Hund "bockt" beim Spaziergang

  • Mir fällt aber was auf: Langer Rücken, zehn Jahre alt ... die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass da auch Schmerzen eine Rolle spielen.

    Ich möchte das noch mal aufgreifen, damit es nicht untergeht: Ist der Hund tierärztlich durchgecheckt? Also ein bisschen gründlicher als mal abhören und sagen "Ja, ist ein Hund"? Diese Kombination schreit nämlich tatsächlich geradezu nach orthopädischen Problemen, und ich würde als allererstes ausschließen wollen, dass der Hund Schmerzen beim Laufen hat!

    Naja wir haben sie seit 3 Tagen, wir waren natürlich noch nicht beim Tierarzt. Wann sie das letzte Mal im Tierheim untersucht wurde, weiß ich nicht. Ich kann mir tatsächlich nicht so recht vorstellen, dass sie vor Schmerzen nicht gehen will. Denn wenn sie die Richtung entscheiden darf, bleibt sie ja nicht stehen sondern rennt (so ne Wurst ist ganz schön schnell) und springt, dass man ihr die 10 Jahre nicht mal anmerkt. Aber ich werde es auf jeden Fall im Hinterkopf behalten und wenn wir das erste Mal mit ihr Zum Tierarzt gehen, natürlich ansprechen!

    Da hätte ich gar keine Bedenken, verschiedene Runden zu gehen und ihr auch erst mal zu folgen. Dann pinkelt sie halt auf den Asphalt, ist jetzt auch nicht tragisch.

    Und dann langsam und schrittweise schmackhaft machen, dass du auch mal die Richtung vorgibst und es durchaus auch ganz nett ist, mit dir zusammenzuarbeiten.

    So hab ich es jetzt ja die letzten Male versucht :) Ein Problem ist dadurch allerdings, dass wir nicht mehr nach Hause kommen. Sie biegt immer in neue Straßen ein und manchmal nimmt sie meine Vorschläge wo es lang gehen soll auch an. Wenn nicht hab ich aber Pech gehabt und wir entfernen uns immer weiter. Da hab ich noch keine so gute Lösung für gefunden.


    Ich hab jetzt auch mal versucht, sie zu belohnen, wenn sie schön läuft oder mich anschaut. Tatsächlich macht das die Sache aber nur schlimmer. Denn dann lässt sie mich zwar nicht mehr aus den Augen, bleibt dabei aber stehen. Sobald ich irgendwie mit ihr interagieren will, passiert das. Am besten läuft sie tatsächlich, wenn ich sie quasi nicht beachte und ihr nur hinterherlaufe.

  • Huhu,


    geht Ihr eigentlich immer in bebautem Gebiet oder auch mal auf Wiesen und Feldern?


    In den Videos kommt sie mir unsicher vor und sie beschwichtigt auch ein paar mal, wenn sie in Deine Richtung schaut.

    Wenn die Reize für sie gruselig sind, kann ich verstehen, dass sie da auch nicht den Kopf frei hat, sich an Dir zu orientieren, sondern irgendwie versucht, mit dem Ganzen klarzukommen. Da kommen halt dann Strategien zustande wie "schnell weg" oder einfach hinsetzen. Welpen machen das oft, wenn sie sich mit einem Reiz auseinandersetzen.


    Für uns Menschen ist die Umgebung normal, aber vielleicht hat sie 90% dieser Dinge (Autos, etc.) noch nicht gesehen - oder aber schlechte Erfahrungen damit gemacht?


    Die Leine ist auch recht kurz für einen Hund, der das vermutlich noch nicht kennt.

    Es wäre einen Versuch wert, mal in reizärmerer Umgebung an etwas längerer Leine zu laufen, ganz in Ruhe, sie schnüffeln lassen etc.


    Grundsätzlich fände ich aber eine Trainerunterstützung keine schlechte Idee, es muss ja kein Einstieg in ein anstrengendes Training sein, aber er könnte Euch z.B. einfach mal begleiten und Euch Tipps geben, wie Ihr ihr helfen könnt zurecht zukommen.


    Meine Ideen dazu.

  • Kleines Update nach 2,5 Wochen:


    Wir waren jetzt ein paar Mal mit ihr in der Natur an der Schleppleine, dort läuft es prinzipiell besser. Zwei Mal war es richtig toll. Wir sind in gemütlichem Tempo geschlendert, sie schnüffelt, sprintet dann wieder her und orientiert sich an uns, wenn wir in einen anderen Weg einbiegen. Sie kommt auch, wenn man sie ruft. Ein Mal wollte sie dagegen nach 200 Metern nicht mehr weiter (gleicher Weg wo sie noch am Tag zuvor brav gelaufen ist).


    In der Stadt wird es grade eher schlimmer, ich gehe nur noch 10 Minuten (mehrmals natürlich) raus, weil wir gar nicht mehr weiterkommen.

    Sie kennt inzwischen das Kommando "weiter". Dann läuft sie tatsächlich weiter, aber nur so lange bis sie das Leckerli dafür bekommt, dann sitzt sie wieder. Wenn sie an der Schleppleine ist, bekommt man sie so von der Stelle: Sie sitzt, ich laufe die 10 Meter weiter, rufe, sie sprintet zu mir, bekommt das Leckerli und bleibt dann an der neuen Stelle eben wieder sitzen. Nunja. Also sie ist draußen schon ansprechbar, schaut mich auch öfter an, folgt mir aber nicht.


    Nächste Woche stellen wir sie dem Tierarzt vor, wenn der nichts findet, melden wir uns bei einer Hundetrainerin.


    Es ist aber grade schon arg frustrierend für mich. In der Wohnung ist sie toll, kuschelt, liegt liebend gerne auf meinem Schoß und draußen...

    Ich habe jetzt schon auch etwas Panik, dass sie wirklich Schmerzen hat und wir im blödsten Falls Unsummen beim Tierarzt und dann noch bei der Trainerin ausgeben müssen. Klar muss man das einkalkulieren bei einem Hund, aber dass das gleich in den ersten Wochen auf uns zukommt für einen noch fast "fremden" Hund. So war das alles nicht geplant :( Ich bin schon fast neidisch, wenn ich draußen Hunde sehe, die mit ihren Besitzerinnen spazieren gehen. Ich dachte immer ziehen oder bellen oder andere Hunde anpöbeln sei ein Problem. Aber dieses spazieren stehen ist echt frustrierender.

  • Erst TA und dann Trainer klingt gut, das würde ich auch so machen.


    Man kann halt auch schnell eine blöde Verhaltenskette basteln, bei der der Hund lernt, dass er erst "bocken" muss, damit er gerufen und anschließend belohnt wird. Manche Hunde verknüpfen so was sehr schnell.

  • Kleines update. Vielleicht interessiert es jemanden, ansonsten ist es nur für mich zum Reflektieren :smiling_face_with_halo:

    Wir haben unsere Hündin jetzt schon 5 Monate bei uns, Wahnsinn. Es gab gute und schlechte Zeiten, aber wir wachsen zusammen. Das Bock-Thema werden wir aber wahrscheinlich nie los, das ist einfach in ihr "drin", glaube ich. Auch eine wichtige Lektion für mich: sie ist eine 10-jährige Hundepersönlichkeit, die viel dazu lernt, aber eben so ist wie sie ist. Konkret zum stehen bleiben:

    Unsere Herangehensweise (angeregt durch zwei Trainerinnen) ist im Prinzip viel bestärken und auch locken mit Leckerlis. Das hat schon sehr gut geholfen und verschlimmert es definitiv nicht (wovor ich anfangs Angst hatte). Sie muss vor allem zu beginn des Spaziergangs einfach motiviert werden, wenn sie dann mal im Laufen ist, wird es viel besser. Blick von ihr: Keks. "Schau mal": Keks. Von alleine bei Fuß laufen: Keks. Und so weiter.

    Trotzdem bleibt das stehen bleiben ihre Strategie für alles mögliche. Sie zeigt das auch in sehr verschiedenen Situationen weiterhin. Wenn wir unterschiedliche Meinungen haben, was die Richtung angeht. Wenn sie überfordert ist von Außenreizen. Wenn sie für einen Trick ein Keks bekommen hat und noch einen will. Und manchmal ohne für mich er sichtlichen Grund.

    Sie ist glaube ich nicht der "perfekte Anfänger-Hund" den ich mir so vorgestellt hatte, aber ich finde wir machen das inzwischen ganz gut miteinander.

  • Das klingt doch gut. :)

    Und wer weiß - vielleicht wird es ja doch noch flüssiger. Ich hatte hier vor gefühlten Ewigkeiten schon mal geschrieben, dass meine Elsa auch dazu neigt. Anfangs kamen wir kaum vom Fleck. Inzwischen, nach einem Jahr und acht Monaten, gibt es dieses "Beine in den Boden, ich geh keinen Meter weiter!" nur noch, wenn sie sich unwohl fühlt, also vielleicht ein Mal pro Woche. Und das auch nicht mehr mit dieser Vehemenz. Steter Tropfen und so!

    Wird schon! Alles Gute!

  • Unsere Herangehensweise (angeregt durch zwei Trainerinnen) ist im Prinzip viel bestärken und auch locken mit Leckerlis. Das hat schon sehr gut geholfen und verschlimmert es definitiv nicht (wovor ich anfangs Angst hatte). Sie muss vor allem zu beginn des Spaziergangs einfach motiviert werden, wenn sie dann mal im Laufen ist, wird es viel besser. Blick von ihr: Keks. "Schau mal": Keks. Von alleine bei Fuß laufen: Keks. Und so weiter.

    Trotzdem bleibt das stehen bleiben ihre Strategie für alles mögliche. Sie zeigt das auch in sehr verschiedenen Situationen weiterhin. Wenn wir unterschiedliche Meinungen haben, was die Richtung angeht. Wenn sie überfordert ist von Außenreizen. Wenn sie für einen Trick ein Keks bekommen hat und noch einen will. Und manchmal ohne für mich er sichtlichen Grund.

    Das klingt sooo doll nach Luna. Sie ist auch eine sehr eigenständige Hündin, die weiß was sie will. :D

    Mir ist jetzt nach 1,5 Jahren Zusammenleben aufgefallen, dass tatsächlich fast immer etwas dahinter steckt. Und sei es nur, dass sie gerne eine ihrer Lieblingsschnüffelecken abklappern will. Sie hat auch Lieblingsorte zum Geschäfte verrichten und will morgens gerne immer dahin. Da ist sie wirklich nur seehehr schwer zu anderen Strecken "zu überreden". Meine Trainerin meinte auch, dass etwas Kompromissbereitschaft einfach dazu gehört.


    Was uns noch zusätzlich geholfen hat:


    • Wenn du weißt was sie möchte (zB Straße überqueren, weil's auf der anderen Straßenseite gut riecht), dann stell das unter Signal und setz es als Belohnung ein. Konkret bei uns: Luna zeigt mir an, dass sie über die Straße will und marschiert nicht einfach drauf los, sondern guckt mich an und fragt nach. Dann gibt's das Markerwort und als Belohnung ein "rüber". Ergebnis: Sie merkt, dass sich die Zusammenarbeit mit mir lohnt, weil ich es ihr dann erlaube.
    • Anklopf-Signal: Du wirfst im Haus oder Garten einen Keks von dir weg. Dann fängst du an von 1 zu zählen, bis der Hund wieder bei dir ist. Dann markerst du und gibst einen Keks. Wenn der Hund das Prinzip verstanden hat, kannst du es draußen einsetzen, um "Anzuklopfen", also um nach der Aufmerksamkeit des Hundes zu fragen. Ziel muss nicht sein, dass der Hund zu dir kommt, sondern kann auch sein, dass er dir seine Aufmerksamkeit schenkt (dich also zB anguckt), das bleibt dir überlassen. Vorteil gegenüber einem Umorientierungssignal ist, dass es andauert. Also du sagst ja nicht nur "schau" , sondern zählst so lange, bis die Aufmerksamkeit bei dir ist. Durch das zählen wird der Hund also ständig dran erinnert.
    • "Touch"-Signal. Das mache ich manchmal auch 3 - 4 mal
    • Und vor allem: Selbstwirksamkeit zuhause. Luna trifft einfach gerne eigene Entscheidungen. Also gebe ich ihr zuhause oft die Möglichkeit dazu, damit dieses Bedürfnis erfüllt wird. Das reichen schon so einfache Sachen, wie "Hund darf sich Kausnack selber aussuchen"
  • Das sind gute Ideen, vielen Dank! Werde ich ausprobieren :)

    Auch beruhigend, dass ich nicht die einzige bin mit diesem Problem. Manchmal bringt es mich nämlich schon noch zur Verzweiflung, weil ich mir immer denke, ich bin ich meinem Leben bestimmt schon mit 30-50 Hunden Gassi gegangen. Viele aus dem Tierheim. Und klar, viele sind nicht gut an der Leine gegangen. Haben gezogen, haben ihr Ding gemacht, haben andere Hunde angepöbelt. Alles nicht so toll. Aber dieses ständige stehen bleiben ist echt eine Hausnummer :rolling_on_the_floor_laughing:

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