Hund (seit 3 Wochen, bei uns) schnappt meinem Mann ins Gesic

  • Euer Hund will ja vertrauen und sich Euch anschließen, er gibt sich alle Mühe und macht bereits große Fortschritte.
    Ja, es war eine schlimme Erinnerung. ABER die werden noch öfter kommen und Ihr werdet vorher nie wissen, durch welches Verhalten Ihr sie auslöst, denn Ihr wisst nicht, was er genau alles erlebt hat.
    Das ist dann ein rein instinktives Verhalten, das automatisch abgespult wird aufgrund der bisherigen schlechten Erfahrungen. In diesen Momenten reagiert er nicht mit dem "Verstand", sondern hat letztlich gar keine Kontrolle über seine Handlungen. Und wenn es ihm im nächsten Moment auch schon wieder leid tut, wenn er merkt, was passiert ist.
    Daher geht bitte sehr bewusst und umsichtig mit ihm um und gebt ihm viel Zeit, ganz langsam zu lernen, dass ihm nichts Böses mehr widerfährt !
    LG Petra

  • Was glaubst Du hat Dein ehemaliger Straßenhund erlebt, in der Vergangenheit, wenn sich ein Mensch über ihn gebeugt hat? Wie viel positives denkst du hat er von Menschen erfahren? Die Situation die Dein Hund heute erlebt hat, hätte ihn noch vor 2 Monaten das Leben kosten können. Was also hätte er tun sollen?


    Warum glaubst Du hat er euren Ersthund angeknurrt? Fremde Hunde bedeuten auf der Straße nichts gutes. Dort überlebt nur der Stärkste.


    Dein Hund wurde geboren um zu überleben. Und darin muß er sehr gut gewesen sein, sonst läge er nicht bei Dir auf der Couch oder im Bett, sonst wäre er tot. Dem braucht keiner mehr erzählen wie das Leben funktioniert.


    Vergleiche ihn nicht mit einem Hund der auf die Welt kam um zu gehorchen.


    Ich brauche keine Kugel um vorherzusagen das er früher oder später mit Sicherheit noch einige Verhaltensweisen an den Tag legt, die gefährlich werden können, für ihn oder die Umgebung.


    Es ist immer das gleiche Muster....


    Dein Hund braucht Schutz. Er muß Vertrauen aufbauen, eine Bindung. Das kann er aber nicht, nur weil er bei Euch lebt, mit Euch Gassi geht und in Eurem Bett schlafen darf. Das erfordert einiges mehr.


    Du kannst dir sicher sein, wenn Du das schaffst, wirst Du den aufrichtigsten, treusten und besten Hund an Deiner Seite haben.

  • Denkt ihr dran, das jeder seine Erfahrungen machen muss? Und jeder mal Fehler macht?


    Und nicht jeder Straßenhund hat schlimmes erlebt.


    Ist blöd gelaufen, und ich denke, das wird den Mann zum umdenken bringen.
    Tut zwar weh, verheilt aber wieder.


    Denke mal, das kommt nicht wieder vor.



    Tapatalk Gekritzel von unterwegs

  • Zitat

    Danke euch allen hab meinem Mann alles vorgelesen -wir schöpfen Hoffnung als ich mit ihm eben reinkam sprang er mit den Pfoten auf den Schoss von meinem Mann und wedelte ich verstehs nicht -dann ist er zu ihm aufs Sofa geklettert und hat sich neben ihm zusammengerollt -vielleicht war's einfach ne schlimme Erinnerrung -und im Affekt


    Für den Hund ist das Thema schon durch. Der denkt da nicht so drüber nach wie ein Mensch. Nutzt das und stellt auch noch mal auf Reset und versucht ganz normal mit dem Hund umzugehen, lieber etwas weniger beachten, als zu viel.
    Der ehemalige Straßenhund meiner Eltern ist jetzt nach 4 Jahren erst so richtig hier angekommen, dass er wirklich eine richtig enge Bindung und großes Vertrauen hat. Von oben streicheln darf ihn trotzdem (außer meiner mutter und mir) fast niemand.


  • Hast Du da vielleicht etwas in den falschen Hals bekommen ?
    Es geht doch hier überhaupt nicht darum, dem Mann einen Fehler vorzuwerfen.
    Es geht einzig und allein darum, verständlich zu machen, welches Leben so ein Hund bisher hatte und warum er wie reagiert, womit man rechnen muss und wie man am besten mit dem Hund umgeht, damit er a) Vertrauen und Sicherheit gewinnen kann und b) bis dahin nichts mehr passiert. Es geht darum, dem Hund und seinen Menschen durch diese Erklärung so zu helfen, dass es ein glückliches gemeinsames Leben wird.


    Und nein, natürlich hat nicht jeder Straßenhund Schlimmes erlebt - aber die meisten sehr wohl und die Tatsache, dass dieser Hund verständlicherweise hier so reagiert hat, zeigt in aller Deutlichkeit, dass dieser Hund um's Überleben kämpfen musste und offensichtlich zumindest von Männern auch misshandelt wurde.


    Wenn man hier schreibt, dass das wohl nicht wieder vorkommen wird, dann ist das m.E. sehr blauäugig und es vermittelt ihnen eine falsche Sicherheit - zumindest aus meiner Sicht, denn aus eigener Erfahrung weiß ich sehr genau, wovon ich da geschrieben habe.


    LG Petra

  • Meine Zweithündin kommt auch aus dem Ausland, sie war anfangs auch sehr unsicher vorallem Männern gegenüber, und sie hat meinen Freund dann auch hin und wieder mal "vergessen" und zuerst angeknurrt, bis sie gemerkt hat, "ach ne, bei dem muss ich das ja gar nicht" ....heute nach 1 Jahr lässt sie alles mit sich machen. Nur Geduld, da muss ja erstmal Vertrauen entstehen. Und bis dahin muss dein Mann das halt akzeptieren und aufpassen, dass er den Hund nicht unbewusst bedrängt oder verängstigt. Vornüberbeugen und ähnliches sollte sowieso vermieden werden, ist denk ich selbstverständlich.

  • Ich sollte vielleicht noch erwähnen das es ein sehr sanfter zurùckhaltender unscheinbarer vorsichtiger Hund ist, der nicht auffallen will -er zeigt sehr deutlich das er in einem Zuhause leben möchte freut sich jededmal unglaublich wenn er in die Wohnung kommt, oder aber ins Auto steigt -nach dem Spaziergang, ich habe seit ich 18 bin Hunde -auch Tierschutzfälle. Ich verstehe die Hundesprache sehr gut, bei meinem Mann sieht das schon anders aus der will einfach nur lieb zu ihm sein.Wir haben nun Regeln aufgestellt und ich rechne meinem Mann hoch an,das er ihm noch je Chance gibt.
    Wir sind nun wachgerüttelt und werden solange er lebt auf diese Dinge achten -mittlerweile denken wir das er sich erschrocken hat.
    Wenn du bei Gefahr im Ausland nicht so reagierst bist Du selber dran -so ist es nunmal -ich danke eich von Herzen ,das ihr euch solche Mmühe gemacht habt!! Gerade die Fallbeispiele haben mir sehr geholfen!

  • Zitat

    Ich verstehe die Hundesprache sehr gut, bei meinem Mann sieht das schon anders aus der will einfach nur lieb zu ihm sein.Wir haben nun Regeln aufgestellt und ich rechne meinem Mann hoch an,das er ihm noch je Chance gibt.


    Und da gesellt sich dein Mann zu den meisten Hundehaltern die mir so begegnen. ;)


    Mein Hund ist zum Glück eine coole Socke. Wird sie von Leuten denen man Hundeerfahrung unterstellen kann, andere Hundehalter, TA-Helferinnen, begrüßt, beugen die sich zu 99% drüber und tätscheln den Kopf. Man sieht ihr an, dass es ihr unangenehm ist, aber sie ist ein Hund der das unter "Boah, keine blasse Ahnung von Benehmen, aber sonst ganz nett." abhakt.


    Euer Hund weiß nach drei Wochen noch nicht so genau, was er von diesen Zweibeinern halten soll. Und so wie der eigentlich total nette Rüpel, der einem zur Begrüßung auf die Schulter haut, irgendwann eine deutliche Ansage kassiert, weil er die dezenten Hinweise nicht registriert hat, hat dein Mann jetzt eine deutliche Ansage kassiert.


    Ich erwische mich auch noch oft genug dabei, dem Hund zur Begrüßung über den Kopf zu streicheln. Sitzt irgendwie tief drin, wird aber besser. Ich denke, sie findet das genau so prickelnd wie ein Kleinkind die liebe Tante mit den nassen Küssen. :lol:

  • Zitat

    bei meinem Mann sieht das schon anders aus der will einfach nur lieb zu ihm sein.Wir haben nun Regeln aufgestellt und ich rechne meinem Mann hoch an,das er ihm noch je Chance gibt.


    Ja, ja, da kann ich Deinen Mann sehr gut verstehen. So ging es mir auch als mein Sam hier ankam. Ich habe auch seit 20 Jahren eigene Hunde. Ich finde das es trotzdem, mit Dir an der Seite (da Du ein bischen mehr hündisch kannst) eine sehr gute Voraussetzung für den Hund ist.


    Sam ist auch ein ehemaliger Tötungshund. Seit eineinhalb Jahren hier. Wir haben gekämpft, miteinander und sehr oft auch gegeneinander. Es gab Tage, da wünschte ich mir irgendwo hin zu fahren, in ein riesen Waldstück, wo kein Mensch jemals hin kommt, damit er frei sein kann. Heute nach eineinhalb Jahren erinnert nur noch seine Herkunft an den Straßenhund. Er lebt mit 2 Kindern 6 + 9 Jahre, zusammen. Er arbeitet an der Begleithundeprüfung. Er hat wohl gelernt das Menschen sich absolut merkwürdig verhalten. Denn er zeigt keine Aggressionen mehr. Selbstverständlich haben wir trainiert und wir tun es heute noch - täglich.


    Ich wünsche Euch alles Gute dieser Welt.

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