Tierschutzgesetz vs. Vibrissen kürzen

  • Wenn sich der Körper nicht mehr runterkühlen kann, ist das eine Qual, man leidet. Es kann bis zum Tod führen.

    Aber wenn man etwas schlechter tasten kann, quält man sich doch nicht. Man ist eingeschränkt, aber nicht gequält. Finde ich kein gutes Argument, dass Scherrassen Qualzuchten sind.

    Gequält wären Scherrassen, wenn man sie nicht ordentlich pflegt, sie dadurch nur aus Filz bestehen, Schmerzen haben und sich nicht ordentlich bewegen können.

    Es geht bei Qualzucht nicht darum, daß ein Hund "sich quälen" muß, sondern um Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen. Mal die Definition der österreichischen Qualzuchtkomission (die statt "Verhaltensstörungen" den Begriff "Angst" verwendet):

    https://www.qualzuchtkommission.at/qualzucht/

    Ja, damit würden wohl viele Begleithunderassen bei konsequenter Umsetzung wegfallen. Allein durch Schäden "Die in § 5 Abs. 2 TSchG angeführten Symptome sind durchwegs auf Schäden zurückzuführen, z.B. Fehlbildungen des Bewegungsapparates bzw. der Körperformen (Gebiss, Kiefer, Schnabel etc.) sowie Missbildungen von Organen (Augen, Ohren, Haut etc.)." wären sämtliche extrem brachycephale Rassen, Rassen mit vorstehenden Augen aufgrund höherer Wahrscheinlichkeit trockener Hornhaut und damit verbundener Schmerzen, Rassen mit extremen Mißverhältnis von Beinläge zu Rückgratlänge wie Dackel und Beagle, Dalmatiner, Deutsche Dogge, Boxer... wegen vererbbarer Taubheit, Merle, u. a. raus. Es blieben aber noch genügend "gesündere" Rassen ohne deratige vererbbare Problematiken. Für mich sollte das das Hauptziel der Hundezucht sein.


    P.S.: Wie ich außerdem weiter oben schon zitiert hatte, ist "das Inkaufnehmen von Funktionsausfällen an Sinnesorganen durch Zucht verboten" , und das wäre, gibt es solche Funktionsausfälle, ein sehr gutes Argument gegen Scherrassen.

  • Es ist einfach sehr schwierig die Zucht von Scherrassen verbieten zu wollen weil die Vibrissen eingeschränkt sein könnten und auf der anderen Seite züchten wir allein für die Ernährung unserer Haushunde Unmengen an absolut Qualgezüchteten Nutztieren.

    Ja, das mag der ein oder andere Hundehalter unterscheiden, Gerichte und das Tierschutzgesetz tun es aber eigentlich nicht.

    Es ist ja auch ein Tierschutzgesetz und kein Haustierschutzgesetz.

    Ich denke schon, dass Scherrassen benachteiligt sind, das wird schon seine Gründe haben dass diese sich bei den Arbeitshunden nie durchgesetzt haben.

  • Ein Zuchtverbot wäre ja nur eine mögliche (krasse) Konsequenz. Es müsste ja nicht direkt im kompletten Zuchtverbot enden. Aber es gar nicht erst weiter untersuchen, weil vielleicht ein ungewünschtes Ergebnis rauskommt? Schwierig, finde ich.

    Dass (sogenannte) Nutztiere zum großen Teil noch viel schlimmer dran sind ist sicherlich unstrittig. Ich wäre sehr dafür, dort gesetzlich und dann auch in der Realität sehr viel härter durchzugreifen. Nur sehe ich nicht, wie dadurch (mögliche) Probleme bei Haustieren relativert werden.

  • Mein Max ist mittlerweile blind. Kann bei sehr alten Hunden immer mal vorkommen.

    Max verlässt sich deutlich erkennbar auf die Vibrissen. Für Hunde machen die schon Sinn, fällt bei sehenden Hunden halt weniger auf.

  • Nur sehe ich nicht, wie dadurch (mögliche) Probleme bei Haustieren relativert werden.

    Durch Whataboutism. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Whataboutism

    Sieht man in diesem Thread recht regelmäßig, daß etwa Möpse als "Gegenargument" herangezogen werden, ist ja auch viel schlimmer, und wenn das geduldet wird - was bei Weitem nicht mehr so ist -, müssen auch eingeschränkte Sinnesleistungen geduldet werden. So zumindest die "Argumentationslogik".

  • Ich bin ja sehr froh drüber dass wir die Krallen selber schneiden dürfen. Wenn ich mir vorstelle ich müsste mit meinen dafür jedes Mal extra zum TA...

    Das war wohl mal kurz im Gespräch 🤫 zumindest, es Hundefriseuren zu untersagen. ist aber schon ewig her und wurde zum Glück nicht umgesetzt.

  • Also falls Vibrisssen eigentlich beim Hund eine Funktion haben, wäre das ein starkes Argument dafür, dass Hunde mit Lockenfell Qualzuchten sind.

    Ich möchte nochmals daran erinnern, dass Lockenfell nicht zwingend mit Bartwuchs verbunden sein muss. Also nicht das Lockenfell ist die Qualzucht, sondern der (übermässige) Bart!

  • Nur sehe ich nicht, wie dadurch (mögliche) Probleme bei Haustieren relativert werden.

    Durch Whataboutism. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Whataboutism

    Sieht man in diesem Thread recht regelmäßig, daß etwa Möpse als "Gegenargument" herangezogen werden, ist ja auch viel schlimmer, und wenn das geduldet wird - was bei Weitem nicht mehr so ist -, müssen auch eingeschränkte Sinnesleistungen geduldet werden. So zumindest die "Argumentationslogik".

    Also ich weiss von keinem generellen Zuchtverbot für Mops und Französische Bulldoggen etc. Eine Züchterin hat ein Zuchtverbot bekommen aber sonst ? Wird das sehr wohl noch geduldet.Und solange dem so ist, sehe ich die Vibrissen-Geschichte als Ablenkungsmanäver an . Am Ende hat man Pudel und Merle-Hunde verboten aber Mops und französische Bulldoggen dürfen weiter leiden

  • Aber wenn man etwas schlechter tasten kann, quält man sich doch nicht. Man ist eingeschränkt, aber nicht gequält. Finde ich kein gutes Argument, dass Scherrassen Qualzuchten sind.

    Schwierig.

    Ein Hund ohne Ohren ist auch eingeschränkt, aber nicht gequält. Oder ohne Rute. Oder ohne Fell. Oder ohne Zähne. Oder oder oder...

    Irgendwie kann man doch nicht einfach Hunde züchten, die zwar ein bisschen eingeschränkt sind, aber nicht dolle. Und das bisschen.... Das hört dann wo auf?

    Ich wäre einfach dafür wirklich ernsthaft zu untersuchen, wie wichtig Vibrissen für Hunde sind. Ob es eine sinnvolle Alternative zwischen ganz kurz scheren und Rasse komplett verbieten gibt.

    Eine minimale Länge zum Beispiel.


    Denn wenn wir uns eingestehen, das Vibrissen sehr wohl eine Funktion haben, das Hunde mit ihnen wirklich sehr deutlich etwas fühlen oder spüren, dann muss das für diese Hunde auch wirklich sehr verwirrend sein wenn der Bart die ganze Zeit die Tasthaare berührt und animiert.

    Oder konnte man das da (unbewusst) wegzüchten?

    Wie groß ist der Unterschied wenn nur ein paar Tasthaare fehlen?

  • Also wer sich den Luxus leisten kann, weil seine Rasse so perfekt ist und ohne Krankheiten, Genpool Probleme, Gebäudeprobleme, Charakter-Probleme, Triebprobleme, Funktionalität des Haarkleides usw, dass man sich ausschließlich auf so einen Nonsense wie Kurzhaarigkeit im Gesicht konzentrieren kann, dann wünsche ich mir gern einen Pudel, der kurz im Gesicht ist. Und bitte kurz an den Pfoten und der Rute und im After- und Genitalbereich. Dann spare ich jede Woche unglaubliche 10min Pflegemaßnahmen. Dazu sollen die Krallen bitte eine perfekte angezüchtete Länge haben und die Zähne mit einer Art Teflon anzüchten, dass sie gar keinen Zahnstein mehr bekommen können.

    Ist ja alles so easy zu züchten und es gibt keine anderen Probleme in der Rassehundezucht.

    Und phänotypisch rosa gepunktete Hunde hätte ich gern. Ich mag rosa.

    Viel Spaß beim Pudelzüchten, ich komm die Würfe dann kontrollieren...

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