Welche Rasse ist die "beste" für den ersten Welpen?

  • Ich finde, das eine alte vielleicht auch abgenutzte Beispiel aus der Pferdehaltung sehr passend.

    Wer Pferde mag und reiten lernen möchte als Anfänger, dem würde niemand ein Fohlen der Rasse "Araber-Pferd" empfehlen und meinen, dass kann jeder Anfänger mit angelesener Information zu einem guten Reitpferd erziehen und ausbilden.

    ( Erziehung und Ausbildung sind zudem dann auch noch mal 2 verschiedene Schuhe)

  • Nehmen wir zum Beispiel die Rasse, die hier lebt. Der Weimaraner.

    Da kauft man sich hald ein bisschen Literatur, Ratgeber und was weiss ich, womit man sich heutzutage ganz wunderbar informieren kann und bei denen man danach theoretisch alles zu der Rasse weiss und seine rosa Traumwelt damit tapezieren kann.

    Tolle Pläne, was man mit dem Hund so alles machen wird, macht man ja auch. Das ist zwar ein Gebrauchshund, aber das wird schon nicht so dramatisch sein. Man hat sich ja informiert.

    Und dann zieht einer ein. Bei einem Anfänger, der noch nie einen Hund hatte.

    Und dann erwischt man blöderweise so ein Exemplar, dass irgendwie gar nicht in die Beschreibung der rosa Traumwelt-Ratgeber passt.

    Einen blitzschnellen, stark auf Aussenreize reagierenden, wildscharfen, mitunter mannscharfen Jäger vor dem Herrn. Wenig kompatibel mit anderen Menschen und Hunden. Der überraschenderweise mehr braucht, als 1x die Woche Hundeschule, Dummytraining und gaaanz lange Spaziergängen.

    Aber den kriegt man sicher mit genug Liebe und Konsequenz hin. Das sagte ja auch der Ratgeber. Und die Dame von der Hundeschule. Und ausserdem, hübsch ist der Hund hald auch.


    Also jetzt ohne Sarkasmus, nein definitiv ist es nicht egal, welche Rasse man wählt.

    Da oben kann man statt Weimaraner auch ganz klar jeden anderen (Jagd) - Gebrauchshund einsetzen.

    Ich hole mir auch keinen Husky, Malinois, Dobermann, Komondor etc. Weil sie schlicht null in meinen Alltag und zu meinen Anforderung passen. Und ich die Rasse und seine über Jahre züchterisch selektierten Gene nicht verbiegen will und kann.

    Auch wenn sie noch so hübsch sind.

  • Ich würde sagen, die Umstände sind wichtiger, als ob jemand "Anfänger*in" ist. Wenn bspw eine Schäferin mit guter Trainerin an der Hand sich als Ersthund einen Border Collie anschafft, ist daran mAn kaum etwas auszusetzen.

    Umgekehrt wird die Entscheidung für einen Kangal als Büro-Begleithund im fünften Stock auch nach dem dritten Pudel nicht viel vernünftiger.

    In diesem Kontext würde ich der TE recht geben, dass es nicht darauf ankommt, ob man Anfänger*in ist. Aber eben nicht, weil man jeden Hund für jede Situation passend erziehen kann.

  • die Umstände sind wichtiger, als ob jemand "Anfänger*in" ist

    Manchmal ja, manchmal nein. Dazu kommt auch, wie schnell und wie gut der Mensch lernt und verinnerlicht, wie er mit genau diesem Hund(etyp) umgehen muss und dass das auch authentisch ist und nicht selbstauferlegter Zwang zur Verhaltensänderung um 180 Grad.

    Du hast recht, auch ein Anfänger kann perfekt für einen anspruchsvollen Hundetyp sein - auch in der Hundehaltung gibt es Begabte und diejenigen, die sich Wissen mühsam antrainieren müssen und solche, die es versuchen, aber scheitern.

    Für mich bspw. ist ein Hund, der sehr fein kommuniziert, eine Wahnsinnsherausforderung, überhaupt irgendwelche Signale zu erkennen. Ich brauch den bollerigen Typ, der klare und deutliche Signale sendet. Mit Hütehunden komme ich nur in ganz geringen Anteilen gut klar, Retriever passen besser, Jagdhunde würden gehen (sagen mir allerdings optisch meist nicht so zu), typische Hofhunde sind eher mein Ding, gern auch mit HSH-Anteilen.

    Meine jetzigen Jungs sind (beinahe) perfekt für mich, quasi der ursprüngliche Schäferhund, allerdings eher in schwarzer Labradoroptik (wo ich die Grauen DSH doch so lieb). Der ursprüngliche Hovawart passt da auch ins Bild. Meine Jungs sind schon fast zu fein in ihren Signalen, die Hovi-Maus, die ich hatte (leider nur gut 2 Jahre) war gut lesbar für mich, ebenso wie meine alten Hunde (DSH-Mix-Hündin, DSH-Labbi-Mix-Rüde).

    Ich wäre mindestens für den ersten Hund gegen einen Direktimport. Geh in die Tierheime vor Ort und schau Dir die Hunde dort an. Such Dir Hunde heraus, die bereits hier in einer Pflegestelle sind und lerne sie kennen. Dann hast Du zumindest schon einmal einen direkten Eindruck vom Wesen des Hundes, nicht nur seiner Optik.

    Achso: meine alten Hunde waren aus Tierheimen (Hamburg und Berlin), meine aktuellen Jungs sind private Notfälle aus dem erweiterten Freundeskreis und hier eingezogen statt des einzelnen Rüden vom Züchter, den ich gerne wollte.

  • Dazu kommt auch, wie schnell und wie gut der Mensch lernt und verinnerlicht, wie er mit genau diesem Hund(etyp) umgehen muss und dass das auch authentisch ist und nicht selbstauferlegter Zwang zur Verhaltensänderung um 180 Grad

    Das sind doch "die Umstände". Bzw. ein Teil davon.

  • Und selbst wenn es sich um sehr bedienerfreundliche Hunde handelt, die weder viel Territorial- noch Aggressionsverhalten zeigen und einfach nur nett gegenüber Menschen und anderen Hunden sind, können sie Menschen zum Verzweifeln bringen. Denn auch bei noch soviel Liebe und Geduld und theoretischem Wissen bleibt ein Beagle ein eigenständig jagender Meutehund ohne Führerbezug. Der Beagle diskutiert nicht, der fragt auch nicht nach. Der entscheidet.

    Für uns war und ist der Beagle eine der für passenden Rassen. Wobei wir als Start mit einem ehemaligen Laborbeagle auch eher einen Beagle light hatten.

  • Meine Persönliche Meinung ist wenn man sich richtig gut für die ausgewählte Rasse Informiert und Lust hat viel Zeit, Geduld, Ruhe und Konsequenzen zu Investieren.

    Das ist das was ich am meisten von Hundeschülern gehört habe, wenn sie bei uns sind, weil ihnen der Gebrauchshund um die Obren flog. (Haben bei uns am häufigsten in der HuSchu Mal, DSH, Rotti und Co, daher nur auf die Gruppe bezogen).


    Ganz viele waren der Meinung das man das mit genug Fleiß und Liebe und Zeit schon hinbekommt. Im Verein sind auch immer wieder Beispiele wo das gut klappt, aber ich habe mittlerweile so unfassbar viele Teams gesehen die so böse mit der Realität konfrontiert worden, dass ich dem Satz so gar nicht zustimmen kann. Das gibt ganz häufig einfach Bruch und das liegt nicht daran, dass der jeweilige Halter faul oder lieblos war sondern einfach überfordert.

  • Was bin ich froh, dass ich meine ersten Hunde hatte bevor ich im Forum war.

    Auch nach dem 10. Begleithund weiß man nicht, ob man nicht doch der Typ für einen Gebrauchshund wäre. Natürlich gibt es unpassende Hunde und noch viel mehr unpassende Umstände, nur anfangen muss man irgendwo.

    Es ist ein Unterschied zwischen sich Gedanken machen, Fehler machen und ja auch Fehlentscheidungen treffen und offenen Auges ins Verderben rennen. Mir kommt es oft so vor, dass hier bei Allem was kein Stofftier sofort an der Zurechnungsfähigkeit der Ersthundehalter gezweifelt wird.

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