Der Junghund und die Leinenführigkeit

  • Hallo ihr Lieben :)
    Vor einem halben Jahr haben wir unsere Hündin gekauft, die zu dem Zeitpunkt schon 1,5 Jahre alt war. Schon beim ersten Treffen haben wir gemerkt, dass der Besitzer auf Leinenführigkeit absolut keinen Wert gelegt hat.
    Seitdem sind wir fleißig am üben und hatten auch schon Phasen, wo sie toll an der Leine lief. Aktuell aber will sie überhaupt nicht mitmachen: alles andere ich interessanter und es wird gerissen wie blöd an der Leine.
    Wir haben schon alle möglichen Trainingsmethoden ausprobiert, aber wirklich weiter bringt uns keine. Deshalb haben wir gestern mit einer Trainerin telefoniert, die aber leider erst in zwei Wochen Zeit für uns hat. Sie meinte, dass unsere Hündin aktuell wohl mitten in einem Pubertätsschub sei und das alles ganz normal ist (was auch unsere Vermutung war).
    Trotzdem liegen die Nerven aktuell blank. Mir graut es vor jedem Sparziergang mittlerweile ..
    Die Trainerin soll wirklich toll sein und deshalb möchte ich jetzt nicht weiter "rumdoktern", sondern warten, welchen Trainingsansatz sie für uns hat. Habt ihr trotzdem irgendeinen Tipp, wie wir die Sparziergänge halbwegs entspannt überstehen? Sie jetzt nur ziehen zu lassen, halte ich für verkehrt. Was hat euch in solchen Phasen geholfen?

    LG Kim

  • Obwohl ich bisher noch keinen Hund habe, hätte ich erst mal versucht die Spannung aus der Situation raus zu nehmen, also eventuell Schleppleine an das Geschirr und keine Leinenführigkeit erwarten? So dass ihr den ganzen Druck raus nehmt und gemeinsam Hundedinge macht und mit der Trainerin dann Neustart mit Leinenführigkeit am Halsband? Wahrscheinlich seid ihr schon so angespannt, dass sich das überträgt und ihr euch gegenseitig im Weg steht?

    Kommen sicher noch Profi Tipps :)

  • Das ist ein typisches Vorsteherproblem .... denn da, wo er gerade ist, weiß er ja schon, wie es riecht, also muss er schnell dahin, wo er es noch nicht weiß


    Leinenführigkeit, ggf auch noch im Schritt an der Leine ist so gegen die Genetik (far away im Galopp die Gegend absuchen), dass es viel Konzentration vom Hund verlangt, also immer nur so kurz, aber dann konsequent verlangen, wie das Zündschnürchen vom Hund ist

  • Hallo, es kommt da ein bisschen drauf an wo ihr wohnt. Ein Beispiel aus meinem Erlebten:

    Bei einem meiner Rüden war es für einen kurzen Zeitraum auch sooooooo nervig, dass ich MIR sozusagen Leinenfrei gegeben habe. Wir sind eine Woche jeden Tag zweimal einen kurzen Weg mit dem Auto gefahren um die Leine zu umgehen.


    Auto anhalten, Heckklappe auf, warten auf das Aussteigesignal, dann kurz sitzen und ein paar Meter ohne Leine (aber zusammen) gehen, nochmal die Aufmerksamkeit holen und dann durfte er laufen.


    Er war im Freilauf in dieser Zeit durchaus gehorsam und konnte auch kurze Strecken sehr schön neben mir gehen, solange die Leine nicht ins Spiel kam. Habe das damals viel zu verkopft angefangen (aus heutiger Sicht) und dieses "sich frei nehmen" vom Thema brachte damals auch wieder viel mehr Spaß in unsere Draußen-Zeit. Das war nämlich auch mehr Frust als Lust geworden.


    Nach dieser Woche ging es dann viel besser und einfacher. Und es wurde im Laufe der Zeit richtig, richtig gut.

    Also nicht verrückt machen lassen.


    Und falls ihr die Möglichkeite nicht habt, oder die Hündin im Freilauf nicht hören mag, ja dann würde ich die Schleppleine nehmen. Mich aber nicht durch die Gegend ziehen lassen, wenn sie voll in die Leine geht. Ruhig und kommentarlos mal nur Leinen/Hundehalter sein wenn sie hibbelig wird.

    Jedes Umwenden zu euch hin belohnen und dem Jungspund zeigen, dass ihr gelassen bleibt.

    Sie will euch ja nichts böses, da ist Konfettiparty im Hirn und bisher war das Leinenlaufen auch noch nie ein wirkliches Thema. Ich denke, schon deshalb könnt ihr nichts kaputt machen, was noch nicht angelegt wurde.


    Wird schon!

  • Wir hatten damals das gleiche Problem, nur war unsere Kleine schon 2,5 Jahre alt und die Pubertät vorbei.

    Geholfen hat der Aufbau des Schau-Kommandos zusammen mit ganz viel Entschleunigung (Gassi stehen oder Schlangenlinien laufen) und immer wieder was cooles am Wegrand finden. Ich bin dann stehen geblieben, hab mich hingehockt und tolles Leckerlies im Gras gefunden. Da kam sie nach kurzer Zeit schon immer angeflitzt und wollte auch gucken.

  • Trotzdem liegen die Nerven aktuell blank. Mir graut es vor jedem Sparziergang mittlerweile ..
    Die Trainerin soll wirklich toll sein und deshalb möchte ich jetzt nicht weiter "rumdoktern", sondern warten, welchen Trainingsansatz sie für uns hat. Habt ihr trotzdem irgendeinen Tipp, wie wir die Sparziergänge halbwegs entspannt überstehen? Sie jetzt nur ziehen zu lassen, halte ich für verkehrt. Was hat euch in solchen Phasen geholfen?

    Was verstehst du unter Spaziergang und was unter Leinenführigkeit? Ist der Hund immer an der kurzen Leine? Oder meinst du Leinenführigkeit an der Schlepp?


    Meine Spaniels waren/sind auch keine Selbstläufer in Leinenführigkeit. Geholfen hat eine klare Trennung von Training (mit anfangs sehr kurzen Einheiten) mit 100% Konsequenz, und Spaziergang mit möglichst Freilauf (oder laaange Schlepp). Für unvermeidliche Spaziergang-Teilstücke an der kurzen Leine nutze ich in schlimmen Phasen Führhilfen: beim älteren Rüden die Balanceleine, beim jüngeren eher den 2. Befestigungspunkt vorne am Geschirr. Das nimmt den Stress aus der Situation, und mindert die Muskelschmerzen.

  • Meine Hündin hat früher gezogen wie ein Ochse und die üblichen Tipps mit Richtungswechsel usw. haben nullkommagarnichts gebracht. Irgendwie hat sich das Ganze aber von selbst eingependelt, weil sie auch viel freilaufen durfte. Sie lief durchaus gesittet an der Leine, wenn sie ausreichend Gelegenheit hatte, Dampf abzulassen. Was ja auch nur fair ist dem Hund gegenüber (ansonsten hatte ich einen kleinen Springteufel an der Leine). :bussi:

  • Trotzdem liegen die Nerven aktuell blank. Mir graut es vor jedem Sparziergang mittlerweile ..
    Die Trainerin soll wirklich toll sein und deshalb möchte ich jetzt nicht weiter "rumdoktern", sondern warten, welchen Trainingsansatz sie für uns hat. Habt ihr trotzdem irgendeinen Tipp, wie wir die Sparziergänge halbwegs entspannt überstehen? Sie jetzt nur ziehen zu lassen, halte ich für verkehrt. Was hat euch in solchen Phasen geholfen?

    Mein Supertrick war dann immer, mit Elvis joggen zu gehen. Und zwar an ihm orientiert - also joggen, wenn er trabt und stehen bleiben, wenn er stehenbleibt/schnüffelt/markiert/etc.


    Das macht erstens Spaß, weil das, was bisher ein Störfaktor war - das Tempo des Hundes - plötzlich richtig cool wird. Zumindest für mich war Elvis' Vorstehertrab das perfekte Lauftempo.


    Da ich nie wirklich gut trainiert war, war ich auch froh über jede Pause, um wieder zu Atem zu kommen. Das hat eigentlich immer gut gepasst. Ansonsten kann man auch durch ein paar gestreute Leckerlies eine Pause schaffen.


    Für den Hund ist es natürlich auch cool, weil eeendlich geht es mal im richtigen Tempo voran! Und man selbst als Halter ist nicht mehr die ewige Spaßbremse - und tut gleichzeitig was für die eigene Gesundheit. Win-win!


    Bei Elvis hatte es auch den Effekt, dass die Spaziergänge körperlich einfach befriedigender für ihn waren und er dann auch ausgeglichener war. Heißt, auch die nächsten ein, zwei Gassis an der Leine waren weniger nervig. Falls ihr täglich Freilaufmöglichkeiten habt, ist das jetzt nicht so wichtig, aber natürlich trotzdem schön.


    Am Anfang musste ich ein bisschen rumprobieren, wie warm man sich anziehen muss (bei uns einen Ticken wärmer als zum strammen Joggen, aber Elvis ist auch älter und wurde nach einer halben Stunde meistens ruhiger, so dass ich dann weitere Strecken gegangen und nicht gejoggt bin. Wird bei euch vielleicht anders sein).


    Ähnlich mit der Leine und Leinenlänge, das war bei mir außerdem auch tagesformabhängig. Mal war eine simple 2m-Lederleine ideal, mal eine Tauleine mit griffigen Knoten drin und mal eine 5m Flexi. Mit den kürzeren Leinen hat man mehr Kontrolle, muss aber auch näher am Tempo des Hundes bleiben und bei Stops an spannenden Schnüffelstellen schneller reagieren. Mit der Flexi kann der Hund mehr wuseln, aber man kann zwischendurch auch mal etwas langsamer werden oder etwas langsamer auf Stops des Hundes reagieren. Kommt auch auf die Gegebenheiten an. Auf hauptsächlich Fußwegen waren die 2m Leine passender, in Parks, Wald und auf Wiesen die Flexi. Achso, und die Leine gehört selbstverständlich ans Geschirr.


    Praktisch, aber nicht zwingend notwendig ist, wenn man schon ein Signal für Richtungswechsel hat. Das macht das zusammen laufen leichter. Wenn es mir egal war, wo wir langdüsen, durfte Elvis auch immer gerne die Richtung angeben. Wenn wir aber einen bestimmten Weg/Abzweig nehmen mussten, konnte ich das so immer gut ansagen.


    Das Signal für den Richtungswechsel kann man aber auch beim Joggen super und mit Spaß aufbauen - wenn der Hund gerade den Kopf frei hat, "Hierlang!" rufen, Richtung wechseln (dabei kann man auch in die neue Richtung zeigen oder den Hund in die Richtung einwinken - alles, was hilft eben) und wenn der Hund mitkommt kann man auch noch ein Leckerei in die neue Richtung werfen. Aber bei so erkundungsfreudigen Hunden wie Elvis und vermutlich auch deinem muss das oft nicht mal sein. hasilein75 hat es schon sehr schön gesagt, das Neue erschnüffeln ist das Ziel!


    Insgesamt ist so ein dog-jog auch für einen selbst der pure Urlaub, weil man endlich mal nicht ständig mit dem Hund an der Leine kämpft, sondern zusammen unterwegs ist.


    Viel Spaß euch!

  • Da sieht man mal, wie unterschiedlich das Thema angegangen werden kann. Und wie unterschiedlich jeder auch wertet, was ihm wichtig ist.


    Bevor also nun die neue Trainerin da ist, nutze die Zeit um für dich klar zu haben, was DU unter Leinenführig verstehst und wie euer Alltag laufen soll. Für euch muss es passen.


    Ich habe z.b. keine Kommandos für Richtungswechsel, der "Job" liegt bei uns beim Vierbeiner.


    Berichte doch gerne mal, was ihr dann übt. Ich freue mich immer, wenn ich hier die verschiedenen Vorgehensweisen lesen kann. Man kann immer was für sich selbst mitnehmen.

    Jeder meiner Hunde tickt etwas anders und so übe ich zwar vielleicht manches ähnlich, aber doch immer wieder individuell etwas unterschiedlich.

  • Unsere Maus ist auch ein Deutsch Kurzhaar Mix und bei uns ist es stellenweise ganz ähnlich. Wir haben viel Fortschritte gemacht indem ich ihr komplettes Frühstück an der Leine verfüttert habe. Ich muss morgens immer meine Tochter zum Bus begleiten. Also Gehweg, viel hundepipi, andere Kids usw. Viel Ablenkung. Ich hab das aber ganz bewusst fürs Training benutzt. Im Prinzip läuft sie natürlich dem Leckerchen hinterher bzw. Bettelt ums Leckerchen wenn sie zu mir aufschaut. Aber wir laufen einfach ordentlich mit Fokus auf mir, kombiniert mit kleinen verbalen Hinweisen ("eh-eh" für nicht wegziehen, "prima" und "weiter"). Durch die Gewöhnung, also abhalten vom Mist bauen und ordentlich laufen, brauchen wir inzwischen viel weniger Leckerli. Sie weiss was sie soll und dafür bekommt sie Lob und Keks.


    Ebenso im Treppenhaus: Wir haben leider Katzen im Haus, da hat sie mich früher fast die Treppe mit runtergerissen. Inzwischen gibt es ein "hinten" und Leckerchen hinter dem Rücken. So laufen wir gesittet runter und wenn sie doch Mal vorbeizieht, bleiben ich stehen und befördere sie mit "hinten" und Keks wieder hinter mich. So nach ein paar Wochen musste ich gar nichts mehr sagen,nur noch erinnern.


    Draussen, wenn die Aufregung nicht allzuviel ist, und besonders am Ende der Runde mit Freilauf und auspowern, läuft sie wie eine Eins.


    Kurz: bei uns. Haben viele Leckerli und die Gewöhnung an den immer gleichen Ablauf sehr viel geholfen.

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