• Natürlich gibt es in jeder Rasse mal schissige Exemplare, das gehört zum individuellen Charakter. Die Grenze zur psychischen Qualzucht ist für mich da erreicht, wo solche Eigenschaften nicht mehr Einzelfälle sind, sondern sich in einer Rasse gehäuft zeigen. Wenn über Generationen hinweg kaum auf stabile Nerven geachtet wird und Unsicherheit oder Angst quasi mitvererbt werden, dann ist das kein Charakterzug mehr, sondern ein Zuchtproblem – oder wenn der Züchter nur lächelt und abwinkt und sagt, die Mutter und Oma waren schon genauso. Und zu behaupten, das sei „ganz sicher keine Qual“, blendet schlicht aus, was es für einen Hund bedeutet, ständig mit Angst und Stress leben zu müssen.

  • Hunde mit unsauberem Wesen treten ja tatsächlich auch eher als störend in Erscheinung, als körperliche Deformation. Geräuschangst, Probleme mit Untergründen, Ortswechseln, aber auch übersteigerte Artgenossenunverträglichkeit, niedrige Schwelle für Stress oder Angst etc. Verhaltensauffälligkeiten laufen in den meisten Fällen aber wohl weniger unter "das ist mies fürs Tier" als "das ist Belastung für den Halter im Alltag ".

    Qual ist ungleich Qual

  • Verhaltensauffälligkeiten laufen in den meisten Fällen aber wohl weniger unter "das ist mies fürs Tier" als "das ist Belastung für den Halter im Alltag ".

    Ich bin mir da nicht so sicher. Klar, leidet ein Hund keine Qual, wenn er mal bei Unternehmung XYZ einen Nachmittag zu Hause bleiben muss, weil es ihn zu sehr stresst. Aber bei manchen unsicheren Hunden, können die Besitzer die gar nicht so sehr in Watte packen, dass die nicht doch ständig Angst und Unsicherheit verspüren.

    Aufs Leben betrachtet, fällt bei etlichen hyper-sensibelen/nervösen Hunden schon einiges weg, das Artgenossen durchaus schöne quality-time mit ihren Besitzern ermöglicht.

    (Ich lese übrigens gerade parallel so halb die Vibrissen-Diskussion mit. Und ich finde zwischen den Themen gibt es durchaus gerade Überschneidungen. Drüben sind auch Rassen betroffen, die schon darauf selektiert wurden, mit dem modernen Begleithundeleben gut klar zu kommen. Wenn man jetzt sagen würde, das Vibrissen-Thema ist sooo groß, man darf eigentlich Wuschel- und oder Barthunde nicht mehr vermehren (überspitzt formuliert) - dann fielen dadurch etliche psychisch gut angepasste Hunde weg.)

  • Und wer bestimmt wie und ab wann z.b. Wesensprobleme so sind um als Qual definiert zu werden? Man kann ja weder reinschauen noch das Tier fragen. Und gerade in Verhaltensfragen gibt's ja doch einiges an Interpretationsspielraum.

    Während ich bpw sage mein Hund hat ein instabiles Wesen fallen mir ohne nachzudenken 4 Hundetrainer und Züchter ein die diese Aussage nicht teilen. Stellt sich die Frage wer dann Recht hat. (Oder eben nicht weil es einfach keine Maßstäbe dafür gibt)

  • Ich sehe das etwas anders. Natürlich ist ein unsicherer oder ängstlicher Hund im Alltag in erster Linie auch eine Belastung für den Halter – keine Frage. Aber das heißt nicht automatisch, dass der Hund selbst weniger leidet. Dauerhafter Stress, ständige Anspannung oder Angst sind auch dann eine Einschränkung der Lebensqualität, wenn sie nach außen nicht immer dramatisch wirken. Für mich ist das nicht nur ein „Alltagsproblem für den Menschen“, sondern eben auch ein Problem für den Hund selbst.

  • Und wer bestimmt wie und ab wann z.b. Wesensprobleme so sind um als Qual definiert zu werden?

    Je mehr das Wesen in die Richtung „Wildtier“ selektiert wird. Hunde passen ja so gut in unsere Welt, weil sie sie charakterlich so weit domestiziert haben. Je mehr die Selektion jetzt wieder Richtung scheue, angst, fehlende Anpassungsfähigkeit, Stressresistenz und meiden geht, desto unpassender werden sie als Haustier.


    Ganz extrem, Wolfshybriden.

  • Und wer bestimmt wie und ab wann z.b. Wesensprobleme so sind um als Qual definiert zu werden? Man kann ja weder reinschauen noch das Tier fragen. Und gerade in Verhaltensfragen gibt's ja doch einiges an Interpretationsspielraum.

    Während ich bpw sage mein Hund hat ein instabiles Wesen fallen mir ohne nachzudenken 4 Hundetrainer und Züchter ein die diese Aussage nicht teilen. Stellt sich die Frage wer dann Recht hat. (Oder eben nicht weil es einfach keine Maßstäbe dafür gibt)

    Das ist wie so vieles Auslegungssache ausgehend von persönlichen Präferenzen und Ansichten, ja.

    Auch wenn ich nicht nachvollziehen kann was es zu diskutieren gibt bei erblich bedingter Geräuschangst, niedriger Stressresistenz , Umweltunsicherheit und Co. Das ist nicht normal oder erstrebenswert für ein Haustier das begleiten soll.

    Klar kann man mit unpassenden Anschaffungen argumentieren, anderswo hätte Hund X keine Probleme . Das aber auch / grade im Begleithunde Sektor extrem viele Hunde durch unsicheres bis übertrieben ängstliches Verhalten auffallen muss man nicht schön reden .

    Das ist erblich gekoppelt, sieht man auch hervorragend bei den diversen Malis mit Schussthema in D was Genetik da für ne Rolle spielt.

    Und sowas auf die leichte Schulter zu nehmen und schön zu reden weil " ist ja nur n bisschen gestresst,muss man Dinge halt anpassen oder Medikamente reinkippen" ja nun. Was soll man da sagen.

  • Und wer bestimmt wie und ab wann z.b. Wesensprobleme so sind um als Qual definiert zu werden?

    Je mehr das Wesen in die Richtung „Wildtier“ selektiert wird. Hunde passen ja so gut in unsere Welt, weil sie sie charakterlich so weit domestiziert haben. Je mehr die Selektion jetzt wieder Richtung scheue, angst, fehlende Anpassungsfähigkeit, Stressresistenz und meiden geht, desto unpassender werden sie als Haustier.


    Ganz extrem, Wolfshybriden.

    Das sehe ich zum Beispiel ganz anders, auch wenn ich die Argumentation nachvollziehen kann. Für mich geht die Entwicklung weniger in Richtung „wieder Wildtier“, sondern eher ganz massiv in Richtung kleiner Wuschelhunde, die ohne jegliche Ansprüche einfach nur süß sein sollen. Da wird so viel verklärt – wenn das Hundekind Frauchen bis aufs Klo folgt, dann ist das plötzlich Ausdruck der innigen Bindung und wird romantisiert, statt es als das zu sehen, was es eigentlich ist: ein Hund, dessen ganzer Lebensmittelpunkt ausschließlich am Menschen hängt. Dieses Abhängigkeitsverhältnis wird dann noch in Watte gepackt und als besonders „liebenswert“ beschrieben, dabei hat es mit einem gesunden, stabilen Wesen nicht viel zu tun.

    Dazu kommt, dass viele dieser Hunde nie mehr kennenlernen als die 500 Meter rund ums Haus und den eigenen Hof. Und ob ihre Anpassungsfähigkeit daran nun ihr Glück oder ihr Pech ist, sei dahingestellt. Denn wenn sie so unauffällig sind, dass sie keine großen Probleme machen, einfach still vor sich hinleiden oder ihren Stress so sanft ausdrücken, dass es für die Besitzer nicht störend wirkt, dann fällt es im Alltag schlicht nicht auf. Genau deshalb landet es auch nie bei einem Trainer oder Verhaltenstherapeuten, weil niemand die Notwendigkeit sieht.

    Und das wird dann munter weiter vermehrt, weil sie süß sind und die Nachfrage einfach gigantisch ist. Gerade bei den kleinen roten Pudeln und ihren Mixen sehe ich das extrem häufig.

  • Verhaltensauffälligkeiten laufen in den meisten Fällen aber wohl weniger unter "das ist mies fürs Tier" als "das ist Belastung für den Halter im Alltag ".

    Ich bin mir da nicht so sicher. Klar, leidet ein Hund keine Qual, wenn er mal bei Unternehmung XYZ einen Nachmittag zu Hause bleiben muss, weil es ihn zu sehr stresst. Aber bei manchen unsicheren Hunden, können die Besitzer die gar nicht so sehr in Watte packen, dass die nicht doch ständig Angst und Unsicherheit verspüren.

    Aufs Leben betrachtet, fällt bei etlichen hyper-sensibelen/nervösen Hunden schon einiges weg, das Artgenossen durchaus schöne quality-time mit ihren Besitzern ermöglicht.


    Ich sehe das etwas anders. Natürlich ist ein unsicherer oder ängstlicher Hund im Alltag in erster Linie auch eine Belastung für den Halter – keine Frage. Aber das heißt nicht automatisch, dass der Hund selbst weniger leidet. Dauerhafter Stress, ständige Anspannung oder Angst sind auch dann eine Einschränkung der Lebensqualität, wenn sie nach außen nicht immer dramatisch wirken. Für mich ist das nicht nur ein „Alltagsproblem für den Menschen“, sondern eben auch ein Problem für den Hund selbst.


    Ah, da hab ich vermutlich schlecht formuliert. Ich schrieb:

    Hunde mit unsauberem Wesen treten ja tatsächlich auch eher als störend in Erscheinung, als körperliche Deformation. Geräuschangst, Probleme mit Untergründen, Ortswechseln, aber auch übersteigerte Artgenossenunverträglichkeit, niedrige Schwelle für Stress oder Angst etc. Verhaltensauffälligkeiten laufen in den meisten Fällen aber wohl weniger unter "das ist mies fürs Tier" als "das ist Belastung für den Halter im Alltag ".

    ...und meinte damit, dass im allgemeinen Bewusstsein eine solche Wesensschwäche wohl in erster Linie ein Ärgernis oder Stressfaktor für den Halter und das Umfeld ist und das Bewusstsein viel weniger dahin geht, es als Lebensqualität beeinflussend für den Hund wahrzunehmen.

    Die Chance besteht bei körperlichen Deformationen und Einschränkungen mEn eher.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!