Hund nicht kontrollierbar???

  • Mein Windhundi lief bis zu ihrer Erblindung ohne Leine. Sie war bis auf ein einziges Mal immer abrufbar. Da ist sie im Winterurlaub mal den Berg runter, hinter einem Langläufer her. Das Whippchen hat sich genauso gut wie meinen Schäferhund abrufen lassen. Sie hörte sogar einen Tick besser.

  • Ich denke auch nicht, dass es spezielle Rassen gibt, die man "nicht erziehen" und daher niemals ableinen kann. Aber ich glaube, dass es spezielle Individuen Hund gibt, wo vielleicht dann dazu kommt, dass Hund und Halter nicht perfekt zusammen passen, wo eine Kontrolle nicht in dem Maße möglich ist, dass man den Hund unbesorgt frei laufen lassen kann.

    Ich habe ja selber eine Podenco-Mix-Dame, die auch schon Hetzerfolg hatte (sie konnte hetzen, hat das Wild aber nicht gestellt - Gott sei Dank, es waren Wildschweine). Das war noch auf der Pflegestelle und seitdem hat sie Schleppleinenpflicht. Natürlich ist langfristig unser Ziel, dass auch sie mal frei laufen kann und ich glaube, dass wir von diesem Ziel nicht mehr so weit entfernt sind. Wahrscheinlich wird man sie im Grunewald (da war das mit dem Hetzen) nie wieder ableinen können, denn da hat sie die Ohren voll auf Durchzug, aber ich übersichtlichen Gebieten sollte das bald funktionieren.

    Was ich sehr schwer finde ist, einem Hund, der dazu gezüchtet wurde weit weg vom Menschen sehr selbständig zu arbeiten, beizubringen einen sehr viel niedrigeren Radius beizubringen als den, den er selbständig einhalten würde. Ein Hund, der von Natur aus näher dran ist, ist in meinen Augen auch etwas leichter zu kontrollieren.

    Aber das wusste ich alles vorher und ich bin nach wie vor super froh über die Entscheidung diesen Hund genommen zu haben. Wie haben die Möglichkeit sie in eingezäuntem Gelände flitzen zu lassen, so dass sie auch in dieser Hinsicht auf ihre Kosten kommt und am Rest arbeiten wir.

  • Ich denke mal, da kommen immer mehrere Dinge zusammen.

    Es gibt natürlich Rassen, die sich auf Grund ihrer Arbeitsaufgaben nicht so stark an ihrem Menschen orientieren, wie andere. Ich denke da z.B. an den Unterschied zwischen einem Border, der seine Leute immer im Blick hat und förmlich nach Anweisungen bettelt und einem Terrier, der dafür gezüchtet wurde, im Ernstfall schnell eigene Entscheidungen treffen zu können (klar gibts da auch individuelle Ausprägungen).

    Dann kommt es sicher drauf an, ob man den Hund schon als Welpe bekommt und erzieherisch mit ihm arbeitet, oder ob der Hund erst mal jahrelang frei stöbern konnte, bevor man Gehorsam im Freilauf verlangt.

    Und dann liegt es natürlich daran, wieviel Mühe sich der Mensch wirklich macht, den Hund gut zu erziehen.

    Ich würde mal nicht über die Leute urteilen, deren Hund nicht frei laufen können. Ich kenne wirklich Leute, die es trotz viel Mühen nicht geschafft haben, ihren Huskymix frei laufen zu lassen.

    Letztendlich finde ich wichtig, dass jeder seinen Hund gut einschätzen kann und dafür sorgen kann, dass niemand durch in zu Schaden kommt.

  • Ich bin ja immer mehr der Meinung das es nicht immer am Hund liegt. Ich kenne hier 3 HH die mit einem bzw. zwei Windhunden unterwegs sind bzw. auch andere Rassen, z. B. ein Flat Coat Retriever die nur an der Leine sind. Wenn man den Leuten öfters zu sieht habe ich bei denen immer das Gefühl das die keine Beziehung zu ihren Hunden haben bzw. umgekehrt. Bei dem Flat Coat weis ich es sehr genau, der Hund hat keinen Freilauf, das einzige was der Hund erlebt ist das Frauchen/Herrchen mit ihm durch den Wald joggt. Kein Schnüffeln, keine Sozialkontakte - weil Hund an der Leine sehr zapfig ist bei Rüden-Kontakten ...
    Die Windhunde dürfen nicht von der Leine weil die immer Jagen.

    Ich lass mich gerne eines Besseren belehren, aber bei den oben beschriebenen glaube ich das es an der Mensch/Hund beziehung liegt und die Hunde eher aus Langeweile jagen würden.

  • Ich habe die Erfahrung gemacht dass es wirklich meist am Halter liegt. Nicht dass viele nicht gewillt wären mit ihrem Hund daran zu arbeiten sondern dass viele nicht wissen WIE sie mit IHREM Hund arbeiten müssen.

    Die nordischen Rassen sind nun mal recht eigenwillig und jagen auch gerne mal und tendieren auch gerne mal dazu sich selbstständig zu machen.
    Windhundbesitzer haben oft gleich mehrere dieser Hunde und da ist dann die Gruppen-Dynamik nicht zu unterschtzen- währen einer alleine abrufbar ist sind es 3 oder mehr zusammen dann eben nicht bzw nur sehr schwer.
    Gerade Podencos, die ja wirklich erstklassige Jäger sind, dabei aber meist wahnsinnig sensibel sind sicher nicht allzu leicht dahingehend zu erziehen.

    Ich biete regelmäßige Anti-Jagd-Training-Seminare an und konnte damit wirklich vielen besitzern helfen. Wenn es dann doch nicht klappte lag es meistens am besitzer.....

  • Hallo,

    leider wissen viele Menschen nicht wie sie ihrem Hund beschäftigen sollen.

    Meine Erfahrung ist:
    dass die HHs einfach laufen möchten und sich nicht groß um den Hund kümmern wollen.
    Hab ich aber einen Hund, der gerne jagt, dann kann ich zu Übungsbeginn des Freilaufs nicht einfach so in der Gegend rumlaufen und nichts tun.

    Diese Hunde suchen sich eine Beschäftigung.

    Oft bekomm ich zu hören, dass der Hund doch schon alles kann: ZUHAUSE!
    Wenn ich sie dann bitte es mir zu zeigen, dann passiert rein gar nichts, beziehungsweise die Hunde sind entweder überfordert, oder hören definitiv gar nicht.

    Auch fehlen den Hunden oftmals Regeln im Freilauf. Sie stürmen in die Gebüsche und kommen nicht mehr raus, die Ohren sind auf Durchzug und die HHs stehen schulterzuckend da und schauen mich fragend an.

    Beschäftigt man sich mit dem Hund, dann sind viele von diesen "Unabrufbaren" plötzlich viel aufmerksamer und folgen.

    Die meisten Hunde sind über Futter oder Spielzeug zu motivieren und genau da sollte man ansetzen und die Spaziergänge interessanter gestalten.
    Für viele Hunde lohnt es sich einfach nicht zum Besitzer zu kommen, da ihn dort nichts erwartet, oder er nach jedem Rückruf angeleint wird.

    Es gibt natürlich auch Hunde, die schwer motivierbar sind, die so auf Jagdmodus gestellt sind, dass sie mit Futter oder Spielzeug nicht zu motivieren sind.
    Hier wird es zwar schwieriger, aber es ist meiner Meinung nach nicht unmöglich, sondern man muss nur anders anfangen und nach DER Motivation suchen für DIESEN Hund.

    Bisher habe ich den Hund, welcher nie freilauen kann, noch nicht gefunden.
    Ich glaube aber schon, dass es wenige Exemplare gibt, die man nicht abhalten kann und die an der Schleppe bleiben müssen. Das jedoch kann ich erst nach einer langen Zeit des Trainings beurteilen als HH und daran scheitert es dann leider auch oft. Der Arbeitsaufwand ist vielen zu groß.

    Liebe Grüße

    Steffi

  • Huhu Steffi,

    da kann ich Dir nur beipflichten.

    Mit dem heutigen Wissen hätte ich Dusty wohl schon viel früher ohne Leine laufen lassen können.
    Sie ist über Futter damals kein Stück motivierbar gewesen, Spielzeug schon garnicht. Sie war extrem selbstständig und ihr war total wurscht, ob ich nun da bin oder nicht.

    Und gerade aus dem Grund bin ich froh, daß ich nicht stehen bleibe, sondern immer weiter dazu lerne.
    Mein nächster jagdlich ambitionierter Hund würde mit Sicherheit nicht zig Jahre an der Leine laufen müssen :D

    Gruß
    Bianca

  • Hallo

    Ich würde nicht sagen das es generell Rassen gibt wo alle Vertreter nie abgeleint werden können. Wohl gibt es aber Individuen verschiedener Rassen die eher angeleint zu führen sind.
    Ich kenne einen Auslandsmix, der abgeleint vielleicht noch ne Runde mit einem anderen Hund tobt und dann geradewegs in den Wald läuft.
    Ebenso kenne ich einen Jagdhund der selbst mit befreundeten Hunden lieber allein im Gebüsch verschwinden würde als in der Gruppe zu bleiben.
    Beide Hunde sind im freien Feld und Wald nur angeleint.

    VG Yvonne

  • Mittlerweile kommen immer mehr Straßenhunde aus dem Ausland zu uns.
    Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig sein kann, einem Hund, der bisher für sein Leben komplett selbst zuständig war, beizubringen, dass jetzt plötzlich Herrchen für alle Entscheidungen zuständig ist.

    Noch dazu sind diese Hunde oft Rassemixe aus Hunderassen, die im jeweiligen Land zur selbständigen Arbeit eingesetzt werden, da sie dort außer ihrer Arbeitskraft keine Daseinsberechtigung haben.

  • Viele dieser sogenannten Straßenhunde waren nie Straßenhunde. In diesen besagten Ländern wird teilweise für den deutschen Markt produziert, teilweise gibt es extrem viele Unfallwürfe von normalen Haushunden, die noch vor wenigen Jahren abgemurkst worden wären, heute aber von den Tierschützern aus Deutschland abgekauft werden, um sie zu retten und hierher zu bringen. Und es gibt viele Jagdhunde, die produziert werden, dann aber nicht tauglich sind, nach der Saison nicht mehr gebraucht werden, oder krank waren. Diese Hunde kommen zu uns. Seltenst sind es echte Straßenhunde. Soviel nur zum selbständig überleben müssen... :/

    Hunde ohne Leine:

    Da kann man weder immer dem Halter die Schuld zuschieben, noch immer dem HUnd oder der Rasse oder sonstwas. Manchmal kommen einfach mehrere blöde Faktoren zusammen und dann ist das Dilemma da.

    Jabba hat auch Jagdtrieb. Als er 9 Wochen war, hat Bluey mir ein Kaninchen angezeigt, das rannte weg und Jabba wenige Meter hinterher, hat es dann nicht mehr gesehen, war aber extrem aufgeregt und hatte somit mit 9 Wochen seinen ersten "Jagderfolg". War einfach nur blöd. Aber es war hellichter Tag, wir waren laut unterwegs, selbst mit Schleppe hätte ich die Erfahrung nicht können verhindern und ich hätte nie damit gerechnet, daß direkt am Wegesrand, wo vor mir auch noch Leute vorbeigegangen sind am hellichten Tag ein Karnickel hockt... Also eine wirklich unvermeidbare Situation. Jabba ist geprägt. Er war noch nie weg, startet aber bei Geruch SOFORT ohne Anzeichen oder Geplänkel durch. Ich konnte ihn bisher IMMER zurück rufen. ABER ich möchte ihm das durchstarten selbst abgewöhnen und bin auch ein schisseriger Hundebesitzer. Deshalb läuft er an der Schleppe, die er aber nicht mal komplett ausnutzt. Bin ich jetzt ein Tierquäler? Dürfte ich keinen Hund halten?
    Ich arbeite dran und sicherlich könnte ich ihn eigentlich frei laufen lassen, will aber weder das Risiko auf Verhaltenskette eingehen: Hund startet durch, Frauchen gibt Superrückruf, also startet Hund durch, DAMIT Frauchen den Superrückruf gibt.
    Noch möchte ich das Risiko eingehen, daß innerhalb weniger Meter durchstarten Wild vor ihm steht und er dann hetzt und dann sicherlich (noch) nicht abrufbar wäre.
    Außerdem bin ich ein vorsichtiger ängstlicher Hundebesitzer.

    Ich denke, das ist bei vielen Hundebesitzern so. Die trauen sich trotz Training nicht, den Hund freilaufen zu lassen, weil es eben ein Tier ist und man sich nie wirklich 100 %ig drauf verlassen kann. Wenn man dann noch in nem Gebiet mit wirklich viel Wild wohnt/läuft und das Risiko einfach für zu hoch einschätzt, bleibt der Hund an der Leine. Irgendwann wird das so normal, Hund und Halter haben sich arrangiert und die Angst wird immer größer ihn abzumachen. Wie beim Reiten: Runtergefallen und je länger man braucht für wieder aufzusteigen, desto schlimmer wirds, desto größer wird die Angst.
    Aber zu früh abmachen und dann ist der Hund wieder weg, ist ja auch blöd. Ich finde das auch super schwierig.
    Gerade vor 2 Tagen hatte ich es wieder. Habe die Schleppe mal wieder schleifen lassen, weil irgendwo und irgendwann muß man ja mal wieder weiter kommen. Gleich zig Wildbegegnungen gehabt und nachher doch wieder die Schleppe in der Hand gehabt...

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