Tourismus vs. Bedürfnisse der Einwohner - Diskussion

  • Ich bin im Bäderdreieck aufgewachsen. Kurgäste soweit das Auge reicht. Und die hatten es auch nie nötig sich an irgendwelche Verbotsschilder zu halten.

    Hätten wir einen Gartenzaun gehabt hätten die uns Kinder wohl mit Erdnüssen gefüttert.

    Ich hab also von Touris und Kurgästen die Nase gestrichen voll

  • Ein älterer Herr fragt, ob der Aal die Woche Wildfang sei. Hinter mir an der Wand ein großes Schild mit Fanggebieten und Herkunftsangaben. Ich meinte nur "Ab und an haben wir ein paar aus dem Wildfang" (war zusätzlich gar keine Saison für so dicke, wilden Aale). Also keine Lüge!


    Er einen ganzen geräucherter Aal vor Ort weggeputzt und sagte dann, man würde ja wirklich schmecken, dass der nicht gezüchtet gewesen sei. Nur bedachtes Nicken meinerseits :rolling_on_the_floor_laughing: ach, die schrillen Vögel

    Warum kann man ältere Menschen, die sich für irgendetwas interessieren, denn nicht mit Respekt behandeln?


    Hauptsacher einen Insider Schenkelklopfer generiert

    Weil es ihm im Ganzen gar nicht interessiert hat und es auch für uns Verkäuferinnen nicht immer möglich war, den Aal nach dem Räuchern auf seine Herkunft zu bestimmen. Die werden nicht gestempelt.


    Ich habe ihn weder angelogen noch haben wir die Infos nicht zur Verfügung gestellt. Was er dann aus "könnte sein" und dem Schild macht, ist doch seine Sache. Und wenn er meint, der Aal sei Wildfang, dann soll er das glauben. Das ist nicht meine Aufgabe seinen Glauben zu ändern und es ist auch nicht meine Aufgabe ihm den Aal auszureden. Dafür habe ich mein Geld bekommen.


    Und wenn wir uns nach 10 Stunden Tag und noch einer dicken Stunde schrubben dann etwas amüsiert haben, lasse ich mir keine Vorwürfe machen, man würde sich über die "älteren Menschen" lustig machen und keinen Respekt haben.

  • An den Strand braucht man in der Hauptsaison auch nicht, weil man kaum einen Parkplatz und einen Platz am Strand bekommt.

    Mit Hund sind wir in der Hauptsaison eh nicht am Strand, weil es einfach viel zu warm und voll ist. Da fahre ich höchstens mit ihr alleine unter der Woche und früh am Morgen hin. Mit Besuch fahren wir in der Hauptsaison an den Strand, wenn sie an den Strand möchten.

    Ich fahre, wenn überhaupt, mit dem Fahrrad hin, Parkplatz ab 9.00 Uhr kann man vergessen. Ansonsten gibt es zwar hier in Ostia Lido einen ausgewiesenen kostenlosen Abschnitt für Hunde, aber im Sommer will mein Hund da tagsüber sowieso nicht hin bzw. liegt dann nur faul im Schatten rum, der Sand wird tagsüber auch so glühend heiß, dass man ohne Badelatschen darüber gar nicht laufen kann. Der Hundestrand ist an sich ganz nett, weil nie voll und man wird nicht von fliegenden Händlern belästigt.

  • Du bist aber auch in Italien oder?


    In Frankreich am Atlantik war der Sand zwar sehr heiß aber man konnte ohne Badelatschen drauf laufen. Ok, kommt drauf an wie man Schmerzen merkt. Aber vom Liegeplatz bis zum Wasser ging das immer ohne Probleme und auch von den Dünen bis man einen Platz gefunden hat ging es immer.


    Bei uns gibt es am Strand keinen Schatten, deswegen wird man uns da, mit Hund schon mal gar nicht, im Sommer nicht antreffen. Es sei denn wir haben Besuch der unbedingt hin möchte aber dann sind wir ohne Hund da.


    Lg
    Sacco

  • Als Tourist kann man‘s aber auch nicht richtig machen...

    so KANN man es sehen, aber ich finde nicht dass es um richtig oder falsch geht. Persönlich finde ich es sehr interessant, von den unterschiedlichen Standpunkten und Erfahrungen hier zu lesen. Denn das:

    ...schlug mir aber eine Welle der Gastfreundlichkeit entgegen, die ich gar nicht erwartet hatte...

    ist so roundabout, wie die Touristen auf den Lofoten sich gefühlt haben, mit denen ich gesprochen habe (während der Saison gerne paar hundert am Tag).


    Das heißt, normal erfahre ich als Tourist überhaupt nicht, was in den Köpfen der Einwohner vor sich geht.


    Klar kann man sagen "ich mach Urlaub, da will ich sowas nicht wissen".


    Aber für MICH ist das wichtig und spannend zu wissen. Nicht weil ich mir ein schlechtes Gewissen machen lassen will, sondern weil ich einfach ein besseres Gespür dafür entwickeln kann, wie ich am angenehmsten (nicht) auffalle 😊


    Weiß nicht, ob das irgendwie verständlich ist?


    Als Beispiel:

    wir hatten ein Mini kleines Café, unser Jahresumsatz wurde roughly zwischen 10. Juni und 20. August gemacht. Der Rest des Jahres war saure-Gurken-Zeit und draufzahlen, wir hielten trotzdem das ganze Jahr offen für die festen Bewohner.


    Wenn da also im Sommer manchmal so freeclimbing camper kamen, und bei schlechtem wetter mit laptop sich morgens jeder an einen tisch gestzt haben und eine Tasse Kaffee (mit gratis nachfüllen) gekauft haben um dann stundenlang die Tische zu blockieren, (weil sie ja bloß Zelt dabei hatten) bis man dann mal höflich gefragt hat, ob sie unser kostenloses WiFi vielleicht alle zusammen an EINEM Tisch verbraten könnten, damit wir nicht alle paar Minuten wieder jemanden wegschicken müssen weil kein Platz, dann tut einem das wirklich richtig leid.

    Weil das sind ja keine Blödies, die haben sich bei uns total wohl gefühlt umd dachten ernsthaft, sie unterstützen uns mit ihrer Anwesenheit. Aber nein, sie haben uns richtig viel Geld gekostet, was uns dann im Winter gefehlt hat.

    Jeder von denen war überrascht und hat es sich zu Herzen genommen, was wir erklärt haben, sie werden bestimmt auch in Zukunft und an anderen Orten sensibler sein und genauso sehe ich diesen Thread hier.

    Natürlich könnte man sagen "klar, das weiß doch jeder depp dass man sowas nicht macht", aber jeder kommt aus einer anderen Realität und nicht jeder weiß, wie schwer es kleine Touristenorte haben.

    Ich hab hier im Thread auch schon einiges gelesen, von dem ICH keine Ahnung hatte und was in Zukunft in die Planung meiner Ausflüge auf jeden Fall mit einfließen wird.

    Ich finde es schade, wenn man so große und komplexe Themenbereiche einfach versucht kleinzuschrumpfen auf "gut" oder "schlecht".


    Das ist etwas, was ich erst in Norwegen so richtig verinnerlicht habe - wie man sich selber benimmt, bestimmt zu so einem großen Teil auch wie die Menschen denen man begegnet in Zukunft sich verhalten werden. Wenn man sich aber - um beim obigen Beispiel zu bleiben - immer nur aufregt und hinter der vorgehaltenen Hand flüstert, wird man halt das WiFi begrenzen müssen, Mindestverzehr anordnen, Tische nur für Gäste und Toilette sowieso. Oder man redet halt miteinander und setzt darauf, dass die Menschen mit denen man gesprochen hat, die Geschichte vielleicht einem Kumpel erzählen und darauf aufmerksam machen. Dann hätte man schon zwei aufmerksamere Gäste 😄 (das lösst sich in Deutschland zugegebenerweise wohl kaum noch umsetzen).


    ich merke, das alles ist unglaublich schwierig zu erklären, schreibe immer mehr Worte und kann doch nicht rüberbringen was ich meine 🙁

  • Na, das kann ja dann jeder so halten. Wenn ich 10 Stunden arbeite, werde ich mich zukünftig auch über Anfragen von Nichtfachleuten mokieren und mich gut fühlen, wenn ich meine Insider-Kenntnisse zu einer Verarsche nutzen kann, die mich amüsiert. Machen wir das doch alle so! Die Welt wird ein besserer Ort. Oder so.


    Man könnte seinen Frust über Arbeitsüberlastung aber natürlich auch am verantwortlichen Chef auslassen.

  • Also wenn man diese Situation nun so drehen möchte, gerne. Steht euch ja zu.

  • Wir wohnen ja noch nicht mal in einem Tourismusregion, sondern direkt an einem Naherholungsgebiet (ehemalige Kiesteiche).

    Die Situation ist für uns Anwohner*innen seit ein paar Jahren katastrophal geworden. Die Leute parken uns derartig zu, dass wir im Sommer nicht aus der Straße herausfahren können. Es wird einfach überall geparkt. Zu Corona-Hochzeiten hat die Stadt dann zwei Sommer lang mehrere Wochenenden das ganze Dorf für Auswärtige gesperrt. War dann für alle blöd, die Familienfeiern geplant hatten. Inzwischen ist die Zufahrtstraße zumindest von Mai bis September als Einbahnstraße gekennzeichnet, was aber viele ignorieren.


    An den Seen stehen immer mehr Wohnmobile, bei denen sich die Leute wie im eigenen Wohnzimmer aufführen.

    Zum Glück hat die Stadt es jetzt nach 5 Jahren geschafft, die öffentliche Toiletten und Mülleimer aufzustocken.

    Mit oder ohne Hund mag man dort zwischen Mai und September überhaupt nicht spazieren gehen.

    Ich habe Verständnis dafür, dass man raus ins Grüne will und auch nicht jede*r sich das Freibad leisten kann und deshalb dort schwimmt. Aber kann man dann nicht wenigstens alles so hinterlassen, wie man es vorfinden möchte?


    Das Naherholungsgebiet ist keine Erholung für alle, die nah dran wohnen...

    Wie das in Tourismusgebieten ist, möchte ich da gar nicht wissen.

  • Mal eine vielleicht blöde Frage:


    Wo macht ihr, die ihr von Tourismus so negativ betroffen seid, selbst noch Urlaub? Guten Gewissens? Ohne den Urlaub komplett damit zu verbringen, bloß nichts touristisches zu tun und bloß unterm Radar von absolut allen zu bleiben?


    Wir waren zu Peaches Einzug damals ganz im Osten Deutschlands unterwegs, da war nicht viel mehr als nette Einsamkeit. Vermutlich niemand, der sich über die sehr vereinzelt auftretenden Touris aufgeregt hat (vermutlich eher über die Dorfjugend, wenn schon :hust: ). Aber da war halt auch nicht mehr als nette Einsamkeit.


    Fahrt ihr dann eher nur in durchorganisierte AI-Anlagen (die halt genau dafür gemacht sind) oder in Gegenden, wo eigentlich niemand Urlaub machen will? Oder Kreuzfahrtschiffe, die man am besten nie verlässt? Oder unternehmt nichts, um Einwohnern keine Parkplätze, Restaurant-Plätze oder dadurch deutlich einsamere Wanderwege wegzunehmen? Verzichtet auf schöne Strände oder Bergwanderungen?
    Oder: geht jeden Abend Essen, nehmt jede kulturelle örtliche Kleinkunst-Veranstaltung mit und bezahlt gerne ein Vielfaches an Eintrittspreisen (was es in Europa ja kaum gibt, anderorts durchaus)
    Also: versucht ihr alles, um bloß nichts zu tun, was touristisch wirken könnte oder euch als Touristen erkennbar macht?Ernsthaft?


    Und das ist dann Urlaub für euch?


    Ich weiß, das "ihr" und "euch" ist provokant, braucht sich auch niemand von angesprochen fühlen. Aber jeder, der in den Urlaub fährt, ist Tourist. Und die wenigsten entscheiden sich z.B. für unser nettes Mittelgebirge, wo man sich über Touris freut :roll:

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