Hund rastet bei Sichtung von Kindern aus und hat leider zugebissen

  • Hallo und danke für die schnelle Freischaltung.


    Mein Name ist Pia und ich teile mein Leben mit Barney, einem 5 Jahre alten Saluki Mischling. Er lebt seit einem Jahr bei mir und wir haben schon die ein oder andere schwere Zeit überstanden. Als Barney hier einzog war er ein Häufchen Elend. Verängstigt, wollte ständig flüchten und alles jagen was er zu Gesicht bekam.


    Wir haben vieles davon gut in den Griff bekommen, bis auf das Jagen. Freilauf wird wohl niemals möglich sein. Er ist aber auch selbstbewusster geworden. Früher war seine Taktik immer die Flucht. Mittlerweile entscheidet er sich leider eher für den Angriff. Was natürlich mehr als doof ist.


    Er ist also unsicher und versucht durch seine Aggression zu kompensieren. Ganz schlimm ist dieses Verhalten bei Kindern. Wenn sie laufen, spielen, schreien,... hängt er in der Leine und knurrt und dreht sich und bellt. Leider ist mir vor ein paar Wochen ein dummer Fehler passiert. Normalerweise laufe ich mit ihm immer mit Halsband oder Halti plus Sicherheitsgeschirr. Manchmal, wenn wir z.B. um 4 Uhr morgens kurz zum Pipi rausgehen nehme ich nur schnell ein Halsband, weil wir uns nicht weit weg vom Haus bewegen. Das war auch der Fall vor ein paar Wochen. Es war kurz vor 4 und Barney hat angedeutet, dass er raus muss. Also flott ein Halsband übergeworfen, Leine dran und zum nächsten Baum.


    Die Idee hatte wohl eine Mutter mit ihrem Malteser und ihrem Kleinkind auch. Noch nie bin ich jemanden um diese Uhrzeit begegnet.


    Das Kind hat laut geschrien als es uns gesehen hat und angefangen zu klatschen und Lärm zu machen.

    Barney ist sofort steif geworden, pinkeln war vergessen. Ich habe ihn ganz kurz genommen und wollte sofort zum Haus zurück. Er hat sich doof gewunden und gedreht und um sich geschnappt und sich schließlich aus dem Halsband befreit.


    Kommandos sind in diesem Moment nutzlos. Ich bin aber sofort losgelaufen und habe noch gerufen, dass die Mutter bitte ihr Kind hochnehmen soll. Wir waren beide zu langsam. Barney hat das Kind gebissen, zum Glück nur in den Arm. Trotzdem schlimm genug.


    Ich konnte ihn mit Gewalteinwirkung von dem Kind loslösen und ihn wieder anleinen. Die Mutter hat das schreiende Kind hochgenommen und Barney wollte immer wieder hochspringen. Ich habe ihn dann am Halsband gepackt und konnte ihn zurück ins Haus bringen.


    Natürlich bin ich sofort wieder raus zu den beiden. Mutter hatte bereits einen Krankenwagen gerufen. Sie war total am Ende. Ich habe ihr meine Daten gegeben und sie gebeten sich bei mir zu melden und mich tausend Mal entschuldigt.


    Der Vater kam dann auch dazu um den Hund abzuholen. Er hat mich angeschrien und beschimpft. Es war furchtbar.


    Fünf Tage später kam eine Nachricht von der Mutter, dass sie sich langsam von dem Schock erholen. Ich habe mich erneut entschuldigt und gefragt ob ich irgendwas tun kann. Es kam dann keine Antwort mehr.


    Seitdem gehe ich nur noch mit doppelter Sicherung und Maulkorb mit Barney vor die Türe, egal wie lang oder kurz. Aber das Problem besteht weiterhin. Er scheint Kinder zu hassen. Ich laufe große Bögen wenn ich welche sehe, gehe im Dorf kaum noch Gassi, sondern fahre immer ein Stück raus.


    Natürlich habe ich mir auch Hilfe gesucht. Eine Trainerin, aber so richtig kommen wir nicht voran bzw. überhaupt auf einen Nenner. Seit Wochen üben wir Click für Blick, weil sie meint das wäre das sinnvollste. Aber es klappt ab einer gewissen Erregungslage null. Er macht es gut, wenn gar nichts passiert, aber bei der kleinsten Ablenkung bin ich abgeschrieben.


    Daher meine Frage. Macht es Sinn diesen Weg weiterzugehen? Soll ich mir eine/n neue/n Trainer/in suchen? Was kann ich machen, damit er sich an Kinder gewöhnt? Wie arbeitet man am Besten an diesem Problem?


    Er ist sonst ein wirklich lieber und sanfter Hund. Total verschmust, lustig und freundlich. Aber diese andere Seite macht mir etwas Angst und ich will nie wieder in so eine Lage kommen.

  • Hallo :winken:

    Ich rufe mal pinkelpirscher sie kennt sich sehr gut mit Windhunden und deren Jagdverhalten aus.


    Ich glaube, an Kinder wirst du deinen Hund nie mehr gewöhnen können. Der Zug scheint mir abgefahren. Dass rennende, schreiende Kinder den Jagdtrieb triggern, kommt leider öfter vor.


    Im Grunde hilft nur immer sehr gut sichern und Maulkorb dran und den Trigger vermeiden.


    Aber vielleicht sagen noch andere was dazu, die doch mit der Rasse besser auskennen.

  • Kommandos sind in diesem Moment nutzlos. Ich bin aber sofort losgelaufen und habe noch gerufen, dass die Mutter bitte ihr Kind hochnehmen soll. Wir waren beide zu langsam. Barney hat das Kind gebissen, zum Glück nur in den Arm. Trotzdem schlimm genug.

    Es tut mir total leid, dass das passiert ist.

    Für dich und natürlich auch für das Kind.

    Ich kann dir nichts Hilfreiches da lassen, nur sagen, dass ich mit dir fühle.

  • Das ist ein Thema, da wird nur Trainer*in vor Ort helfen können. Maulkorb und richtige Sicherung scheinen mir der beste Weg, was du ja auch schon machst.

    Er ist also unsicher und versucht durch seine Aggression zu kompensieren.

    Das hat mein Aussie auch, aber zum Glück nicht in dem Ausmaß. Ihm hilft es, wenn ich ihn bei gruseligen Begegnungen hinter mich schicke. Ich gehe vor, blocke ihn ab. Aber auch alle anderen, die auf ihn zukommen. Mittlerweile hat er ganz gut begriffen, dass er nichts regeln muss und ist darüber froh. Bei ihm war das Pöbeln Unsicherheit.

    Das könnte deinem Hund vielleicht auch helfen, ersetzt aber nicht Maulkorb/Leinensicherung. Gerade nach einem Beißvorfall mit Kind würde ich da absolut gar nichts mehr riskieren.


    P.S. Hätte natürlich alles nicht passieren dürfen, aber ich finde deine Reaktion darauf sehr gut

  • Früher war seine Taktik immer die Flucht. Mittlerweile entscheidet er sich leider eher für den Angriff.

    Nur ganz allgemein gesprochen / zum drüber nachdenken (muss nicht heißen dass das auf Euch zutrifft):


    Hatte Barney mit Weggehen/Flucht Erfolg oder wurde er stattdessen mal/öfter bedrängt (vielleicht sogar von Kindern) und hat somit gemerkt dass dieses Verhalten nicht (mehr) zielführend ist?

    Weil du schreibst dass er früher so und nun so reagiert daher kam mir der Gedanke...

    Also gab es vielleicht sogar einen Auslöser, dass er die Strategie wechselte oder kam das eher schleichend mit steigendem Selbstbewusstsein (was jetzt auch nicht ungewöhnlich wäre dass Tierschutzhunde erst mit der Zeit "richtig auspacken")

  • Maulkorb wird da wohl fast zur Pflicht. Halsband mit Zugstopp hinter die Ohren. Dann kannst du den Kopf wegziehen. IdR laufen Tiere dahin wo sie hingucken und Abstand halten. Mit nem Zugstopphalsband kann der Hund nicht raus schlüpfen, meiner Meinung nach sicherer als Geschirre. . Nehme ich seit Jahren. Meine hat keinen Übergang vom Kopf zum Hals und wenn sie unsicher wird rennt sie geduckt rückwärts.

    Desensibilisierung hilft am besten mit Kindern aber immer sch…


    Die Erfahrung will keiner machen. Du hast mein Mitgefühl, weil das so eine doofe Situation ist. Wer rechnet morgens um vier mit der Mutter und dem Kind. Schreiend.

  • Maulkorb wird da wohl fast zur Pflicht. Halsband mit Zugstopp hinter die Ohren. Dann kannst du den Kopf wegziehen.

    Bitte nicht solche Cesar Millan-Tips. Das Ding heißt Halsband und gehört genau da hin, es heißt nicht Ohrenband.

  • andere Seite macht mir etwas Angst und ich will nie wieder in so eine Lage kommen.


    Ich hab dir hier mal was einkopiert zum Thema "Fehlgeleitetes Beutefangverhalten"



    Der Reiz des Jagens
    Im zweiten Teil der Serie "Jagende Hunde", geht es um den Reiz des Jagens, oder besser: Welche Reize lösen Jagdverhalten aus, was "fehlgeleitetes…
    www.rehabilitiere.de


    Zitat

    FEHLGELEITETES BEUTEFANGVERHALTEN

    Ein typisches Beispiel hierfür ist das Jagen von allen möglichen, sich schnell bewegenden Objekten (mit und ohne Mensch), wie Fahrradfahrer, Autos, Roller, Inlineskater usw. Ich führte mal ein Erstgespräch mit einer Dame, deren Bearded Collie war ein ganz bezaubernder Fellknäuel. Zu jedem freundlich, mit jedem Hund verträglich und immer gut drauf. Spaziergänge waren trotzdem der Horror, denn der nette Herr Hund rastete jedes Mal vollkommen aus, wenn er auch nur von weitem einen Zug oder eine U-Bahn hörte. Na gut, könnte man sagen, hält man halt Abstand. Nur blöd, wenn man direkt neben einer U-Bahn-Station wohnt und das Jagen von Zügen, U-Bahnen und allem was fährt so ziemlich die einzige Beschäftigung für den Hund darstellt und der gerade anfängt zu merken, dass LKW jagen auch lustig ist. Jedenfalls so lange gerade keine Bahn kommt. Dann kann man die ja wieder hetzen.

    Das ist fatal und tragisch und erlernt und durch Unwissenheit oft auch noch lange Zeit verstärkt worden. Aber auch hier gilt: Wir sprechen bei Jagdverhalten immer von massiv selbstbelohnendem Verhalten. Es braucht also keinen Menschen, der den Hund zusätzlich belohnt. Das machen die Hormone ganz alleine.



    Zitat

    REIZSUMMENREGEL


    Ein jagdlich relevanter Reiz wird umso interessanterm je mehr jagdauslösende Eigenschaften er in sich vereint.

    Achtung, jetzt wird's wichtig: Auch ein, normalerweise jagdlich nicht interessanter Reiz, kann Jagdverhalten auslösen, wenn er mehrere jagdauslösende Eigenschaften in sich vereint.

    Auf dem Bild links haben wir ein ganz klassisches Beispiel. Stell dir folgende Situation vor: Zwei Kinder, die auch ab und zu mit dem Hund Ball spielen, toben miteinander und schleudern Kissen aufeinander und durch's Zimmer. Sie schreien, quitschen, rennen, haben Spaß und machen, was Kinder halt so machen. Im tragischsten Fall summieren sich hier für einen Hund viele Reize, die möglicherweise jeweils für sich alleine kein Jagdverhalten auslösen würden. In der Summe passiert aber das, was fehlgeleitetes Beutefangverhalten zum traurigen Urknall in der Rasselistendiskussion gemacht hat: Der Hund beißt. Das bedeutet nicht, dass jeder Hund, der ein tobendes Kind gebissen hat, nicht aggressiv ist, sondern nur "falsch gejagt" hat. Aber eine große Zahl an Beißvorfällen geht auf fehlgeleitetes Beutefangverhalten zurück.

    Beispiel 2: Ein Hund rennt auf der Hundewiese einem Ball hinterher und schnappt sich urplötzlich den kleinen flauschigen Chihuahua, der zufällig daneben gelaufen ist: Das bereits "jagende Gehirn" entscheidet innerhalb weniger Sekundenbruchteile, welcher Reiz erfolgversprechender ist. Der Ball oder der kleine, strubbelige Hund, der jetzt auch noch so lustig quitscht?


    Das Verhalten des Hundes besser einordnen zu können hilft vielleicht auch, die eigenen Emotionen zu sortieren und zukünftig Gefahren zu erkennen und zu vermeiden.

  • Wenn Du weißt, wo die wohnen, würd ich hingehen und irgendwas für das Kind mitnehmen. Spielzeug oder Kuscheltier, irgendwas, das für das Alter etwa paßt. Dazu eine Packung Pralinen oder einen Blumenstrauß als Entschuldigung für die Mutter und ihren Streß an dem Tag, den Du ihnen bereitet hast.

    Einfach, um mich nochmal zu entschuldigen, und Dich persönlich nach dem Wohlergehen vom Kind zu erkundigen.


    Sag ihnen, wie es war: daß Du den Hund normalerweise sicherst, und um die Zeit nicht mit Kindern gerechnet hast auf der Straße. Und vor allem, daß Du ihn künftig sichern wirst wie Fort Knox, sodaß sie sich keine Sorgen um ihr Kind zu machen braucht, wenn sie rausgeht mit dem Kind. Sag ruhig auch dazu, daß er früher immer geflüchtet ist, und diese Reaktion von ihm Dich deswegen selbst überrascht hat, und daß Du mit ner Trainerin dran arbeitest.


    Daß der Hund Jagdverhalten zeigt, wundert mich jetzt nicht wirklich bei der Rasse ;-). Die Reaktion auf das Kidn jedoch läßt mich darauf schließen, daß er die Dinge jetzt selbst in die Hand nimmt, weil er vorher von Euch nicht genügend Sicherheit bekommen hat. Diese würde ich jetzt versuche, ihm zu gebe, indem man solchen Situationen großräumig ausweicht, Abstand schafft, Bögen geht, ihn beim Laufe in einer Begegung immer auf die dem Kind abgewandte Seite nimmt, um zwischen ihm und Kind zu stehen, damit er merkt, Ihr laßt die Kinder nicht an ihn ran. Also NICHT üben, Kider auszuhalte, sondern das Gegenteil: ihm zeigen, daß Ihr in der Lage seid, diese fernzuhalten und ihm Sicherheit (in ALLEN Situationen, nicht nur bei Kindern!) zu geben, sodaß er solche Situationen icht selbst regeln muß. Denn genau DAS hat er getan in dem Moment. Weil Du es in dem Moment nicht konnntest.


    Ansonsten halt ab sofort die "üblichen Verdächtigen": Maulkorb drauf, bevor man das Haus verläßt, Sicherheitsgeschirr, und die Leine in Halsband UND Geschirr einhaken, damit nix passieren kann. Gassi eher gehen, wo KEINE Kinder sind, also nicht grad direkt neben dem Kindergarten o.ä. ;-) Dem Hund ein Signal für "hinter mir laufen" beibringen, und jedes Mal verwenden, wenn von vorn ein Kind entgegenkommt, und man nicht ausweichen kann. Und im Idealfalle sitzt ein Halsband auch dann richtig, wenn der Hund den Kopf nicht rückwärts rausziehen kann. Halsbänder mit 5 cm Spiel sind keine Sicherung, sondern bestenfalls Deko. Gehören eigentlich verboten, so Schlabberdinger als einzige Sicherung. Gerade Windhundehalsbänder sind ja auch oft so breit, daß sie nicht einschnüren am Hals, wenn man sie so einstellt, daß sie anliegen statt am Hund rumzuschlabbern.


    Wenn er dann nach ein paar Monaten kapiert hat, daß Ihr ihm diesen Streßfaktor fernzuhalten in der Lage seid, kann man wieder zu üben beginnen. Nicht, mit Kindern zu interagieren. Sondern damit, Kinder auf größerem Abstand entspannt ertragen zu können. Erstmal mit solchen, die nur ruhig rumlaufen, also keine rennenden und/oder kreischenden Kinder! Bei so einem Hund heißt die Devise nicht "ich möchte einen Kinderkuschelhund draus machen", sondern "Ich möchte den so durchs Leben führen, daß er sich sicher fühlen kann, nicht hochdrehen muß oder gar Situationen selbst regelt" - weil DAS tut er, wie Du ja gesehen hast, dann in SEINEM Sinne. Und das kann klappen, aber nur, wenn Du ihm erstmal ne ganze Weile zeigst, daß Du in der Lage bist, ihn zu beschützen, weil nur dann wird er Dir irgendwann so vertrauen, daß er sich darauf einlassen kann, auf Abstand ruhig mit Dir vorbeizugehen, in dem festen Wissen, Du sorgst schon dafür, daß das Kind nicht an ihn rankommt. Weil im derzeitigen Zustand, wo er schon auf 185 ist, wenn er ein Kind nur sieht, wird er nicht aufnahmefähig sein für IRGENDWAS, geschweige denn für ein Training.


    Der geht, wenn Ihr ihm keine Sicherheit gebt, ja schon auf 179,9 ausm Haus, weil er nur drauf wartet, wieder irgendwelchen Furcht-Situationen asugesetzt zu sein. Und wenn er eh schon auf 179,9 ist, fehlt halt nimmer viel zum Eskalieren..... Ist der Hund aber entspannt unterwegs, kann er auch mal ne einzelne enge Situation ertragen, ohne zu eskalieren, weil man an der Stelle einfach nicht ausweichen kann aufgrund räumlicher Gegebenheiten.


    Drücke Euch die Daumen, daß da nicht noch was nachkommt, eine Anzeige oder so.

  • Maulkorb wird da wohl fast zur Pflicht. Halsband mit Zugstopp hinter die Ohren. Dann kannst du den Kopf wegziehen.

    Bitte nicht solche Cesar Millan-Tips. Das Ding heißt Halsband und gehört genau da hin, es heißt nicht Ohrenband.

    Ich denke eher, dass damit gemeint war, dass die Stop-Einstellung auf hinter die Ohren gestellt wird, damit der Hund nicht raus kann.

    Das ist eine normale Einstellung und hat mit Cesar Milan nichts zu tun.


    Das was du vor Augen hast, und der Mann benutzt ist etwas anderes und wird hinter den Ohren fixiert und hat einen ganz anderen Zweck.

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