Reitsport - zwischen lieben und quälen
-
-
Im Gegenteil. Es ist allgemein bekannt, dass ab einer gewissen Liga Schlaufzügel auf die Kandarre geknallt werden, Metallstangen über die oberste Hindernissstange geschraubt werden. Metallgamaschen die Klimpern für mehr Bewegung im Training. Nächtliche Tierarztbesuche zum Spritzen bei Lahmheit. Ja ab einen gewissen Niveau ist das Standard. War es bereits vor 30 Jahren. Ist es heute noch. Und wird sich auch nicht ändern!
Naja, aber diese ollen Horrorstories mit mehr oder weniger Wahrheitsgehalt sind meiner Ansicht nach nicht wirklich hilfreich. Ich finde, die lenken nur davon ab, was an Schweinereien in aller Öffentlichkeit und vor aller Augen immer noch passiert und geduldet wird.
Es gibt die Regeln doch eigentlich längst - und in meiner kleinen ländlichen Popelturnierwelt greifen Richter auf dem Abreiteplatz auch tatsächlich mal durch und verwarnen einzelne Reiter. Leider klappt das im „großen Sport“ halt immer noch nicht, trotz noch so vieler FN-Initiativen und noch so toller Statements in den Richtlinien und der LPO.
Ich finde es aktuell einfach so frustrierend: einerseits hat sich gerade in den letzten 5-10 Jahren so unglaublich viel getan im Hinblick auf pferdegerechtes Reiten, im FN-Sport und in der (viel größeren) Reiterwelt abseits von FN-Turnieren. Ich reite ja selber kleine Turniere und viele Veranstaltungen und Kurse mit, und sehe da inzwischen einfach auch so viel schöneres Reiten, besser ausgebildete Pferde und Reiter und insgesamt einen viel faireren Umgang mit dem Tier als früher. Was bis vor 10-15 Jahren noch völlig normal war in der Pferdewelt, ist heute zu Recht größtenteils geächtet, sei es Haltung, Umgang, Ausrüstung, Reitweisen, …
Andererseits ist aber eben auch erst in den letzten ca 10 Jahren die Warmblut-Sportpferdezucht so völlig aus dem Ruder gelaufen, der Siegeszug der Rollkur läuft ungebremst weiter, es schafft irgendwie immer noch niemand, auf Turnieren korrekte Ausrüstung durchzusetzen (Nasenriemen!) und jetzt wird auch noch die Blood Rule verwässert, die doch wenigstens mal eine einzige Regel mit wirklich klarer Kante fürs Pferd war. Das kann doch nicht wahr sein, wie können die Verbände nur so weltfremd und verbohrt sein!
- Vor einem Moment
- Neu
Hi,
Interessiert dich dieses Thema ? Dann schau doch mal hier *.
-
-
Ich bin überhaupt nicht in dem Pferdethema drinnen, also so wirklich gar nicht. Ich habe nur in der Vergangenheit hin und wieder die ein oder andere Diskussion mitbekommen, dass Reiten generell unabhängig vom Wie nicht in Ordnung sein soll.
Von wegen Fluchttier und Gericht auf dem Rücken und so weiter. Ist Reiten demnach überhaupt noch zeitgemäß?
-
Das ist so ne sehr schwarz weiße Frage. Ich persönlich sehe kein Problem darin ein dafür gezüchtetes Pferd mit vernünftigen Gebäude zu trainieren vom Boden und Sattel aus. Allerdings bin ich auch aufgewachsen mit " ab Ner gewissen Gewichtszahl gehörst du nicht in den Sattel" und finde das sollte durchaus berücksichtigt werden.
Das Regelungen eher auf kleinen Veranstaltungen denn großen durchgesetzt werden erleb ich leider auch so. Also besser als gar nicht nur guckt keiner auf kleine Veranstaltungen und da ist man wieder beim Thema Öffentlichkeitsarbeit.
-
Ich habe die Petition bei change.org Save the No-Blood-Rule letzte Woche unterschrieben, aber es hat nicht allzuviele interessiert. Schade.
Ich bin ca. 40 Jahre geritten, erst englisch, dann Ende der 80er umgestiegen auf Western. Jede Menge Blut durch brutale Kandarenreißerei und Sporeneinwirkung habe ich in all den Jahren nur zweimal gesehen, beides Reiningtrainer/trainerin auf großen DQHA Turnieren auf dem öffentlichen Abreiteplatz, beide nachts. Beides wurden gemeldet, beide sind ausgeschieden und haben mit Sicherheit dicke Geldstrafen bekommen.
Viel öfter sehe ich andere brutale Arbeitsweisen mit Pferden, besonders mit jungen Berittpferden, da nützt auch die Petition nichts. Blut ist da nicht zu sehen.
Wahrscheinlich sollte man lieber Petitionen gegen den Reitsport insgesamt machen. Zum Glück war in meiner eigenen Blase größtenteils harmonisch, nur das Beste fürs Pferd, wie jetzt auch für den Hund.
Aber ich hoffe, gerade bei großen Sportveranstaltungen, dass Großbilder von Verletzungen gezeigt werden, nach meiner Logik müsste das ja mehr Empörung hervorrufen, als damals bei der Trainerin der Zehnkämpferin.
-
[…]
Von wegen Fluchttier und Gericht auf dem Rücken und so weiter. Ist Reiten demnach überhaupt noch zeitgemäß?
Das ist ein schwieriges Thema. Meine Ansicht als überzeugte Reiterin: Unsere heutigen Reitpferde stammen aus jahrtausendelanger gezielter Zucht auf genau das Ziel „Reittier“ hin, mit dem entsprechenden Körperbau, der es ihnen eben ermöglicht, einen Menschen zu tragen, und dem „Interieur“, das sie auf die Zusammenarbeit mit dem Menschen und auch das Gerittenwerden gepolt hat. Ein bisschen wie die Arbeitsrassen bei den Hunden.
Ich finde auch, dass Pferde Bedürfnisse haben, die durch Reiten sehr viel einfacher befriedigt werden können als durch Bodenarbeit/reines Weideleben/…: Pferde waren mal Fernwanderwild, die meisten machen immer noch gerne richtig Strecke, und das nicht nur im Schritt. Sie spüren gerne ihren Körper, bewegen sich gerne auf unterschiedlichen Untergründen, und auch das gerne mal flotter. Das kann man ihnen mit Reiten viel einfacher bieten als mit den meisten anderen Tätigkeiten.Auch beim „Gymnastizieren in der Bahn“, wenn es pferdegerecht gemacht wird, ist das „Gewicht auf dem Rücken“ für das Pferd nicht nur eine Last, sondern vor allem Kommunikation und gemeinsames Ausbalancieren, und der Mensch am Boden ist da fürs Pferd oft schwerer verständlich als der Reiter.
Mein Fazit ist daher, eine so gute Reiterin zu werden, wie ich kann, damit mein Pferd Reiten auch größtenteils positiv empfindet. Das, was speziell mein Pferd so richtig zufrieden macht, z.B. in der Gruppe mal so richtig lange und flott zu galoppieren, könnte ich ihm ohne Reiten auch gar nicht bieten.
-
-
Wenn man wirklich gut reitet und sich mit seinem Pferd beschäftigt, kann der Reitsport wohl eine positive Sache im Leben von einem Pferd sein.
Aber ob die Tiere im großen Sport überhaupt noch ein pferdegerechtes Leben haben, wage ich zu bezweifeln.
Ich glaube, es wäre besser, wenn Turniere als Ausbildungsüberprüfung gesehen werden würden und nicht als sportlicher Wettkampf. -
Schwarze Schafe gibt’s im reitspsort viel. Nicht nur bei Profis
Die sind leider aber so beliebt und sicher, dass vieles öffentlich zu sehen ist. Letze Woche der aktuelle Olympia Sieger: nur schlaufzügel in der Trense sonst keine Zügel.
Laut FEI (international) nicht verboten, also kann keiner was machen.
Im Reitsport ist da unheimlich viel Geld und Macht unterwegs. Da kann man kaum erwarten, dass abhängige Institutionen was machen- leider
Es war schon immer so und wird vermutlich lange noch so bleiben. Bevor da was gemacht wird, wird lieber das Filmen hinter den Kulissen verboten. Vieles ist doch durch Social Media rausgekommen, was seit Jahrzehnten so läuft -
Es gibt nicht wenige Sportler, die gehen die Kippung der Blood Rule protestieren und einfach entsetzt sind.
Es ist unverständlich was hier geschieht.
-
Regional kann die FN doch mit Sicherheit Abweichungen für Deutschland festlegen.
Vergesst nicht, die FEI ist der Weltverband und die Welt tickt nun mal nicht wie Deutschland. -
Von wegen Fluchttier und Gericht auf dem Rücken und so weiter. Ist Reiten demnach überhaupt noch zeitgemäß?
Ich denke, würde niemand mehr reiten, würden die meisten Pferderassen aussterben mit Ausnahme der Minis und Schlachttiere.
Es ist wie bei den Hunderassen, die Nachfrage bestimmt das Angebot. Pferdehaltung ist unfassbar teuer geworden, da muss auch was "rumkommen" im Sinne von, der Mensch hat das Gefühl, er hat etwas, worüber er sich freuen kann und einen Nutzen.
Ich selber empfinde es als absolutes Geschenk, mit dem Pferd Übungen zu erarbeiten, wenn es "schnaggelt" beim Pferd und es kapiert was ich will von ihm und es motiviert bei der Sache ist und man sich für einige Momente als Einheit empfindet.
Das kann auch wirklich sehr schön aussehen und immer wieder aufs Neue eine tiefe Verbundenheit erzeugen.
Dann gibt es natürlich auch jene, für die das Pferd nur ein Vehikel ist um sich zu profilieren, die, ohne sich viel Arbeit machen zu wollen, das Pferd so hinbiegen, dass es ungefähr aussieht, wie es aussehen soll, aber dann ohne Esprit und mit hässlichen.und ungesunden Begleiterscheinungen wie durchgedrückter Rücken, hochgerissener Kopf und hervorquellenden Augen. Blut habe ich tatsächlich noch nie gesehen, aber im letzten Stall, wo wir kurz standen, viel schlechten Reitunterricht und viele unglückliche Mensch-Pferd Teams.
In der Turnierwelt bin ich so gar nicht drin, weiß aber, dass da ein unfassbarer Druck herrscht und es Pferde gibt, die absolut leistungsbereit sind bis zum Äußersten und aber auch Menschen, die das ausnutzen genauso wie Menschen, die das mit Sachkenntnis und Pferdeverstand in die richtigen Bahnen lenken möchten. Aber letztlich regiert auch da das Geld und die Tiere sind Mittel zum Zweck. Selten hat man noch Pferdemenschen der alten Schule, die die Ideale früherer Zeiten noch ausleben.
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!