Angst bestimmt ihr Leben!!!

  • Hallo Sleipnir,


    ich gebe mal als Neuling meinen Senf dazu. Du hast zwar nicht geschrieben was Du bis jetzt alles versucht hast, aber das Richtige war wohl nicht dabei.
    Das Problem "kann" nur eine Kleinigkeit sein, kann aber ebenso gut unbehebbar sein.
    Wenn Dein Hund wirklich einen ausgeprägten Schutztrieb hat, könnte sein Verhalten eine schlichte Überreaktion sein. Es passiert häufiger, das die Halter von Hunden mit ausgeprägtem Schutztrieb vor dem Problem stehen, das der Hund von heute auf morgen, meist unerkannt, irgendetwas als schützenswertes Objekt ansehen und dieses verteidigen. Der Grund ist meist, das sie ihren Schutztrieb nicht ausleben können/dürfen. Du könntest versuchen sein Verhalten zu kanalisieren und zu relativieren, in dem Du ihn auf den Schutz irgendeines Gegenstandes konditionierst, an den Du nie ran musst. Zum Beispiel einen dritten Napf irgendwo im Garten oder der Wohnung. In dieser Zeit solltest Du jeden Kontakt zum Feind (Markisen) vermeiden.
    Möglicher Weise gibt es aber auch überhaupt keine Lösung. Wir haben auch so einen Kandidaten. Er ist in einem rumänischen TH aufgewachsen und wurde dann nach D vermittelt. Nach wenigen Wochen wurde er panisch und griff die Kinder der Frau und die Spielkammeraden an. Als er zu uns kam, war es nicht möglich ihn anzuleinen. Wir haben schon nach wenigen Wochen jeden Versuch eingestellt, Verhaltensänderungen zu bewirken. Wir haben ihn dann in verschiedene Hundegruppen gesteckt. Sein Verhalten zu den Hunden war einwandfrei, sein Verhalten uns gegenüber nicht. Erst al wir ihn in unser Rudel (etwas anderes als eine Gruppe) integriiert haben, wurde sein Verhalten uns gegenüber deutlich besser. Er lebt seit einem knappen Jahr mit einem Alascan Malamute, einem Alascan Malamute- Pitbull-Mix und einer Alascan Malamute- Berna Sennen-Mischlingsdame zusammen. Eine Leine kennt er überhaupt nicht mehr und auch das Gelände muss er nur zu Tierarztbesuchen verlassen.Erst seit dieser Zeit kommt er freiwillig und lässt sich kraulen, bürsten etc.
    Bei manchen Hunden ist das Streunerleben und die dementsprechende Fluchtdistanz so etabliert, das jeder Zwang oder Einschränkung zu unangemessenen Reaktionen führt. Damit muss man leben.


    Gruß
    Wakan

  • Hallo,
    vielen Dank für eure aufmunternden Worte.


    Zitat


    vielleicht solltest Du mal einen Tierpsychologen aufsuchen


    daran habe ich natürlich auch schon gedacht, obwohl ich ja schon mal fachliche Hilfe aufgesucht habe und mit diesem Hundetrainer immer noch in Kontakt stehe. Das Problem ist nur, dass Tierpsychologe in Deutschland ja kein geschützter Begriff ist, sich also "Hinz" und "Kunz" so nennen kann und ich, wenn übehaupt natürlich einen wirklich kompetenten Tierpsychologen in Anspruch nehmen möchte.


    Zitat

    hast du schon mal an psychopharmaka gedacht?
    mit hilfe angstlösender medikamente lassen sich angstauslösende situationen leichter ertragen denk ich mal. die dosis kann bestimmt .mit der zeit langsam gesenkt werden.vornebenwirkungen hätte ich in eurem fall keine bedenken, deinem hund geht es jetzt psychisch so schlecht - dass ist auch auf dauer nicht gesund....


    Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, aber leider ist es meines Wissens in Deutschland im Moment noch so, dass alle angstlösenden Mittel, die hier zugelassen sind auch gleichzeitig die Körpermotorik mehr oder weniger beeinflußen. Ich habe es z.B. einmal mit Sedalin ausprobiert, aber um die angstlösende Wirkung herzustellen musste die Dosierung so hoch sein, dass Emma kaum noch laufen konnte. Sowas kommt für mich absolut nicht mehr in Frage. Es sei denn jemand von euch kennt ein zugelassenes Medikament, dass keinen Einfluss auf die Motorik hat!
    Liebe Grüsse,
    Sleipnir

  • Hi Sleipnir ,
    ich hätte da auch noch eine kleine Idee .
    Bei Menschen hat diese Methode ja anscheind
    auch ihre Wirkung ....
    Bring sie bewußt in ihre Schreckenssituation
    und konfrontiere sie mit ihrer Angst .Ich weiß ,
    jetzt schreit das halbe Forum , aber es könnte
    sein das es dein letzter Ausweg ist .
    Bau irgendwo ( Balkon / Garten ) einen großen
    Sonnenschirm auf . Stell dir einen Stuhl drunter
    und mach es dir gemütlich mit einem Buch .
    Ignoriere den Hund - auch wenn er widererwarten
    doch kommen sollte ignoriere weiter , keine Leckerchen .
    Alles was jetzt belohnt wird , wäre für eine erbrachte
    Leistung , aber du willst es ja als " normales " Verhalten
    trainieren und das braucht keine Belohnung .
    Sollte der Hund nicht kommen , dann trage ihn neben
    den Stuhl , binde ihn an und beschäftige dich NUR mit dem Buch .
    Lass dem Hund Zeit sich mit seiner Angst auseinander
    zusetzen . Wenn du ihn völlig ignorierst ( auch nicht
    DENKEN " der arme Hund " - das merkt der sofort )
    wird er sich irgendwann beruhigen . Jede noch so kleine
    Entspannung mußt du aber bemerken ! Dann steh auf ,
    klapp das Buch zu - der Hund wird dadurch von sich
    abgelenkt - sage ein " Sitz " ... braver Hund , streicheln ,
    Leine los und weggehen . Der Hund wird das letzte was er
    unter dem Schirm erlebt hat behalten und das war eine
    Belohnung für ein ausgeführtes Kommando .In dem Moment
    errinnert er sich nicht an einen Schirm sondern das was in
    einer Situation unter dem Schirm passiert ist .
    Der Schirm ist somit in dieser Situation nicht mehr Nr 1 .
    Es nützt nichts den Hund nur unter dem Schirm anzubinden
    und irgendwann wieder abzubinden - das würde das Gegenteil
    bewirken . Was du willst ist ja ein ignorieren und nicht ein
    konditionieren auf den Schirm , also muß die eigentliche
    Übung in eine andere einbauen .
    Ich denke nicht das es von heute auf morgen funktioniert -
    wahrscheinlich wird es so lange dauern , wie diese Angstphase
    bereits besteht - vielleicht auch nicht .Aber du kannst diese
    Übung so oft wiederholen bis die Entspannungszeiten des
    Hundes sich einem normalen Maß anpassen . Erst wenn diese
    Übung mit dem Schirm verstanden ist , würde ich langsam
    anfangen zur ersten Eisdiele mit Markise zu gehen .....


    Antje

  • Hallo Sleipnir,
    das ist wirklich ein schwierige Situation, in der Du da steckst.
    Ich bewundere Dich fuer Dein Engagement mit diesem Hund. Viele haetten ihn schon laengst weggegeben/aufgegeben.
    Beim Lesen von Deinem Text fiel mir nur TTEAM Arbeit ein. Bei Hunden kenne ich es nicht. Aber bin immer wieder verbluefft welche Erfolge Linda mit den unterschiedlichsten Problempferden erzielt. (Diese Methode wurde urspruenglich fuer Pferde entwickelt. Da sich Erfolge aber auch bei anderen Tieren zeigten, wird es heute fuer viele verschiedene Tierarten angewandt)
    Sicher waere das auch etwas fuer Euch beide. Auf jeden Fall macht es Spass.


    Falls Du diese Arbeit nicht kennst, kannst Du Dich mal hier umsehen.

  • Hallo Sleipnir,


    ich kann mich voll in Deine Situation reinversetzen. Wir hatten vor vielen Jahren einen Hund aus dem Tierheim, er sollte dort wegen Unvermittelbarkeit eingeschläfert werden. Dieser Hund hatte 1000 Macken, die Schlimmste war wohl sein Aggressionspotential gegen Menschen. Seit diesem Zeitpunkt halte ich nicht mehr sooo viel von Tierpsychologen. Der Beruf ist nicht gesetzlich geschützt, jeder kann sich so nennen. Wir haben überall Hilfe gesucht, sogar beim Tierpsychologen an der Uni. Aber auch hier praktisch keine Hilfe. Überall sind wir wir mit diesem Hund "angeeckt" Wir wollten ihn untersuchen lassen, ob organische Ursachen für das Verhalten verantwortlich sind. Glaubst Du, ich hätte einen Tierarzt gefunden, der bereit war, ein um sich schnappendes und knurrendes Bündel Elend auch nur anzufassen. Originalzitat:"wenn er mal in Narkose liegt, können wir die Zähne anschauen". Der letzte Ausweg, die Uniklinik in München und hier nur völlig überforderte sogenannte Tierärzte.


    Auch bei meinem Hund war damals diese Panik, bei allem, was von oben kam. Ständiger Blick in den Himmel, Hand von oben usw.
    Vielleicht hatte Euer Hund ein schreckliches Erlebnis unter einer Markise, unter einem Dach? Wer weiß, in welchem Alter, möglichst in der Präge/Sozialisierungsphase.


    Wir haben damals nicht gewußt, warum unser Hund zubeißt. 100 Männer durften vorbeigehen, der 101 war es. Hatte er das falsche Rasierwasser?, Oder die Zigarettenmarke, die Schläge beeinhaltet? Wir wissen es nicht.


    Ich denke, bei Euch ist es ähnlich, ihr wißt nicht, woran es liegt. Ich glaube nicht, daß man da groß was ändern kann, außer dem Hund ein stabiles Umfeld zu bieten, Selbstbewußtsein zu stärken. Und sich wohl oder übel damit abfinden, daß dieser Hund halt nicht überall hin mitzunehmen ist.


    Liebe Deinen Hund für seine positiven Seiten und stärke ihn. Verlange nicht zu viel.


    Grüße Christine

  • Ich bins nochmal,


    als Medikament kenne ich Relaxan, ein "Beruhigungsmittel" auf rein pflanzlicher Basis. Dauert relativ lange, bis sich ein Erfolg einstellt. Zumindest macht es nichts kaputt.

  • Hallo Sleipnir,
    also wenn Du es nicht selbst hin bekommst, dann kann ich Dir nur Viviane Theby, Tierpsychologin, Tierärztin, Tiertrainerin empfehlen.
    Die ist in der Nähe von Wittlich, dürfte von Kassel so ungef. 2oder 2,5 Stunden Fahrt sein.Kannst ja mal anrufen, ist sehr nett.
    Habe gerade Viviane Theby in Google Suche eingegeben und eine Seite gefunden die Dir vielleicht weiterhelfen kann:
    So wird er wieder selbstbewusst


    Ist ganz innteressant, vielleicht steht ja was neues drin.
    Liebe Grüße
    Franzi

  • Hört sich ja ziemlich spannend an. Gravierende erkennbare Fehler machst du offenbar nicht. Mit einem wildlebenden Hund aus südlichen Ländern ist es natürlich doppelt so schwer wie mit anderen.


    Also, du hast ja schon viele tolle Tipps bekommen:


    Auch wenn du vielleicht einige von den Dingen schon probiert hast, probier es doch einfach nochmal, in anderer Zusammensetzung, wie z.B. andere Bachblüten/-mischungen. Oder baue eine Übungsgruppe auf, mit den ihr vertrauten Nachbarshundekumpels.


    Womit ich gar nicht einverstanden bin:


    Es muss doch etwas geben, das hilft! :|


    Soweit ich informiert bin, ist der Begriff „Tierpsychologe“ ein geschützter Begriff, man kann sich nur so nennen, wenn man Tierpsychologie studiert hat. „Hundepsychologe“ kann sich jeder nennen.
    Warum hat dein Trainer nicht noch andere Kollegen kontaktiert, nachdem ihr keine nennenswerten Fortschritte gemacht habt?
    Eine "richtige" Verhaltenstherapie mit therapieunterstützender Medikamentengabe muss doch einfach was bringen..
    Zähl doch mal auf, wovor sie noch so Angst hat. Markisen, Sonnenschirme, (plötzlicher?) Lärm: Silvesterknaller.. , ..

  • Hallo!


    Zitat


    Zähl doch mal auf, wovor sie noch so Angst hat. Markisen, Sonnenschirme, (plötzlicher?) Lärm: Silvesterknaller..


    Also sie hat grundsätzlich panische Angst vor Silvesterknallern, aber nicht vor Schüssen im Wald oder Gewitter.
    Ein Sonnenschirm in unserem Garten ist gar kein Problem, ein Sonnenschirm in anderer Umgebung hingegen ein sehr großes.
    Markisen sind immer problemastisch, ihre Angst davor wird aber umso größer je mehr andere Reize sie in der Situatin noch verarbeiten muß, soll heißen, Markise an ruhiger Strasse ohne andere Menschen oder sonstwelche Ablenkungen kann sie noch einigermaßen verkraften, Markise an belebter Einkaufsstrasse ist aber ein riesen Problem.
    Genau das gleiche Problem gibt es mit Fahnen.
    Fremden Menschen sind eigentlich kein Problem, es sei den sie benehmen sich irgentwie anders oder sehen anders aus, als die Mehrzahl der Menschen (also z.B. Menschen an Krücken, Rollstuhlfahrer, geistig sowie körperlich behinderte Menschen, alkoholisierte Personen etc.)
    Große Angst hat sie auch vor Auslagen an Geschäften und eine für mich unerklärliche Angst ist ihre Panik vor Dönerbuden.
    Ja ihr habt richtig gelesen, mit diesem Hund ist es nicht möglich näher als 10 Meter an eine Dönerbude heranzugehen, da sie sonst in kopflose Panik ausbricht.
    Menschen mit Hüte sind ihr auch sehr suspekt.
    Das ist all das, was mir spontan eingefallen ist, es gibt aber noch viele andere Dinge vor denen sie manchmal zurückschreckt und manchmal nicht. So kann es z.B. sein, dass sie an einem Tag einem Holzstoss im Wald weiträumig ausweicht und an einem anderen Tag an genau demselben Holzstoss gar keine Reaktion zeigt!
    Es ist sowieso sehr auffällig, dass ihre Ängste sehr tagesformabhängig sind, manchmal meistert sie angstauslösende Situationen richtig gut und ich habe das Gefühl wieder ein Riesenschritt nach vorne gekommen zu sein und an schlechten Tagen ist es dann wieder so, dass sie jedem Strassenschild ausweicht.
    Liebe Grüsse,
    Sleipnir

  • Hast du mal daran gedacht ob sie vielleicht schlecht sieht ?????
    Das würde ich auf jeden Fall mal untersuchen lassen ,
    wäre eine Erklärung für das mal erschrecken und mal nicht .
    Auch das plötzlich auftretende Wachsamkeit könnte eine reine
    Vorsichtsmaßnahme sein weil sie ja vielleicht eine Unsicherheit
    duch nichts sehen bekommt .
    Das mit den Silvesterknallern denke ich ist unabhängig von
    dem anderen Problem .


    Ist nur so ein Gedanke der mir spontan einfiel ...


    Antje

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