Qualzuchten IV

  • Ich habe gelernt es gibt kein Lebewesen ohne Defektgene

    eben. Diese Utopie des absolut gesunden Lebewesen erschwert die Qualzuchtdebatte enorm. Da werden alle Defekte und Defekt-Träger in eine Ecke gestellt. Dass in der andren Ecke dann nichts mehr steht, ist nicht verwunderlich. Es gibt bei Lebewesen nunmal kein schwarz-weiß. Man muss die Defekte in Relationen setzen. Leidet das Lebewesen tatsächlich darunter? Das ist bei vielen Defekten nur im geringen bis nicht wahrnehmbaren Maß der Fall. Und gerade Defekt-Träger sind idR genauso gesund wie Nicht-Träger - aber beide Gruppen sind unheimlich wichtig für den Genpool.

    Selbst wenn man keine Rassen mehr züchten würde und es nur noch wilde Mischlinge gäbe, gäbe es trotzdem weiter mindestens ebenso viele Defekte wie in der Rassehundezucht - man müsste nur vmtl. jeden Hund auf alles testen, weil man ja nie wüsste, welche Dispositionen hier vorliegen. Bei Rassehunden weiß man zumindest (plakativ gesagt), dass man bei Rasse A auf HD schauen muss, bei Rasse B auf PLL und bei Rasse C auf Taubheit.

  • Ich habe gelernt es gibt kein Lebewesen ohne Defektgene

    Selbst wenn man keine Rassen mehr züchten würde und es nur noch wilde Mischlinge gäbe, gäbe es trotzdem weiter mindestens ebenso viele Defekte wie in der Rassehundezucht - man müsste nur vmtl. jeden Hund auf alles testen, weil man ja nie wüsste, welche Dispositionen hier vorliegen. Bei Rassehunden weiß man zumindest (plakativ gesagt), dass man bei Rasse A auf HD schauen muss, bei Rasse B auf PLL und bei Rasse C auf Taubheit.

    Nee so läuft das aber nicht. Es gibt zwar mehr Defektgene, durch die Heterogenität des Erbmaterials kommt es seltener zur Ausprägung, denn die meisten der Gendefekte sind mindestens rezessiv.

  • Ich denke, der Irrglaube ist, dass Menschen der Meinung sind, Wildtiere seien keine Träger von Genen, die krankmachend sein können, wenn sie reinerbig vorliegen würden. Vermutlich haben sich die Zahlen geändert, aber ich meine, dass es immer ca. 25% Träger gibt in Wildtierbeständen. Auf jeden Fall war die Zahl erstaunlich hoch.

    Ja, und die großen Screenings (die ja zudem gefühlt wöchentlich immer größer werden), die man jetzt für wirklich wenig Geld machen kann, vermitteln nach außen den Eindruck, dass Hunde kränker geworden sind. Bei manchen Rassen ist das vielleicht so. Aber da wären wir wieder bei der Blase, in der man sich bewegt.

    Trotzdem bin ich ein Fan von offenen Zuchtbüchern.

  • Zitat von Tatuzita
    Zitat
    Zitat von just2dun Meiner: Nahezu alle Hunderassen werden als QZ definiert.

    Wo eigentlich? Ich habe das schon einige Male gehört über Quen, kann es aber nicht so recht nachvollziehen.

    Auf der Webseite scheint es konkret um Shar Pei, Mini Bully, Frenchi, Entropium, Brachycephalie, CDA, Haarlosigkeit, Double Merle, Bassetohren, Albinismus und verkümmerte Ruten zu gehen.

    Das würde ich jetzt nicht als alle Hunderassen bezeichnen. Das Thema der Haarlosigkeit finde ich streitbar.

    Es hat einen Grund, warum Tiere in der Natur ein Fell haben und nicht haarlos sind. Der Mensch kann nur haarlos sein, weil er Kleidung erfunden hat (und Sonnencreme ;-)). Nacktmulle leben unter der Erde. Mehr haarlose Landtiere, die nicht gezüchtet wurden, kenne ich nicht.

    Rassen mit ständig nachwachsendem Fell finde ich auch kritikwürdig, weil die ohne aufwendige Pflege nicht leben können. Ein Pudel würde z.B. völlig verfilzen und starke Haut- und Ohrenprobleme bekommen, sowie Schmerzen beim Laufen, weil sich unter den Pfoten Haarballen bilden.

    Außerdem brauchen sie jemanden, der ihnen bei Kälte ein Mäntelchen anzieht, weil sie keine Unterwolle haben.

    Andere Rassen sind mittlerweile solche Fellbomben, dass sie deswegen Probleme haben.

    Dann gibt es Rassen, die zu klein, zu groß oder zu schwer gezüchtet wurden, um noch gut leben zu können.

    Manche Rassen sind wesenstechnisch total überzüchtet und die Hunde nicht selten Nervenbündel.

    Daher würde ich auch sagen, dass sehr viele Hunderassen irgendwo Qualzuchten sind, je nachdem, wie genau man das definiert.

    Eine Quelle dafür habe ich aber nicht.

  • Hunde würde es ohne Menschen gar nicht geben.

    Die würden auch dann nicht exportiert werden.

    Da Kriterien anzusetzen, dass ein Mensch sich nicht-invasiv (=Pullover anziehen, Haare schneiden) kümmern muss, ist irgendwie unsinnig.

    Einige Probleme kommen zB auch dadurch, dass Hunde durch Menschen dorthin verbracht werden, wo die klimatischen Bedingungen nicht passend sind.

    Es hat einen Grund, warum Tiere in der Natur ein Fell haben und nicht haarlos sind. Der Mensch kann nur haarlos sein, weil er Kleidung erfunden hat (und Sonnencreme ;-)). Nacktmulle leben unter der Erde. Mehr haarlose Landtiere, die nicht gezüchtet wurden, kenne ich nicht.

    Dort, wo die Nackthunde herkommen, leben sie aber als Straßenhunde frei (Mexiko).

    Wir hätten noch Nashorn und Elefant als nicht domestizierte haarlose Tiere. Und das Nilpferd.

  • Ich lese da immer nur "Defekte in Rassen" und die werden klar benannt

    "Nackte Hunde, plattnasige Hunde, zwergwüchsige Hunde, lange Hunde mit kurzen krummen Beinen, Hunde mit kurzem Karpfenrücken, Tiere ohne Rute oder mit offenen, treu blickenden Augen, mit überlangen Ohren, Hunde mit so viel Fell, dass man darin kaum noch den Hund wiederfindet … "

    "Falten, Atemnot, Hautentzündungen, Bandscheibenprobleme, Augenerkrankungen"

    Ich habe jetzt auch dein Zitat gesucht. Ich finde es in diesem Text nicht. Nicht mal das Wort Defektgen oder Rassehundeverein.


    Das finde ich "dass sich zum Teil schwerste Defekte und Dispositionen in fast allen Rassen etabliert haben" halte ich für überspitzt, aber eine übliche Aussage.
    Selten haben Menschen alle 389 Rassen im Kopf, wenn sie sowas äußern. Da geht es mehr um fast alle Rassen [die man so üblicherweise kennt] und das ist nicht weit von der Wahrheit.

  • Allele, die vom Wildtyp abweichen gibt es überall und sie sind der Motor der Evolution. Kritisch wird es, wenn viele dieser Allelvarianten homozygot negative Ausprägungen haben und wenn die Population einen hohen Homozygotiegrad hat.
    Beides ist bei Hunden ins geradezu absurd extreme gesteigert und hier liegt der Fehler bei den Zuchtstrategien und beim Schönreden bezüglich der Normalität von Defektallelen.

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