Hunde abgeben oder wieviel kann ein Hund wegstecken?

  • Ich finde die genannten Ideen mit Hilfe durch Vereinskollegen, bezahlte professionelle Betreuung etc. alle gut.

    Falls du dich mit einer endgültigen Abgabe der Hunde wohler fühlst: tu das. Ich persönlich würde das für mich sehr lange nicht in Erwägung ziehen und die Hunde behalten wollen, aber da sind Menschen verschieden.


    Mir hat mal eine Ärztin erklärt, dass es für Patienten oft gut und wichtig ist, zukunftsorientiert und für die Zeit "danach" zu planen. Also davon auszugehen, dass man wieder in Ordnung kommt und Pläne für das Leben nach der Krebsbehandlung zu haben. Unter anderem deswegen würde ich eine endgültige Abgabe nicht empfehlen, sondern höchstens eine vorübergehende.


    Für den Fall, dass man morgen in die Kiste springt (was einem jederzeit durch einen Unfall o. Ä. passieren kann), sollten Hundehalter ja eigentlich ganz unabhängig von ihrem Gesundheitszustand Vorkehrungen für die Hunde treffen und sich mit Angehörigen absprechen z. B.

    Solche Absprachen würde ich bei bestimmten Diagnosen dann auffrischen bzw. teilweise schriftlich fixieren.

  • Hallo Jessy777 ich würde an deiner Stelle alles an Hilfe für die Hunde anfragen, was möglich ist. Für die beiden und auch für deine Entspannung und nervliche Ruhe.


    Verein wie bereits erwähnt. Aber nicht nur deiner, sondern auch mal die Umgebung abklappern.

    Tierärzte - kennen häufig kompetente Halter und können fragen.

    Tierheime, Pensionen, Tagesstätten, Trainer. Anfragen kostet nichts.


    Ganz oft kennt jemand jemanden, der zumindest eine Runde auf den Platz pro Woche übernimmt oder mal straff laufen. Nebenbei ist das auch eine Gelegenheit, dir ein verlässlicheres Netzwerk aufzubauen.


    Vielleicht wirst du sogar hier im Forum fündig, wenn passende Halter bei dir in der Nähe wohnen.


    Zwecks schlechtes Gewissen: Was wäre denn, wenn einer oder beide Hunde gerade Ruhe halten müssten? Verletzung ausheilen lassen, nach OP - was auch immer. Würde gehen, ne? Da müssten sie durch und gut. Das ist bei dir nicht anders. Also lad dir da keine Schuldgefühle auf. Vorrübergehend stecken die das durchaus weg.

  • Chemo ist ja nicht gleich Chemo, und es gibt unterschiedliche Behandlungsschemata mit unterschiedlich langen Erholungszeiten dazwischen.


    Und jede Chemo hat Nebenwirkungen, die sich erst mit der Zeit zeigen und eventuell länger zum Abklingen brauchen, d. h. auch über die eigentliche Chemo hinaus.


    Bei mir traten z. B. durch die Platinkomponente Nervenstörungen in Händen und Füßen auf, und da sich Nerven nur um ca. 1 mm in drei Monaten regenerieren, wäre ich alleine nicht mehr in der Lage gewesen, mich um drei mittelgroße Hunde zu kümmern.


    Nichtsdestotrotz muss ich sagen, ich habe die Chemo, obwohl schon älter und nicht gerade sehr athletisch, relativ gut überstanden, besser, als ich gedacht hätte.


    Ich bin allerdings mehrmals gestürzt, weil von den Füßen keine Rückmeldung mehr kam, worauf ich gerade stehe, und habe mir dadurch mehrere Folgeschäden zugezogen, die ich bisher nicht operieren ließ.


    Diese fehlende Rückmeldungen von Händen und Füßen traten oft völlig unvermutet auf, und wenn ich z. B. gerade den Hund, der meist angeleint sein muss, kurz nehmen musste, war es ein Akt, sich die Leine schnell irgendwie um den Arm zu wickeln, weil die Hände ab kurz hinter dem Handwurzelgelenk taub waren.


    Was natürlich auch Manipulationen am Hund wie Repellent auftragen erschwert bzw. ganz unmöglich macht.


    Weißt Du schon, welche Chemo Du bekommst? Wenn z. B. Oxaliplatin, Cisplatin oder Carboplatin enthalten ist, musst Du mit Nervenschädigungen rechnen.


    Wie wohnst Du? Hast Du die Möglichkeit, die Hunde einfach rauszulassen auf ein Grundstück, wenn Du z. B. nach einer unruhigen Nacht morgens nicht wie gewohnt aufstehen und rausgehen kannst?


    Ich war gegen Ende der Chemo oft erst um halb zehn so weit, dass ich mich mit den beiden Hunden, die fast immer frei laufen können, aufs Rad oder E-Mobil setzen konnte; Nr. 3 kam dann eben an den Tagen nur einmal mit.


    Ich weiß nicht, ob ich mir alleine zwei Hunde im Schäferformat zugetraut hätte.


    Außerdem würde ich mich nach weiteren Terminen erkundigen, wie oft z. B. zwischen den Behandlungen Blutabnahmetermine - die ja meist morgens früh angesetzt werden - sind.


    Ich glaube, ich würde einen der Hunde definitiv abgeben. Für einen Hilfe zu bekommen, ist wahrscheinlich deutlich einfacher.


    Ich bin zudem in der glücklichen Lage, dass ich mir ein E-Dreirad anschaffen konnte, so dass ich auch an schlechteren Tagen mobil war. Inzwischen fahre ich zwar meist wieder mit dem normalen Rad, aber die angeleinte Hündin wird weiterhin am Dreirad geführt.

  • wissen deine Vereinskollegen was los ist? So wirklich wie es dir geht und wissen sie dass du Hilfe brauchst? Wenn nicht rede mal unbedingt ganz offen mit ihnen und sag ihnen dass du Hilfe brauchst und wie du dir die vorstellen könntest. Vielleicht während der Chemo oder wenn es dir schlecht geht und nichts mehr geht, das jemand mit den beiden Gassi geht. Oder wenn du im KH bist dass sie jemand nimmt oder daheim mehrmals täglich nach dem rechten schaut.


    Falls die Hunde ohne einander klarkommen, vielleicht einen abgeben wenn du das kannst und es dich nicht komplett zerreisst. Da kannst du ja auch im Verein fragen manchmal passt da ja was. Aber nicht wenn dich das noch kränker macht. Ich glaube auch das die Beiden wenn du nicht so kannst sich ja auch noch haben. Das ist ja auch ein Vorteil. Hast du einen Garten oder bist du auf ständig Gassi angewiesen?


    Fühl dich fest umarmt!

  • Liebe Jessy,


    für meinen Mann war es bis kurz vorm Ende unglaublich wichtig, dass wir die Hunde hatten. Speziell C2, "sein Hund". Auf dem Sofa kuscheln, der Hund halb auf ihm drauf - das hat ihm soviel gegeben. Deshalb meine ich, dass es für Dich wichtig ist, wenigstens einen der beiden zu behalten. Ohne Hunde fehlt ein Teil der Motivation zu kämpfen und genau da brauchst Du jedes Quentchen. Andererseits schwächen Dich die Selbstvorwürfe. Wenn einer oder beide mit dem verkleinerten Programm auch nur halbwegs klarkommen, dann behalte sie, solange es irgendwie geht. Hunde können sich anpassen.


    Es gibt Menschen, die sich abwenden, weil sie selbst nicht mit der Diagnose klarkommen. Es gibt aber auch welche dabei, bei denen man nur denkt, dass sie es tun, sie wollen Dir nicht auf die Nerven gehen. Vielleicht wartet der eine oder andere einfach darauf, dass Du aktiv nachfragst. Man selbst verändert sich ja auch mit der Diagnose.


    Rückblickend wäre es für unsere Hunde vermutlich besser gewesen, wir hätten sie abgegeben. Aber dann wäre ich heute nicht hier - mir hätte der Lebenszweck nach dem Tod meines Mannes gefehlt. Ja, vielleicht ist es unfair gegenüber den Hunden, aber hier musst Du auch an Dich selbst denken. Was ist für DICH in diesem Moment wichtig?


    Das Krebskompass.de Forum kennst Du schon? Dort schreiben Betroffene und Angehörige. Mir hat es damals geholfen, mein Mann konnte nichts mit einem Forum anfangen.


    Ich wünsche Dir eine leichte und erfolgreiche Behandlung.

  • Vielen Dank für eure netten Antworten und auch für die geschilderten Erfahrungen und tollen Tipps!


    Ich wohne im Raum Hamburg.


    Ich habe heute meinen Mut zusammen gefasst und Kollegen vom Verein kontaktiert und gesagt was Sache ist. Es kamen so nette und hilfreiche Antworten. Einige haben mir angeboten wenigstens einen Hund auf Pflege zu nehmen, andere haben gesagt sie können sich um die sportliche Auslastung kümmern. Ich war wirklich gerührt. Ich hatte immer Angst vor diesem Schritt, aber es war so wichtig.


    Auch die Aussage, dass sich manche Freunde vielleicht zurückziehen, weil sie nicht wissen ob Kontakt von meiner Seite erwünscht ist, hat mir zu denken gegeben. Ich war lange sehr traurig, schon depressiv und habe mich selbst abgekapselt. Daher habe ich mich heute dazu entschieden einigen alten Freunden wieder zu schreiben.


    Es stimmt, dass man für die Zukunft planen sollte, was mir schwer fällt aktuell. Eine Abgabe würde mir so viel Hoffnung nehmen, aber ich will einfach nicht egoistisch sein.


    Meine Hunde kennen und können Langeweile, das ist nicht das Problem, zumindest nicht für kürzere Zeit. Aber ich habe wahnsinnig Angst vor der Chemotherapie. Ich habe Angst, dass ich wieder depressiv werde, dass ich aufgebe oder ähnliches. Ich habe schon so viele Horrorgeschichten gelesen.


    Ich wohne zum Glück in einer Wohnung mit Garten, der zum Geschäfte verrichten ausreichend ist.


    Ich werde morgen Nachmittag zum Verein fahren, dort haben wir uns was ausgemacht und dann einfach mal quatschen und Möglichkeiten abwägen.

  • Boah das ist so toll dass deine Vereinskollegen so reagiert haben. Ich hab es gedacht und gehofft aber es zu lesen ist nochmal was anderes. Für Morgen alles Gute!



    Ich selbst habe die Erfahrung gemacht dass es wirklich hilft offen zu sein und auch um Hilfe zu bitten wenn man sie braucht.

  • Vielleicht noch für den Notfall

    Ich wünsch Dir alles alles Gute🍀🍀🍀


    PLZ 2

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