ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Jetzt mal blöd gefragt, Hunde die auf Spur gehen, reagieren die denn bei Sicht nicht trotzdem auch?

    Hat man dann nicht quais das doppelte Paket?

    Bei meinem Hund: ja. Allerdings unterscheidet sich die "Heftigkeit". Meiner kann/konnte sich schon immer auf Sicht viel besser zusammenreißen. Es war ihm nie egal, aber es war einfacher, ein Stop zu trainieren und ich wusste schnell, ich kann ihn auch mal gucken lassen, wenns Reh schon hüpft, weil er zwar angespannt ist, aber bald gelernt hatte, sich abzuwenden. Bis heute ist das so auch in anderen Kontexten. Spielende, flitzende Hunde im Hundeauslauf, da kann er davor sitzen und glotzen, passt schon, wohingegen ihn manche Gerüche immer noch schwer ansprechbar machen.

    Auf Spur waren die Ohren viel schneller zu und er nur noch in seine Geruchswelt abgetaucht, ohne auf mich zu achten. Beim Sichtreiz, war ich in seiner Wahrnehmung zumindest auch noch irgendwo da und einbezogen.

    Allerdings glaube ich rückblickend auch, dass Spur für mich zu Beginn schwerer zu trainieren war, weil ich es selbst einfach zu spät bemerkt/gesehen habe. Jetzt erkenne ich die kleinsten frühen Anzeichen. Aber das musste ich erst lernen, da meinen Hund gut zu lesen. Auf Sicht waren die Verhältnisse natürlich klarer. Das springende Reh hab ich spätestens dann auch selbst gesehen. Auf die Geruchswelt hat natürlich nur mein Hund Zugriff.

  • Jetzt mal blöd gefragt, Hunde die auf Spur gehen, reagieren die denn bei Sicht nicht trotzdem auch?

    Hat man dann nicht quais das doppelte Paket?

    Kommt auf die Veranlagung an. Wenn ein Hund massiv drauf selektiert ist sich am Boden festzurüsseln, dann kann es passieren, dass ihm aus aufspringende Wild quasi egal ist und er dann die Spur weiter machen möchte.

    Meine Hunde können auch alles. Mir spielt natürlich in die Karten, dass meine Rasse recht viel Will to please mitbringt, aber es ist schon beeindruckend wie präzise auch ein Border Collie eine Spur arbeiten kann. Ich durfte das bei meiner jungen Hündin vor ein paar Wochen eindrucksvoll beobachten, weil ein Hase sehr lange vor uns auf dem Weg lief. Der war für meinen Hund nicht zu sehen, weil der Weg Wellen hat und der Hase immer schon in der nächsten Senke war, als wir die "Kuppe" erreichten. Das lief über einige hunderte Meter, meine Hündin arbeitete die Spur und zeigte auch absolut präzise an, wo er dann abgebogen war.
    Natürlich finden sie als Hütehunde Sichtjagen aber noch toller. :D

  • Kommt auf die Veranlagung an. Wenn ein Hund massiv drauf selektiert ist sich am Boden festzurüsseln, dann kann es passieren, dass ihm aus aufspringende Wild quasi egal ist und er dann die Spur weiter machen möchte.

    Ohja, das kann ich auch unterschreiben. Spur toppt Sicht manchmal. Wenn sich beides überschneidet, frische Spur und hüpfendes Reh, dann bleibt der Rüssel schon mal unten und das Hüpfen ist egal.

  • Ob das bei allen Hunden so ist kann ich nicht sagen, meiner ist Sicht und Spurjäger, allerdings war das mit der Sicht viel einfacher unter Kontrolle zu kriegen bei uns.

    Theoretisch ja. Praktisch passiert es mir zumindest immer mal wieder, dass halt dann eben ein Hase oder eine Bisamratte, im blödesten Fall ein Reh, direkt aus dem Gebüsch am Wegrand quer über den Weg schießt, weil es uns gehört hat (mein Hund geht nicht vom Weg runter, hat also nichts aufgestöbert). In dem Fall ist die Reaktionsgeschwindigkeit meines Hundes super, meine eher nicht so. Klar hängte er an solchen potenziellen Orten meistens am Strick. Und zum Glück reagiert er auch entsprechend auf mein scharfes Hey, trotzdem irgendwie blöd so was. Aber optimal kann man es wohl in den seltensten Fällen haben.

  • Wenn man selbst eher wie ein Trampeltier durch die Länder streift und alles schon weit räumig aufschreckt, bevor es sichtbar wird, finde ich Spurjäger deutlich schwieriger. Mit meinem Vorsteher war ich früher auf einer Heuwiese, mit einem dahinter liegenden Flugplatz, der immer eine etwas kürzere Wiese hatte. Der Geruch kann sich einfach so irre weit durch den Wind tragen. Die Fasane die über 100m weit auf dem Flugplatz waren, wurden mir vom Vorsteher immer angezeigt. Lange bevor er die Viecher überhaupt sehen konnte. Und ohne Schlepp dran, wäre er dann der Spur im Wind nach und hätte sich über die dicken Fasane gefreut. Und Reh Spuren waren auch immer noch sooo lange Interessant. Der Hund stolpert über einen Geruch und Zack ist er an geknipst. Ständig. Und je nach Jahreszeit halten sich Spuren auch deutlich länger, also ist der Hund ständig angeknipst, wenn der nicht gelernt hat, sich auch anders zu beschäftigen. Dann läuft man die komplette Runde, mit einem angeknipsten Hund im Jagdmodus.

    Aber sicher auch wieder Individuell, oder Rasseabhängig. Tiny ist ein Nasentier und liebt Stöbern. Aber wenn uns mal ein Hase über den Weg hoppelt und ne Weile vor uns her hüpft, ist die Erregungslage zwar gleich höher, aber kein Grund nach zu Hetzen.
    Bei Interessanten Gerüchen, die sie vom Wegrand aus wahrnimmt, brauchts schon manchmal nen Schärferen Abbruch, dass sie nicht ins Gebüsch der Spur nach geht.
    Sie hat aber auch nicht so eine gute Nase, wie sie der Vorsteher hatte. Gerüche braucht sie schon eher im nahen Umkreis. Gerüche die durch den Wind übers ganze Feld zu ihr getragen werden, triggern sie nicht so. Auch ihre Motivation, wenn sie einen Hasen übers Feld laufen sieht, sofort die Spur zu suchen und zu folgen, hat sie nicht. Dafür sucht sie total gerne und genau, in einem kleineren Suchbereich. Kennt es aber eben auch nicht, ewig weit einer Fährte zu folgen.

  • "Wird aber auch am Wild gearbeitet." ... :pfeif:


    Siehst du den Unterschied?


    Dein Retriever kennt sowohl Dummies als auch Wild als Beute - meine Hunde kennen nur Dummies als Beute.


    Hand auf's Herz - deine Freude, wenn dein Retriever dir ein Wildstück bringt, ist doch auch wesentlich größer, und vor Allem ehrlicher, als wenn er dir nur ein Dummy bringt.

    DAS ist aber nicht zwingend dem "Wild als Beute kennen" oder nicht geschuldet. Ein entsprechend veranlagter Hund braucht das bestimmte Wild nicht als Beute zu kennen, um zu wissen, dass das "sein Wild" ist - das hat er werkseitig auf der Festplatte installiert. Und wird schon entsprechend passioniert darauf reagieren, wenn er es erstmalig antrifft.

    Natürlich kommt auch da noch die Erfahrung "ist lohnenswerte Beute" obendrauf. Und bei Hunden, die genetisch nicht so stark vorbelastet sind (wie das bei vielen Retrievern der Fall ist) kann dies die dominierende Komponente der Motivation sein.

  • ich hab mal eine frage

    im näheren umfeld gibt es halter von einem klm,etwas über 2 jahre alt.

    der läuft bei der frau immer! ohne leine .angeblich interessiert er sich null für wild jeglicher art.

    dem mann ist er beim aussteigen aus dem auto aber schon abgehauen ,rein in den wald..... da die aussage,man muß nur richtig brüllen,dann kommt der zurück....dauert nicht lange....

    ich hab dann die frau gefragt wie sie das hin bekommen hat.........bei uns waren es fast 4 jahre arbeit und wir sind noch nicht am ende des weges weil gesundheitliches(hund wird blind) dazwischen kam und wir nun komplett umdenken müssen....

    antwort; das war ganz einfach; man vertreibt den hund bis der "aufgibt" und total gedeckelt ist(hört sich ein bischen blöd an,aber mir fällt keine andere formulierung ein)... dann entfernt er sich nicht mehr vom halter weil er angst hat ...

    ich habe da allerdings andere gedanken zu

    irgendwann ist doch der reiz,vor allem wenn der hund sehr weit vorraus ist und der halter u.u. mit den gedanken woanders oder am handy ,weil klappt ja immer ,doch sicher größer (?)

    oder irre ich da?

    meine klm hört wirklich gut,ist ganz eng bei mir,ein ohr ist immer bei mir,ich brauche nur schritt zu verhalten und sie ist neben mir ,mit und auch ohne leine,aber meine hand dafür ins feuer legen das sie bleibt oder gestopt werden kann wenn der reiz "wild" zu groß ist.. das kann ich nicht.

    sie zeigt wild sehr zuverlässig an und ich kann inzwischen auch erkennen was sie anzeigt und wie weit das in etwa weg bzw wie nah es dran ist,z.b. direkt hinterm knick,oder dicht neben uns im maisfeld.

    der andere klm macht das angeblich nicht,kann ich mir nicht vorstellen... denke die halter können den in der richtung nicht lesen.

    lg

  • Lustig, im Dackelthema habe ich gerade das gleiche geschrieben: Wie sollen denn jetzt hier fremde Menschen den dir auch noch fremden Hund beurteilen? Vielleicht haben sie ihn einfach gut erzogen.

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