Welpe entspannt nicht richtig in unserer Nähe

  • Explorationsdrang gehört zur normalen Entwicklung eines Hundes. Es wäre wirklich absolut ungesund, wenn dein Hund draußen total auf dich fokussiert wäre. Es ist absolut normal, dass der Hund draußen auch andere Ideen hat. Und wie schon gesagt, das wird noch schlimmer. Und ist nichts, wo man sich wegen stressen muss.

    Meine wirklich extrem pflegeleichte Hündin hatte so zwischen 5 und 8 Monaten eine Phase, wo ihr Kopf so durch war, dass die gar nichts mehr konnte von dem, was wir vorher hatten. Nichts. Draußen war sie sofort total überfordert und ist nur noch unkontrolliert rumgerannt. Ich hab ihr dann eine (ich hasse die..) Flexileine gekauft, wir haben möglichst Reizarme Runden gedreht und sind wieder nach Hause. Von Fokus auf mich konnte ich in der Zeit nicht Mal träumen. War nach der Zeit dann wieder genau so schnell vorbei, wie es gekommen ist. Ich hab's einfach ausgesessen.

    Es wäre vielleicht auch nicht schlecht, wenn du dich mit den Entwicklungsphasen von Hunden beschäftigst. Meine Erfahrung mit 3 Welpen ist, dass die Welpenzeit extrem angenehm ist im Vergleich zu dem, was danach folgt. Diese Junghundphase. Wenn die erstmal Kraft entwickeln und sie noch nicht dosiert einsetzen können. Und der Kopf nicht mehr steuerungsfähig ist. In dieser Phase tut einem das Wissen, warum das so ist, eine Portion Gelassenheit und Humor echt gut.

  • Das kann er schon ganz gut, wenn er weiß, es erwartet ihn eine Belohnung. Wenn er diese Erwartung nicht hat, dann klappt es auch nicht so gut.
    Ich hätte es nur gern ohne Erwartungshaltung. Aber vielleicht ist er dafür auch noch zu jung.

    Ja, ist er..

    Ich glaube, du bist dir gar nicht bewusst, was das für eine mentale Herausforderung für einen so jungen Hund ist.

    Und ganz ehrlich, hast du dich schon Mal gefragt, was dein Hund wirklich können muss, und was du denkst, was er können muss, weil "man" das so erwartet?

    Mein Hund kann zB bis heute kein zuverlassiges "Platz". Ich brauche es einfach nicht. Ich weiß, wie man es trainiert, mir sind aber andere Dinge wichtiger. 🤷🏻

    Ist es wirklich wichtig, dass ein junger Hund lange sitzen kann? Ein Hund lernt ein Leben lang. Lange sitzen können ist am Ende auch nur ein Trick.

    Ich hab beim Lesen das Gefühl, dass du glaubst, dass der Hund das jetzt alles lernen muss, weil er es sonst später nicht mehr kann. Das ist aber nicht so. Was er jetzt lernen muss ist eigentlich nur, wie er sich im Alltag einfügen kann (dazu gehört dann auch alltagspraktiche Impulskontrolle, erste Schritte zur Frustrationstoleranz, usw) und dass er nicht immer die erste Geige spielt.

  • Mein Hund kann zB bis heute kein zuverlassiges "Platz". Ich brauche es einfach nicht. Ich weiß, wie man es trainiert, mir sind aber andere Dinge wichtiger. 🤷🏻


    Meine Hunde lernen das zb nur, weil wir für den Sport die BH brauchen.. aber ich bin mir sicher, so adhoc können das meine erwachsenen Hunde sicherlich nicht mehr. Brauchen wir eben auch einfach nicht.

    Ist es wirklich wichtig, dass ein junger Hund lange sitzen kann? Ein Hund lernt ein Leben lang. Lange sitzen können ist am Ende auch nur ein Trick.


    Ganz genau das.
    Mein junger Border (9 Monate) kann weder ein sicheres Sitz noch ein sicheres Platz. Es sind halt einfach nur Tricks und ich bin mir sicher, er lernt das noch. Für die BH. Danach reicht mir ein Alltagssitz völlig.

    Wir haben dafür andere Dinge schön geübt, die für uns und unseren Alltag wichtig sind. Wie zb ruhiges Verhalten in ner Hundesportumgebung. „Einfach“ nur rum liegen, zu niemandem hingehen. Aber auch das: wir brauchen das für unseren Alltag. Andere brauchen das in einem anderen Alltag natürlich nicht.
    Daraus entwickelt sich dann die Zusammenarbeit in einer solchen Umgebung, der Fokus auf mich.
    Es wäre halt ziemlich vermessen, Zusammenarbeit und Fokus auf mich in einer solchen Umgebung zu verlangen, wenn die reine Situation den Hund schon komplett überfordert.
    Daher: ein Schritt nach dem andern.

    Sitz und Platz üben wir dann irgendwann kurz vor der BH. :hust:

  • Ich möchte zb einfach nur ruhiges Verhalten. Mir ist egal, ob der Hund steht, sitzt oder liegt, er soll sich einfach ruhig Verhalten.

    Das muss er ja auch erst lernen. Wenn er das Verhalten nicht zeigt, auch nicht manchmal, kann ich es nicht bestätigen. Aktuell bestätige ich mit dem Markerwort, sobald er mich bei Ablenkung ansieht.

    Was genau meinst du mit „Folgen“. Aus dem Alter des Folgetriebs ist dein Hund ziemlich sicher raus.

    Das er nicht in den Schnüffeltunnel gleitet.

    Warum soll dein Hund dich bei Ablenkung anschauen?

    Was ist das für eine Ablenkung?

    Das ist eine ernst gemeinte Frage.

    Ich mach das nämlich so, dass ich den ganz jungen Hund, in dem Alter wie deiner ist, dann bestätige, wenn er die Ablenkung ansieht.

    Später forme ich daraus ein Anzeigeverhalten.

    Betrifft bei uns halt hauptsächlich Wild und ungewohntes im Wald (Pilzesucher).

    Autos, Jogger Tralala, sind kein Thema, hatte ich aber bei den Hütehunden, würde ich aber im Straßenverkehr nicht "anzeigen" lassen, sondern dann anders arbeiten.


    ""Schnüffeltunnel" in dem Alter deines Hundes ist zu 99% Umlenkunsverhalten bei Überforderung.

  • CupersHerrchen : ich habe vor vielen Jahren auch gedacht, daß ein Hund unbedingt Sitz, Platz, Bei Fuß etc. können muss, weil man das eben so macht.

    Ganz im Ernst? Es ist wie mit der Schulbildung- 90% dessen braucht man nie.

    Für mich hat Priorität, daß der Hund seinen Namen kennt, daß er kommt, wenn ich ihn rufe, daß er gewisse Distanzen und gesetzte Grenzen nicht überschreitet, daß er sich brav medizinisch behandeln lässt, daß er die Kommandos "raus da" und "runter" beherrscht und für Fotos noch das "Bleib". Ich möchte nicht, daß er an mir klebt wie ein Schatten, ich sehe ihn nicht als Befehlsempfänger und stets gehorsamen Automaten. Er soll seine Spaziergänge so genießen wie ich, er muss nicht akkurat stundenlang in der selben Position neben mir bleiben.

    Gehorsam hat sich bei meinen Hunden immer aus der Freude an der Kooperation mit mir ergeben. Sie kamen alle als erwachsene TS Hunde in unser Haus - jeder von ihnen hat in seinem Tempo das gelernt, was ich oben beschrieben habe.

    Ich glaube, ihr müsst beide verstehen, daß ein Hund nicht nach einem Lehrbuch (also Schema F) auszubilden ist und daß er (so wie ihr auch) gute und schlechte Tage hat. Es ist keine Wissenschaft, ein Tier zu erziehen. Man braucht Geduld, Verständnis/Einfühlungsvermögen und Humor.

    Macht euch (und Cuper) nicht immer so einen Druck - habt Spaß miteinander. Vergleicht Cuper nicht mit anderen Hunden und verabschiedet euch vom Gedanken an Perfektion. Dieses Denken macht euch das Leben unnötig schwer.

  • Warum soll dein Hund dich bei Ablenkung anschauen?

    Was ist das für eine Ablenkung?


    Ich nehme zb ganz gerne das Bellen anderer Hunde als Signal, das meine Hunde mich anschauen, weil das zum einen den Fokus vom anderen Hund nimmt und mir die Möglichkeit gibt, andere Signale zu geben.
    Und weil es die Erwartungshaltung vom Hund weg zu mir bringt.
    Ist für mich und meinen Alltag einfach angenehmer, wenn der Mali zb mich anschaut, wenn er angepöbelt wird, als dass er die imaginären Ärmel hochkrempelt und sich den anderen vorknöpfen will.

    Genauso wenn meine Hund ein Stück vorlaufen und ihnen zb ein Fahrrad entgegen kommt, dass sie zuerst sehen. Dann schauen sie mich auch an, nehmen so Kontakt zu mir auf und sind dann bereit für weitere Signale. Entweder nen Rückruf oder ein „bleib wo du bist“.
    Auch da: ist für mich und meinen Alltag mit mehreren Hunden einfacher, wenn sie dann selbstständig Kontakt zu mir aufnehmen. Weil ich dann nicht so die Umgebung scannen muss, sondern die Hunde sich um Zweifel selbstständig zu mir umorientieren.

    Sie dürfen den Reiz natürlich auch ruhig anschauen, das belohne ich durchaus im jungen Alter auch. Aber das von mir gewünschte Endergebnis ist eine Umorientierung zu mir, schlicht weils für mich einfacher ist.

    Mal als Beispiel: Rehsichtung mit Ares und Kalle. Ares schaut das Reh ja auch an. Aber die Belohnung gibt’s für die Umorientierung zu mir.

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    Mal als Beispiel:

  • Ich finde den Thread ja sehr spannend. Ich finde es super, dass CupersHerrchen so offen über seine Erfahrungen spricht.

    Ich glaube zu wissen, woher das mit der Bindung kommt. Es gab ja früher Hundetrainer (und wird es noch geben), die damit warben über Bindung mit den Hunden zu arbeiten. So eine Art Abgrenzung von den Leuten, die mit positiver Verstärkung bzw. mit Leckerlis gearbeitet haben. Die dann auch gerne so Sätze gebracht haben wie " Der Mensch ist für solche Hunde ja nur ein Leckerlispender". Oder auch wir konditionieren ja nicht, wir arbeiten über Bindung. Wenn man sich dann das Training angesehen hat, dann wurde ja sehr gerne über positiver Bestrafung gearbeitet, also genauso konditioniert. Es wurde halt A versprochen und B geliefert. Da wurden die nicht so informierten halt gerne mit solchen Versprechungen gelockt.

    Und Hundeschule ist ja primär dafür da, dass der Mensch lernt. Sitz ist halt ein einfacher Trick wo man praktisch lernt, wie man belohnt, das Timing der Belohnung, was ein Markerwort ist, was ortsgebundes Lernen ist, wie man die Anforderungen steigern kann, usw. Deswegen denke ich auch, dass das gerne in Hundeschulen gelehrt wird. Auch ist sitz halt ein sehr einfach aufgebautes Alternativverhalten.

  • CupersHerrchen Du hast hier sehr viele und sehr gute Hinweise, auch ernst gemeintes Hinterfragen bekommen.

    Ich möchte nochmal betonen, daß der kleine Mann gerade mal 18 Wochen ist und Dein Anspruch eher einem deutlich älteren Hund gerecht wird. Der Weg ist das Ziel, geht nicht immer grad aus und es gibt auch Schritte zurück.

    Das Verhalten "Schnüffelmodus" paßt auch allgemein zu Retrievern.

    Zur Hundeschule: die Individualität, die Du Dir wünscht od. erwartest, sprengt mMn einen Gruppenunterricht. Es gibt kein Programm XY, daß für jedes Mensch-Hund-Team paßt.

    Irgendwo hattest Du geschrieben, daß Ihr zu Besuch ward, mit dem anderen Hund gelaufen seid und Cuper dann mit Halsband gezogen hat. Ich fände da für dieses Alter und solange Leinenführigkeit nicht aufgebaut /verlässlich ist ein Brustgeschirr besser.

    Weiterhin alles Gute und vor allen Dingen Spaß und Freude mit Cuper:bindafür:.

  • CupersHerrchen : ich habe vor vielen Jahren auch gedacht, daß ein Hund unbedingt Sitz, Platz, Bei Fuß etc. können muss, weil man das eben so macht.

    Ganz im Ernst? Es ist wie mit der Schulbildung- 90% dessen braucht man nie.

    Auch das ist nicht bei jedem richtig. Ich brauch das alles. Nicht im Alltag, aber wir brauchen es. Und ja, das lernen die Hunde hier von klein an. Aber sie lernen es eben passend und ich erwarte nicht, dass sie es mit 19 Wochen schon koennen.. Gerade weil ich das Zeug spaeter absolut korrekt haben will, lasse ich den Hunden sehr, sehr viel Zeit (und ich bestaetigte sie auch immer! Auch die fertigen Pruefungshunde).


    In dem meisten Hundekursen wird eben ein Programm abgearbeitet. Das muss man nicht gut finden, aber man muss da ja auch nicht hingehen, wenn einem die Inhalte nicht passen (weil man sie nicht braucht o.ae.) :ka:

  • Ich möchte nochmal betonen, daß der kleine Mann gerade mal 18 Wochen ist und Dein Anspruch eher einem deutlich älteren Hund gerecht wird. Der Weg ist das Ziel, geht nicht immer grad aus und es gibt auch Schritte zurück.

    Ganz wichtiger Hinweis! Wenn man es mit Menschen vergleicht, dann ist er in etwa im Kleinkindalter!!!

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