Mehrere Trainer sind ratlos... Beißproblem bei Hündin, 10 Monate
-
-
Hallo,
Ich lese hier im Forum schon lange immer mal wieder mit, nun habe ich aber ein konkretes Problem, das mich verzweifeln lässt.
Meine Hündin Piper ist 10 Monate alt, kommt aus Rumänien und lebt seit drei Monaten bei mir. Inzwischen ist sie 62cm hoch und 23kg schwer. Rassen sind gänzlich unbekannt, der TA tippt auf karelischer Bärenhund. 98% des Tages ist sie ein toller Hund, sie lernt schnell und hört gut. Abbruchsignal, Rückruf und die üblichen Grundkommandos sitzen nahezu perfekt, Bedürfnisse äußert sie ganz klar (z.B. an die Tür setzen, Rückzug in ihre Box). Piper sucht sehr viel Nähe und Körperkontakt. Sowohl zu Menschen, als auch zu anderen Hunden ist sie freundlich, bei Fremdem eher zurückhaltend.
Zum Problem:
Piper hat plötzliche Beißanfälle. Zu Beginn waren die eher zurückhaltend und sie ließ sich durch ein einfaches "Sitz" davon abbringen. Inzwischen ist dieses Beißen aber deutlich ernster geworden, sie tut mir richtig weh und lässt sich auch durch nichts davon abbringen. Diese Attacken kommen urplötzlich und in den unterschiedlichsten Situationen. Oft draußen, nachdem sie gewinkelt hat, manchmal, nachdem sie korrigiert wurde, aber auch, wenn sie neben mir auf dem Sofa liegt und absolut nichts passiert. Ich bin absolut ratlos, sowohl was den Auslöser angeht, als auch wie ich sie stoppen kann.
Ausprobiert haben wir:
- Aus der Situation bringen: nach 15 Sekunden hängt sie wieder an meinem Arm und ich muss eine neue Leine kaufen (bei "bisssicheren" Leinen dauert es 30 Sekunden länger)
- Auf die Leine treten und wegdrehen: dann nimmt sie eben das Bein
- Mehr Bewegung und mentale Auslastung
- Weniger Bewegung, "langweilige" Gassirunden ohne viel Action
- Mit etwas anderem Ablenken (Leckerlies, Signale, laute Geräusche, "schau da")
- zuhause direkt in die Box schicken: das klappt manchmal, wenn sie noch ein bisschen ansprechbar ist
- Immobilisierung: keine Chance, irgendein Körperteil erwischt sie, egal mit welchem Griff
- Ernährungsumstellung zugunsten der Tryptophan-Aufnahme (leichte Besserung, es passiert seltener)
- Maulkorb: sie versucht es trotzdem weiter. Der MK schützt mich zwar vor weiteren Besuchen Chirurgie zum Nähen, aber löst das Problem für Piper nicht.
Ich bin langsam echt ratlos. Ich möchte nicht, dass der Maulkorb irgendwann zum Standard wird, weil Piper bis auf diese 3 Minuten am Tag wirklich super freundlich ist.
Hat jemand Erfahrung mit einer solchen Situation?
- Vor einem Moment
- Neu
Hi,
Interessiert dich dieses Thema ? Dann schau doch mal hier *.
-
-
Was hast du denn gesundheitlich/medizinisch abklären lassen? Bzw. hast du etwas abklären lassen?
-
Was hast du denn gesundheitlich/medizinisch abklären lassen? Bzw. hast du etwas abklären lassen?
Den Punkt habe ich total vergessen.
Wir waren schon beim TA, Piper wurde komplett durchgecheckt, inkl. Blut. Alles war unauffällig.
-
Maulkorb: sie versucht es trotzdem weiter. Der MK schützt mich zwar vor weiteren Besuchen Chirurgie zum Nähen, aber löst das Problem für Piper nicht.
Mach Dir bitte nix vor - der MK ist erstmal ein MUSS, zu Deinem Schutz und auch zum Schutz von Piper. Und ihr seid noch auf einem Junghund-Geplänkel-Level - wird Piper mental erwachsener ist der Weg vom "tut mir richtig weh" zur ernsthaften Verletzung bei Dir vorgezeichnet und Pipers Weg als gefährlicher Hund genauso.
Beim Lesen Deines Beitrages ist mir quasi sofort das Bild eines Hundes mit hohem HSH-Anteil vor den Augen aufgeploppt, der dringend Anleitung und die richtige Führung braucht. Die Vermutung "karelischer Bärenhund/Mix" kommt wahrscheinlich am ehesten von der Optik? Es wird solche Hunde schon auch in Rumänien geben, aber die Wahrscheinlichkeit eines HSH/Hirten/Hofhund-Mixes ist um Klassen größer. Hast Du mal ein Foto von ihr?
Diese Attacken kommen urplötzlich und in den unterschiedlichsten Situationen. Oft draußen, nachdem sie gewinkelt hat, manchmal, nachdem sie korrigiert wurde, aber auch, wenn sie neben mir auf dem Sofa liegt und absolut nichts passiert.
Beschreib doch bitte die Situationen, in denen es zu solchen Attacken gekommen ist, mal genauer.
Gewinkelt soll gepinkelt heissen?
Wie korrigierst Du?
Wie genau ist die Situation auf dem Sofa? Kommt sie zu Dir, wenn Du da schon sitzt oder andersrum? Habt ihr Körperkontakt? Bewegst Du Dich vor den Attacken?
Was genau fütterst Du?
Piper sucht sehr viel Nähe und Körperkontakt.
Beschreib auch das bitte mal genauer.
Da könnte auch Kontrollverhalten hinter stecken. Was zu den plötzlichen Attacken passen könnte, wenn diese eher den Charakter einer Maßregelung Dir gegenüber haben.Wie genau attackiert sie Dich? Siehst Du unmittelbar vorher Anzeichen wie ein steif werden, eine Blickveränderung, gibts Geräusche wie ein kurzes Schnaufen, Knurren?
-
Das mit dem Bild bekomme ich nicht gebacken 🫣 ich habe hier mal das Profilbild geändert.
Beschreib doch bitte die Situationen, in denen es zu solchen Attacken gekommen ist, mal genauer.
Ich nenne mal ein paar Beispiele, die schon häufiger passiert sind:
- Piper läuft gemütlich an der lockeren Leine neben mir. Die Strecke ist bekannt, kein anderer Hund in Sicht, ich halte sie nicht vom Schnuppern etc ab, habe nichts anderes in der Hand als die Leine, mein Fokus liegt auf ihr, aber ich quatschen sie nicht voll. Dann springt sie mir plötzlich von der Seite an den Arm
- Wir haben einen großen Garten, der gut gesichert ist. Dort darf sie sich frei bewegen und "ihr Ding" machen. Ich sitze dann meistens in der Ecke auf einem Stuhl und beobachte, aber halte mich komplett zurück. Sobald sie gepinkelt hat, stürmt sie los und hängt an meinem Arm. Das passiert nicht jedesmal, aber zu 50%
-Ich liege auf dem Sofa (Buch, TV oder Hörbuch), sie schläft in ihrer Box oder auf dem Boden. Dann kommt sie irgendwann zu mir, legt sich an meine Beine, den Kopf meist auf mir. Ich ignoriere das meist, sie schnarcht weiter. So kann sie 5 Minuten oder zwei Stunden liegen, doch plötzlich springt sie mich wieder an. Ich kann nicht garantieren, dass ich mich nicht minimal bewegen, aber ich mache nur das weiter, was ich auch vorher tat.
Korrektur ist meist ein "Stop", was in allen anderen Situationen super zuverlässig funktioniert. Wenn es um die Richtung beim Gassigehen geht, oder sie an etwas nicht dran soll, stelle ich mich dazwischen, bzw. "In den Weg". Auch das klappt super und sie fügt sich. Nur eben in diesen 3 Minuten am Tag nicht.
Piper bekommt 60:40 (Protein:KH) frisch gekocht. Aktuell noch mit einem Anteil von 35% des Trockenfutters, das sie aus Rumänien und der Pflegestelle gewohnt war. Das ist leider nicht das beste (Bosch Junior Maxi), aber ich wollte mehrere Umstellungen vermeiden, wenn das das Welpenfutter ausgedient hat. Eine Fütterung der KH nach den Proteinen und nicht als eine Mahlzeit hat leichte Besserung gebracht.
Den Körperkontakt sucht Pipernaktiv. Z.B. indem sie sich zu mir legt und den Kopf auf meinen Beinen ablegt. Auch beim Spaziergang und im Garten kommt sie immer wieder näher und stupst mich kurz mit der Nase an. Auch Blickkontakt sucht sie immer wieder in jeder Situation. Wenn ich weg war (aktuell maximal eine Stunde) werde ich beim zurückkommen entweder fast umgeworfen und die Zunge ist überall oder ich werde komplett ignoriert, woran Piper entscheidet, wie sie reagiert, konnte ich noch nicht ausmachen.
Die Attacken kündigen sich überhaupt nicht an. Kein Stehenbleiben, kein Knurren, Starren etc. Unterwegs passiert es direkt aus dem Gehen heraus. Ein Trainer war bei so einer Attacke dabei, die Aussage war "keine Vorzeichen". Wenn es dann schon im Gange ist, ist Pipers Blick total verändert. Als würde sie gar nichts mehr mitbekommen. Ansprechbar ist sie dann auch nicht mehr.
Ich hoffe, das hat alles ausreichend beantwortet
-
-
Kurzer Nachtrag, falls das nicht deutlich wurde:
Mir ist die Ernsthaftigkeit des Problems sehr bewusst! Ich weiß, dass das kein Spiel und Spaß machen mehr ist und ganz dringender Handlungsbedarf besteht.
Da ich selbst eine Ausbildung zum Trainer mache (allerdings noch ganz am Anfang, Fachwissen und Erfahrung sind also noch nicht vorhanden) habe ich Kontakt zu mehreren erfahrenen Trainern, die ihre Hilfe angeboten haben. Leider war einfach noch nicht die passende Vorgehensweise dabei.
-
Es klingt danach, als ob Du insgesamt viel zu wenig anleitest. Damit meine ich nicht das in den Weg stellen, sondern führen und anleiten. Fair und klar. Nicht laut und rumpelig.
-
Das ist so ein komplexes Thema, da kann man in nem Forum eigentlich nichts raten.
Wir sehen hier ja weder, wie der Hund sonst so drauf ist, ob es da ggf. unterschwellige Konflikte im Alltag oder eurem gemeinsamen Umgang gibt, noch ob es gezielte Aggression ist oder „nur“ dass der Hund grad nicht weiß wohin mit sich. Wir wissen nicht, ob es tatsächlich „aus dem Nichts“ geschieht oder ob es eben doch einen roten Faden gibt, den du nur noch nicht entdeckt hast. Und wir können auch nicht sehen, ob sie wirklich reflexhaft reagiert oder doch vorwarnt, aber eben so subtil, dass du ihre minimalen Vorzeichen nicht erkennst.
Da jetzt irgendwas zu raten oder Tipps zu geben halte ich für fahrlässig, weil klar, es kann ein typisches Junghund-Problem sein, aber es kann halt auch echt ne gefährliche Problematik sein.Was du brauchst, ist ein wirklich kompetenter Trainer, der sich das vor Ort anschaut. Wenn du sagst, wo du ungefähr herkommst, kann dir vielleicht jemand hier einen guten Tipp geben, den du noch nicht kennst.
Darüber hinaus würde ich mir an deiner Stelle auch einen kompetent(er)en Tierarzt zulegen und keinen, der beim rumänischen Auslandsmix als erstes auf nen Karelischen Bärenhund tippt. Denn je nachdem werden umfassende Untersuchungen notwendig (um Schmerzen, Epi usw. auszuschließen).
Und ja, letztendlich kann’s bei der Vorgeschichte deiner Hündin auch einfach sein, dass sie halt kognitiv so aufgestellt ist, dass sie zu solchen Ausbrüchen neigt. Ich hab hier z.B. nen Hund, dessen erster Reflex bei Schreck, Schmerzen oder totaler Überforderung grundsätzlich unangemessen heftiges Aggressionsverhalten ist. Also wirklich komplett reflexhaft als erstes mal Zähne reinhauen, bevor man überhaupt weiß, was los ist. Ist auch ein Auslandsmix, ebenfalls ohne Mutterhündin (oder Geschwister) aufgewachsen, hat die wichtigste Lebensphase in der Shelter-Quarantäne verbracht… das kann einfach miese Folgen für die Entwicklung haben. Auch damit kann man natürlich arbeiten und einen Umgang finden, aber das solltest du auf dem Schirm haben. -
und manchmal stimmt evtl was im Gehirn nicht, ich weiß nicht, ob man sowas untersuchen kann, aber wenn es so unvorhersehbar kommt, würde ich auch daran denken
-
Du schreibst die Hündin ist jetzt 3 Monate bei Dir, anfangs war sie zurückhaltend - vermutlich 2 oder 3 Wochen? D.h. in 2 Monaten hast Du Hilfe von mehreren erfahrenen Trainern (angeboten) bekommen. Also in 8-9 Wochen mehrere Handlungsweisen ausprobiert, die nicht zielführend waren/sind. Welcher dieser Trainer hat wirklich Erfahrung mit diesem Typ Hund?
McChris ist langjährig erfahren in der HSH-Haltung, da hast Du geballte Kompetenz.
Ausserdem könntest Du Kontakt mit Mirjam Cordt, DogInForm, aufnehmen. Sie widmet Ihr Wissen und Erfahrung den Herdenschutzhunden und ihren Haltern. Bietet Workshops, Online Coachings und -Schulungen.
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!