Tierwohl vs. Kosten - wenn andere die Rechnungen tragen müssen

  • Lucy-Lou : Die Begründung kann ich dir gerade nicht sagen, weil ich sie nicht mehr weißt. Aber ich weiß das es auch bei dem Tierärzten, und auf unsereren Rechnungen, großes Erstaunen gab. Ist so mit der neuen GOT, soweit ich weiß und mich richtig erinner ( hoffentlich), gemacht worden.

    Lg
    Sacco

  • Eine Bekannte von mir hat sich einen Pudel aus einer sehr sorgfältig ausgewählten Zucht für den Hundesport gekauft. Das Tier ist trotzdem mit 3 Jahren eine gesundheitliche Dauerbaustelle, und hat das Glück, eine Halterin zu haben, die das finanziell mitmachen kann und will.

    Letztens habe ich mit jemandem gesprochen, die 7 Meerschweinchen hält, und in der Meerschweinchen-Nothilfe aktiv ist. Die Tierchen kann man nicht krankenversichern, und sie musste letztens einen Nebenjob annehmen, um die ganzen Tierarztkosten zu finanzieren, obwohl sie schon nicht ganz schlecht verdient. Wahrscheinlich haben Meerschweinchen bei den meisten Haltern bei den hohen Tierarztkosten schlicht Pech gehabt, wenn sie krank werden. :( :

    Bei alten Pferden weiß ich von unserer Reitschule, dass die die alten Schulpferde vor ein paar Jahren noch gut an Familien zum Spazieren gehen oder als Beisteller losgeworden sind. Mittlerweile will kein tierlieber Mensch mehr ein altes Pferd, nicht einmal einen wirklich kinderlieben, lustigen Haflinger. An irgendwelche zwielichtigen Figuren will die Reitschule die Pferde nicht weitergeben. Die stellen die alten Schulpferde jetzt auf ihre Rentnerweide, aber das ist natürlich ein zusätzlicher Kostenfaktor.

    Wer sich heute ein Tier anschafft, von dem kann man erwarten, sich mit den Kosten zu befassen, die auf ihn zukommen können. Aber viele Tiere waren schon da, bevor die Tierarztkosten und fast alles andere an Kosten explodiert ist.

    Wenn die Leute die Tiere dann irgendwo im Tierschutz abgeben, haben die die Kosten am Hals.

    Keine Ahnung, wie man das Problem lösen kann. Es ist jedenfalls großer Mist.

  • Lucy-Lou : Die Begründung kann ich dir gerade nicht sagen, weil ich sie nicht mehr weißt. Aber ich weiß das es auch bei dem Tierärzten, und auf unsereren Rechnungen, großes Erstaunen gab. Ist so mit der neuen GOT, soweit ich weiß und mich richtig erinner ( hoffentlich), gemacht worden.

    Lg
    Sacco

    Hat mich jetzt interessiert und ich glaube, das Stichwort hatte hier jemand auch schon genannt: Das Problem ist die Einordnung des Pferdes als Haustier und die entsprechende "Hausbesuchsgebühr"

    https://www.aktiontier.org/artikel/streit…-im-pferdestall

    Da sieht man mal wieder, wie sich sämtliche Gesetze und Bestreben gegenseitig behindern. Man stelle sich einfach mal vor, wie es auf den Straßen aussähe, wenn nun jeder Sein Pferd zum Tierarzt karrt (völlig am Umweltgedanken vorbei) oder, noch schlimmer, wenn Tieren dadurch nötige Behandlungen verzögert zukommen oder gar gänzlich vorenthalten werden.

  • Wenn ich bedenke, was mittlerweile alles möglich ist in der Tiermedizin - dann gibt es meiner Meinung nach einen stetig wachsenden Graubereich.

    Klar - Geld für Impfungen, Chippen oder auch ne Kastra, wenn sie nötig wird, sollte jede/r aufbringen können oder eben auf die Hundehaltung verzichten.

    Aber wie viel ist denn "genug Geld" für Hundehaltung konkret? Der Anspruch kann ja nicht sein, dass jeder Hundehalter einfach mal so eine gute fünfstellige Summe zur Verfügung hat, oder? Und bei dem was mittlerweile alles theoretisch möglich ist in der Tiermedizin, ist es ja durchaus möglich, in diese Bereiche zu kommen. Klar, gibt es OP- oder auch Vollversicherungen. Aber wenn man dort das Rundum-Sorglos-Paket bucht, wird es ja auch heftig teuer - und ältere Hunde oder bestimmte Rassen bekommt man ja auch kaum versichert.

    Den Graubereich gibt es sicher. Ich kann mich noch gut erinnern, das war damals mit Smilla in einer Uniklinik, wir haben ja ausgeschöpft, was ging. Neben mir im Wartebereich saß eine Frau mit einer Katze in einem Korb und Tränen in den Augen. Irgendwann sagte sie, sie hätte ihre Katze besser direkt erlösen lassen sollen, das wäre eigentlich kein Leben mehr, aber man hangelt ja nach jedem Strohhalm. Da bin ich schon mit einem riesen Klumpen im Bauch in den Termin gegangen. War ja einige Male davor, Smilla zu ihrem Besten gehen zu lassen. Wir haben durchgehalten mit verdammt schweren Jahren, Smilla ist jetzt 11 Jahre alt und es hat sich gelohnt. Aber genauso gut hätte es ihre Leidenszeit einfach nur herauszögern können. Wir hatten ja keine Ahnung, ob irgendwann irgendwas hilft. Smilla hatte ja mehrere Anfälle pro Tag damals.
    Oder mit Lucy, sie starb auf Sardinien. Wie oft sind wir dort in der Uniklinik (!) gefragt worden, was wir noch möchten und ob uns klar ist, was das kostet. Die kannten das gar nicht, dass überhaupt jemand bei einem sterbenden Hund so viel noch abklären lässt. Und ja, das Geld haben wir rein für mein Seelenheil gezahlt. Was an sich von Anfang an klar war.

    Ich glaube wirklich, es ist nicht schlimm, wenn man einen Hund nicht leiden lässt (!!!), aber er geht, bevor man alles ausgereizt hat. Nur sollte man dann den A... in der Hose haben und ihn gehen lassen bei sehr schlechter Prognose. Und ihm nicht beim Leiden zusehen, weil man sich das Geld sparen will und sich das irgendwie schönreden.

    Krankenversichert sind meine Hunde übrigens nicht. Bei 5 Hunden können die Hunde kaum so krank werden, dass sich das irgendwie rentieren würde, für mein Empfinden. Aber ja, wir können auch ad hoc einen sehr hohen Betrag stemmen oder einen dauerkranken Hund.

    Da mit Tierschutz / ältere Hunde zu argumentieren, die dann keinen neuen Besitzer mehr finden, finde ich aber eher etwas strange. Hunde werden (hoffentlich) alt. Und werden dann ihre Wehwehchen haben. Genau genommen, spart man sich bei Aufnahme eines älteren Hundes ja eher das Geld, das er schon in jüngeren Jahren beim TA gelassen hat :ka:

  • Ich glaube wirklich, es ist nicht schlimm, wenn man einen Hund nicht leiden lässt (!!!), aber er geht, bevor man alles ausgereizt hat. Nur sollte man dann den A... in der Hose haben und ihn gehen lassen bei sehr schlechter Prognose. Und ihm nicht beim Leiden zusehen, weil man sich das Geld sparen will und sich das irgendwie schönreden.

    Das sehe ich auch so. Mir ist jemand, der ein Tier vllt im Zweifel zu früh erlöst immer noch lieber, als jemand, der den TA nicht zahlen kann/ will, aber auch nicht die Konsequenz hat, das Tier dann wenigstens nicht leiden zu lassen.

  • Die Frage von zu früh oder gerade richtig usw. lässt sich pauschal nicht beantworten.

    Unser Rüde hatten noch tolle 6 Monate obwohl die Tierärzte ihn früher einschläfern wollten und nie gedacht haben das er insgesamt 1,5 Jahre noch hatte.

    WIr haben damals gesagt Nein, das wird nicht gemacht und wir probieren das...allerdinmgs mit der Absprache von der Tierärztin das wir nochmal telefonieren, und wenn es nicht besser wird ihn am Nachmittag erlösen. Aber sehr zur Überraschung von Ihr ging es ihm 45 Minuten später super und er hatte noch ein halbes Jahr.

    Lg
    Sacco

  • Man kann nicht im Vorfeld der möglichen Anschaffung eines Hundes alle Eventualitäten vorhersehen, weder was die Gesundheit des Tieres noch die eigene angeht. Man weiß nicht immer was sich in der Familie tut, ob die Beziehung hält, die Arbeitsstelle weiter zur Verfügung steht...

    Wenn man jung und gesund ist, kann trotzdem alles gut gehen.

    Vor Renteneintritt kann man in der Regel die finanziellen Verhältnisse absehen und weiß, dass nichts mehr nachkommen wird und man nicht noch einmal neu anfangen kann, wahrscheinlich keine Firma mehr gründen wird.

    Da ist es doch okay zu sagen, ich nehme keinen Hund mehr auf, weil die TA- Kosten mich überfordern könnten oder ich nie genug Geld für einen Sitter haben würde für den Fall eigener Krankheit.

    In Zukunft, fürchte ich, werden immer mehr Menschen in nicht so rosiger Lage ihre Entscheidung pro Hund möglicherweise anders denken, wenn sie verantwortlich handeln wollen für sich selbst und das Tier.

  • Genau genommen, spart man sich bei Aufnahme eines älteren Hundes ja eher das Geld, das er schon in jüngeren Jahren beim TA gelassen hat :ka:

    Naja, nein. Denn in dieser Zeit war er ja noch nicht mein Hund und damit nicht Teil meines Lebens. Wenn ich einen Hund aufnehme, dann aus Freude an seiner Gesellschaft. Sozusagen ein immaterieller Nutzen, aber eben der Grund dafür, daß ich ihn angeschafft habe.. Diesen "Nutzen" habe ich ab Tag 1 der Aufnahme bis zum Ende seines Lebens.

    Wenn ich also einen achtjährigen Hund aufnehme, dann bleiben mir zwar hoffentlich noch mehrere gemeinsame Jahre, aber von den 8 Jahren vorher habe ich rein gar nichts, weder emotional noch als finanzielle Einsparung. Dafür kommen aber absehbar höhere Tierarztkosten auf mich zu, denn die letzten Lebensjahre sind nun mal in aller Regel mit nachlassender Gesundheit verbunden.

  • Bei uns steht fest ab dem Alter von XY zieht kein Tier mehr ein. Nicht wegen der evtl. Kosten sondern was ist mit den Tieren/dem Tier, wenn wir nicht mehr sind.

    Klar kann das auch vorher passieren aber dafür haben wir Pläne. Die gibt es dann nicht mehr.

    Lg
    Sacco

  • Wenn ich also einen achtjährigen Hund aufnehme, dann bleiben mir zwar hoffentlich noch mehrere gemeinsame Jahre, aber von den 8 Jahren vorher habe ich rein gar nichts, weder emotional noch als finanzielle Einsparung. Dafür kommen aber absehbar höhere Tierarztkosten auf mich zu, denn die letzten Lebensjahre sind nun mal in aller Regel mit nachlassender Gesundheit verbunden.

    Es geht ja hier in der Diskussion vor allem um das Risiko, dass es immens teuer wird, nicht um die Eintrittswahrscheinlichkeit. Dass bestimmte Standard-TA-Kosten anfallen (da war ja am Anfang das Beispiel Chippen, Impfen, Routinekram) und dass die gedeckt werden müssen, ist ja Konsens hier im Thread.

    Aber die Sorge, die sich immer mehr Menschen machen müssen ist ja die Sorge vor dem Ausnahmefall - und zwar unabhängig von der Eintrittswahrscheinlichkeit.

    Die Eintrittswahrscheinlichkeit hängt natürlich von Faktoren wie beispielsweise dem Alter des Tieres ab... Das Risiko, dass eine Untersuchung "angeraten" wäre, die aber den finanziellen Rahmen sprengt - dieses Risiko ist zwar geringer bei jungen Tieren - aber das Risiko als solches bleibt bestehen. Und wer für sich sagt: "Nein, dass fünfstellig funktioniert, kann ich nicht garantieren" - der kann dann auch nicht einen jungen Hund aus bester Verbandszucht halten, wenn der Anspruch ist, alle "angeratenen" Untersuchungen wahrzunehmen.

    (Übrigens möchte ich an dieser Stelle, auch wenn ich weiß, dass es dann droht, Richtung OT zu kippen, darauf hinweisen, dass die Studienlage sehr, sehr dünn ist im Bezug auf den Gesundheitsunterschied/die Lebenserwartung im Vergleich Rassehunde/Mischling)

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