Welpe nimmt ALLES ins Maul

  • Bindung, so meine Erfahrung, entsteht durch gemeinsame Erlebnisse, Erfahrungen, durch Sicherheit und Vertrauen. Über Monate, Jahre hinweg.

    Aber nicht unbedingt auf diese Weise, wie Du es Dir vorstellst!
    Es entsteht im Alltag, so ganz nebenbei, und nicht auf Teufel komm raus mit Aktionen vollgestopft, die vielleicht noch nicht einmal zu einem Sheltiekind passen.
    Durch Überforderung, Überreizung und vor allem Druck (Dinge zu tun, die Du unbedingt jetzt schon machen willst) tritt halt eben neben dem typischen Welpengehabe auch Übersprungshandlungen auf, und die kann sich ebenfalls in Reinbeißen in Dingen, wie Gras äußern.

    Und halt eben im wüsten Rennen, was den Hund dann hibbeliger wirken läßt, als er es in Wirklichkeit sein würde.

  • Zum Thema Bindung hätte ich hier mal was für Dich:

    Kurzer Aufreger über den Begriff Bindung ...

    Spoiler anzeigen

    Mich triggert der Begriff Bindung im Hundetraining. Bindung hat mit dem Training nämlich nix zu tun. Der Begriff Bindung ist aus dem Humanbereich geklaut. Da geht es kurz gesagt darum, dass es ein Zeitfenster gibt, indem der kleine Mensch lernt, dass soziale Kontaktaufnahme beantwortet wird. Es ist ein Wechselspiel an Kommunikation. Dadurch entwickelt sich Bindung zu diesem Sozialpartner, mit dem das stattfindet. Da reden wir im Übrigen von Säuglingen. In dieser Phase muss das stattfinden, sind gibt es Entwicklungsstörungen.
    Wenn wir das auf den Hund übertragen, dann ist diese Phase schon lange vorbei, wenn der Hund zum neuen Besitzer zieht. Die Bindungsfähigkeit basiert auf genetischen Grundlagen (die beim Labrador Retriever sehr gut ausgebildet sind) und ist beim Hund so umgeformt, dass sie sich auf andere Caniden UND Menschen bezieht. Bei manchen Hunderassen steht der Mensch sogar noch über den Caniden, auch, wenn beide zur Verfügung stehen in dieser Phase. (Das ist quasi auch einzigartig - gibt es meines Wissen so bei keiner anderen Tierart.)

    Wovon hier die Rede ist: Vertrauen zu einer Person haben, weil sie einen gut durchs Leben leitet. Also so erzieht, dass der Hund sagt, dass dieser Mensch in dieser Hinsicht brauchbar ist.

  • Vieles wurde schon gesagt und vieles Gute muss ich sagen.

    Ich habe Border Collies und züchte auch. Derzeit sind hier noch 3 Welpen von 9 Wochen mit im Haus.


    Zwei Punkte greife ich nochmal auf:

    Er ist jedoch evtl durch Luna gestresst, da er sich sehr an ihr orientiert und unterwegs ihr durchweg nachbellt und jault, wenn sie zum Beispiel vor ihm läuft.

    Wie muss ich mir denn eure Spaziergänge vorstellen? Wie lang ist die Schleppleine? Warum muss er Luna nachbellen? Ich habe die Welpen und Junghunde auch mit auf den normalen Spaziergängen und natürlich ist es immer spannend was die erwachsenen Hunde so machen. Dabei sind die Kleinen allerdings fast durchgehend im Freilauf. Da kommt es nie zu der Situation, dass sie einem anderen Hund hinterherjaulen müssen. Du hast den Zwerg an einer Schleppleine, aber wieviel Bewegungsfreiheit hat er damit?

    Spaziergänge sind hier zum Erkunden da und ich trainiere da ganz entschieden nicht. Meine Hunde lernen zwar durchaus, dass es bei Rückruf eine tolle Belohnung bei mir gibt, das "übe" ich aber vielleicht 1-2 Mal pro Spaziergang. Nicht öfter. Für eine Rückorientierung zu mir gibt es mal nette Ansprache, aber selbst die 7 Wochen alten Welpen rennen schonmal 100 Meter in die "falsche" Richtung. Ich wähle das Gebiet so, dass da nichts passieren kann.

    Jetzt mit 9 Wochen merke ich schon deutlich, dass sie mich besser Blick behalten und bei mir bleiben und zwar gänzlich ohne "ich mache mich interessant, ich biete Spiele an, etc.".

    Hütehunde neigen sehr dazu irgendwann permanent an den Hacken ihrer Menschen zu kleben und eben nicht mehr zu erkunden und die Seele Hund sein zu lassen. Das will ich nicht fördern!


    Das andere sind die Flusen im Haus. Ich habe 5 erwachsene Hunde und sauge nicht täglich. Natürlich haben die Welpen hier häufig Flusen im Mund und klar werden die auch abgeschluckt. Ich ziehe denen mal was aus dem Maul, wenn es angesabbert an den Zähnen hängen bleibt und nervt... Sie beißen auch Stücke vom Fleecezergel ab und schlucken das. Meine Junghunde haben ganze Gartenhandschuhe in Stücke gebissen und gefressen. Nie ist da was passiert.

    Es gibt Dinge, bei denen ich mich einmische:

    Wenn sie an Eicheln knabbern gehe ich weiter und meide Eichen, das Zergel habe ich weggeräumt. Katzenklo und Möbel sind verboten.

    Und es gibt Dinge, die ich gezielt erlaube:

    Blätter tragen, Grashalme Kauen... Ich packe auch mal gezielt einen Ast oder Zweig (zum Beispiel Haselnuss) mit in die Hundebox, damit sie es zerlegen und die Decke heil bleibt.


    Aber nochmal: Wegen einer Flus ein Wettrennen zu veranstalten fiele mir im Traum nicht ein.

  • Hier wurde ja schon viel Gutes geschrieben, darum von mir einfach nur ein paar Gedanken zu Dingen, die mir beim Lesen besonders ins Auge gestochen sind:

    alleine bleiben können (hier beginnen wir erstmal langsam, steht noch aus).

    Ich würde mit dem Alleinebleiben nicht zu lange warten. Warum soll der Hund sich erst daran gewöhnen, dass IMMER ein Mensch da ist, damit er kurz danach lernen muss, dass nicht immer ein Mensch da ist? Die Logik habe ich tatsächlich noch nie so richtig verstanden, obwohl es ja oft so empfohlen wird. Dass das nun nicht heißen soll, den Hund an Tag 1 kommentar- und kontrolllos 6 Stunden alleine zu lassen, ist denke ich klar :D Aber ich habe mit Reika als Welpe ab de, zweiten Tag geübt, kurz alleine zu bleiben. Erst die klassischen Müll duschen, Müll rausbringen Geschichten. Und dann aber auch schnell einige Minuten ganz alleine.
    Ich hatte auch bereits einen älteren Hund und ich habe von Anfang an die Gänge mit Balu genutzt, um mit Reika alleinesein zu üben. Aus mehreren Gründen:
    1. Die Gänge konnte ich zeitlich gut anpassen, wie es gerade Trainingsstand war
    2. Balu sollte auch seine Zeit bekommen, in der er mit mir allein etwas machen kann. Es war nun ein kleiner Wildfang eingezogen, aber trotzdem finde ich es bis heute schön, sich auch mal Zeit für nur einen Hund alleine zu nehmen.
    3. Ich finde es ohnehin wichtig, dass beide Hunde unabhängig voneinander allein bleiben können. Weder möchte ich sie immer beide überallhin mitnehmen, noch möchte ich Probleme kriegen, wenn irgendwann ein Hund vor dem anderen stirbt. Und obwohl ich deiner Hündin natürlich wünsche, dass sie 103 wird (15, Wahnsinnsalter :cuinlove:), ist das eine Realität, mit der ihr euch in absehbarer Zeit wohl auch auseinandersetzen müsst. Aber hoffentlich möglichst weit in der Zukunft!

    Ich sauge täglich, trotzdem verstecken sich durch Lunas Fell und Unterwolle ständig neue Flusen. Die findet er vor mir und blöderweise veranstalte ich dann ein regelrechtes Wettrennen, um ihm die Sachen aus dem Maul zu holen. Leider, ich weiß natürlich. Ein Fehler, ich weiß. Aber er schluckt tatsächlich sofort.

    Vielleicht bin ich da auch sehr robust und unbesorgt, aber ich würde da gar nichts machen bei ein paar Flusen. Die kann er auch schlucken, wenn er sich selbst putzt. Das Risiko, dass er sich das Runterschlucken (weiter) angewöhnt, wäre für mich größer als das Risiko, dass von ein paar Haaren ausgeht.

    Wir fügen diese Übungen immer nur in die Spaziergänge mit ein, viel Erfolg haben wir dabei noch nicht. Aber zumindest entwickelt sich daraus meist ein Spiel.

    Ich bin gerade dabei, ihm einen speziellen Zergel total spannend zu machen, damit er überhaupt die Ambition hat, diesen wieder zu bringen.

    Ich wollte einfach nur mal einwerfen, dass du dich vielleicht auf die Möglichkeit vorbereiten solltest, dass dieser Hund niemals apportieren und/oder suchen möchte. Es ist kein Retriever. Und Hunde sind eben individuell. Vielleicht lese ich es auch falsch, ist immer schwierig mit schriftlicher Kommunikation. Aber du schreibst immer davon, dass du ja irgendwann endlich was mit ihm machen kannst. Und vielleicht ist das auch so, wünsche ich euch natürlich! Aber vielleicht ist er auch einfach nicht der Typ dafür und wird es nie sein. Dann wirst du wohl umdenken müssen und es hilft vielleicht, sich für den Fall einfach schonmal bereit zu machen.

    Mir ist die Beschäftigung mit dem Kleinen draußen wichtig, damit ich bzw. wir für ihn interessant werden. Damit er anderen Blödsinn lässt und merkt, nur mit uns gibt`s Spaß.

    Das lese ich auch häufiger, und vielleicht meinst du es auch gar nicht so absolut. Aber ich fände es sehr traurig, wenn meine Hunde NUR mit mir Spaß hätten und sonst nicht. Ebenso fände ich es gruselig, wenn sie sich nicht mehr für ihre Außenwelt interessieren würden (das hast du genau so auch nicht geschrieben). Dass man sich trotzdem eine gewisse Verlässlichkeit wünscht und einen Hund, der gerne mit dem Menschen in Kontakt tritt, da gehe ich völlig mit. Aber nicht in der Absolutheit.

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