genug, um wirklich angekommen zu sein. Bei meinem Tierschutz-Opa hat es vielleicht so vier Monate gedauert, bis sich sein Verhalten allmählich stabilisiert hat. (vielleicht wäre es schneller gegangen wenn er in der Anfangszeit nicht noch von zwei grossen Die-wollen-nur-spielen gebissen worden wäre). Auch jetzt nach einem Jahr gibt es noch kleine Unsicherheiten, die sind jedoch selten und halten nicht mehr so lange an. Erst rückblickend ist mir bewusst geworden, wie gestresst mein Charly damals eigentlich war. Das ist mir anfangs gar nicht aufgefallen, da ich ihn noch nicht so gut kannte und sein Verhalten als normal einstufte. Zum Beispiel dachte ich die ersten paar Wochen, dass er wie Windhunde die Rute eher weit unten trägt. Dabei hat es einfach einige Zeit gedauert und nun dirigiert er beim Spazierengehen mit seinem Schwanz ;)


    Ich denke auch, dass gerade unter Stress die Reizschwelle enorm niedrig ist. Das kennt man ja aus eigenen Erfahrungen. Und ich habe auch den Eindruck, dass Hunde mit problematischer Vergangenheit viel eher explodieren, weil sie gelernt haben, dass sie mit "plötzlich" aggressivem Verhalten schneller zum Ausdruck bringen können, wenn ihnen was nicht passt. Wohingegen ein Familienhund aus behütetem Haus vielleicht erstmal weggeht oder geduldig und deutlich vorwarnt.

  • Zitat

    -von Beginn an knurrte er -bei einigen Gelegenheiten
    -wenn er bei mir lag und mein Mann kam näher -oder unserer anderer Hund -Tag für Tag wurde das besser


    Was hast du in solchen Situationen gemacht?

  • Gibt doch deinem Mann mal das Buch zu lesen, da wird sehr schön beschrieben, dass wir Menschen Umarmungsfanatiker sind und Hunde das total kacke finden :D Da steht noch so einiges mehr drin über die Unterschiede von menschlichen und hündischem Verhalten.

  • Zitat

    Was hast du in solchen Situationen gemacht?


    Habe Nein ! gesagt und bin aus der Situation rausgegangen ..



    Habe seit dem Vorfall unseren Hund SEHR genau beobachtet-jedem verboten ihn von vorn übern Kopf zu wuscheln-er muss wegen uns nicht mehr blinzeln-Immer wenn er zu meinem Mann Kontakt aufgenommen hat,habe ich beide sehr genau beobachtet.
    Mein Mann auch immer wieder dazu angehalten die Dinge kleinlichst einzuhalten.
    Es tut schon weh zusehen ,wie mein Mann einfach nur total lieb zu ihm sein möchte-der Hund sich sofort neben meine Mann kuschelt-sobald er sich aufs Sofa setzt ,er dreht sich sehr schnell dann aud den Rücken damit mein Mann ihn überall am Bauch kraueln kann.
    Kommen wir von draussen rein ,springt er mit den Vorderbeinen aus den Schoß und leckt ihm kurz durchs Gesicht.


    ER ist ein so lieber Kerl niemand würde für möglich halten das so etwas passiert ist-auch klappt er wenn er auf dem Boden liegt oft sein Hinterbein hoch wenn mein Mann vorbei geht,damit er ihn am Innenschenkel streicheln kann -


    sicherlich zeigt der Hund Unsicherheiten am Tage -laute Geräusche,LKW s ,er ist ganz sicher nicht in jeder Situation
    entspannt und locker -sondern oft weiss er nicht so recht was er davon halten soll.
    Durch seine Verletzungen musste ich auch oft Dinge tun ,die er jetzt nicht soooo supi fand ,aber mit Geschick und gutem Zureden ,hat er immer alles ertragen,was halt sein mußte.Doch das ist alles abgeheilt - nochmal nach wie vor ist es mir auch nach 20 jahren hundehaltung schleierhaft -das es und warum es passiert ist -ich denke die wahren Gründe dafür findet man nicht herraus,es bleiben -Vermutungen -bitte drückt uns die Daumen das Wir es schaffen -bzw. mein Mann solche Situationen nicht mehr heraufzubeschwören !!

  • Hi,


    unsere Lucy hatten wir damals auch aus Spanien bekommen (sie ist schon lange von uns gegangen) - nach 3 Wochen wäre ich noch gar nicht auf die Idee gekommen, sie in den Arm zu nehmen.


    Euer Hundi hat sich nur verteidigt - und wollte deinen Mann bestimmt nichts böse .... nur eben weg sollte er gehen. Ich würde es dem Hund "verzeihen" - und daraus lernen.


    Keiner weiß, was der arme Kerl alles durchgemacht hat - und das er dann mal schnappt, gerade in der Anfangsphase, ist fast verständlich.

  • ich denke mal , ihr macht alles falsch :???:
    ein straßenhund ist nach drei Wochen mit Sofa -und bettaufenthalt hoffnungslos überfordert , auch wenn er es erst mal duldet. aktives körperliches zugehen , eventuell auch noch schnell , ist zu viel.
    den Hund kommen lassen , bzw. die Hand hinhalten und fragen " sagst du guten tag ? " . den Hund einfach in ruhe lassen.
    unser TS Hund aus Spanien ist nach drei Wochen noch nicht mal ins haus gekommen......

  • Also bei aller Tierliebe, da muss ich jetzt schon etwas kritisch anmerken.


    Der Satz "der wollte nichts böses, sondern sich nur verteidigen" ist ein Widerspruch in sich. Wenn er sich meint verteidigen zu müssen, will er -Wenn auch nur IN DIESEM MOMENT- etwas böses. Und zwar dem "Angreifer" weh tun damit dieser von ihm ablässt.


    Schön auch zu lesen Wie alle finden das der (mir seiner Vorgeschichte auch in meinem Augen) Hund so arm dran ist. ... kein einziger aber ein Wort darüber verliert das dem Mann ins gebissen wurde.....


    Aber, um auch etwas zur Frage beizutragen:
    Ich würde an stark an der Rangordnung arbeiten.
    Evtl Futter mal eine Zeit lang nur aus der Hand des Mannes beim spazieren gehen etc.


    Du hast einige Male geschrieben das du die beiden und ihren Umgang sehr genau beobachtest.
    Das zeichnet einen Rudelführer aus. Dies bekommt der Hund auch mit. Gib die Zügel etwas an den Mann ab.


    Ansonsten: ruhig bleiben und weiter so, dass wird schon.


    Grüße,
    Marco

  • Zitat

    ich denke mal , ihr macht alles falsch :???:
    ein straßenhund ist nach drei Wochen mit Sofa -und bettaufenthalt hoffnungslos überfordert , auch wenn er es erst mal duldet. aktives körperliches zugehen , eventuell auch noch schnell , ist zu viel.
    den Hund kommen lassen , bzw. die Hand hinhalten und fragen " sagst du guten tag ? " . den Hund einfach in ruhe lassen.
    unser TS Hund aus Spanien ist nach drei Wochen noch nicht mal ins haus gekommen......


    "ihr macht alles falsch" zu unterstellen find ich sehr unverschämt und anmaßend, wenn man nur Ausschnitte kennt.
    Wir haben auch einen ehemaligen Straßenhund. Gebissen hat er zwar nie, weil er ein gutes Vorwarnsystem hat. Aber engere Kuscheleien mochte er früher auch überhaupt nicht. Gerne wollte er gekrault werden, solange er Fluchtmöglichkeiten hatte. Heute ist er der Kuschelkönig schlechthin.


    Wenn man früher an seine Ohren oder Pfoten gefasst hat, gabs außerdem immer Knurren und auch mal ein Schnappen in die Luft.
    In der Hinsicht haben wir allerdings eher die harte Tour gefahren und uns nicht davon beeindrucken lassen, weil es einfach sein musste (aus heutiger Sicht etwas riskant, weil er dann auch hätte gleich zuschnappen können, wenn er merkt, er kommt mit der Warnung nicht durch).


    Aber Umarmungen und Kopfgetätschel müssen ja nicht sein und dienen nur dem menschlichen Wohlbefinden, das würde ich komplett streichen. Lasst ihn einfach selber wählen, wieviel Kontakt er haben will.

  • Zitat


    Durch seine Verletzungen musste ich auch oft Dinge tun ,die er jetzt nicht soooo supi fand ,aber mit Geschick und gutem Zureden ,hat er immer alles ertragen,was halt sein mußte.Doch das ist alles abgeheilt


    Ihr habt den Hund drei Wochen, wirklich eine sehr kurze Zeit.


    In der Zeit hast du auch noch Sachen mit ihm machen müssen (Verletungen pflegen), die wahrscheinlich nahe an seine Grenze gegangen sind. Für ihn ist das Maß an Handlungen, die vom Menschen aus geschehen, wahrscheinlich voll gewesen an dem Tag.


    Er "packt jetzt seine Koffer aus", hat euch eingeschätzt, traut sich mehr zu- auch seine Meinung zu sagen.


    Beim Knurren würde ich nie ein Nein benutzen (wenn es davor oder später als Abbruchsignal benutzt wird). Denn ein Abbruchsignal, soll ja das Verhalten verringern oder ganz aufhören lassen- also wird er nicht mehr warnen.


    Genauso auf die Körperhaltung achten, ich glaube, es gab noch ganz viele Signale (außer Knurren), dass es dem Hund zuviel wird. Filmt einfach mal eine Begrüßung (Filmwinkel von der Seite).


    Die Begrüßung würde ich so gestalten, dass der Hund auf mich zu kommt, ich mich hinhocke, der Hund mich begrüßen darf (ohne das ich ihn anfasse) und danach aufstehe und fertig.


    Eine großes Blutbild mit Schilddrüsencheck sollte auch bald stattfinden und den Stress minimieren (der Hund sollte 17 Stunden schlafen und dösen, der ganz normale Alltag ist auch genug lernen).

  • Zitat

    ich denke mal , ihr macht alles falsch :???:
    ein straßenhund ist nach drei Wochen mit Sofa -und bettaufenthalt hoffnungslos überfordert , auch wenn er es erst mal duldet. aktives körperliches zugehen , eventuell auch noch schnell , ist zu viel.
    den Hund kommen lassen , bzw. die Hand hinhalten und fragen " sagst du guten tag ? " . den Hund einfach in ruhe lassen.
    unser TS Hund aus Spanien ist nach drei Wochen noch nicht mal ins haus gekommen......



    Quatsch, sorry...... da ist jeder Hund anders, ich hab auch Straßenhunde aus Spanien, die "nehmen" Sofas als Sofa gar nicht wahr, sondern einfach mal als praktischen Erhöhungspunkt für eine bessere Aussicht. :D Also wenn der Hund aufs Sofa kommt und kuschelt, ist das doch durchweg positiv zu sehen, finde ich jedenfalls. "alles falsch" hat keiner gemacht..... solche Dinge passieren einfach.



    Sorry, das hat doch mit Rangordnung nichts aber auch mal gar nichts zu tun, mir sträuben sich die Haare. Allerdings das Füttern aus der Hand ist ein guter Ansatz. ;)


    Nein, der Hund wollte, als er schnappte, nichts böses, er wollte sich verteidigen.... sich schützen und ich gehe davon aus, das er auch erschrocken ist. Er wollte niemanden verletzen, nur überleben.


    Ich schrieb das ja schon in meinem ersten Posting, Umarmungen sind für Hunde eine pure Frechheit, unsere sozialisierten Hunde dulden das einfach nur in der Art "was für ein schlechtes Benehmen, komischer Mensch - aber sonst ganz nett und weh tut es auch nicht, seltsam" aber ein Hund von der Straße nimmt das anders wahr, denn es schränkt ihn in erster Linie in seiner Bewegung ein und vermutlich kennt er das schon durch den einen oder anderen Vorfall, festgehalten werden - Arme die um ihn fassen und dann passierten sicher keine netten Dinge.... da kommen Erinnerungen hoch und die werden einfach mal ungut sein.


    Und sie lösen, je nachdem, wie "weit" er grad weg war (geträumt hat oder was auch immer) Erinnerungen aus, auf die er einfach nur eine Reaktion zeigt und zwar die, sich zu schützen. Deshalb hat er auf der Straße überlebt, weil er schnell genug war und richtig genug reagiert hat. Jemand der von oben kommt kann töten.... oder in seiner Welt zumindest zupacken und einem wirklich weh tun oder ihn verletzen - da zögert man nicht und überlegt "was hat er für Absichten" man immt wahr "Angriff" und Verteidigung ist da der beste Weg....... der sicherste, für ihn. Woher soll er denn nach so kurzer Zeit wissen, das ihm nie mehr etwas derartiges passieren wird?


    Mein Diego kam auch von der Straße, und er hatte Zeit Lebens Angst vor Männern, je dunkler - desto bedrohlicher. Wehe dem sie beugten sich um zu - dann war aber Panik angesagt, die Männer unserer Familie hat er geliebt - nach einiger Zeit - aber Fremde? Total Überflüssig - und ich hab es als meine Aufgabe gesehen, ihn davor zu schützen, mich dazwischen zu stellen, die Menschen von ihm fern zu halten - er war nie Everybodies Darling, aber ein wundervoller Hund, der heute noch fehlt. Nie hat er uns die Zähen gezeigt, meine Töchter konnten mit ihm machen, was sie wollten, er war wie ein Steiff-Tier, aber es dauerte seine Zeit bis er angekommen war. Ich sage immer, ein Straßenhund braucht so ein gutes halbes Jahr bis er zu Hause angekommen ist.


    Und ich hab Bücher gelesen über Hunde aus dem Süden, und da war es auch zu lesen "beugen sie sich nicht über den Hund" - "fassen sie ihn nicht an ohne ihn vorher auf sich aufmerksam zu machen" - "achten sie darauf, Straßenhunde wissen das sie uns nicht brauchen, sie gehen gern mal allein auf Wanderschaft" und dererlei mehr. Sehr hilfreich, wenn man wirklich einen Straßenhund erwischt - nicht alle Hunde aus dem Tierschutz haben wirklich auf der Straße gelebt, aber allen ist gemein, das sie unsere Körpersprache besser lesen als unsere Worte verstehen.


    Sundri

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