Kastration beim Rüden und "eingebrannte" Verhaltensweisen

  • Ich habe das Fressverhalten meines Hundes in allen Situationen beobachtet und leider erkenne ich keine Regel. Er ist einfach unvorhersehbar. Ich habe ihn körperlich belastet, geistig belastet, in Ruhe gelassen, mit Hunden spielen lassen, Näpfe und Plätze gewechselt, gekocht, Trockenfutter, Dosenfutter, gemischtes Futter probiert.

    Ich habe auch versucht den Druck zu umgehen, indem ich ihm morgens das Futter reingetan habe und er essen konnte, wann immer er wollte. In den zwei Monaten habe ich einiges durch, aber er bleibt eine Wundertüte. Bedauerlicherweise habe ich keine Lust mehr, das Futter zu entsorgen, weil er es nicht wollte und mittlerweile bekommt er nur Trockenfutter, weil es meistens wiederverwendbar ist. Alles andere muss ich irgendwann wegschmeißen. Das Mischen von Trockenfutter mit Dosenfutter oder Jogurt klappt manchmal. Wenn nicht, ist es ein Fall für die Tonne.


    Vielleicht muss ich mich damit abfinden, dass mein Hund kompliziert mit dem Essen geworden ist. Wenn der Druck raus ist, leben wir vermutlich alle besser.


    Den Chip kann man mit Sicherheit probieren. Ich glaube aber nicht, dass es unsere Probleme lösen wird. Vielleicht irre ich mich aber.

  • Also wenn gesundheitlich alles in Ordnung ist... Ich gehe mal davon aus, dass du es hast untersuchen lassen... Ein mäkeliger Hund ist meist hausgemacht. Ich würde da feste Fütterungszeiten einführen. Es wird hingestellt und nach 15 Minuten wieder weggenommen wenn er nicht frisst. Nebenbei gibt es nichts. Weder Leckerli noch "vom Tisch".


    Der Hund meiner Eltern ist auch mäkelig und sie können es sich nicht erklären... Ja, ich mir schon. Beim Frühstück gibt's zwei oder drei Kekse. Mittags dann eine Kaustange. Abends dann nebenbei mal was "vom Tisch"... Da hat so ein kleiner Hund doch ratz fatz seinen Kalorienbedarf gedeckt... Also nur so als Beispiel... Ich weiß, euer Hund ist um Einiges größer. Aber nur mal so als Denkanstoß.

  • Bei so viel Wechsel in zwei Monaten wundert es mich nicht, dass er gestresst ist. Damit erreicht man ja eher das Gegenteil. Wenn man etwas verändert, dauert es meine Erfahrung nach gut drei bis sechs Monate bis man eine deutlich nachhaltige Änderung erreicht. Das Angstverhalten zeigt zudem, dass er gerade noch mal einen ordentlichen Entwicklungsschub macht. Das kommt dann auch noch hinzu, also würde ich eher ein halbes Jahr ansetzen ...

  • Der Hund meiner Eltern ist auch mäkelig und sie können es sich nicht erklären... Ja, ich mir schon. Beim Frühstück gibt's zwei oder drei Kekse. Mittags dann eine Kaustange. Abends dann nebenbei mal was "vom Tisch"... Da hat so ein kleiner Hund doch ratz fatz seinen Kalorienbedarf gedeckt... Also nur so als Beispiel... Ich weiß, euer Hund ist um Einiges größer. Aber nur mal so als Denkanstoß.

    Er bekommt sonst wirklich nichts. Vom Tisch sowieso und auch sonst nicht. Er hat immer feste Zeiten gehabt. Ich dachte nur, dass ich ihm so etwas den Druck wegnehme. Funktioniert aber auch nicht.


    Das Angstverhalten zeigt zudem, dass er gerade noch mal einen ordentlichen Entwicklungsschub macht. Das kommt dann auch noch hinzu, also würde ich eher ein halbes Jahr ansetzen ...

    Ansetzen wofür? Ich verstehe es leider nicht.



    Ich weiß, dass ich viel zu viel gemacht habe, aber ich brauchte Daten.

  • Ich weiß, dass ich viel zu viel gemacht habe, aber ich brauchte Daten.

    Nein, was du brauchst ist ein energisches "Aus! Ab in die Ecke und lass den Hund in Ruhe!"

    Du stresst deinen Hund. Und dich selbst. Das ist eine Spirale die nur schlimmer wird und die keinem von euch gut tut.


    Erstmal: Tief durchatmen. Je mehr du dein Kopfkino laufen lässt mit Sorgen machen desto schlimmer wirds für euch.

    Ist nicht einfach, weiß ich selber. Aber man muss so Sachen gezielt für sich selber durchbrechen.


    Ich hab ja auch nen sehr futtersensiblen Hund, der frisst normalerweise eher schlecht und braucht sehr viel Routine.

    Futternapf steht immer an derselben Stelle. Die einzigen Momente wo der Futternapf sich bewegt ist wenn ich ihn in die Küche trage zum Befüllen.

    Es gibt bei jeder Mahlzeit ein anderes Futter, ich habe hier immer so 5-7 offene Säcke stehen. Da wechsel ich durch, wenn einer leer ist wird was anderes aufgemacht. Verschiedene Hersteller, verschiedene Sorten, es gibt nur eine feste Sache und das ist das eine Veggie Futter was es 1, 2 mal die Woche gibt.

    Und das Futterritual ist immer gleich. Ich pfeife eine ganz bestimmte Melodie wenn ich die Näpfe in den Flur trage, sage dann "Futter!" und stelle erst Arrens Napf ab mit "Einmal für Arren, guten Appetit!" und dann Hamiltons Napf mit "Und einmal für Hamilton, guten Appetit!" Dann klatsche ich einmal in die Hände und sage "So, alle alle, schön fressen.".

    Das ist keine Freigabe, sie gehen an die Näpfe sobald sie auf dem Boden stehen, das ist einfach nur ein Signal das es wirklich nichts anderes gibt. Arren braucht das einfach.

    Manchmal muss ich neben ihm stehen bleiben und ihn loben, manchmal ein wenig Handfüttern, manchmal nur als emotionale Stütze dastehen und meistens kann ich einfach gehen und mich an den PC setzen. Das hat sich so eingebürgert mit der Zeit, am Anfang brauchte er konstantes Trällern und Loben von mir, dein Hund wird aber mit Sicherheit eher Abstand und Ruhe brauchen. Also stell den Napf hin und geh weg.

    Ich gucke nicht nach ob sie auffressen. Wenn was über bleibt, dann bleibt was über. Das bleibt da stehen, bis ich morgens oder abends die Näpfe wieder in die Küche trage, das alte wegkippe und mit was frischem befülle.

    Bleiben Reste von unserem Essen über kommen die in den Napf, und das Trockenfutter wird dementsprechend verringert.


    Wenn du arbeitest ignorierst du den Hund. Nicht permanent gucken was er macht. Lass ihn einfach mal.

    So wie sich das liest steht der Hund ja mehr oder weniger unter permanenter Beobachtung, das tut keinem gut. (Überleg mal jemand würde dich ständig im Blick haben mit dem "Was hat er nur?" Gesicht. Da wird man ja wahnsinnig!)


    Draußen darf er schnüffeln, aber sich nicht festsaugen. Etabliere ein "Weiter" oder was auch immer, notfalls drängst du ihn körperlich weiter.

    Übe sowas wie an der kurzen Leine wird nicht markiert. Fordere ihn draußen!

    Such dir etwas das euch beiden Spaß macht. Dummy, Tricks, irgendwas wo ihr euch feste Tage macht an denen ihr das macht. Neben Auslastung gibt auch das Routine und vor allem Bindung.


    Such euch Hundefreunde. Zum Spazierengehen mit Leine, ohne Leine. Social Walks, zum Beispiel. Aber auch welche wo er mal richtig mit toben kann.

  • Der Stress beim Essen, da gebe ich recht, aber der Hund ist nicht ständig unter Beobachtung. Wenn meine Frau im HO ist, dann liegt er meistens an ihrer Seite. Wenn wir alleine sind, dann liegt er kaum bei mir, sondern irgendwo. Ich sehe ihn stundenlang nicht. Ich kann aber nicht ausschließen, dass er mich hört.


    Beim Essen ist es in der Tat etwas stressig und da muss eine Änderung her. Feste Zeiten, wie man normalerweise empfiehlt, baut in meinen Augen Stress auf. Deswegen habe ich mich entschieden, es stehenzulassen. Nun bekommt er auch nur Trockenfutter, weil alles andere bei Wärme schlecht wird und/oder muss weggeschmissen werden.


    Mit Ausnahme von den Fresszeiten hat mein Hund eher mehr Ruhe als zu wenig.

  • Semmi zur Kastrationsthematik kann ich nicht viel beitragen - Mein großer Rüde ist aus medizinschen Gründen (Zysten) kastriert worden und hat sich negativ verändert - aber zum Thema nicht Fressen.

    Vorab - Meine Erfahrung bezieht sich auf einen klinsch gesunden Hund, bei Krankheitsverdacht sollte man natürlich die Ursache finden.


    Meine TWH-Hündin war ein wahnsinnig schlechter Fresser - Sie hatte gefühlt eigentlich nie Hunger. Die Futterart hat nichts verändert, wenn sie nicht wollte, hat sie auch Salamipizza stehen lassen, wenn sie wollte, war jedes Futter super. Mich hat das wahnsinnig gemacht (sie war zeitlebens sehr schlank/dünn). Vorallem konnte sie auch so richtig "schlimm" fressen, sprich wirklich jedes Stückchen aus dem Napf werfen und dann einzeln zu Tode kauen.

    Was bei uns geholfen hat: Sie hat ihr Futter in einem anderen Raum bekommen und ich bin tatsächlich nicht nachschauen gegangen. Ja, das war hart, hat MIR aber geholfen, den Druck rauszubekommen. Serij hat ihr Futter bekommen und irgendwann hab ich den Napf so wie er war, weggeräumt. Egal was noch drin war.

    Richtig geholfen hat ein verfressener Zweithund, wobei sie trotzdem nie "gut" gefressen hat.


    Bei euch kann natürlich auch was hormonelles/gesundheitliches dahinterstecken, das kann ich nicht beurteilen, aber vielleicht versuch mal wirklich, DIR den Druck rauszunehmen, dass er frisst. Stell ihm den Napf woanders hin, wo du ihn nicht zufällig siehst und räum ihn dann einfach vorm Schlafengehen oder so weg. Und ja, Futter wegschmeißen ist Mist, aber darauf würde ich meinen Fokus momentan nicht setzen.

  • Wir haben einen kastrierten Rueden, der vorher auch unfassbar schlecht gefressen hat. Besonders schlimm (d.h. woxhenlang gehungert) war es, wenn draussen ne laeufige Huendin unterwegs war (oder eins meiner Weiber heiss). Es gab noch andere Dinge, aber das war einer der Hauptgruende fuer den Chip und spaeter dann die OP.


    Ich weiss nicht wie lange der jetzt schon kastriert ist, aber es sind einige Jahre. Und..es hat sich nur eine Sache gebessert: Er hungert nicht mehr wochenlang (und schreit nicht mehr rum)! Von einem Hund der gut frisst, ist es noch immer meilenweit entfernt. Egal was es zu fressen gibt! Der frisst teilweise tagelang nichts...


    Ich wuerd mich nicut drauf verlassen, dass das bei deinem Rueden hilft.

  • Meine beiden Rüden wurden beide zusammen sehr früh kastriert. Der eine war auch ein sehr schwieriger Esser, wobei ich da schon manchmal den Eindruck hatte, dass sich das zwischen meinem Partner und ihm zu einer ganzen Prozedur hochgeschaukelt hatte. Er hat ihm immer erst was aus der Hand angeboten, der Hund erstmal geprüft ob er das jetzt auch essen kann/will... Ich war da um einiges schmerzfreier. Fressen hingestelllt, und wie SpaceOddity sagt, danach wars weg oder nicht. Ganz nach dem Motto, am vollen Napf ist noch keiner verhungert. (Es waren allerdings auch wirklich keine körperlichen Probleme/Schmerzen/Krankheit/etc).

    Ich kann nur sagen, die Kastration war die beste Entscheidung die wir für unsere Rüden treffen konnten. Von jedem von uns hat die Lebensqualität einfach so stark zugenommen. Der älteste (Futter-mäklige) war alt genug dass er bestimmtest schon gemacht hat (viel markieren, Pipi-Lecken, gestresst auf läufige Hündinnen reagieren) und manches davon kam auch ganz leicht wieder. Also das viele markieren, machmal leckt er Pipi, Hündinnen findet er auch manchmal sehr interessant, aber es war trotzdem früh genug, dass da eine enorme Veränderung war. Er hat direkt nach der Kastra besser gefressen, dann wurde er wieder etwas mäkliger. Die Lösung für uns in dieser Hinsicht war, DAS Futter zu finden das er liebt. Seitdem ist Futter kein Thema mehr.

    Der Jüngste hat nie einen Sexualtrieb entwickelt, und es hat auch länger gedauert bis er angefangen hat zu markieren. Ich glaube allerdings nicht, dass ein Sexualtrieb, den man nie irgendwie ausleben kann, besser ist, als keinen zu haben. Also das muss jeder selbst wissen wann/wie/ob er kastriert (ich hatte auch schonmal eine Hündin die ihr Leben lang vollkommen stressfrei intakt war) aber wie gesagt, ich bin immer noch richtig heilfroh über diese Entscheidung für meine Rüden.

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