Hund (seit 3 Wochen, bei uns) schnappt meinem Mann ins Gesic

  • Zitat

    Soll mein Mann ihn nun nur noch beachten wenn er auf ihn zukommt?
    Zu mir hat er sehr grosses Vertrauen
    ich weiss das drüberbeugen eine Bedrohung ist -mein Mann wird sich konsequent an die nun aufgestellten Regeln halten, es tut mir sehr leid mein Mann hat ihn wirklich liebgewonnen und weiss nun nicht was er tun soll!


    Der Hund ist sehr verschmust -und IMMER auf der Suche nach Körperkontakt



    Dann soll dein Mann es umso mehr nutzen, dass euer neues Familienmitglied Körpernähe sucht.


    Geht normal mit ihm um, klare Regeln, dann klappt das sicherlich :rollsmile:

  • Hunde aus dem Tierschutz fahren die ersten 3-4 Wochen in neuer Umgebung oft mit angezogener Handbremse...
    Unser Hund war 4 Wochen sehr gemäßigt und dann hat er das Verhalten ausgepackt, weswegen er im TH gelandet ist - massives Drohen, wenn ihm etwas nicht gepasst hat - Zähne an die Hand legen, knurren, fletschen, Scheinattacken - geschnappt / verletzt hat er zum Glück nicht. Aber er hat meinen Mann auch nachdem er 4 Wochen bei uns war einmal massiv bedroht.
    Wir hatten dann eine Hundetrainerin da, die uns bestätigt hat, dass wir einfach weiter wie bisher mit ihm arbeiten sollen und nicht vergessen, dass das ein erwachsener Hund ist - eben mit Vorgeschichte und sie hat uns noch ein paar Tipps gegeben.


    Es hat ein halbes Jahr gedauert, dann hat er das Knurren / Drohen völlig eingestellt. Seine Reizschwelle ist heute viel höher - auch anderen Menschen gegenüber. Gebt die Hoffnung nicht auf - verhaltet euch sensibel und rücksichtsvoll dem Hund gegenüber (über das drüber beugen wurde ja schon etwas gesagt). Beschäftigt euch vielleicht nochmal etwas mit der Körpersprache der Hunde, viele Hunde tolerieren in unserer Welt vieles - toll finden müssen sie es deshalb nicht. Bei Hunden die das gelernt haben ist das kein Ding, aber ein Straßenhund hat es eben (noch) nicht und verhält sich deshalb nur konsequent. Es gab bestimmt Anzeichen, dass er das drüber beugen etc nicht toll findet (z.B. Gähnen, Blinzeln, Kopf abwenden??) die ihr vielleicht gar nicht wahrgenommen habt. So ging es mir zumindest...


    Ich drück euch mal :solace: - ich weiß das ist nicht einfach für die Vertrauensbasis wenn so etwas passiert. Aber die Arbeit mit solchen Hunden lohnt sich, ihr werdet bestimmt schnell Fortschritte sehen und euer Hund wird es euch danken!


    LG Betty

  • Zitat

    Soll mein Mann ihn nun nur noch beachten wenn er auf ihn zukommt?
    Zu mir hat er sehr grosses Vertrauen
    ich weiss das drüberbeugen eine Bedrohung ist -mein Mann wird sich konsequent an die nun aufgestellten Regeln halten, es tut mir sehr leid mein Mann hat ihn wirklich liebgewonnen und weiss nun nicht was er tun soll!


    Der Hund ist sehr verschmust -und IMMER auf der Suche nach Körperkontakt


    Zu der ständigen Suche nach Körperkontakt noch ein Gedanke... - bei unserem Hund war es sehr wichtig auch Regeln für den Hund aufzustellen. Ich kenne euren Hund nicht, aber ich würde es auf keinen Fall so machen, dass ich dem Hund die Rolle des "Aktiven" überlasse und mich in die Rolle des "Passiven" begebe. Eher im Gegenteil, dem Hund nicht permanente Aufmerksamkeit schenken, sondern ihn dann heranrufen wenn er gestreichelt wird (dann wenn ihr das wollt). Natürlich sollt ihr ihn nicht überfallen, daher das Heranrufen. Aus der Ferne ist es sehr schwer zu beurteilen, ob das Verhalten aus Angst und der mangelnden Möglichkeit zum Rückzug entstanden ist, oder ob es ev. ein Maßregeln des Hundes gegenüber deinem Mann war.
    Egal wie, der Hund braucht eine verlässliche Führung von seinen Menschen - und dazu gehört ggf. auch, dass ihr über Ressourcen wie körperliche Nähe entscheidet und nicht er den aktiven Part hat. Nur weil der Hund die körperliche Nähe permanent einfordert, heißt das nicht, dass es auch gut für ihn ist. ;) Besser wäre es sicher, wenn ihr in dosierten Maßen darüber entscheidet und er sich euren Entscheidungen anvertrauen kann.


    Wenn ihr die Möglichkeit habt, dann vielleicht auch einen Hundetrainer dazu nehmen - das hilft für das eigene Selbstbewusstsein. Hat dein Mann denn jetzt argen Respekt vor dem Hund?


    LG Betty

  • Viel Zeit und Geduld ist das, was man am Meisten braucht. Die ersten Wochen ist der Hund noch geschockt. Immerhin ist nun alles anders. Sogar das Wasser schmeckt nicht mehr wie vorher.


    Lasst das drüber beugen und umarmen sein. Das ist einfach zu viel. Nutzt die Gelegenheit, wenn der Hund von alleine kommt um mit ihm zu kuscheln. Aber gebt ihm immer die Möglichkeit sich zurück zu ziehen.
    Scheinbar fühlte er sich sehr bedroht. Also wart ihr zu schnell und er überfordert.


    Sucht Euch vielleicht noch einen guten Trainer, der mal drauf schaut und Euch vor Ort berät.


    Es dauert einige Wochen bis Monate, damit sich der Hund einlebt. Das wird immer wieder unterschätzt.



    Tapatalk Gekritzel von unterwegs

  • Kann auch nur sagen - dem Hund nicht dauernd an einem kleben zu lassen - ein Hund hat auch zu lernen, dass er mal Abstand zu wahren hat und auch gut in einem Körbchen/Decke ruhen kann ;)


    Einen Hund zu umarmen muss aus meine Sicht überhaupt nicht sein - die allerwenigsten Hunde finde das gut. Selbst meine, die nie was Schlimmes erlebt haben, mögen es gar nicht umarmt zu werden - sie beissen zwar nicht, aber sie zeigen ganz deutlich, dass sie das einfach nicht mögen.


    Für uns Menschen ist Umarmen eine liebe Geste oder Liebesbeweis - für einen Hund nicht - daher bitte nicht dem Hund Menschengesten überstülpen - sondern ihn hundegerecht behandeln ;)

  • Ich sehe es auch so - es war sozusagen ein Missverständnis in der Kommunikation. Der Hund hat sich erschrocken und aus seiner Sicht in Notwehr gehandelt.


    Es ist ungefähr so, als wenn dein Mann einen neuen Bekannten hat, den er noch nicht richtig kennt. Und beim nächsten Treffen nimmt der deinen Mann zur Begrüßung erstmal so richtig feste in den Schwitzkasten. So ähnlich hat es der Hund empfunden.


    Ich finde es klasse, dass ihr und besonders dein Mann jetzt nicht in Panik verfallt. Es ist in der Tat so, dass Tierschutzhunde aus dem Ausland oft sehr schlecht Erfahrungen mit Männern gemacht haben. Eine Bekannte hat auch so ein Mädel daheim, die hat sich anfangs vor deren Mann in die letzte Ecke verkrümelt. Sie hat sich aber im Laufe der Zeit schon sehr schön entwickelt und liebt auch den Mann inzwischen heiss und innig.


    Ich denke, wenn dein Mann darauf achtet, nicht bedrohlich auf den Hund zu wirken, wird das sicher in Zukunft gut laufen.


    Und ich kann nur unterstützen, was hier schon gesagt wurde: 3 Wochen sind nicht lange - der Bursche lebt sich gerade ein. Man sollte das nicht unterschätzen. Er muss langsam die Sicherheit bekommen, dass er jetzt "daheim" ist, dass er bleiben darf, dass ihm von euch und besonders deinem Mann nichts Böses droht usw.

  • Dass die Sache mit dem umarmen keine gute Idee ist,wurde ja nun schon mehrfach deutlich gemacht.
    Da können Hunde echt gut drauf verzichten.


    Und wie dein Mann jetzt damit umgehen soll?
    Gar nicht.
    Nicht persönlich nehmen und dabei locker bleiben.

  • Wie die anderen schon schrieben: niemals von oben, nicht von oben auf den Kopf, am besten auch nicht frontal auf den Hund zu und ihn anschauen, sondern möglichst erst mal seitlich zum Hund drehen, und bloß nicht irgendwie beengen, Fluchtmöglichkeiten abschneiden (wie durch die Umarmung).
    Er warnt mit seinem Knurren, das ist bestens, man muss das aber auch sofort respektieren, wirklich sofort.
    Ist es ein etwas größerer oder großer Hund ? Gerade die liegen dort meist als Wachhund an der Kette und werden von den vorbeikommenden Menschen (gern Männer und Kinder) sehr häufig mal eben misshandelt, weil ihnen gerade danach ist. Flüchten/Ausweichen kann so ein Hund nicht, denn die Kette ist zu kurz. Er muss nach vorn gehen, wenn er überleben will. Auch ein Straßenhund kann früher an der Kette gelegen haben, bis er "über" war.
    Wenn er aus einer Tötung herausgeholt wurde wie so viele Hunde dort (gerade Straßenhunde oder Hunde, die aus dem Junghundealter heraus und nicht mehr süß genug sind), dann hat die Zeit dort seine Hölle perfekt gemacht - die Wärter führen i.d.R. das fort, was die Hunde bisher erlebt haben. Die erst langsam verheilenden Wunden zeigen genug.


    Lasst ihm Zeit, anzukommen (drei Wochen sind soviel wie nichts) und ganz allmählich Vertrauen und Sicherheit zu finden. Dein Mann sollte ihn nicht links liegen lassen, aber durchdacht und zurückhaltend vorgehen. Füttern ist da auch schon mal prima.
    Es kann sehr, sehr lange dauern, bis das bisher lebenserhaltende Misstrauen weicht - aber sei gewiss, Euer Hund leidet am meisten darunter, mehr als Ihr. Denn Du merkst ja, wie gern er vertrauen möchte, wie sehr er Anschluss sucht und langsam anfängt, zu leben und nicht nur dahinzuvegetieren. Das, was die Menschen ihm bisher angetan haben, lässt ihn so reagieren, und es braucht viiiieeel Zeit, Vertrauen aufzubauen.


    Was Sundri schrieb: niemals einen solchen Hund anfassen, wenn er nicht darauf gefasst ist oder aus dem Schlaf kommt, ist auch sehr wichtig. Das erlernte Verhalten sitzt tief eingebrannt im Gehirn und wird in Momenten, wo der Hund nicht denkt, sondern rein instinktiv reagiert, automatisch abgespult - der Hund kann nicht dafür.

    Danke, dass Ihr ihm ein Leben gebt und dass Ihr ihn auch jetzt nicht sofort aufgebt !
    LG Petra

  • Danke euch allen hab meinem Mann alles vorgelesen -wir schöpfen Hoffnung als ich mit ihm eben reinkam sprang er mit den Pfoten auf den Schoss von meinem Mann und wedelte ich verstehs nicht -dann ist er zu ihm aufs Sofa geklettert und hat sich neben ihm zusammengerollt -vielleicht war's einfach ne schlimme Erinnerrung -und im Affekt

  • Also, ich find's super, dass ihr nciht die Flinte ins Korn werft, aber ganz so salopp würde ich es trotzdem nicht abtun. Ich finde, ihr müsst etwas behutsamer miteinander umgehen und Euch überlegen, was für Regeln zwischen Euch gelten sollen.
    Was die anderen geschrieben haben, besonders Benji05, sehr gute Gedanken. Natürlcih soll der Hund vertrauen fassen und man will ihn streicheln. Trotzdem muss man auch ein paar Grenzen ziehen, ein paar Dinge festlegen, die der Hund eben nicht darf (in einem bestimmten Raum, ins Bett oder was immer zu Euch passt)
    Denn mit der Haltung 'Du armer, armer Tierschutzhund!' kann man sich längerfristig auch ganz schön ins Knie schiessen. Wenn der Hund dann nämlich so richtig angekommen ist (ca nach nem halben Jahr) kann es passieren, dass er richtig Party macht (so geschehen im Bekanntenkreis)
    Da ist es schon ganz gut, wenn man etabliert hat: Hier, ich, am anderen Ende der Leine, verfüge über die Ressourcen (wie z.B. Kuscheln) und lege die Regeln fest, nach denen es hier läuft.


    Ich glaube auch, dass es eine sehr gute Idee wäre ein paar Einzelstunden mit ner guten Trainerin zu machen, die sich mit Hunden aus dem Auslandstierschutz etwas auskennt. Einfach damit sie Euch zeigt, wie ihr alle zusammen am effektivsten kommuniziert und eine gute Basis für ein zukünftiges Zusammenleben schafft. Das ist jetzt viel einfacher, als später, weil eben jetzt für den Hund noch alles neu ist.

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