Vom Züchter kaufen moralisch falsch?

  • Google mal "Auslandstierschutz als Geschäftsmodell" oder ähnliche Stichworte. Da gibt es etliche Artikel dazu.

    Langfristig ist die einzige Lösung m.A.n. "Einfangen, kastrietren, freilassen" und das konsequent und im großen Stil.

    Das habe ich durchaus schon mal gemacht. Seriöse Medien sind das schon mehr ganz so viele, und keiner hat das Modell dahinter erklärt. Wie sind die Geldflüsse, wer verdient denn konkret was? Vielleicht bin ich nicht gut genug im googeln, aber die Artikel, die ich finde, beschränken sich auf die Behauptung „Geschäftsmodell“ ohne das Modell zu erklären. Hast du bessere Artikel gefunden? Ich würde mich über Links freuen.

    Was ich in der Darstellung auch nervig verkürzt finde, ist die Gleichsetzung von Auslandshund = eingefangener Straßenhund. Stimmt ja so nicht.

    Muss zugeben, dass meine Recherche jetzt auch nicht super tiefgründig war und ich bin schlicht zu doof, hier Artikel zu verlinken bzw. zu faul, mich da reinzupfriemeln.

    "Geschäftsmodell" verstehe ich persönlich jetzt nicht so, dass da eine riesige, mafiaartige Organisation dahinter steht, die im großen Stil "Strassenhunde" nach Dtl. verschiebt und den riesen Reibach macht, sondern dass mehr oder weniger unseriöse "Tierschützer" ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie Hunde nach Deutschland vermitteln, ohne dass die nötige Infrastruktur (z.B. Tierärzte, Pflegestellen, fähige Partnertierheime) dahinter steht, noch die Gemeinnützigkeit gegeben ist oder viel in den Tierschutz vor Ort investiert wird. Dann lebt man davon, dass man irgendwelche Hunde nach Deutschland karrt und sich eventuell auch noch als riesen Tierretter fühlt.

    Wie bei Züchtern gibt es eben solche und solche.

    Ich bleibe trotzdem bei meiner Hauptaussage: einzelnen Tieren aus dem Tierschutz ein gutes Leben zu schenken, löst das Problem nicht.

    PS. Ich habe mir auch mal die Hundevermittlung von zwei Tierheimen bei mir in der Nähe angesehen. Es ist schon auffällig, was da sitzt und v.a. was da nicht sitzt. Ich würde behaupten, da war jetzt kein einziger Hund vom seriösen Züchter dabei, aber mehrere Kangals, Listis, ein sehr hübscher X-er und etliche Senioren jeder Größe (eher Mixe).

  • Um nochmal ganz auf die Ausgangsfrage zu kommen, ich denke hier Argumente zu sammeln um ihn zu überzeugen ist ziemlich müßig. Ich kenne ihn nicht, aber wenn er wohl PETA nahesteht (hat jemand hier erwähnt) wird er einfach eine komplett andere Einstellung zu Hundehaltung/Tierhaltung haben wie ganz viele hier (mich eingenommen, ich bin ja nichtmal Vegetarier). Das ist ungefähr so, wie wenn man ein paar Argumente sammelt um einen überzeugten Atheisten von der Existenz Gottes zu überzeugen oder umgekehrt. Es ist einfach eine komplett andere Sicht auf die Welt.

    Wenn ich davon überzeugt bin, daß der Mensch nicht über Tieren steht, ist nur die logische Schlussfolgerung, dass der Mensch auch kein Recht hat, Tiere aus egoistischen Gründen wie auch immer als Haustier zu halten. Dass Hundehaltung eigentlich nur aus egoistischen Gründen geschieht sind wir uns ja eigentlich doch recht einig. Selbst die Haltung nicht zum Spass, sondern weil der Hund einen "wichtigen" Job hat, werden solche Menschen (ob der Autor so drauf ist weiss ich aber nicht) nicht akzeptieren, mit der Argumentation, dass der Mensch nicht das Recht hat über Tiere zu verfügen. Wie gesagt, das ist nicht meine Meinung, aber ich kann zumindest solche Argumentationsketten nachvollziehen. Das scheint mir halt eher die Diskussion ob Hundehaltung überhaupt ok ist und wenn unter welchen Bedingungen zu sein und da spielt es keine Rolle wie fein man Unterschiede zieht zwischen Verbandszüchtern, Vermehrern, Upswürfen usw. zieht.

  • Man muss auch bedenken, dass dank der hohen Nachfrage auch im Ausland große Mengen an kleineren Hunden "produziert" werden, natürlich auch für den Export per Auslandstierschutz.

    Woher hast du diese Information? Und wer "produziert" da, Einheimische? Das fände ich verwunderlich, denn ich habe noch nie gehört, dass ein Tierschutzverein Geld für einen Hund zahlt. Hunde zu produzieren würde ja nur Sinn ergeben, wenn man sie dann auch verkaufen könnte. Oder produzieren die Vereine selbst? :thinking_face:

  • Ich frage mich wirklich, was du liesst....

    Ich lese Beiträge in diesem Thread und in diesem Forum, und höre dazu Einstellungen über das Forum hinaus.

    Nimm doch das ganz konkrete Beispiel, auf das du dich beziehst hier in diesem Thread.

    Es wird angegeben, dass man im TS aus Spaß gesucht hat, man aber keinen Hund bekommen würde, weil man raucht - wie absurd ist das denn? Quintessenz und Sinn dieser Aussage war es, die absurden Gründe aufzuzeigen, die Vermittlungen verhindern.

    Dann erwähne ich, dass ich Züchter kenne, die exakt diese Vorgabe auch haben, samt anderer Gründe, die man mit Sicherheit auch nicht als logisch empfindet - warum sag ich denn sowas??? Was soll das denn jetzt? Ändert doch nichts!

    Doch, es ändert schon was. Es ändert, dass man absurde Gründe als Argument gegen TS anführen kann, wenn manche Züchter 1:1 die Kriterien haben, wie manche TS Orgas.

    Zu sagen: Im TS muss man durch Reifen springen und die haben dumme Kriterien - vollkommen okay.

    Zu sagen: Züchter die ich persönlich kenne, haben die auch - nicht okay.

    Und wenn du dich mal durchs Forum liest und Begriffe suchst wie "Tierschutzuschi", "Vorkontrolle", "Nachkontrolle" bekommst du ein deutliches Bild der Grundeinstellung mancher und der generellen Tendenz. Da werden ohne jedwede Erfahrung oder Ahnung fröhlich Unterstellungen gemacht und Vorurteile perpetuiert, wenn es um Tiere und Menschen im TS geht.

    Berichte derjenigen, die sich tatsächlich wirklich im realen Leben damit auskennen, werden ignoriert, klein geredet oder als Ausnahme unter den Teppich gekehrt oder sie werden einfach direkt kritisiert. Deutet man kritische Punkte bei Züchter an: Da muss man dann aber mindestens Name und Beweise bringen und sich rechtfertigen.

    Oder um deine Frage kurz zu beantworten: Ich lese es hier im DF. Immer wieder.

  • Vorstellen kann ich mir höchstens, dass es Hinterhof-Vermehrer gibt, die sich dann einen Vereinsnamen geben und die Tiere als ‚gerettet‘ verkaufen oder dass in Massensheltern nicht vernünftig kastriert/getrennt wird und es dann zu Würfen kommt.

    Ich hab auch noch nie konkret gehört, wie das vonstatten gehen soll, aber ich rate schon wegen der Möglichkeit immer davon ab, Welpen direkt aus dem Ausland zu kaufen bzw rate ich sowieso meist davon ab, Hunde per Bild auszusuchen. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich solche Gespräche idR mit Hundeanfängern führe.

  • Betrüger wie von katzenpfote beschrieben gibt es leider bestimmt. Das ist dann aber kein Tierschutz, sondern ganz banal das selbe wie puppy mills, Verehrer, Welpenmafia.

    Ansonsten ist das Geschäftsmodell Tierschutz eines, was wirklich wenig Gewinn abwirft.

    In Spanien habe ich in einem TH mitgearbeitet, in dem drei angestellte Tierpfleger gearbeitet haben und viele Freiwillige.

    Die Tierpfleger haben davon gelebt, das war ja auch ihr Job. Reich geworden sind die nicht.

    Das TH hat um 2010 herum bei rund 100 Hunden, 50 Katzen, dazu Affen, Schweine, Waschbären, etc... Im Monat Kosten von 7000-10000 Euro Kosten gehabt, der Mamutteil davon wurde nicht aus Vermittlungsgebühren gezahlt (damals 150-200 Euro pro Hund, 50 Euro pro Katze in Deutschland, in Spanien weniger) sondern aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.

    Es wurden im Jahr nie mehr als 200 Tiere vermittelt. Um die monatlichen Kosten zu decken hätten das mindestens 420-600 sein müssen und alle davon Hunde im Ausland für 200 Euro.


    In Griechenland haben die Leute ein Tierheim und viele, viele private Unterbringung aus ihrem eigenen Geld gezahlt. Futter für die betreuten Hunde und Straßenhunde, Kastrationen (oft über Projekte), medizinische Betreuung, Impfung, Parasiten Prophylaxe, alles privat bezahlt. Die hatten im Schnitt ca 20 Hunde zu Hause und dann noch in anderen Unterkünften.

    Die Vermittlungsgebühren im Ausland haben den EU Ausweis und den Transport (ca 250-300 Euro nach Deutschland) gedeckt, darüberhinaus haben sie in Griechenland keinen Cent von dem Geld gesehen.

    In Spanien kannte/ kenne ich einige TH, mit denen wir kooperiert haben und die ähnlich aufgebaut waren, in Griechenland kenne ich nur die Leute in Korinth. Aber ich sehe bei bestem Willen nicht, was man da am Geschäftsmodell moralisch kritisieren kann, außer, dass die Leute sich selbst ausbrennen.

  • Die Frage ist, würde sich vor Ort etwas bessern, wenn mehr Hunde via Tierschutz vermittelt werden?

    Die Orgas in Spanien und Griechenland die ich kenne könnten ohne Auslandsvermittlungen nicht überleben. Dabei ist das Finanzielle der kleinere Aspekt, sie können schlicht vor Ort nicht genügend Tiere vermitteln um Platz zu haben um auf zu nehmen was Aufnahme braucht.

    Dabei lassen gerade die Griechen sogar die allermeisten Hunde auf der Straße und sind weit davon entfernt überhaupt über die Katzen zu reden. Die Kapazitäten sind einfach nicht da.

    Ich kenne im Übrigen noch ein schönes Projekt. Da werden die Hunde am Elia Strand (Peloponnes) versorgt und betreut (und kastriert) durch eine Gruppe vor Ort. Es gibt dabei die scheuen Rudel, die so leben wie sie leben. Und die Strandhunde, die fast alle von durchreisenden Van-Live Menschen mitgenommen werden. Da stammt Frodo her und Willy und Maya hätte ich nach der Kastration dorthin bringen dürfen, wenn ich keine Familien gefunden hätte.

    In Griechenland war lustigerweise die Finanzierung der Kastration immer das kleinste Problem, dafür hatten alle Stellen irgendwelche Töpfe, die sie abrufen konnten.

    Mir persönlich scheint schon auch das vordringlichste zu sein erstmal so umfangreich es irgend geht die weitere Vermehrung auf den Straßen auszubremsen

    Die Population der Hunde auf der Straße setzt sich zusammen aus Hunden, die seit Generationen draußen leben, ausgesetzten Tieren und Würfen von Privathunden die sich frei bewegen dürfen und deren Welpen keiner haben will.

    Die Prozente sind in jedem Land anders.

    In Griechenland gibt es jetzt ein Gesetz, was es weitgehend verbietet, dass sich Privathunde vermehren, inklusive der Vorschrift zu kastrieren.

    Das wird so bestimmt nicht umgesetzt und kontrolliert. Es gibt jetzt aber zumindest eine gesetzliche Grundlage um gegen Menschen vorgehen zu können, deren Hunde sich unkontrolliert vermehren und damit für noch mehr Hunde auf der Straße sorgen.

  • Langfristig ist die einzige Lösung m.A.n. "Einfangen, kastrietren, freilassen" und das konsequent und im großen Stil.

    Die einzige langfristige Lösung ist die Verbesserung der Lebenssituation der Menschen vor Ort. Zugang zu Bildung und einer Grundsicherung für alle.

    Tierschutz ist etwas, das man sich erstmal leisten können muss.

    Ich finde da immer die Berichte von Equiwent sehr aussagekräftig, die als Pferdeschutzhilfe angefangen haben und nun mittlerweile auch große humanitäre Hilfsprojekte in Rumänien betreiben. Da zeigt sich einfach, dass man den größten und nachhaltigsten Erfolg mit Hilfe zur Selbsthilfe hat.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!