Vorurteile "Kampfhund"

  • Keine Ahnung ob das hier richtig ist aber ich sehe momentan immer mehr Artikel mit der Überschrift Kampfhund hat das und das gemacht oder auf TikTok Videos von Leuten, deren s.g. Kampfhund extrem unerzogen ist am besten noch mit dem #Kampfund drunter.


    Ich habe zwar keinen, kann aber diese ganze Stigmatisierung einfach nicht verstehen. Eine ganz liebe Freundin von mir hat einen Amer. Bulldog und dieser ist einer der liebsten und besterzogensten Hunde die ich kenne.


    Wieso genau, sind es immer diese Rassen, die so extrem angefeindet werden? Klar haben diese ein größeres Potential und es reichen weniger Bisse aber wenn sich mal wirklich hier rumschaut, gibt es einige andere Hunde, die gefährlich sind (der Dackel zB. soll wohl statistisch gesehen am Öftesten zubeißen). Uns selbst das kann man mMn nicht an Hand der Rasse einteilen, sondern die Haltung der Besitzer.


    Keine Ahnung was ich mit diesem Thread erreichen will. Vielleicht einfach nur mal auskotzen, dass ich ständig lese "Hund muss eingeschläfert werden, weil er ein Kampfhund ist (und dabei nicht mal die Rasse benennt) bzw. dass ein Hund einfach nicht als dies gesehen wird.


    Wie steht ihr zu dem Ganzen?


    Edit: und natürlich kennen viele von diesen auch nicht den Unterschied zwischen Kampfhund und Listenhund

    • Neu

    Hi


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    • Wieso genau, sind es immer diese Rassen, die so extrem angefeindet werden?

      Bekloppte Halter.

      Ich kenne zwei Arten von Menschen, die Listen-/ Kampfhunde haben: ein Teil, der die Hunde überwiegend aus dem Tierschutz übernimmt und verantwortungsvoll mit den Tieren umgeht. Und dann der andere Teil, der dafür sorgt, dass die Hunde im Tierschutz landen. Letztere sind der Grund für den schlechten Ruf.


      Edit: Und natürlich gibt es Hunde, die einen ganz massiven Knall haben und für die ein Leben in dem Alltag, der ihnen hier geboten werden kann, schlichtweg nicht funktioniert. Bitter, aber nicht änderbar.

    • ich schließe mich @Juno2013 an.

      Ich kenne viele Listis (hatten auch selbst einen) die superklasse, liebe Hunde sind. Die sind aber auch in den richtigen (verantwortungsbewussten) Händen.

      In unserem TH sitzen auch Listis und wenn man dann sieht was da teilweise für Interessenten kommen dann sagt das schon alles.


      Klar wenn dann so ein Kaliber Hund dann austickt ist der Schaden höher als bei manch anderem Hund. Sie sind einfach super stark und haben eine heftige Beisskraft.

      Aber das Klientel welches diese Hunde oftmals hält ist halt einfach nicht das geeignete

    • Das ist ein komplexes Thema.


      Das Probleme sehe ich in erster Linie auch bei verantwortungslosen Haltern, die so einen starken, "krassen" Hund nehmen, um damit ihr eigenes mickriges Ego aufzupolieren. Es gibt in diesen Kreisen durchaus Leute, die es gut finden, wenn ihr Hund Artgenossen schreddern möchte oder die ihn absichtlich scharf machen.


      Es gibt dann aber noch eine andere problematische Listenhundehalter-Fraktion, nämlich die der "Kampfschmuser"-Truppe. Die kommen dann mit "Mimimi, American Staffordshire Terrier, Bulldoggen und Co. sind die ALLERLIEBSTEN Hunde überhaupt, würden keiner Fliege was zuleide tun, zutiefst missverstandene Rassen, sanftmütige Engelchen" und blablubb.

      Auch das empfinde ich persönlich als eine sehr verantwortungslose Haltung. Hier wird negiert, dass JEDER Hund nunmal ein gewisses Aggressionspotenzial mitbringt und dass es zudem durchaus Unterschiede gibt, in der Rasse des Hundes begründet liegen, schließlich wurden Hunde ja für die unterschiedlichsten Zwecke gezüchtet und eingesetzt.


      Und ja, meiner Ansicht nach sollten Halter von AmStaff, StaffBull, Pitbull, Rotti und Co. nicht unterschätzen, dass diese Hunde z.B. im Erwachsenenalter durchaus öfter als manch andere Rasse (nehmen wir als Vergleich mal Retriever, Pudel, Spaniel...) Artgenossenunverträglichkeit zeigen.


      Ich selbst mache neben Deutschen Schäferhunden vor allem um alles AmStaff-mäßige erstmal einen Bogen :ka: Mischung aus schlechten Erfahrungen und dem, was ich schon so mitbekommen habe... auch mir ist ein Fall eines Listenhundes bekannt, der immer unauffällig mit Kleinhunden war, bis es zu einem Vorfall kam, bei dem er sich auf einen solchen Hund stürzte und ihn tötete. Ich sage damit ganz explizit nicht, dass diese Rassen böse oder per se gefährlich sind, aber eine umsichtige, souveräne Führung und Halter mit Hundeverstsand, die das Wesen und die Eigenheiten ihres Hundes tatsächlich ungeschönt sehen, empfinde ich da halt schon als besonders wichtig.

    • Genau so gruselig finde ich die Verharmlosung des Potentials dieser Hunde als "Kampfschmuser".

      DAS sind sie definitiv nicht.

      Es sind Hunde.

      Große, kräftige Hunde, die locker Menschen und andere Tiere schwer verletzen und töten können.

      Und nein, es sind nicht immer die "Scharfgemachten", die plötzlich "eskalieren".

      Das können auch Hunde sein, die bislang unauffällig waren.

      Die Auslöser sind vielfältig.

    • hmmm, zurück geht auf das Jahr 2000, Hamburg Wilhelmsburg , Gypsy und Zeus.

      AmStaff und Pitti glaub ich.

      Diese beiden Hunde haben auf dem Schulhof einen kleinen Jungen namens Volkan angegriffen und getötet.

      Eine Katastrophe mit Ansage. Es war bekannt, dass der Halter von Zeus diesen Hund scharf gemacht damit er im Hundekampf eingesetzt werden konnte.

      Der Hund war verhaltensauffällig und war der Behörde durch gemeldete Beißvorfälle bekannt.


      Es wurde nur leider nicht re- und schon gar nicht agiert.


      In der Presse wurde der Name Kampfhund geboren und ein gewisses Bild über die Hund sowie die Halter gezeichnet.


      Eine Hexenjagd begann, angestachelt durch die Medien.


      Sie Vorurteile halten sich bis heute, die Rassenlisten der SoKas, die deutschlandweit mit glühenden Nadel sowas von fix gestrickt wurden leider auch.

    • Oft wird nicht nur das Aggressionspotential unterschaetzt, sondern auch das Beutefangverhalten dieser Hunde. Da wird kaum Wert drauf gelegt, dass das in gescheite Bahnen gelenkt wird, es wird nicht drauf geachtet das es (wenn ueberhaupt) nur wenig angesprochen wird (und dann eben gnadenlos kontrolliert), usw. DAS ist dann eben sehr oft der Ausloeser fuer Vorfaelle mit Menschen bzw. Kindern.


      Ich mach um so Hunde einen Bogen. Zumindest in Kombi mit meinen Hunden. Ich wuesste auch keinen Grund wieso ich das aendern sollte.

    • Die entsprechenden Rassen sind eher kräftige Hunde mit breitem Kiefer, die terriertypisch schnell hochdrehen und ziemlich beutegeil sind, dazu kommt noch eine historisch verankerte Neigung, Artgenossen irgendwann richtig blöd zu finden. Das dann in den falschen Händen und fertig ist die Katastrophe.

      Viele Vorfälle sind auf fehlgeleitetes Beutefangverhalten zurückzuführen, das vom Halter meist unwissend noch gefördert wird, indem Hetzspiele gespielt oder das Jagen von Schmetterlingen etc. witzig gefunden wird.

      Sowohl die Proleten, die diese Hunde als Potenzprothese halten, als auch alles verklärende Rosarote-Brille-Träger der "KampfSCHMUSER!!!11!1!"- Fraktion werden von diesen Rassen magisch angezogen, auch gern aufgrund der Rasselisten, weil man ja was gaaaanz Exklusives hat. Diese Art von Haltern tut keiner Rasse gut.

      Dazu kommt, dass Vorfälle mit bestimmten Rassen wahnsinnig gute Quote bringen, so dass viele Medien diese gern viel breiter ausschlachten als wäre ein Golden Retriever beteiligt gewesen.

      All das zusammen führt zu dem schlechten Ruf der entsprechenden Rassen.

    • Oft wird nicht nur das Aggressionspotential unterschaetzt, sondern auch das Beutefangverhalten dieser Hunde. Da wird kaum Wert drauf gelegt, dass das in gescheite Bahnen gelenkt wird, es wird nicht drauf geachtet das es (wenn ueberhaupt) nur wenig angesprochen wird (und dann eben gnadenlos kontrolliert), usw. DAS ist dann eben sehr oft der Ausloeser fuer Vorfaelle mit Menschen bzw. Kindern.


      Ich mach um so Hunde einen Bogen. Zumindest in Kombi mit meinen Hunden. Ich wuesste auch keinen Grund wieso ich das aendern sollte.

      Genau das. Hab soo viel mit übersteigertem, fehlgeleitetem Beutefangverhalten bei entsprechenden Rassen zu tun gehabt, ich bin vorsichtig. Das ist natürlich eine Sicht mit viel Bias, weil ich ja eher die kritischeren Exemplare gesehen habe, aber ich verbleibe skeptisch.

    • Ich vermeide es grundsätzlich, Zeitungen zu lesen, in denen entsprechende Artikel auftauchen, deshalb können die mich nicht triggern. Zu drm „Ganzen“ Zeitungsgedöbs stehe ich daher gar nicht, dazu interessierts mich zu wenig.


      Selbst habe ich die Hunde - die interessieren mich durchaus - unterschiedlich erlebt: Meine erste grundfriedliche Hündin wurde von einem Pitbull-Bullterriermix totgebissen. In meiner Kindheit im Offenbacher Bahnhofsviertel gabs die mehrfach in kleinkriminellen Händen mit entsprechender Abrichtung und Verwendung zu sehen, lange vor Einführung der Listen. Eine der entzückendsten Hündinnen aller Zeiten, die ich je kennengelernt habe, war eine Bullterrierdame namens Heidi. Ein paar Jahre lang war ich aktiv in einem Tierschutzverein speziell für Listenhunde, der entstand aus einer Interessengemeinschaft der Halter. Da war eine ganze Bandbreite verschiedener Typen dabei. Die Einführung der Listen und das durch sie verursachte Leid habe ich im Bekanntenkreis live mitbekommen.


      Müsste ich den häufigsten „Haltertypus“ beschreiben, der mir begegnet ist, dann war da schon eine unleugbare Faszination für das „Gladiatorklischee“ mit sämtlichen gruseligen Mythen über Red Nose oder Blue Nose Linien, Nanny Dogs, Manbiter or not etcetcetc… vorhanden (teils sogar bei rational völligem Bewusstsein darüber, dass der größte Teil davon Blödsinn ist). Eine gewisse Affinität zu der angenommenen „Kampfkraft“ der Hunde. Auch bei Denen, die ihre Hunde sorgfältig, achtsam und verantwortungsvoll gehandelt haben. Die kam halt dann raus, wenn man abends gemütlich beim Plausch zusammensaß.


      Ist ja auch nichts Schlimmes oder Anrüchiges - Jeder hat seinen ganz speziellen Reiz bei der Hundehaltung und der ist meistens nicht ganz rational. Nur ist es halt auch eine Quelle für absolut unverantwortliche und vorurteilserzeugende Haltung, darüber sollte sich der Halter kler sein.(Einige meiner Bekannten waren übrigens auch im Laufe ihres Hundehalterdaseins und ihres Älterwerdens vom „Depp“ zum „verantwortungsvollen Halter“ gereift :smile: ).


      Unterm Strich handelt es sich bei der Rassebeschreibung entsprechenden Exemplare um starke, triebige, äußerst beutegeile, sehr ausdauernde, zähe und kompromisslose Hunde. Gleichzeitig um fröhliche Clowns, die mit ihrem Halter durch dick und dünn gehen und für ganz viel zu haben sind. Terriern ist Artgenossenverträglichkeit meistens nicht unbedingt in die Wiege gelegt und durch Zucht- und Importverbote (und das oben genannte Faszinosum) wird die illegale Zucht oder der illegale Import von Linien, die noch bewusst auf „Gameness“ selektiert werden, gefördert. Auch in Deutschland ist der illegale Hundekampf noch präsent, aber oft ist die Quelle Osteuropa. Man muss also durchaus damit rechnen, dass diese Veranlagung durchbricht.


      Gleichzeitig ist es sehr anspruchsvoll, diese Hunde artgerecht zu beschäftigen. Auf vielen Hundeplätzen sind sie nicht willkommen, für den Freilauf hats erschwerte Bedingungen, sie glänzen auch nicht in attraktiven (erlaubten) Sportarten bzw. sind da nicht präsent (klar gibt es sie, aber das sind Ausnahmen. Jedenfalls hier in Deutschland). Leute, die sportlich mit ihren Hunden arbeiten wollen, greifen daher eher selten zu diesen Rassen.


      Bleibt also das Faszinosum und die Vorliebe für den optischen Typ bzw. den eigenen Charakter als Anschaffungsgrund. Und bei manchen Menschen auch Idealismus. Wenn das nicht gepaart auftritt mit viel Wissen, Engagement, Sachkunde, nüchterner Einschätzungsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein, dann kann es schiefgehen. Umso mehr, wenn man den Hund aus falsch verstandener Tierliebe - oder um die grundsätzliche „Liebheit“ seines Hunds zu beweisen - oder wegen zu dicker Eier oder Eierstöcken - in Situationen drängt, die ihn letztlich überfordern. Das geht übrigens mit jedem Hund schief, aber es hat nicht bei jedem Hund die gleichen Konsequenzen. Bei Pit, Staff und Konsorten gilt daher umso mehr „ drum prüfe, wer sich ewig bindet …“


      Ich mag diese Hunde, aber ich werde mir Keinen zulegen. Und wenns um Kontakt zu meinen Hunden geht, dann schaue ich mir Hund und Halter länger sehr genau an :smile: .

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