Der "gefährliche" Hund Teil 3

  • OT:


    Manchmal frage ich mich schon, was bei (einigen) vielen Haustierhaltern schief läuft.


    Wir lassen täglich tausende Tonnen Nutztiere für unsere Haustiere töten, aber wenn ein Hund eine Maus erwischt, wird ernsthaft diskutiert, ob das schon ein gefährlicher Hund ist.


    Worum geht es? Weil die Maus ein paar Minuten Leidensweg hat, bevor sie verspeist wird, oder was ist das Problem?


    Wir sind, denke ich, alles Tierfreunde hier, aber unsere Hunde müssen satt werden, oder füttern hier alle, außer mir, vegetarisch?


    Ich lasse Wilma NIE jagen! Eichhörnchen oder Krähen würde sie schon gerne jagen, darf sie nicht und hat auch noch nie etwas erwischt.


    Diego war gefährlich, ja, denn er hat sicher in seinem Leben mindestens zwei Mäuse erledigt.


    Auch unsere Katzen haben schon die ein oder andere Maus vor unserem Haus abgelegt.


    Ich tue mich einfach schwer, wie sich hier echauffiert gezeigt wird, wenn z.B. eine Maus erwischt wird.


    Wir Menschen sind die gefährlichsten Jäger, aber das ist gesellschaftskonform.


    ich bin mir meiner Verantwortung mit Wilma zu 100% bewußt und führe sie wesentlich umsichtiger, als 98% der HH um mich herum.


    Nicht, weil sie gefährlicher ist, sondern weil sie aufgrund ihrer Rasse ein Listenhund in Bayern ist und deshalb hier mit zweierlei Maß gemessen wird.

  • wenn ein Hund eine Maus erwischt, wird ernsthaft diskutiert, ob das schon ein gefährlicher Hund ist.

    Ich denke nicht, dass hier irgendjemand denkt, dass ein Hund gefährlich ist, wenn er eine Maus tötet.


    Es geht um die Frage, wann ein Hund vor dem Gesetzgeber als gefährlich gilt und entsprechend eingestuft wird mit eben allen Konsequenzen. Bei Kleinstwirbeltieren wie Mäusen kann übrigens (laut Gerichtseinschätzung) von der Einstufung abgesehen werden, ebenso wenn es bei einer Rauferei unter Hunden nur zu Haarverlusten oder ganz geringfügigen oberflächlichen Kratzern kommt. Andersrum, ein Loch im Hundeohr führt durchaus zur Einstufung (Beim falschen Sachbearbeiter) ebenso wie das unkontrollierte Hetzen eines Hasens oder die Verletzung einer Katze im eigenen Garten, das Anspringen eines Kindes. Also teilweise Dinge, die vielen Hundehaltern mit ganz normalen Hunden passieren. Es ist nämlich häufig genau kein Kriterium für eine Einstufung, dass der Hund ein übersteigertes oder gestörtes Aggressionsverhalten oder ein fehlgeleitetetes Beutefangverhalten zeigt. Für die Einstufung reicht die Verwirklichung einer potentiellen Gefahr, die im Prinzip von fast jedem Hund in irgendeiner Weise ausgeht, wenn er nicht entsprechend erzogen und geführt wird.


    Aufgehängt wird sich hier in der Diskussion daran, dass ein totes Reh, ein toter Hase durch einen jagenden Hund scheinbar weniger Wert hat als ein toter oder verletzter Hund. Beides ist doch schlimm und beides muss so gut es möglich ist, verhindert werden. In beiden Fällen reicht in der Regel eine Leine, ein Zaun oder irgendwann dann vllt eine entsprechende Erziehung.

  • Ergänzend möchte ich hier nochmal anmerken: Es gibt geschützte Mäusearten, es gibt andere geschützte Kleinsäuger. Und Hunde unterscheiden da nicht. Nein, ich halte mäuselnde Hunde nicht für gefährlich. Aber wenns nicht explizit darum geht, Scheunen und Ställe mäusefrei zu halten, sehe ich a. keinen Sinn darin, seinen Hund mäuseln zu lassen und b. muss man sich halt klar machen, dass es ein Beitrag zum Artensterben ist.

  • Also in dem Husky/Rehkitz Fall (so der Husky nicht plötzlich zum Retriever mutiert ist) war er gefährlich, ja sogar lebensgefährlich für das Kitz.

  • Wir lassen täglich tausende Tonnen Nutztiere für unsere Haustiere töten, aber wenn ein Hund eine Maus erwischt, wird ernsthaft diskutiert, ob das schon ein gefährlicher Hund ist.


    Worum geht es? Weil die Maus ein paar Minuten Leidensweg hat, bevor sie verspeist wird, oder was ist das Problem?

    Nun, wie die Diskussion auf den letzten Seiten ergeben hat, reicht für die Einstufung als „gefährlicher Hund“ teilweise schon, dass er die Nachbarin schief angeguckt hat (Beispiel von Newbie):

    Dafür braucht es nicht mal Löcher.

    Gerade erlebt im Nachbarschaftsstreit.

    Es wurde behauptet der Hund hätte Nachbarin angesprungen.

    Einstufung nach Aktenlage ohne Möglichkeit auf Aushebung durch Wesenstest oder ähnlichem.

    Und der Tenor war, dass es völlig egal ist, ob das Opfer ein Mensch, Hund, Katze, Maus oder ein Reh ist … jedes Wirbeltier leidet darunter, gejagt zu werden und auch die Mäusejagd müsste dann zur Einstufung reichen (ging ja auch darum, dass dadurch zum Beispiel eine Gefahr für den Straßenverkehr entstehen könnte).


    Verletzt ist verletzt und Schmerz ist Schmerz.

  • Und der Tenor war, dass es völlig egal ist, ob das Opfer ein Mensch, Hund, Katze, Maus oder ein Reh ist

    Der "Tenor" waren einige einzelne Meinungen.


    Und die gehen weit auseinander bei dem Thema. Und ganz viele äussern ihre Meinung halt einfach gar nicht...


    Das heisst aber nicht, dass die am lautesten oder am häufigsten vorgetragenen Meinungen tatsächlich Mehrheit, Mainstream oder "Tenor" sind, oder wie immer man das nennen möchte.

  • OT


    Das Thema an sich finde ich aber wirklich interessant. Da ist also ein Husky ohne Aufsicht draußen unterwegs gewesen (ausgebüxt?) und kommt mit einem toten Kitz in der Schnauze zurück, richtig? Ich kann den Artikel nicht lesen, daher die Frage.


    Es wäre tatsächlich nicht möglich gesetzlich, nur dem Menschen Auflagen zu machen? Z.B.: der Zaun muss erhöht/repariert werden, er darf seinen Hund außerhalb sicheren Geländes nicht ableinen oder so? Ok, letzteres betrifft auch den Hund, aber so richtig will in meinen Kopf auch nicht rein, dass ein Hund als gefährlich eingestuft werden muss, wenn er ausbüxt und sich seiner Rasse entsprechend verhält, damit man z.B. einen sicheren Zaun oder Leinenzwang anordnen kann.
    Damit will ich sicher nicht das Leid des Kitzes kleinreden. Aber das Hauptproblem scheint mir doch eher zu sein, dass der Husky sich unbeaufsichtigt draußen bewegen konnte. Unbeaufsichtigt alleine unterwegs dürften viele Hunde nicht Nein sagen, wenn z.B. direkt vor ihnen ein junger Feldhase aufspringt. Und damit wäre für mich tatsächlich auch sehr viel mehr die Führung und Sicherung ein Problem, als dieser Hund.

  • Es wäre tatsächlich nicht möglich gesetzlich, nur dem Menschen Auflagen zu machen? Z.B.: der Zaun muss erhöht/repariert werden, er darf seinen Hund außerhalb sicheren Geländes nicht ableinen oder so?

    Doch, ist aber in vielen Bundesländern so nicht vorgesehen. Wenn ein Hund einen Menschen oder ein Tier durch Biss schädigt oder ein Tier unkontrolliert hetzt, ist er als gefährlich einzustufen.


    Zitat

    Und damit wäre für mich tatsächlich auch sehr viel mehr die Führung und Sicherung ein Problem, als dieser Hund.

    Aber ist nicht genau das eigentlich fast immer das Problem, wenn es zu einem Vorfall kommt, egal welchem?

  • Zitat

    Denn selbst die Tatsache unterstellt, dass die Hunde der Klägerin das Reh nicht gejagt, sondern bloß vorgefunden und daraufhin gebissen hätten, reicht dies für die Annahme der Gefährlichkeit jedenfalls i.S.d. § 7 Abs. 1 Nr. 3 HundeG aus.

    Aus einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Schleswig-Holstein zur Entscheidung über die Einstufung zweier Hunde, die unbeaufsichtigt ihr Grundstück verlassen und ein Reh (laut Augenzeugenbericht) gehetzt und getötet haben.

    Quelle: Schleswig-Holstein - 4 LA 165/19 | Oberverwaltungsgericht für das Land Schleswig-Holstein 4. Senat | Beschluss | Ernstliche Zweifel an ein verwaltungsgerichtliches Urteil aufgrund eines Verfahrensfehlers bzw. ...

  • Aber ist nicht genau das eigentlich fast immer das Problem, wenn es zu einem Vorfall kommt, egal welchem?

    Ich bin mal ehrlich, für mich macht es schon einen Unterschied, was das für ein Vorfall ist.
    Meine Lucy (schon lange tot) war einer Berner Sennen-Mix, die recht wenig Jagdtrieb gezeigt hat, nicht gehetzt hat, Rehe, Reiter, rennende kreischende Kinder etc. waren ihr völlig egal. Sie hat auch keine Kaninchen gehetzt, obwohl die für sie durchaus unter "Futter, das zufällig noch lebt" fielen. Ihr lief tatsächlich einmal (deshalb mein obiges Beispiel) ein junger Feldhase direkt vor ihren Füßen über den Weg. Der war sofort tot. Und Lucy war angeleint. Sie war vermutlich selbst ziemlich baff, wie gut es die Welt an diesem Morgen mit einem Frühstück für sie meint.
    Und einer meiner Shelties (nein, die sollen nicht Mäuse jagen oder auf Wiesen buddeln) aber bei Lotta bin ich mir sehr sicher, wenn der eine Maus direkt vor die Füße hopst, war das mal eine (lebendige) Maus. Wir haben ein gut 3000m² großes Grundstück, genau genommen, dürfte ich sie ja somit nicht mehr rauslassen ohne Maulkorb. Ich frage mich ja, wie viele Hundehalter da wirklich die Hand für ins Feuer legen können, vor allem, wenn sie nicht direkt dabei sind.


    Und ja, Agressionsverhalten ggü. Artgenossen oder Menschen, einfach nur weil sie sich schnell an einem vorbei bewegen oder auf einen zurennen, ist für mich tatsächlich etwas anderes.

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