Hund lässt sich nicht motivieren

  • Hallo 🙋‍♀️


    Mein ca. 4 Jahre alter Schäfermischling Rüde Sonic kam vor 5 Monaten zu mir. Er stammt aus Rumänien. Er wurde wohl ausgesetzt, da er ein Halsband trug als man ihn auf der Straße gefunden hat. Er kennt also das Leben mit Menschen.


    Sonic macht mir so einige Probleme, wie z.B. schnappen, Möbel zerstören, nicht alleine bleiben können,…


    Ich arbeite seit 3 Monaten mit einer Trainerin, aber gefühlt wird es nicht besser. Sonic hat einfach keinen Bock zu lernen. Ihn interessiert weder Spielzeug noch Futter. Die Trainerin ist am Rande der Verzweiflung.


    Ich habe ihn durchchecken lassen. Er ist weder taub noch blind und Schmerzen konnten auch ausgeschlossen werden.


    Er kann kein einziges Kommando. Versucht man mit ihm zu üben dreht er den Kopf weg oder er geht einfach.


    Wir haben schon einiges versucht (Futter, Spielzeug, streicheln, freudige Stimme, toben,…) Ihn kümmert einfach nichts.


    Was kann man noch tun? Wie motiviere ich meinen Hund mit mir zusammenarbeiten?


    Soll ich die Trainerin wechseln? Oder liegt es wirklich am Hund?

  • Wie hat er denn noch vor 5 Monaten gelebt? Diese Hunde brauchen manchmal echt Jahre um anzukommen und auch dann sind es oft HUnde die eben nicht so lernen wie wir das kennen. Die leben ihren Alltag und es reicht wenn sie sich halbwegs wohlfühlen.

  • Trainer wechseln. Jeder Hund kann lernen und jeder Hund ist motivierbar, sonst wären sie tot. Aber nicht jeder Trainer kann mit sowas umgehen. Das kann man nicht über ein Forum lösen ohne den Hund zu kennen, da spielen so viele Faktoren mit rein.

  • Ich kann mir gut vorstellen wie schwierig das ist, keine Grunderziehung, dazu noch konkrete Baustellen und kein Ansatz in Sicht wie man das hinbiegt.

    Was du vor allem brauchst ist viiiieeel Geduld. Ich kenne den ein oder anderen TS Hund bei dem es ähnlich war und da hat es immer mindestens ein Jahr gedauert bis die ersten Ansätze von Motivation zur Zusammenarbeit kamen.


    Du schreibst er ist nicht an Futter interessiert. Wie steht es mit seinen normalen Mahlzeiten? Frisst er da gut? Hast du schon mal einen spielerischen Ansatz von Fütterung ausprobiert bei dem er sich nicht mit dir auseinandersetzen muss - also Futterball, Kong ausschlecken, Karton zum Auspacken mit TroFu? Natürlich bist du da noch nicht in der Kooperation aber es kann ein Ansatz sein um ein Interesse zu wecken (oder Vertrauen aufzubauen) dass Futter auch mit Action verbunden wird.

    Verschiedene Wertigkeiten von Futter habt ihr ja sicher ausprobiert.

  • Nur weil er ein Halsband trug, heißt das ja nicht, dass er dort eine Erziehung genossen hat. Und auch lernen und die Zusammenarbeit mit dem Menschen will gelernt sein.

    Dazu ist er ja noch nicht sonderlich lange bei dir und mit dem Vertrauen schreint es noch nicht weit her.

    Ich würde also sagen ihr habt erstmal andere Baustellen außer Kommandos üben.

    Wenn du unbedingt Kommandos üben willst, dann übe halt die die man anders trainieren kann. Also zB immer wenn du am Bordstein stehen bleibst "steh" (o.ä.) und durch die Leine muss der Hund ja auch stehen bleiben. Da gibt es kein Leckerlie oder sonst was, das geht über Gewöhnung. Dauert halt lange, wirklich teils sehr lange, bis es andersrum auch funktioniert, aber es geht. Da gibt es noch so ein paar Kommandos mit denen man so arbeiten kann. Allerdings nicht unbedingt die wichtigen.


    Ich würde auch zu einem Trainerwechsel raten.

  • Trainer wechseln

    Unbedingt.

    Es muss ein Trainer her, der sich mit Hunden aus dem Auslandstierschutz auskennt.


    So ein Hund braucht unendlich viel Zeit und Ruhe um hier bei uns in einem geregelten Haushalt anzukommen. Meistens sind sie es ja gewohnt, alles allein zu regeln.


    Bevor dieser Hund Interesse am spielen, so wie es mit einem "normalen" Hund gemacht wird, hat, muss ganz viel Vertrauen aufgebaut werden. Und das braucht Zeit und unendlich viel Geduld.


    Bitte gebt ihm das Verständnis seines bisherigen Lebens und seiner gemachten Erfahrungen. Lasst ihn einfach in Ruhe ankommen. Kein Aufzwängen von Spielzeug, streicheln und ähnliches.


    Zeigt ihm euer Interesse an ihm indem ihr ihm regelmäßig Futter gebt, mit ihm redet (ohne ihn groß anzugucken). Setz dich einfach mit dem Rücken zu ihm auf den Boden, erzähl ihm irgendeine Geschichte, wirf mal ein Leckerchen in seine Richtung.


    Arbeiten könnt ihr eh erst mit ihm, wenn Vertrauen aufgebaut ist.

  • Jeder, wirklich jeder Hund hat Bock etwas zu lernen. Das liegt in der Natur. Aber 5 Monate in Deutschland ist einfach noch keine Zeit, und unter Stress kann man einfach nicht lernen.

    Um dir ein Beispiel zu geben, meine Pflegehunde haben hier rein gar nichts an Kommandos bei gebracht bekommen. Mein letzter Pflegehund der zu meinem Zweithund wurde, hat nach 6 Monaten bei mir das Kommando Sitz beigebracht bekommen. Und das war tatsächlich auch schon das einzige Kommando, was ich ihm aktiv beigebracht habe. Alles andere kam von selbst, wie zb an der Leine laufen und damit auch das Kommando Fuß, Nein, aus, weiter, etc

    Konzentriere dich auf euren Alltag, gib ihm vertrauen und ruhe, aber vorallem auch Grenzen. Grenzen, klare Regeln und vorallem Zeit sind das allerwichtigste mit einem Hund aus dem Ausland.

    Alleine der Alltag hier in Deutschland überfordert und fordert die Hunde aus dem Ausland dermaßen, dass sie einfach keine Kapazitäten für etwas anderes haben.

  • Hallo und Willkommen :winken:


    erstmal möchte ich den anderen zustimmen - 3 Monate sind keine Zeit für einen Hund aus dem Tierschutz. Vor allem nicht, wenn sie aus dem Ausland kommen und alles, wirklich alles neu für sie ist. Als Mensch gewöhnt man sich total schnell dran, dass man jetzt einen Hund hat und stellt sich auf die neuen Routinen ein etc. , aber für Hunde dauert es teilweise viel länger, bis sie wirklich richtig ankommen. Das vergisst man schnell, wenn man sich selber schon dran gewöhnt hat.

    Also würde ich hier alles erstes auch auf Bindungsaufbau, Zeit & Geduld setzen. :smile:


    Wie arbeitet eure bisherige Trainerin denn mit euch? Also was sind ihre Ansätze, was habt ihr schon versucht, wie sieht so eine konkrete Stunde aus?


    Und ansonsten: was macht Sonic gerne? Es gibt doch bestimmt irgendetwas, was er toll findet, oder? Schreib mal eine Liste mit allen Dingen, die er gerne macht, erstmal unabhängig davon, ob du diese Sachen toll findest oder nicht. Beispiele wären zB: Schnüffeln, Rennen, Buddeln, bestimmte Dinge beobachten, Wittern ... Schreib einmal alles auf, was dir einfällt!


    Hunde sind nicht nur über Futter und Spiel motivierbar. Wenn Sonic zB gerne schnüffelt, dann könntest du das unter Signal stellen und als Belohnung einsetzen. Nur als Beispiel.


    Welche Futterbelohnungen hast du denn versucht bisher? Auch sowas tolles wie Käse oder ein Stück Wurst oder Leberwurst aus der Tube?


    Nimmt er drinnen Futter an oder dort auch nicht?


    Ich glaub das waren erstmal genug Rückfragen, wir finden bestimmt was, was Sonic motiviert! :bindafür:

  • Wie hat er denn noch vor 5 Monaten gelebt?

    Wie gesagt. Er wurde auf der Straße gefunden, mit Halsband aber ohne Marke oder Chip. Dann war er 3 Monate im Shelter und kam dann direkt zu mir. Wie er bei seinen vorherigen Besitzern gelebt hat weiß ich natürlich nicht.

    Wie steht es mit seinen normalen Mahlzeiten? Frisst er da gut?

    JA, fressen tut er gut. Er schlingt als gäbe es kein Morgen. Aber sobald ich ihm Futter hinhalte oder hinwerfe geht er. Kong und Co. habe ich ausprobiert. Null Interesse.


    Danke für eure Antworten. Mir geht es gar nicht ums Kommando lernen, aber es braucht ja auch Motivation um unerwünschtes Verhalten umzulenken.

  • Aber sobald ich ihm Futter hinhalte oder hinwerfe geht er.

    Klingt für mich, als wäre er Menschen ggü. im generellen einfach noch sehr skeptisch. Futter hinhalten würde ich in so einem Fall dann gar nicht machen. Vielleicht mal im Vorbeigehen was richtig tolles fallenlassen, ein Stück Wurst oder so und dann weitergehen. Also nicht stehen bleiben, um zu gucken ob der Hund es auch nimmt.

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