Meideverhalten mir gegenüber

  • Hallo,

    ich habe einen sechs Monate alten Hund. Ich hatte in der letzten Woche drei Mal die Situation draußen, dass er mir gegenüber Meideverhalten gezeigt hat. Ich mache mir einen riesen Kopf, woran das liegen könnte, was ich konkret falsch mache und ob es an unserer Bindung liegt. :loudly_crying_face:

    Ich würde gerne mal die drei Situationen schildern, vielleicht kommen euch ja Ideen, woran es eventuell liegen könnte. (Ich bin grade auch auf der Suche nach einer Trainer/in)

    Situation 1: ich lege spaßeshalber seine erste Fährte. Er ist ganz begeistert. Irgendwann hole ich ihn aus der Situation und gebe ihm das Signal „Platz“. Neben mir stehen zwei Freundinnen. Er geht rückwärts weg, zeigt Beschwichtigung und „verweigert“ das Signal.

    Situation 2: Ich gehe an der kurzen Leine ein kurzes Stück. Er macht das super. Ich gebe ihm das Signal „Sitz“ um auf das Geschirr zu wechseln, er „verweigert“ das Kommando und geht wieder rückwärts von mir weg.

    Situation 3: Er ist an der Schleppleine. Wir machen eine kurze Pause. Ich gebe ihn frei, er verlässt den Weg ins Gebüsch und schnüffelt was. Ich gebe das Signal „Raus da“ er kommt sofort an. Ich gebe ihm kein Leckerli und er geht kurz bevor er bei mir angekommen ist rückwärts von mir weg.

    Keine Ahnung, ob das hier hilfreich ist, aber ich mache mir echt Sorgen. Oder kann das vielleicht sogar in dem Alter auch mal der Besitzerin gegenüber auftreten? Ich weiß nicht, ob ich in den Situationen körpersprachlich bedrohlich gewirkt habe. Hatte das jemand von euch schon mal? Wie könnte ich handeln, wenn er mir gegenüber Meideverhalten zeigt? Und noch besser: Worauf sollte ich achten, damit er so erst gar nicht empfinden muss? Ist das sehr problematisch?

  • Vllt ist es die Tonlage? Vllt ist diese zu "scharf"?

    Meine sind da auch ganz anders, als wenn ich die Befehle "Platz" "Sitz" oder auch "Raus da" fröhlicher, entspannter sage.

  • Wie ist deine Körperhaltung, beugst du dich vielleicht unabsichtlich über ihn?

    Genaueres kann man nur sagen wenn man euch gemeinsam sieht, ist schwierig nur über eine Erzählung.

    Denke nicht das es an der Bindung liegt, denke an Körpersprache oder Stimme.

    Wie lange hast du ihn schon?

    Würde mir einen Trainer holen, der kann dir sagen woran es liegt.

  • Bei Mojito reicht es, wenn ich sehr konzentriert bin und dadurch etwas "mürrisch" gucke. Dann zeigt er erste Ansätze zum meiden.

    War schon immer so bei ihm.


    Evtl ist es deine Körperhaltung/ Sprache etc. Ich würde da auch mal jemanden zuschauen lassen. Evtl findet ihr so den Auslöser

  • In einem Bericht über Junghunde hab ich mal gelesen, dass Junge Hunde irgendwann Sensibler bezüglich ihres Körpers werden können. Was Berührungen angeht, etc. Hatte mir da zuvor noch nie Gedanken drüber gemacht.
    Bei uns war das Geschirr, Halsband anlegen mal eine Weile schwieriger. Hätte ich mich drüber gebeugt, wäre meine auch Rückwerts gegangen. Hab es dann anders gemacht und immer im Hocken angezogen. Auch das Anleinen kann man mal eine Weile im hocken machen. Oder Leckerchen mal eine Weile, mehr Seitlich von sich geben, statt Frontal zum Hund.
    Du kannst auch die Boden Temperatur im Blick haben. Vielleicht mag dein Junger Hund, der eventuell noch ein Fell wie Kraut und Rüben hat, grad nicht so gerne sitzen, oder liegen.

    Aber Schön dass es dir auffällt :smiling_face_with_hearts: . Ich denke nicht dass es an der Bindung oder Ernsten Problemen liegt. Ich find auch die ersten Monate bis Jahre, muss man sich erst mal richtig kennen lernen. Dein Hund muss dich richtig Lesen lernen und du musst deinen Hund richtig kennen lernen. Wenn deiner eben Sensibler ist, dann darfst du dich daran auch anpassen.
    Es gibt Hunde vom Typ her, da kann man etwas deutlicher werden und es gibt Hunde, da reicht schon eine Hoch gezogene Augenbraue.

  • Dein Hund ist doch erst 6 Monate alt. Ich finde, Du verlangst da schon ganz schön viel. Die Kommandos Sitz, Platz etc müssen doch erst aufgebaut werden und sich festigen. Das dauert. Ich kenne keinen Hund, der das in dem Alter schon zuverlässig ausführt bzw ausführen muss. Vielleicht ist der Hund schlicht überfordert und versteht nicht, was du möchtest. Kommt noch die Ausstrahlung (Erwartung, Körperhaltung, Tonlage) dazu und er ist verunsichert.

    Ich gebe das Signal „Raus da“ er kommt sofort an. Ich gebe ihm kein Leckerli und er geht kurz bevor er bei mir angekommen ist rückwärts von mir weg.

    Wieso bekommt er nichts, wenn er zu Dir kommt? Ich würde schon über Stimme belohnen, wenn er sich auf den Weg zu mir macht und bei Ankunft 'ne Belohnung springen lassen. Unabhängig davon würde ich "Raus da" durch den Rückruf ersetzen (ist ja meist der Name des Hundes oder ein "Hier"). Nicht zu viele Kommandos aufbauen.


    ich lege spaßeshalber seine erste Fährte. Er ist ganz begeistert. Irgendwann hole ich ihn aus der Situation und gebe ihm das Signal „Platz“. Neben mir stehen zwei Freundinnen. Er geht rückwärts weg, zeigt Beschwichtigung und „verweigert“ das Signal.

    Alles was die Nase anstrengt verlangt unheimlich viel Konzentration und ist enorm anstrengend für einen jungen Hund, insbesondere, wenn es sich im Aufbau befindet. Ich würde am Anfang bei sowas die Freundinnen zu Hause lassen und eine ruhige Atmosphäre schaffen. Durch die Beschwichtigung drückt er mMn seine Unsicherheit aus. Ein "Platz" auf einer Fährte baut man eigentlich erst ein, wenn der Hund verstanden hat, wie er seine Nase gebrauchen soll und was "Platz" bedeutet (also wenn das jetzt in Richtung Verweisen gehen soll)

  • Mal ne Frage.

    Hast Du schon mal "durchgesetzt", wenn der Hund das Kommando einmal nicht richtig, schnell genug, oder generell nicht nachgekommen ist?


    Wenn ja, könnte auch dort der Ursprung liegen.

  • Da sie von Signalen statt Kommandos spricht, denke (hoffe) ich mal, dass sie da auch nichts "durchsetzt" oder die grundsätzlich vergiftet sind. Durchsetzen ist ja eben nicht der Punkt von Signalen. Ich würde auch dazu tendieren, dass es mit dem Drüberbeugen bzw. der Körpersprache allgemein zu tun hat.


    Mein super selbstbewusster Husky hatte mit 6 Monaten so eine Phase, wo Geschirr anziehen plötzlich gruselig war und er mich schon gemieden hat, wenn ich es in die Hand genommen habe. Beim Anleinen draußen genauso. Bewusstes Abwenden und Hinhocken, Gegenkonditionierung und das Signal "Nase durch" fürs selbst den Kopf durchs Geschirr stecken haben geholfen.


    Ich denke aber auch, dass du recht viel verlangst. Zuverlässig sind die Signale in dem Alter einfach nicht (mehr). Da fängt die Pubertät an und alles wird schwieriger. Wenn man dann genervt reagiert, weil "hat ja schonmal funktioniert" merkt der Hund das und kommt schonmal ins Meiden. Ich würde wieder deutlich hochwertiger verstärken, wenn es klappt... und wenn es nicht klappt, nochmal 5 Schritte zurückgehen.

  • Situation 1 empfinde ich als viel zu schwer. Wenn ich einen so jungen Hund hier "parken" wollen würde, würde ich ihn anbinden.


    Bei Situation 2 würde ich auf deine Körperhaltung/Stimmlage tippen.


    Situation 3 würde ich in diesem Alter belohnen. Nicht mit einem Leckerchen bei mir aus meiner Hand, sondern mit einer Bestätigung direkt bei Abkehr aus dem Gebüsch und einem auf den Weg geworfenen Leckerchen.

  • acidsmile über die Bodentemperatur hatte ich auch schon kurz nachgedacht, an allen Tagen war es nass und kalt. Danke für deine Worte, die sind etwas aufbauend. Ich werde es genauer beobachten und versuchen auf meinen Körper/Stimme zu achten.


    Tobie mir geht es gar nicht darum, dass er die Signale zuverlässig aufführt, ich habe sie auch kein zweites Mal gegeben, sondern bin dann in die Knie gegangen und ihn nett angesprochen, dann war auch sofort alles „gut“ zwischen uns.

    Er bekommt eigentlich immer irgendwas, weil er das ja super macht. Aber genau in dem Moment war ich grade im Gespräch mit meinem Freund und dadurch einfach abgelenkt, ich bin sonst die meiste Zeit allein mit dem Hund unterwegs. Danke für den Tipp, ich habe das eigentlich bewusst mit dem Signal aufgebaut, weil ich nicht erwarte, dass er zu mir kommt, sondern einfach nicht im Busch verschwindet. Wobei er dann meistens so oder so in meine Nähe kommt.

    Das Platz nach der Fährte hatte gar keinen Zweck für mich in diese Richtung, eigentlich war es eh total unnötig in der Situation. Ich weiß gar nicht mehr, warum ich das überhaupt „gefordert“ habe.


    SheltiePower  Vrania Nein, ich war jedes Mal selbst voll erschrocken und bin dann in die Knie gegangen und hab ihn zu mir gelockt, dann war auch alles wieder ok. Wenn er mal ein Signal nicht befolgt, dann mache ich ein wenig Spaß mit ihm (z. B. Leckerli jagen) und versuche es dann nochmal. Dann macht er es zuverlässig. Passiert aber sehr selten, dass er mal ein Signal nicht befolgt.


    Danke für eure Beiträge!

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