Seit 7 Jahren im Tierheim

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    Das gibt's leider sehr oft, bei uns im Tierheim sitzen auch ein paar schon Jahre. Boxer, Kangal, listenhund-Mixe, die haben es leider sehr schwer.

    Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache, ich finde es gut, dass viele Tierheime so rigoros nachfragen. Wie oft kommen neue Kandidaten ins Tierheim, weil das Studium beendet wurde u es plötzlich zu anstrengend ist oder man mit Hund keine Whung fand oder sich getrennt hat etc. Geh ich mal vom eigenen Bekannten/Freundeskreis aus, da sind das einfach Faktoren die sich sag ich mal unter 25 stärker/schneller verändern als wenn die Leute eben älter sind. Wobei ich das auch für Schwachsinn halte, da das ja immer auf Einzelne ankommt. Wir hatten zum Glück keine Probleme unseren Hund zu bekommen, obwohl ich Studentin und grade 23 war.

    Ich finde es auch gut, wenn sie genau nachfragen würden. Aber meistens geht es doch eher um das Abhaken von Kriterien wie "Haus mit Garten", "nicht berufstätig und trotzdem fianziell gut aufgestellt", "nicht jünger als 25, aber auch nicht älter als 50" etc. pp.

    Würde ich einen Hund vermitteln, wären mir ganz andere Dinge wichtig. Lebensumstände können sich immer ändern. Wichtig ist, wie man damit umgeht. Und da nehme ich doch lieber das Risiko in Kauf, dass der Hund irgendwann eventuell wieder zurück gegeben wird (denn das hat man immer - Häuschen mit Garten hin oder her), als das ich ihn jahrlelang im Tierheim versauern lasse.

  • Takinna, das Problem ist die Pauschalisierung.

    Meinen Spinner habe ich, weil ein Ehepaar mit mehreren kleinen Kindern, voll im Leben stehend, berufstätiger Mann, Frau daheim, Haus und Garten vorhanden, also eigentlich das Traumzuhause aus Sicht vieler Tierheime, sich getrennt hat. Schwupps, war der Hund übrig, keiner von beiden wollte/konnte ihn behalten. So schnell kann auch ein Traumzuhause weg sein.

    Andererseits denke ich dann an eine unserer Vermittlungen, die Hündin ging an ein junges Paar, sie berufstätig, er Student, unverheiratet und jung, also das, was viele Tierheime von vornherein ausschließen. Erst neulich hab ich den jungen Mann wieder mit der Hündin getroffen; er hatte sich zwischenzeitlich von seiner Freundin getrennt, steht kurz vorm Abschluss, aber der Hund ist ganz selbstverständlich noch bei ihm und sah bei unserem Treffen auch sehr zufrieden aus. =)

    Das sind jetzt nur zwei Beispiele, die mir aus den vielen Jahren Tierschutz so ganz spontan einfallen, es gibt aber noch unzählige mehr.
    Deshalb reagiere ich extrem allergisch auf pauschalisiertes Denken, auf Vorurteile und darauf, Interessenten von vornherein abzuschmettern, weil sie nicht in ein Schema passen. Es kommt sehr stark auf die innere Einstellung an, die man zur Hundehaltung hat. Wenn ich mir ein Tier anschaffe, dann bleibt es bis zu seinem Ende da, in guten wie in schlechten Zeiten. Mit dieser Haltung kann man Vieles meistern, da ist es auch egal, ob Haus und Garten oder kleine Wohnung und mit dem Bus zum Wald.

    Zum Thema Langzeitinsassen. Haben/hatten wir auch. Erst vor einem knappen Jahr wurde ein solcher vermittelt, ein echt schwieriger Kandidat, der viel Zeit bei uns verbracht hat. Und ja, es hat uns alle wahnsinnig gefreut, dass er auf seine letzten Jahre (mögen es noch viele sein) ein Zuhause gefunden hat. Wenn ich an ihn denke, dann glaube ich kaum, dass er lieber weiterhin im Zwinger geblieben wäre, anstatt jetzt seine eigenen Menschen/Ballwerf-Sklaven zu haben. ;)


    Leider wollen viele Menschen lieber einen ganz jungen Hund; mein jüngster eigener Hund war drei Jahre und drei Monate alt, als er bei mir einzog, die beiden Hunde davor waren Senioren, die ich durch meine ehrenamtliche Arbeit aber schon lange kannte.
    Und auch wenn der Spinner echt ne Menge Spaß macht, kann ich mir gut vorstellen, dass irgendwann wieder ein Hund jenseits der acht Jahre einzieht.

    Vor Jahren habe ich mal einen Bericht im Fernsehen gesehen über eine Frau, die alte Hunde aus dem Tierheim aufnimmt, damit sie bei ihr sterben können. Länger als zwei Jahre hatte sie keinen Hund bei sich. Solche Menschen bewundere ich, denn ich könnte das nicht. Immer wieder aufs Neue dieser Schmerz, die Trauer um ein lieb gewonnenes Tier, ich würde zusammenbrechen. Aber einen einfach "nur" älteren Hund, jederzeit. Es sind tolle Charaktere.

  • Ich versteh auch nicht, was am Student-sein so verkehrt ist. Ich finde es jedoch wichtig was man studiert, wenn klar ist, dass man Arzt wird und während als auch nach dem Studium wohl eher unregelmäßig Zeit hat.. ok. Aber ich denke, das ein Hund gerade bei verantwortungsvollen jungen Menschen viele tolle Sachen erleben kann :)
    Ich verstehe es, wenn Tierheimmitarbeiter bei garantiert-leicht-vermittelbaren Hunden (z.B. Welpen...) sich die Creme de la Creme (jedenfalls die vermutliche) heraus suchen. Aber wenn der Hund schon 7 Jahre dort sitzt und endlich mal ein tolles aber nicht 24h-rundum-riesen-Garten zu Hause bekommen kann? :verzweifelt:

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    Diese Frage beantworte ich Dir ganz klar mit JA.

    Und da spreche ich nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern auch aus der Erfahrung von Freunden, die ebenso wie wir gerne Hunde aufnehmen, die 10 Jahre und älter sind und fast ihr gesamtes Leben in einem Tierheim verbracht haben.

    Wer jemals einen alten Hund dabei erlebt hat, wie dieser endlich im hohen Alter die Welt entdecken darf, wird keinesfalls Deiner Meinung sein.

    Ich sage auch mindestest fünfmal: Ja! ;)

    Wirklich, diese Hunde sind in ihrem neuen Zuhause oft Lebensfreude pur! Holen alles nach, stecken so manchen Jungspund in die Tasche (oder versuchen es zumindest)!
    Ehrlich, ich würde es niemals machen, wenn ich auch nur ein Fünkchen Zweifel hätte, ob man ihnen damit wirklich einen Gefallen tut.
    (Immer unter der Voraussetzung, dass es der richtige Platz für diesen Hund ist)

    Und auf der anderen Seite leiden diese Hund meist immens im Tierheim. Glücklich ist da kaum einer. Nicht umsonst liegen die Langzeitinsassen den Tierheimmitarbeitern besonders schwer im Magen. Die wollen da raus, die wollen beim Menschen sein. :/

  • Ich sehe es auch in "meinem" Tierheim ... so viele Hunde die sehr lange warten...
    Letztes Jahr wurde unser Prinz vermittelt. Nach sieben oder acht Jahren ... Der Jubel war groß, und Prin hat ein traumhaftes zu Hause gefunden.

    Ich persönlich werde mir nach Lizzy und Ice einen nicht mehr ganz taufrischen Kameraden aus dem Heim holen, und im Rentenalter - wenn es dann bei mir noch geht - natürlich ebenfalls einen Senior! :)

  • Zitat

    Diese Frage beantworte ich Dir ganz klar mit JA.

    ich kann sie auch mit OH JA beantworten.

    eine bekannte von mir hat vor sieben monaten eine 14-jährige staff-hündin aus dem tierschutz übernommen, die schon 13 Jahre im TH sass. ihr gehts blendend, sie ist zwar schwer krank, aber sie wird geliebt und das gibt ihr kraft.

    eine weitere bekannte hat einen 13-jährigen staff übernommen, der 11,5 jahre gesessen hat. der hat sich vor lauter kummer die rute abgefressen (die musste dann operiert werden). im gleichen tierheim sass noch ein 13-jähriger staff, der sein ganzes leben im TH verbracht hat. er hat es leider nicht geschafft und ist am 5.1.14 gestorben - im TH.

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    Wenn ich dann heim komme und mein Langohr liegt so seelenruhig, verträumt im Körbchen dann sag ich immer zu ihr "das wirst du niemals erleben müssen, das versprech ich dir"....
    Unser zweiter wird auch einer von denen, die schon ewig warten.

    Das verstehe ich komplett!
    Ich bin auch erst seit ich im DF rumhänge so wirklich über traurige Hundeschicksale gestolpert. Und dann schaue ich meine kleine Plüschmaus an, die neben liegt und schläft und träumt und die in ihrem Leben nur den Schock der Entwurzelung mit 8Wochen erfahren hat, nie was anderes kennengelernt hat als Liebe, weiche Betten, bestes Futter, viele nette Hundekumpel und deren schlimmstes Problem ab und zu die Langeweile ist. Dann sage ich mir das auch: 'Niemals wird diese Maus verlassen hinter Gittern sehnsüchtig auf jemanden warten, der ihr ein Zuhause gibt.'

    Ich wollte einen Welpen und bin auch froh, dass ich das mal durchgemacht habe aber noch mal mache ich das sicher nicht mit! Der nächste Hund wird ein 'gebrauchtes' Modell und da ich zu dem Zeitpunkt dann wahrscheinelcih auch schon etwas in die Jahre gekommen bin, wird's sicherlich ne graue Schnauze.

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    Was du sagst, verweht im Wind - nur was du tust, schlägt Wurzeln.

    Amare - das ist eine absolut passende Signatur für diesen Thread. :gut:

    Wir können auf der Wild-Bunch-Ranch momentan auch niemanden mehr dazu aufnehmen.
    Dennoch lassen einen die Bilder nicht los - von den Langzeitinsassen in in- und ausländischen Tierheimen. Was also tun, sprach Zeus...

    Unser ganz persönlicher Kompromiß auf der Wild-Bunch-Ranch sind Patenhunde - das heisst, wir unterstützen derzeit 2 Hunde in einem italienischen Tierheim.
    Sie bekommen "Care-Pakete" von uns - mit Naßfutter, mit Arthrose-Zusätzen, mit Senioren-Kräutern, weiche Betten, Hundehütte, Leckereien. Einfach ein paar Dinge jeden Monat, die ihr TH-Leben ein wenig lebenswerter machen. Gut betreut sind sie - das war nicht immer so, beide stammen aus einer der s. g. Hundehöllen Italiens. Dagegen kommt ihnen ein bescheidenes, aber liebevoll geführtes TH vermutlich vor wie das Paradies auf Erden.

    Patenhunde gibt es in vielen in- und ausländischen Tierheimen. Und wenn es sie im bevorzugten TH noch nicht gibt, kann man das dort ja vorschlagen. Ich kann mir vorstellen, dass man bei allen TH-Mitarbeitern offene Türen einrennt mit solch einem Anliegen. Vielleicht ist das ja eine Idee für den ein oder anderen, der nicht so lange warten mag, bis sich irgendwann mal die Gelegenheit zur Adoption eines Hundes aus dem TH ergibt. ;)

    ...nur was du tust, schlägt Wurzeln...

    LG, Chris

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    Ist das nicht sehr menschlich gedacht?
    Gerade Hunde, die gar nichts anderes kennen, leiden sicher nicht im Tierheim. Ob das Sinn macht, die in dem Alter noch dem Stress eines Umzugs in eine völlig neue Welt auszusetzen?

    Es gibt hunde die bleiben. Einige Tierheime handhaben das so.
    Ich finde das ok.

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    Vor Jahren habe ich mal einen Bericht im Fernsehen gesehen über eine Frau, die alte Hunde aus dem Tierheim aufnimmt, damit sie bei ihr sterben können. Länger als zwei Jahre hatte sie keinen Hund bei sich. Solche Menschen bewundere ich, denn ich könnte das nicht. Immer wieder aufs Neue dieser Schmerz, die Trauer um ein lieb gewonnenes Tier, ich würde zusammenbrechen. Aber einen einfach "nur" älteren Hund, jederzeit. Es sind tolle Charaktere.

    Wenn einmal ein geliebter Vierbeiner viel zu jung und nach viel zu kurzer gemeinsamer Zeit gestorben ist, ist die Sichtweise anders. Warum also keinen alten oder gar alten und kranken Hund aufnehmen? Ja, die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass man mit einem jungen Tier eine längere gemeinsame Zeit hat, aber eine Garantie gibt es nicht.

    Bei mir war es so, dass der Abschiedsschmerz beim ersten alten Hund, der nur 18 Monate bei uns lebte, sogar heftiger war, als bei dem Hund, der den Großteil seines Lebens mit uns verbrachte. Denn die kurze Zeit war einfach viel intensiver, viel inniger. Nimmt man einen jungen oder jüngeren Hund auf, denkt man oft, man hat viel Zeit. Bei einem alten und noch dazu kranken Tier weiß man, dass es nicht so ist. Deshalb lebt man die gemeinsame Zeit bewusster.

    Im Moment lebt ja zum Glück noch ein Hund bei uns, der erst mit 11 Jahren zu uns kam und bei jedem neuen Blutbild (durchschnittlich eines pro Monat) bzw. Krankheitsschub bange ich wieder. Es sind erst 18 Monate, die er mit uns zusammen lebt, aber wenn es danach geht, wie lieb wir ihn haben, wäre es, als wäre er schon als Welpe zu uns gekommen =) Und das Wissen, dass er in den 18 Monaten 1000x mehr erlebt hat als in den 11 Jahren zuvor, macht mich sehr glücklich.

    Deshalb wird in 2 Wochen noch eine 13 Jahre alte Hündin bei uns einziehen. Wenn sie bei uns zwei Jahre lang all das nachholen könnte, was ihr bisher nicht vergönnt war, wäre das ein Traum.

    Es mag vielleicht auch noch einen kleinen Unterschied geben, wie der Hund zuvor gelebt hat. Lebte er bis zu seinem Umzug zu mir behütet in einer Familie und konnte dort vielleicht durch eine Lebensänderung nicht bleiben, ist das eventuell noch mal anders, als wenn der Hund sein Leben in einem Tierheim verbrachte. Aber das kann ich nicht beurteilen, weil alle alten Hunde, die bei uns einzogen, zuvor eben leider nie in einer Familie lebten.

    Deine letzten Worte unterstreiche ich ganz dick: Alle alten Hunde, die bislang bei uns lebten, sind tolle Charaktere!
    Das sieht auch die Familie so, die seit 3 Jahren mit unserer ehemaligen Pflegehündin zusammenlebt, die mit 11 Jahren zu uns kam, nach wenigen Wochen schon eine Familie fand und im Frühjahr ihren 14 Geburtstag feiern wird.

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