Meine Hündin hat ihren Hundekumpel schwer verletzt

  • Aber doch nicht, dass der Mops durch sein Verhalten Schuld ist.


    Irgend einen Auslöser hat es gegeben, klar.

    Es geht hier um eine (Schäfer-Mix-) Rumänin, die sich gerade mal 6 Monate lang eingelebt hat und nun ihr Köfferchen Stück um Stück auspackt.

    Da hätte es wohl duch jeden x-beliebigen Hund zu solch einem Vorfall kommen können.


    Leider wieder so ein Fall von Naivität der Halter und ggf. der zuständigen Orga.

    Eine evtl. Straßenerfahrene Hündin aus Rumänien kann / sollte man nach 6 Monaten (und es geht ja scheinbar schon ein Weilchen so) nicht einfach so den Umgang mit anderen Hunden ungesichert zugänglich machen.

  • Maulkorb antrainieren

    Aber ganz sicher nicht (ist nicht boes gemeint!!). Der Hund hat einen anderen Hund massiv verletzt und die HH hat weder die Anzeichen davor erkannt, noch kennt sie den Ausloeser.

    Bei sowas wird mAn gar nichts auftrainiert. Da kommt der Korb drauf, Versuche den Korb abzustreichen werden korrigiert und fertig! Ohne Korb gehts nicht raus.



    Wenn der Hund jetzt 2 Tage nicht Gassi war, wo genau loest der sich?


    Trainer suchen, Hund sichern, den Vorfall der (hoffentlich vorhandenen) Versicherung melden und sich dann auch mal informieren welche Folgen das alles haben kann, sollte die andere HH Anzeige erstatten.

  • Schuld, immer braucht man jemanden der Schuld ist.

    Es geht doch nicht um Schuld, sondern um den auslösenden Faktor. M.E. kann man besser an dem arbeiten, was man kennt.


    Der arme Mops, ich hoffe, er schafft es.


    Liebe TE, ich kann dein Ansinnen verstehen, Hera abzugeben. Ich glaube, wenn das Vertrauen einmal so erschüttert ist, unabhängig davon, wer an was schuld ist, dann steht das halt immer irgendwo im Raum. Wenn du dir nun denkst, ihr nicht gerecht zu werden oder sie nicht sicher führen zu können, so kann ich das zumindest nachvollziehen.

    Es ist ja nicht gegen Hera, sondern ein Denken für sie und auch für dich. Ich will damit nur sagen, dass ich deine Gedankengänge da verstehen kann.


    Ich selber wüsste nicht, wie ich in einer solchen Situation reagieren würde.

  • Ich konnte die Organisation noch nicht erreichen. Habe bereits mehrmals angerufen und WhatsApp geschickt, aber es kommt keine Reaktion. Die werden wohl ziemlich beschäftigt sein. Es wäre natürlich ideal, wenn die Organisation Hera zurücknehmen könnte und sicher vermitteln.


    Mir ist schon klar, dass hier niemand sagen kann was ich tun soll, aber ich musste es einfach los werden, einfach reden, nach Erfahrungen fragen.


    Ich habe zum Glück einen kleinen Garten, damit sie raus kann und ihr Geschäft erledigen. Maulkorb besitze ich nicht, aber ich werde einen besorgen, das ist eine gute Idee. Muss ich sie da erst daran gewöhnen oder geht das schnell?


    Ich finde es nicht so selbstverständlich das das passiert ist. Sie war immer verträglich mit allen Hunden und sie hat sich oft ihr Spielzeug geteilt, sie haben gemeinsam Stöckchen herumgetragen usw.


    Sie läuft seit 4 Monaten ungesichert mit anderen Hunden, davor gab es Kontakt an der Leine, was auch nie ein Problem war.


    Ich konnte das Starren nicht deuten. Ich habe sie angesprochen, aber sie hat mich nicht einmal angesehen, was für sie untypisch ist und ein paar Sekunden später hat sie sich schon auf Henry gestürzt.


    Henry ist 9 Jahre alt und atmet schwer, das stimmt leider. Aber sie kannte diese Geräusche doch, ich glaube nicht das das der Auslöser war.

  • Ich finde es nicht so selbstverständlich das das passiert ist. Sie war immer verträglich mit allen Hunden und sie hat sich oft ihr Spielzeug geteilt, sie haben gemeinsam Stöckchen herumgetragen usw.


    Sie läuft seit 4 Monaten ungesichert mit anderen Hunden, davor gab es Kontakt an der Leine, was auch nie ein Problem war.


    Ich konnte das Starren nicht deuten. Ich habe sie angesprochen, aber sie hat mich nicht einmal angesehen, was für sie untypisch ist und ein paar Sekunden später hat sie sich schon auf Henry gestürzt.

    Genau das meinte ich mit unerfahren.


    Ich habe selber eine Rumänin, jedoch mit 5,5 Monaten bekommen, und habe im ersten Jahr soooooo viel über diesen Hund lernen müssen.

    ICH würde nie nicht auf die Idee kommen, sie einfach mit anderen Hunden "spielen" zu lassen.

    Deine Hündin ist bereits älter und hat ihre Erfahrungen mitgebracht. Nachdem sie bei die Sicherheit gefunden hat, kommen nun ihre Anlagen zum Vorschein.

    Bist du denn durch vorheriges Fragen/ erkundigen/nachlesen nicht darüber aufgeklärt worden? Hat dich die Orga nicht auf Vorsicht hingewiesen?


    Ach man, ich finde es so schade, dass sich das alles so entwickelt hat.

    So eine Hübsche ... beide Hunde tun mir leid, sie haben das nicht verdient :loudly_crying_face:

  • Ich denke auch, dass hier die Kommunikation der beiden Hunde missverstanden wurde und es gar nicht so easy und entspannt zwischen den Beiden war, wie es den Anschein machte.


    Ich würde auch vorschlagen, nur noch mit gut und sicher sitzendem Maulkorb mit ihr rauszugehen. Am besten einen mit Stirnriemen, damit sie wirklich nicht raus kommt.


  • Und auf jeden Fall zum Tierarzt mit ihr, sobald du einen Maulkorb hast.

    Ist der Garten sicher eingezäunt? Auch da würde ich immer die Leine dranlassen, nicht dass sie über den Zaun geht.


    Hier gab es auch keine Gewöhnung an den Maulkorb, drauf und fertig. Er hat anfangs 2-3 mal dran rumgeprökelt, wurde unterbunden, und es stört ihn nicht wenn er drauf ist. Muss halt gut sitzen und auf jeden Fall aus Metall sein.


    Viel Erfolg bei der Maulkorb-Suche! Danach kannst du auch nochmal gezielt fragen, ggf dafür nochmal einen Thread eröffnen (oder hat hier jemand eine Idee?)

  • Erstmal: durchatmen!


    Dann: was passiert ist, ist scheiße. Ganz, ganz große Scheiße. Das muss ich dir aber nicht sagen, das weißt du ja selbst ... und, was ich genauso wichtig finde: du hast angefangen, dir Hilfe zu suchen. Das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.

    Bevor du weiterliest: schnapp dir einen Tee, vielleicht auch ein paar Stücke Schokolade, machs dir gemütlich. Ich hab dir viel zu sagen.


    Tee und Schoki parat? Gut, dann geht's weiter.


    Ich lebe auch mit einem gefährlichen Hund zusammen. Mein Dino hat im Oktober 2021 zwei kleine Hunde angegriffen, einen davon wollte er nicht loslassen, sodass ich gezwungen war, ihm per Halsband die Luft abzudrehen. Zum Glück aller Beteiligten wurde keiner der kleinen Hunde verletzt, wenn man mal von oberflächlichen Kratzern absieht - ob es weitere, unsichtbare Verletzungen gab, weiß ich bis heute nicht, weil sich die Besitzer der beiden kleinen Hunde trotz meiner Bitte nicht bei mir gemeldet haben, damit ich eventuelle Tierarztkosten o. Ä. übernehmen kann.

    Das würde ich dir übrigens auch vorschlagen, wenn noch nicht geschehen: sag deiner Freundin, dass du dich an Henrys Tierarztkosten beteiligen willst. Denn so bös' es klingt, du und dein Hund, ihr habt den Schaden verursacht, also ist es auch nur angemessen, dass du mindestens einen Teil der Kosten mitträgst - denn auf Henry und seine Besitzerin werden sicher noch weitere TA-Kosten zukommen, Stichwort Nachbehandlung und Co. Wenn er es denn schafft.


    Aber wie soll man mit so einem Hund leben?

    So blöd es klingt: oberflächlich betrachtet ganz normal.

    Dino darf hier aufs Sofa, er darf bei mir im Bett schlafen, er darf mit mir kuscheln, er darf mit mir spielen, wir trainieren auch nach wie vor im Hundeverein und so weiter und so fort ... Er lebt hier im Grunde ein weitestgehend normales Hundeleben - eigentlich.


    Direkt nach dem Vorfall hab ich entschieden, dass Dino bis auf weiteres nur noch mit Maulkorb und an der 2 Meter-Leine Gassi geht. Weil MIR das Vertrauen in meinen Hund gefehlt hat, wie dir aktuell auch. Das ist normal und es ist okay, sich so zu fühlen. Dass das dem Hund gegenüber nicht nett ist - geschenkt... es ist halt erstmal "so".

    Am Abend des Vorfalls konnte und wollte ich auch nicht aktiv mit Dino kuscheln. Er durfte sich an mich ankuscheln, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, ihn zu streicheln. Dass er bei mir im Bett liegen durfte, ich ihn aber sonst ignoriert habe, war mein Kompromiss an ihn in der Situation, weil ich ihn nicht komplett wegstoßen wollte. Das hätte ihn nur noch mehr verunsichert als ohnehin schon und ich glaube, das ist bei Hera aktuell auch der Fall. Aber dazu später mehr.


    Nach und nach hab ich die neuen Regeln, die für Dino galten, aufweichen können, weil ich nach und nach auch wieder Vertrauen in den Spinner gewonnen habe. Stand heute darf er auch ohne Maulkorb vor die Tür, wenn die folgenden Faktoren erfüllt sind:

    • ich bin gut drauf und mit dem Kopf absolut bei der Sache
    • Dino ist gut drauf und hört im Alltag auf mich
    • Wir gehen auf einer Strecke Gassi, die SEHR gut einsehbar ist - sprich: mindestens 30 m Sichtweite
    • Das Wetter ist entweder so gut, dass ich gute Sicht- und Hörverhältnisse habe, oder es ist so beschissen, dass sich kaum jemand vor die Tür traut

    Ist auch nur einer dieser Faktoren nicht erfüllt, geht Dino nicht ohne Maulkorb raus. Ist er gut drauf, darf er an die Flexileine, auch wenn ich z. B. vom Kopf her nicht soo gut drauf bin, weil die Arbeit anstrengend war, weil ich schlecht geschlafen habe oder oder oder.

    Denn Freilauf ohne Schleppleine dran gibt es für Dino auch nur dann, wenn die Faktoren erfüllt sind. Und auch dann überlege ich mir mehrfach, ob ich ihn jetzt wirklich ableine. Sobald ich das Gefühl kriege, dass er mit der Aufmerksamkeit nicht mehr zu min. 90% bei mir ist, kommt er wieder an die Leine.


    Zuhause braucht er den Maulkorb nicht, da darf er auch ohne rumlaufen. Da gibt's eigentlich keine besonderen Regeln für ihn.


    Was wenn sie mich angreift oder noch weitere Hunde?

    Damit sie keine weiteren Hunde angreift, musst du sie jetzt entsprechend sichern. Hera sollte künftig einen gut sitzenden Drahtmaulkorb tragen und du solltest sie vorerst nicht mehr ableinen. Besser gar nicht mehr, weil du scheinbar auch einiges an Hundesprache völlig übersehen hast. Das ist jetzt nicht böse gemeint! Aber solange du Hera nicht absolut sicher lesen kannst, solltest du sie auch nicht mit anderen Hunden zusammen, geschweige denn von der Leine lassen. Wirst du aber wahrscheinlich eh nicht machen.


    Dass sie dich angreift ... ich bin ehrlich: es ist ein Hund, es KANN passieren. Kann, muss nicht.

    Dino hat mich auch schon ein paar Mal gebissen. Niemals richtig "bösartig", aber er hat eben gebissen. Einmal wars aus Schreck, da war ich schuld dran, einmal wars aus Frust, weil ich ihn nicht am Zaun hab rumplärren lassen |) Und einmal hat er nach mir geschnappt, weil ich mir eine Verletzung an seiner Pfote angucken wollte. Die tat ihm aber so scheiße weh, dass er das nicht wollte - also hat er abgeschnappt. Ich musste es mir ja trotzdem angucken, also gabs kurzerhand den Maulkorb auf die zarte Hundeschnute...


    So, zur Sicherung...

    Schritt 1: kauf einen vernünftigen Maulkorb. Für den Übergang ist so ein billiges Plastikteil ausm Fressnapf okay, aber auf Dauer sollte was vernünftiges ran. Wenn du sagst, Hera hat etwa Schäferhundformat, dann sollte der hier eigentlich passen: https://www.chicundscharf.com/…korb-schaeferhuendin.html

    Miss aber bitte nach. Die Länge misst du bis zum "Stop", also da, wo die Hundeschnauze in den Kopf übergeht. Die Maulkorblänge darf +-1 cm länger sein als die Schnauzenlänge, mehr aber nicht!

    Den Umfang misst du an der breitesten Stelle der Schnauze. Der Maulkorbumfang sollte etwa 30-40% größer sein als der Schnauzenumfang. Sprich, bei 26 cm Schnauzenumfang (wie bei Dino) sollte der Maulkorb mindestens einen Umfang von ~34 cm haben, maximal ~37 cm. Das muss so, damit der Hund mit dem Maulkorb auch noch gut hecheln kann.


    Schritt 2: kauf ein Halsband mit Griff, damit du Hera im Notfall gut festhalten kannst. So eins hier z. B.: https://www.amazon.de/100HA-K-…chwarz-grau/dp/B07XKTTTTJ

    Lass dich nicht von der Plastikschnalle irritieren, die ist zusätzlich mit Klettverschluss gesichert und hält hier auch tobende 32 kg Kangalmix aus. ;)

    Wenn du lieber eins mit Metallschnalle möchtest, wär das hier eine Option: https://vitomalia.com/products…and-extreme-edition-khaki


    Schritt 3: ein passendes Geschirr, ebenfalls mit Griff, solltest du dir auch zulegen. Idealerweise ein Sicherheitsgeschirr, damit Hera sich auch nicht rauswinden kann - sowas z. B.: https://ruffwear.de/products/web-master-harness

    Ich selbst hab für Dino das hier im Einsatz: https://www.zooplus.de/shop/hu…_idc_hundegeschirr/969010


    Schritt 4: eine vernünftige Leine, gerne mit Sicherheitsverschluss. So eine z. B.: https://www.lennie24.de/hund/h…rtem-kurzfuehrer-biothane Da kannst du auch einen Sicherheitskarabiner auswählen, das würde ich dir empfehlen.


    Wähl die Optionen, mit denen DU dich sicher fühlst.


    Ich war seit dem Vorfall nicht mehr mit ihr spazieren.

    Verständlich. Das ging mir nach dem Vorfall auch so, ich bin nur für Pipikaka mit Dino raus. Anfänglich. Irgendwann konnten wir dann wieder zu unseren normalen Spaziergängen zurückkehren - aber halt mit Sicherung. Und ich hab mir in den Monaten danach auch vorbehalten, dass Dino eben nur eine kleine Runde kriegt, wenn ICH mich vom Kopf her nicht imstande fühle, ihn an dem Tag sicher zu führen. Dann sind wir eben nur kurz für 20 min in den Wald und dann wieder zurück aufs Sofa.


    Es ist in meinen Augen okay, wenn du jetzt Zeit brauchst, um wieder zu deinem ursprünglichen Rhythmus mit Hera zurückzufinden. Es wird nie wieder so unbeschwert sein wie vorher, das ist klar, aber wenn der erste große Schock sich gelegt hat, dann findet man in aller Regel einen neuen gemeinsamen Rhythmus.


    Wichtig ist aber, dass du Hera trotz allem fair behandelst. Geh mit ihr raus, auch wenn's dann eben nur 20 min im Wald werden. Auch wenn Hera in deinen Augen "böse" war - bestraf sie nicht dafür, jetzt versteht sie es erst recht nicht mehr.


    Ist es überhaupt möglich sowas zu verarbeiten und wieder normal mit seinem Hund umzugehen?

    Ja, ist es. Aber das dauert und braucht auch (etwas) (viel) Selbstreflexion. Analysiere deine Fehler, bleib dabei aber sachlich! Klar hast du pragmatisch betrachtet Schuld an der Sache, weil du die Signale nicht richtig interpretiert hast, aber krankhafte Schuldzuweisungen bringen dir jetzt nix. Schuldzuweisungen von außerhalb übrigens auch nicht - du weißt ja, dass du schuld bist, und das fühlt sich eh schon richtig richtig scheiße an. Weiß ich, ging mir selbst so. ;)

    Bleib deinem Hund gegenüber fair und überlege, wie DU dir dein Zusammenleben mit diesem Hund künftig vorstellst. Welche Regeln möchtest du für Hera und dich selbst aufstellen? Siehst du Hera überhaupt noch in deinem zukünftigen Leben?


    Ich hab mal wieder das Zeichenlimit gesprengt, geht gleich weiter...

  • Was dir vielleicht auch helfen kann: geh mit (oder ohne) Hera in einen Schäferhundverein. Berichte von deinen Erfahrungen, red mit den Leuten da, und wenn's auf menschlicher Ebene passt, dann fang an, in diesem Schäferhundverein mit Hera zu arbeiten. Ihr müsst keine Prüfungen absolvieren können, darum geht es nicht - es geht darum, dass rassekundige Leute auf Hera und dich gucken, dir ggf. Hilfestellung im Umgang geben, UND dass du gemeinsam mit Hera ein neues "Hobby" anfängst. Nur du und Hera.


    Ich bin einige Zeit nach dem Vorfall mit Dino auch in den örtlichen Schäferhundverein eingetreten und glaub mir, es tat SO gut, mit Leuten reden zu können, die ebenfalls Hunde führen, die nicht ohne sind. Die ggf. sogar auch gefährlich sind. Es tat so gut, dass die Leute geduldig mit Dino und mir waren, mir viele Dinge erklärt haben, und man vor allem auch über die bekloppten Viecher lästern und lachen konnte.


    So ein gemeinsames Hobby ist nicht nur (ggf dringend notwendige) geistige Auslastung für Hera, sondern auch eine Möglichkeit für dich, deinen Hund in einem neuen Licht kennen zu lernen. Dino arbeitet unheimlich gerne mit mir zusammen, und er himmelt mich beim Fuß-üben förmlich an. Er freut sich wie bolle, wenn er etwas richtig gemacht hat und zur Belohnung seinem Stoff-Hasen hinterherrennen darf (natürlich nur, wenn niemand außer uns aufm Platz ist - sicher ist sicher :pfeif:). Und er ist nach jedem Training so schön müde und glücklich, dass er dann den ganzen restlichen Abend verpennt.


    Ich kann Hera gar nicht mehr ansehen.

    Sie will kuscheln und stupst mich ständig an. Sie versteht nicht warum ich so kalt bin. Aber ich kann gerade nicht, es geht einfach nicht.

    Genau so ging es mir am Abend des Vorfalls. Wirklich, genau so. Dino hat sich angekuschelt wie immer, aber ich habs einfach nicht übers Herz gebracht, ihn zu streicheln. Oder mich ebenfalls anzukuscheln. Ich wollte ihn nicht mal anschauen.


    Das Dumme ist: die Hunde sind nicht dumm, die spüren das. Die spüren diese Ablehnung, diesen Widerwillen in dir. Und das verunsichert sie zusätzlich. Für euch ist jetzt vieles anders; du vertraust Hera nicht mehr, bist geschockt, je nach psychischer Resilienz auch traumatisiert ... und dann ist da ja noch der Stress, den du mit deiner Freundin hast. Das belastet unheimlich - glaub mir, ich kenn das. Was hab ich mir Vorwürfe gemacht, ey, das war nicht mehr schön.


    Wenn du es kannst: erlaube Hera, dass sie sich an dich ankuschelt. Sie darf bei dir sein - wenn du kannst und möchtest. Wenn das nicht geht, dann schicke sie unmissverständlich auf ihren Platz. Wenn du dich damit besser fühlst, dann sag ihr vielleicht auch, dass du gerade nicht kannst oder möchtest. Es tut manchmal richtig gut, seinem Hund sowas offen zu sagen, auch wenn sie mit den Worten faktisch nicht viel anfangen können.


    Es ist absolut richtig und wichtig, dass du diesen Vorfall ernst nimmst, dich damit auseinandersetzt und deine Fehler identifizierst. Warst du vielleicht zu blauäugig? Hast du irgendwelche Signale übersehen oder falsch interpretiert?


    Es ist aber auch wichtig, dass du dich nicht auf die negativen Dinge versteifst. Überleg dir: was macht dir an Hera Spaß? Was macht sie toll, was klappt gut bei euch? Was bringt dich bei ihr dazu zu denken "Ach Gott, du bist so ein süßes Mistvieh"? Ganz grundsätzlich formuliert - was gefällt dir an Hera?


    Aber...


    Da hört's aber noch lange nicht auf. Denn du stehst jetzt grundsätzlich vor einer gewaltigen Entscheidung: willst du Hera abgeben oder möchtest du sie behalten?


    Im Fall der Abgabe: könnte schwierig werden. Hunde, die bereits gebissen haben, haben es oft schwer in der Vermittlung - wenn sie sogar einen Hund schwer verletzt oder ggf. getötet haben, dann ists noch schwieriger. Es gibt kaum ein Tierheim, das so einen Hund mit offenen Armen nehmen wird.


    Es wäre ein Option, den Verein, von dem du Hera hast, zu fragen, ob sie Hera zurücknehmen. Sei aber ehrlich über die Rückgabegründe, damit Hera in ein entsprechend erfahrenes Zuhause kommt. Wenn der Verein sie nicht sofort zurücknehmen kann, können sie vielleicht Vermittlungshilfe leisten.


    Im Falle des Behaltens: du solltest dir unbedingt einen guten Hundetrainer suchen, der mit dir und Hera arbeitet. Der dir die Hundesprache live erklärt und dir zeigt, worauf du bei Hera achten solltest. Einzelstunden wären für dich erstmal sehr sinnvoll. Das kostet aber ordentlich - ich hab bei meiner ehemaligen Hundetrainerin rund 60 € pro Einzelstunde gezahlt. Wenn du längerfristig einen Trainer brauchst, geht das sehr schnell ins Geld.


    Wenn das finanziell nicht drin ist, wäre eventuell das Training im Schäferhundverein eine Option. Die sind aber eher nicht fürs Einzeltraining da, sondern viele Ortsgruppen konzentrieren sich auf den Sport und nicht auf Fälle a la "Mein Hund hat gebissen, ich brauche Hilfe". Stell dich daher darauf ein, dass dir erstmal ein nicht soo angenehmer Wind entgegen weht.


    Wenn du dir grundsätzlich nicht zutraust, mit Hera zu arbeiten, dann ja - wäre die Abgabe besser. Ich (!) würde da aber erstmal nichts voreilig entscheiden wollen.


    Direkt nach dem Vorfall war ich der festen Überzeugung, dass ich Dino durch den Wesenstest schicken will. Damit wir, falls er den nicht bestehen sollte, definitiv Auflagen kriegen, also Maulkorb- und Leinenpflicht.


    Heute bin ich froh darüber, dass ichs nicht getan habe. Ich hab mich stattdessen sehr lange mit div. Trainern unterhalten, hab viel, viel Arbeit in Dino gesteckt. Dino ist übrigens auch ein Rumäne und hat noch zig andere "Baustellen". Er wird nie ein normaler Hund sein. Fremde Menschen findet er blöd bis scheiße. Ich kann keinen Besuch aufs Grundstück, geschweige denn ins Haus lassen, weil Dino dann sofort angreift. Wenn ich Besuch haben möchte, muss ich Dino entweder ins Auto sperren, zu einer Freundin oder in die Pension geben. Dino findet Fremdhunde doof und würde auch beißen, wenn man ihn nicht behutsam mit Fremdhunden vertraut macht. Er ist und bleibt ein schwieriger und gefährlicher Hund, aber er hat auch seine guten Seiten.


    Ich verlink dir mal meinen Pfotothread bzw. die Stelle, an der ich von dem Vorfall berichtet habe. Da kannst du auch nachlesen, was in mir vorging, wie ich über Dino gedacht habe, und welche Maßnahmen ich ergriffen habe.


    Kann sein, dass du dich freischalten lassen musst, dazu gehst du hierhin https://www.dogforum.de/user-group-list/ und lässt dich für den Pfoto-Talk freischalten. :)


    Hier ist unser Thread: RE: Unverhofft kommt oft - jetzt erst recht


    Ich wünsche dir von Herzen, dass du dich von dem Schock erholen kannst, dass Henry es schafft, dass sich die Wogen mit deiner Freundin glätten und dass du es schaffst, wieder Vertrauen und Freude in Hera zu finden. Du bist nicht alleine.

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