Hund (seit 3 Wochen, bei uns) schnappt meinem Mann ins Gesic

  • Ich habe zwar keinen Hund aus dem Ausland, aber aus dem Tierheim.


    Was ich persönlich für mich schwierig fand, und was ich mich auch beim Lesen vieler Posts hier immer wieder frage:


    Welches Maß an Empathie ist hilfreich?


    Natürlich muss man sich deutlich machen, aus welchen Umständen ein Hund kommt, was er mitbringt, was er bis jetzt denn überhaupt lernen konnte. Das steht außer Frage!


    Aber ist ein "überbordendes" Mitgefühl nicht teilweise auch hinderlich?


    Wenn man "nur noch" lieb zum "armen Wesen" sein will, sein gesamtes Verhalten verändert und anpasst - ist man dann nicht auch auf dem Weg zur ziemlichen Nachgiebigkeit? Duldet man eventuell zu viel? Und schiebt Verhaltensweise auf die Herkunft?


    Wie gesagt, ich meine das absolut nicht polemisch, mich würde interessieren, wie andere das sehen, denn gerade zu Beginn meiner "Hundehalterkarriere" fand ich es schwer, hier das rechte Maß zu finden.

  • Ich denke, das war einfach ein Mißverständnis.


    In Dänemark wurde ein Event ausgerichtet zu dem viele Schweden kamen. Von den Dänen gefragt wie sie es denn fanden, sagten die Schweden, dass es ganz toll war. Die Dänen waren eingeschnappt!
    Warum? Das schwedische Wort, mit dem es beschrieben wurde, bedeutet im dänischen "Langweilig". ;) :D


    Und das Umarmen, was bei den Primaten "Ich habe dich lieb" bedeutet, bedeutet auf Hund eher das Gegenteil.

  • Zitat

    ich denke mal , ihr macht alles falsch :???:
    ein straßenhund ist nach drei Wochen mit Sofa -und bettaufenthalt hoffnungslos überfordert , auch wenn er es erst mal duldet. aktives körperliches zugehen , eventuell auch noch schnell , ist zu viel.
    den Hund kommen lassen , bzw. die Hand hinhalten und fragen " sagst du guten tag ? " . den Hund einfach in ruhe lassen.
    unser TS Hund aus Spanien ist nach drei Wochen noch nicht mal ins haus gekommen......


    konnte ja bisher jedem posting was gutes abgewinnen - aber ich denke nach 20 Jahren Hundehaltung weiss ich schon wann wer ins Bett/Sofa darf-ich betone nochmal es geht hier um meinen Mann -nicht um mich ,muss einem meiner Vorredner wirklich rechtgeben ,ne Verwarnung des Hundes zu unterbinden ist dumm-denn dann gibts die nicht mehr -sondern er beisst gleich zu -danke dafür !! Daran werde ich mich definitiv halten !

  • Moin,


    ne ne, man soll sich nicht dem Hund anpassen, ich hab das bei jedem Hund, der bei mir angekommen ist, so gehalten, das ich ihn hab "ankommen" lassen, sprich, ihn machen lassen und beobachtet.... es gab Plätze für ihn zum hinlegen und die haben alle Hunde problemlos angenommen.


    Aber wenn er etwas tat, was ich nicht wollte, aufs Sofa springen etwa oder die Nase auf den Tisch legen, in meine Küche (die ist offen) kommen - also Dinge von denen ich einfach nie wollte, das er sie tut - dann hab ich das auch deutlich gemacht. Körpersprachlich.... mit Kommando; nach dem Motto, lass nichts zu, das Du später verbieten willst. Und aus dem Üben heraus lernten auch alle Hunde die Kommandos nebenbei.


    Bislang waren alle Hund derart sensibel, das ich nicht massiv werden musste, ein auf sie zugehen und normal gesprochenes "runter" bzw. "zurück" hat immer ausgereicht und na klar, sobald sie taten, was ich wünschte, gabs hohe Stimmer, Leckerchen und Lob. Und nein, sie haben nicht gelernt, das sie aufs Sofa gehen müssen, runterspringen und es gibt Leckerchen. :D


    Wissen woher ein Hund kommt, was er erlebt hat, wie seine Vorgeschichte ist, heißt für mich nur, Verstehen warum er so reagiert wie er es tut. Bei Lucas hab ich es "übersehen", ich wusste das man ihn, in fremder Umgebung, angebunden und ausgesetzt hat - ich hab nicht daran gedacht, als ich im Rathaus etwas erledigen musste und ihn draußen anband und rein ging, drei Minuten war ich weg und als ich zurück kam, war mein Hund total aufgelöst und neben sich...... er bekam quasi Spontandurchfall. Traumatisiert - heute würde ich ihn einfach nie mehr dort anbinden, wo er mich nicht sehen kann. Anbinden aber schon mal. Das richtige Maß finden - und da hilft mir, zu verstehen, was er erlebt hat.


    Ein Straßenhund, der mit Steinen beworfen wurde, angelockt wird mit etwas zu fressen und gepackt wird, das hinterlässt Spuren, kein Hund konnte beim Leckerchen nehmen so einen langen Hals bekommen wie Diego - glaub aber niemand, das jemand Fremdes ihn anfassen konnte, füttern ja - aber anfassen? Never - das hat ihm mehrfach gerettet. Seine Vorsicht. Ein Hund der schläft und angefasst wird - bedeutet auf der Straße pure Gefahr, weiß ich darum, kann ich ihn ansprechen bevor ich ihn berühre. Wochenlang sind wir so ins Bett gegangen, Diego und ich, er lag auf dem Flur, ich sprach ihn an und er kam mit ins Schlafzimmer.


    Warum sollte ich darauf keine Rücksicht nehmen, lernt doch auch mein Hund daraus, nämlich "ich brauche keine Angst haben und meine Chefin tut mir nicht weh oder erschreckt mich nicht." Was kann es Schöneres geben, als das er das lernt und mit vertraut?


    Nein, nichts durchgehen lassen, aber eben auch keinen Gehorsam erwarten, Diego reagierte zu Beginn nicht auf Sprache, man konnt noch so freundlich reden.... der schaute einen an, als haben man nicht mehr alle..... aber er reagierte auf Körpersprache und so haben wir zusammen gelernt, er und ich. Meine Sprache kannte er nicht, aber ich konnte seine "lesen" - das hat uns wunderbar geholfen.


    Und Extremmomente, für den Hund, erkennen und einsehen, das man sie selbst heraus gefordert hat, das ist keine Nachsicht, meiner Meinung nach, sondern Verstehen und ein guter Weg zum Miteinander.


    Sundri


    Sundri

  • Also sorry aber von Aggressionen zu sprechen finde ich nun arg übertrieben.


    Zudem sehe ich hier absolut kein "typisches" Problem eines Straßenhundes, sondern eine recht normale Reaktion eines unsicheren fremden Hundes bei Bedrängung.
    Das kann einem bei jedem unsicheren Hund passieren, völlig unabhängig woher er kommt. Mein Hund warnt auch wenn jemand Fremdes in ihre "Komfortzone" eindringt.
    Und als sie zu mir kam (übrigens kein Straßenhund) hat sie sich genauso verhalten wie deiner. Nur kam es zu keinen Beißvorfällen weil ich prompt auf ihre Warnungen reagiert habe.


    Deinen Beschreibungen nach macht ihr alles richtig. Der Hund scheint recht unterwürfig zu sein, unsicher, beschwichtigt noch sehr übertrieben und ist sehr auf der Suche nach Bindung. Vermutlich kennt er das gar nicht, ist sich selbst nicht sicher und reagiert daher noch etwas übertrieben.
    Das ist einfach eine Typsache, und mit Aggressionen hat das nicht viel zu tun.


    Achso bitte bitte macht euch nicht alles zunichte wenn ihr nun sämtliche Regeln aufsetzt wie nicht aufs Sofa, nicht ins Bett usw. Euer Hund ist wie gesagt sehr bestrebt eine Beziehung zu euch aufzubauen. Helft ihm dabei.

  • Ich finde es ja im allgemeinen in vielen Threads lustig wie viel aktives "Denken" den Hunden doch zugetraut wird.
    Natürlich sind Hunde nicht doof und können auch 1 und 1 zusammenzählen, aber man muss doch vor allem beachten, dass Hunde Tiere sind in denen noch etwas verwurzelt ist was bei den meisten von uns schon lange verloren gegangen ist: Reflexe/Instinkte.
    Diese sind stärker als der "Verstand" und beeinflussen das Tun unserer Haustiere in großem Maße mit. Dabei gibt es dann halt auch kein Böse oder Gut sondern nur Überleben oder Sterben. Sei es beim Verteidigen, beim Jagen oder beim Bewachen.
    Der Hund kann dieses Reflexe/Instinkte ja nicht kontrollieren, der mensch kann aber sein Verhalten gegenüber dem Hund anpassen, deshalb finde ich es gut, dass Tipps für den mann gegeben werden und nicht die "Schuld" beim Hund gesucht wird.


    @Muddimachtdasschon:
    Schön, dass ihr euch so bemüht um den Hund und das auch dein mann trotz weniger Hundeerfahrung gewillt ist weiter an einer guten Beziehung und einer besseren Kommunikation mit dem Hund zu arbeiten. (den höchstwahrscheinlich war es wirklich nciht mehr als ein Kommunikationsproblem. Mensch meint's gut, aber beim Hund kam es falsch an.) Ih wünsche euch weiter viel Spaß miteinander!! :gut:

  • Hunde müssen doch auch erstmal die menschliche Körpersprache lernen zuzuordnen.


    Und ein Hund der von Welpe auf bei Menschen aufwächst, lernt das halt schon von Anfang an.


    Ein erwachsener Hund braucht eben dafür seine Zeit und diese Zeit sollte ich ihm zugestehen und eben keine, aus hundesicht, provokanten Aktionen machen.


    Für Hunde die damit keine Probleme haben, verhalte ich mich menschlich.

  • Hab ihr ne Treppe bei euch zuhause?
    Unser Spanischer Tierschutzknirps war die erstem Monate bei Begrüßungen gerne überdreht und hat dann aus Überforderung geknappst. Nicht fest aber doll genug für hässliche Schrammen.
    Da es einigen Familienmitgliedern nicht beizubringen war den Hund nicht zubeachten, wenn man nach Hause kam, haben wir eingeführt das man sich mit dem Rücken zum Hund auf die oberste Treppenstufe setzte.
    Nicht nur dass ein sitzender Mensch weniger bedrohlich ist, es war auch für den Hund leichter 'runterzukommen und sich halbwegs ruhig neben einen zu setzen.
    Vielleicht passt das zu euch und dein Mann findet das besser als cgar nicht kuscheln.


    (Zudem hat das sehr geholfen Knirpsi Treppeabgänge schmackhaft zu machen, er war leider ein bisschen schissig was Treppen anging.)

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