Qualzuchten V
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Ich finde die Thematik der generellen Lebenserwartung ohne Unterscheidung der Gründe und Beeinträchtigungen ebenso unsinnig wie die Diskussion um Vibrissen.
Das erscheint mir nur als neue Baustelle, die von der eigentlichen Thematik ablenkt.
Die Frage sollte nicht sein: Wie lange? Sondern: Welche Qualität/Einschränkungen sind zu erwarten?
Verrät mir die durchschnittliche Lebensdauer pauschal etwas darüber? Nein.
Was bringt es , wenn der kleine Hund zwar 15 wird. Aber dafür ab dem dritten Lebensjahr mit Einschränkungen durch rassetypische Herz-, Gelenk- und Zahnprobleme zu kämpfen hat? Dafür wird der größere Hund nur neun, weil er schneller altert, hat aber weniger gesundheitliche Beeinträchtigungen an der Backe.
Darum sollte es doch gehen: Um die Qualität. Nicht um die Dauer/ Quantität.
Aber bei: Lebensalter ohne Unterscheidung... Das ist wie Vibrissen abschneiden = Amputation. Stimmt zwar nicht, ergibt keinen Sinn, aber es wirkt erstmal, als wäre da Bewegung in Richtung Tierwohl im Gange.
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GANZ genau das.
Bei der Deutschen Dogge ist es ja eben so, dass die verringerte Lebenserwartung GRÜNDE hat. Und , dass die Lebenserwartung DEUTLICH verkürzt ist.
Es geht nicht um die Lebenserwartung alleine. Aber ein Faktor unter vielen ist es.
Der Umkehrschluss: Wenn ein Hund lange lebt, ist alles gut - auch wenn er keine Luft bekommt wäre völlig falsch, das hat auch wirklich neimand so behauptet.
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Das arithmetische Mittel wird durch wenige Rassen möglicherweise stark nach unten verzerrt.
Achsooo, na ich weiß auch nicht, was die Statistiker*innen da alles so wildes machen, um belastbare Aussagen zur Lebenserwartung zu treffen, nehmen wir einfach Waldis kleine Modusschätzung einer random Internetseite.
ZitatThe conditional probability of death in a 1-year age interval (x, x+1) was calculated as q(x)= m(x)(1+a(x)∗m(x)). The number of pets surviving to age x, denoted as l(x), was estimated from a hypothetical population of 100,000 pets at birth i.e., l(0) = 100, 000. As these pets were assumed to be subject throughout their lives to the conditional probability of death in the 1-year age interval (x, x+1), the calculation was l(x) = (1−q(x−1))*l(x−1). The number of pet years lived at age x (any age other than the first year of life and the final age interval), denoted as L(x), was the sum of pets surviving until age (x+1) and the fraction a(x) of pets surviving in age interval (x, x+1), so that L(x) = l(x+1)+a(x)*(l(x)−l(x+1)). Given that a(x) = 0.5, the equation was simplified to L(x)=(l(x)+l(x+1))2.
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Kleinere Rassen haben eine höhere Lebenserwartung als größere Rassen.
Vermutlich liegt es mit daran, dass kleine Rassen weniger schnell wachsen im Vergleich zu größeren Rassen.
Ein alter Organismus ist anfälliger für pathologische Entwicklungen, es ist normal, dass mit dem Älterwerden auch Alterserscheinungen einhergehen, wozu eben nicht nur der gängige Verschleißprozess des Bewegungsapparates gehört, sondern auch das Abnehmen der Fähigkeit, schädigende Einflüsse zu kompensieren - Entartungen von Zellen (Tumore) gehören mit zu den Alterserscheinungen.
Riesenwuchs als Qualzuchtfaktor ist aber nicht bezogen auf die rassebedingte Lebenserwartung (denn dann würde die kürzere Lebenserwartung schon bei allen Hunden die größer sind als Kleinhunde als Qualzuchtfaktor angesehen werden müssen), sondern auf das Extrem.
Da stellt sich die Frage, ab wann die Größe und das Gewicht bei einer großen Rasse dazu führt, den Alterungsprozess und die damit einher gehenden Alterserscheinungen so früh einsetzen zu lassen, dass es als Extrem angesehen wird, und ein Hund quasi schon nach der Wachstumsphase mit Alterungserscheinungen zu kämpfen, und damit zu leiden hat.
Am Beispiel Dogge: Der Rassestandard legt eine Bandbreite von 45 bis 90 Kilo als Standardgewicht fest.
Nimmt man zur Zucht immer nur Elterntiere, die im oberen Bereich dieses Standards liegen, erhält man eine Nachzucht, die eben auch im oberen Bereich liegt, mit einer großen Wahrscheinlichkeit, in der Nachzucht etliche Hunde zu haben, die über diesem Standard hinaus gehen.
Züchtet man nur in diesem Endbereich des Rassestandards, dann führt das zu einem noch früher einsetzendem Alterungsprozess, der eben im Extremfall dazu führt, dass sich Alterungserscheinungen schon früh nach dem Ende des Wachstumsprozesses zeigen.
Mit dem damit verbundenem Leiden.
Das ist Qual - und die soll per Gesetz verboten werden.
Zum "Abrunden" eine kleine Anekdote aus meinem persönlichen Erleben: Ich habe mal einen Doggenzüchter kennen gelernt, der sich mit seiner Zucht eher im unteren Bereich des Standards orientierte, eben mit Blick auf höhere Lebensdauer und bessere Gesundheit.
Er wurde von anderen Züchtern (nach eigener Aussage) belächelt (oder besser: degradiert), seine Doggen wären ja "keine richtigen Doggen, weil zu klein und damit nicht imposant genug".
Riesenwuchs als Statussymbol - für den Menschen.
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Es geht nicht um die Lebenserwartung alleine. Aber ein Faktor unter vielen ist es.
Genau das ist es für mich "Ein Faktor unter vielen". Und das fehlt mir bei der ganzen Diskussion "von oben": das Gesamtbild zum einen. Und die Spezifizierung zum anderen.
Nehmen wir der Einfachheit halber Pudel und Vibrissen. Im Laufe meines Lebens habe ich mehr Pudel als Menschen kennengelernt. Ich halte welche, in meiner Familie gibt es eine Zucht, ich kenne die als Stino-Familienhunde, aus dem Agility, von Ausstellungen, als Blindenführhunde... keiner davon nutzt(e) seine Vibrissen. Keiner davon hat ein Problem damit, wenn die gekürzt werden. Im Gegenteil: Werden sie zu lang, erzeugt es Probleme.
Aber Vibrissen schneiden ist jetzt vollkommen unabhängig von der Realität und der Rasse ganz ganz schlimm.
Und jetzt wird beim Lebensalter weiter gemacht: Wenn das begründet auf Probleme hinweist - ja, dann sollte da dringend hingeschaut und reguliert werden. Aber es bringt nichts, das pauschal als Kriterium zu veranschlagen.
Für mich ist die ganze Herangehensweise falsch. Weil auf Teufel komm raus Sachen postuliert werden, die angeblich bei allen greifen. Aber wir haben nicht drölfzig Rassen geschaffen, weil die sich alle so wunderbar ähnlich sind. Sollen die Probleme wirklich gelöst werden, muss ich mir die Rassen und die Probleme genau dort anschauen wo sie sind - und nicht versuchen, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, damit ich irgendwas für möglichst viele verbieten kann.
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Statussymbol - für den Menschen.
Das ist doch die Wurzel allen Übels...
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Aller zwei Kilogramm mehr Körpergewicht wird die Lebenserwartung um durchschnittlich einen Monat verringert.
Wenn ich das zuende denke, komme ich tatsächlich bei einem Problem an. Leider kann ich von dem Artikel nur das Abstract lesen, und das ist ein wenig verwirrend.
Meine Gedanken, die durch die Info angestoßen wurden:
Der degenerative Alterungsprozess bestimmt ja nicht nur das "garantierte" Lebensende (in Abwesenheit von Krankheiten). Dieser Prozess ist eine Lebensphase, der andere Lebensphasen vorangehen. Wenn ich ganz grob Wachtum - erwachsenes Leben - Altersdegeneration einteile, dann sollte doch für jede dieser Phasen Zeit im Leben eines Tieres sein. Aber wenn diese Rechnung so linear ist: 2kg Gewicht = 2 Monate kürzeres Leben, dann haben Riesenhunde (jenseits der 100kg) höchstens noch eine sehr kurze Phase zwischen Wachstum und Altersdegeneration. Die sind dann anscheinend biologisch alt, wenn sie grad mal ausgewachsen sind. Das ist ein Problem, das augenscheinlich ausschließlich am Riesenwuchs hängt. Dann ist Zucht jenseits einer (zu ermittelnden) Obergrenze wirklich Qualzucht, denn auch wenn die Hunde nichts von ihrem verlorenen (erwachsenen) Leben wissen, so ist es doch nicht gerechtfertigt, Hunde zu züchten, die direkt nach oder sogar schon in ihrer Wachstumsphase ins degenerative Altern fallen.
Aus züchterischer Sicht ergibt sich sowieso ein Dilemma: mit nicht ausgewachsenen Hunden darf man nicht züchten. Mit Hündinnen, die bereits deutlich im degenerativen Alterungsprozess stehen auch nicht. Wenn aber zwischen Wachstum und Altersdegeneration nichts ist? Wann soll eine Hündin dann Welpen haben?
Unabhängig davon bin ich überzeugt, dass eine Obergrenze (wie ja auch eine Untergrenze) gut begründbar ist. Nicht nur aber auch durch diese Erkenntnis über den Zusammenhang von Lebenserwartung und Gewicht.
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Achsooo, na ich weiß auch nicht, was die Statistiker*innen da alles so wildes machen, um belastbare Aussagen zur Lebenserwartung zu treffen,
Meine Güte. Ich habe keine Ausage über Lebenserwartung gemacht, sondern über die Häufigkeit der Zahl 12 bei den verlinkten Tabellen.
Du hast schon einen gewissen Unterhaltungswert.
Genau das ist es für mich "Ein Faktor unter vielen". Und das fehlt mir bei der ganzen Diskussion "von oben": das Gesamtbild zum einen. Und die Spezifizierung zum anderen.
Unbedingt.
Deswegen hab ich ja immer wieder geschrieben, worum es MIR ging: Die deutsche Dogge.
Was manche Leute daraus machen - und warum...? Keine Ahnung.
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muss ich mir die Rassen und die Probleme genau dort anschauen wo sie sind
Entschuldigung, dass ich mich gerade so aufrege, aber ich sehe das seit geraumer Zeit in alle Richtungen und nie zielführend. Manchmal frage ich mich, ob Menschen ihre Köpfe nur zum Haare kämmen haben.
Da kritisiert der eine, dass der RR-Halter seine Hunde bei Shietwetter anzieht.
Hunde haben bei dem Wetter nicht zu frieren.
Der andere meckert, weil der südländische Windhund bei 20°C rennt.
Andere Hunde klappen dabei um.
Der Husky darf nicht so lange im Schnee unterwegs sein.
Denn andere Rassen würden dabei unterkühlen.
Haut der ahnungslose Nachbar sowas raus, okay. Kommt sowas von "Experten".... immer schön bis 10 zählen.... Und bei diesen Punkten sind wir noch nicht einmal bei den wirklich relevanten Faktoren angekommen. Aber diese Art von pauschalisiertem Blödsinn kann ich schlicht nicht ernst nehmen. Ganz genau um sowas dreht sich die Regulierung doch aber. Da werden Regeln für Hunde erfunden, die explizit auf das Jagen und Rennen in warmen Klimaten gezüchtet wurden - weil, der Durchschnitt der Hunde da nicht mithalten kann... Ach was? Gibt es eventuell dafür die Rassen, die eben nicht der Durchschnitt hier sind?
Regeln für Vibrissen, wo dir jeder Halter sagen kann, dass es ausgemachter Blödsinn ist. Und jetzt kommen wir beim Lebensalter an, das mit Sicherheit ganz genauso differenziert betrachtet wird - nämlich gar nicht.
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Und wenn da Grenzen festgelegt sind, was “zu winzig” oder “zu riesig” ist,
kommen unter Garantie kritische Stimmen:
“Mein Hund ist doch nur 1cm drüber/drunter! —
Wie kann man sagen, er leidet weniger, wenn er nur das bisschen im Maß wäre? UNFAIR! LÄCHERLICH!”
Denn egal welches Kriterium, egal welcher Toleranzbereich - es wird immer Leute geben deren Tiere eben gerade NICHT mehr zulässig sind.
Können wir jemals damit umgehen lernen?
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