Allgemeine Betrachtungen zum Stellenwert des Hundes

  • Selbst darunter gibt es genug dieser Sorte, die das Leben eines Menschen sogar weitaus wertvoller sehen als das Leben ihres Hundes.

    Ich zähle mich mal zu der „Sorte“. Hätte ich die Wahl zwischen einen Menschen oder meinen Hund vor dem Tod zu retten, würde ich den Menschen wählen. Wieso angedeutet wird, dass das schlimm ist, verstehe ich nicht. Ich behandle meinen Hund trotzdem gut, er kriegt alles was er braucht und wird auch nicht als Spielzeug missbraucht, er wird wie ein Lebewesen behandelt, dass ein Recht auf ein gutes Leben hat. Nur wird mein Hund für mich niemals so viel Wert sein wie ein geliebter Mensch. (Ehemann, Kind, Eltern) Man kann das so sehen und trotzdem gut zu seinem Hund sein.


    Ich sehe allerdings in Deutschland mehr, die Tendenz dazu, dass der Hund zu was heiligen wird. Wenn in meinem Bekanntenkreis ein Hund wegen welchen Grund auch immer abgegeben wurde, war die Empörung riesig. Egal wie verständlich und gut diese Entscheidung für das Tier war. Da wurde allen Ernstes schon mal gefragt:“Würdest du auch dein Kind abgeben?!“ Das war einfach nur krass, wie mehrere Leute (Hundebesitzer) einen Hund mit einem leiblichen Kind verglichen haben. In Deutschland habe ich öfters als in einem anderen östlichen Land gesehen, wie die Leute ihre Hunde mit aufs Sofa oder ins Bett nehmen. Für mich war das eine riesen Überraschung. Ein Bett wurde für den Menschen gemacht, nicht für den Hund. Das ist ein Ort den man sehr sauber hält. Ich würde meinen Hund niemals aufs Bett lassen, ich verurteile aber niemanden der es tut, ist mir wirklich egal. Aber an solchen Beispielen sehe ich einfach wie gut es den Hunden in diesem Land geht weil sie u.a. einen hohen Stellenwert haben. Ich finde es schräg wenn man sagt, dass das nicht genug ist. Ich würde mir wünschen, dass der Hund in anderen Ländern mehr Stellenwert bekommt um eine höhere Chance auf ein besseres Leben zu haben.

  • Aber an solchen Beispielen sehe ich einfach wie gut es den Hunden in diesem Land geht weil sie u.a. einen hohen Stellenwert haben. Ich finde es schräg wenn man sagt, dass das nicht genug ist. Ich würde mir wünschen, dass der Hund in anderen Ländern mehr Stellenwert bekommt um eine höhere Chance auf ein besseres Leben zu haben.

    Das liegt halt einfach daran, dass in diesen Ländern der Hund einfach ein Hund ist, im Vergleich zum Westen, wo der Hund zunehmend sogar Kind- oder Partnerersatz angeschafft wird.


    Im Westen - damit meine ich eher hier - nimmt der Hund seit Jahren einen immer höheren und höheren Stellenwert ein und für mich persönlich ein sehr heftiges Extrem. Der Hund wird verniedlicht und vermenschlicht auf einem, meiner Meinung nach, sehr krassem Niveau.


    In den östlichen Ländern sind Hunde erstmal nichts anderes als Tiere. Punkt. Fertig. Und so werden sie entsprechend auch behandelt. Mal besser, aber meistens haben Hunde in solchen Ländern eine Kette und ein Hundehaus. Im Vergleich zu den Problemen hier im Westen, die Hunde scheinbar haben bzw. die von uns Menschen gemacht werden, ist das hier im Westen gar nichts. Da kann man nicht ernsthaft noch fragen, ob ich mein (oder ein menschliches) Leben unter das eines Hundes stellen würde. Nein. Niemals.

  • Ich denke, auf eine bestimmte Art ist es ganz normal, die eigene Spezies zu überhöhen. Also biologisch gesehen will sich doch jede Spezies selbst erhalten, oder nicht? Ist jetzt mein total laienhaftes Verständnis. Und es ergibt deswegen Sinn, dem Leben der eigenen Spezies mehr Wert zuzumessen als anderen?

    Nun denken Tiere (vermutlich, man wirds nie beweisen können) nicht so differenziert über solche Themen nach, Menschen können das schon. Also kann man diesen Instinkt natürlich in Frage stellen. Aber ich würde trotzdem erstmal, als Basis sozusagen, davon ausgehen, dass es was sehr natürliches ist, die eigene Spezies höher zu werten.


    Zusätzlich ist es, neben dem 'großen Ganzen', also dem Spezieserhalt, wahrscheinlich auch normal, dass man (meistens) die engsten persönlichen Bindungen zu Lebewesen der eigenen Spezies hat. Ausnahmen gibts immer, aber für die allermeisten gibt es mehr Menschen, die ihnen extrem wichtig sind, als Tiere. Da man die Welt immer basierend auf den eigenen subjektiven Erfahrungen wahrnimmt und bewertet, wird vermutlich auch deswegen die eigene Spezies aufgewertet.


    Der nächste große Punkt ist die Gewohnheit an das eigenen Leben und die eigenen Privilegien. Ist das gleiche mit Massentierhaltung, Kinderarbeit, Ausbeutung armer Länder usw... Wenn man aktiv drüber nachdenkt, dann finden die allermeisten sowas schlimm. Um das alles aber aktiv zu verändern müsste sich unser Leben drastisch (!) ändern und wir müssten eine ganze Menge Privilegien abgeben. Deswegen passiert nicht wirklich etwas. Auch das ist bei diesem Thema wahrscheinlich ähnlich.


    Ob es eine rein objektive Begründung für die Überhöhung von Menschen gibt? Einige würden vielleicht die kognitiven Fähigkeiten anführen. Oder einfach die 'Macht'. Der Mensch ist das mächtigste Tier, bestimmt über andere Tiere und die Welt. Es gäbe sicher einige Menschen, die rein aus diesen beiden Gründen eine Überhöhung des Menschen absolut gerechtfertigt finden. Zusätzlich gibts ja auch noch religiöse Gründe.


    Ich selbst finde es schwer, mich auf die Schnelle persönlich zu positionieren. Darüber muss ich noch genauer nachdenken. Vielleicht fällt es mir nach der Diskussion leichter (oder ggf. auch noch schwerer).

  • Ich seh das auf der einen Seite etwas pragmatisch(er), andererseits aber auch schätzend... und zwar so, dass wir alle, also alle Tiere und Menschen, im Dienst der Schöpfung stehen. Ich seh mich gleichermaßen als Diener meiner Tiere, meiner Kinder, meines Mannes, meiner Mama... wie andersrum.

    Ich seh keinen Widerspruch darin, (m)einen Hund als Dienst-Hund auszubilden, zu halten und ihn gleichzeitig zu lieben und zu schätzen. Ich diene ihm auch, ohne da n riesen Gschiß drum zu machen. Genauso würd ich nicht zögern, mich für jemanden zu „opfern“, wenn jemand in Gefahr ist.

    Ich hab allerdings auch ein tiefes Gottvertrauen und letztlich dient unser aller Leben der Schöpfung.

  • Letztlich ist auch die Frage und Diskussion nach dem „Stellenwert“ eine rein menschliche Frage und Diskussion. Ideologie, keine Logik. Hunde ideell über andere Lebewesen zu erheben ist nicht weniger ideologisch, als Menschen über andere Lebewesen (weil viele Menschen Hunde halt in besondere Weise lieben) zu erheben. Von daher verstehe ich die Intention der Frage nicht - sie kreist um menschliche Bedürfnisse. Durchaus legitim, aber kein Zeichen für eine „höhere Moral.“


    Das ich meinen Hund liebe, macht ihn in meinem Kosmos zu einem ganz besonderen, hochwertigem Geschöpf. Aber eben auch nur in meinem Kosmos.


    Eine Frage allgemeinerer Moral wäre die nach dem Stellenwert des Lebens an sich. Aber da wirds ideologisch eben wieder unbequem, dafür müsste man ganz massiv Eigeninteressen hinterfragen und Verdrängtes bewusst machen. Deshalb müssen die bei manchen Menschen auch ganz schnell als „Blödsinn“ oder sonstwie abqualifiziert werden, damit sie möglichst gar nicht erst gestellt werden. Traurig. Und sehr, sehr, sehr menschlich.

  • Ganz ehrlich weiß ich in einer konkreten Notsituation, bei der meine Hunde und mir fremde Menschen gleichzeitig bedroht wären, nicht wirklich, ob ich einen fremden Menschen meinen Hunden (Familienmitgliedern!) vorziehen würde...

    Ob ich es überhaupt wahrnehmen würde daß noch wer bedroht ist, oder ob ich nicht zu sehr von der Rettung meiner Hunde eingenommen wäre :ka:


    Ich kann es wirklich nicht sagen.

    Unter dem Strich ist mir natürlich meine Familie wichtiger als Außenstehende.

    Wobei ich mir auch keine solche Bedrohung überhaupt vorstellen kann.


    Sehr hypothetisch das Ganze.

  • Mein Impuls wäre sicher auch, zuerst die mir nahestehenden Wesen zu retten. Ich hoffe nicht, dass ich je entscheiden muss, nur einen von mehreren gefährdeten retten zu können :flushed_face:

  • Ganz ehrlich weiß ich in einer konkreten Notsituation, bei der meine Hunde und mir fremde Menschen gleichzeitig bedroht wären, nicht wirklich, ob ich einen fremden Menschen meinen Hunden (Familienmitgliedern!) vorziehen würde...

    Ich würde mich hundertprozentig für meinen Hund entscheiden. Das mag für viele nicht sonderlich nobel klingen. Aber ich kann das nicht leugnen.

  • würden wir Tiere wirklich wertschätzen, würden wir sie nicht benützen. Auch nicht als Haustiere.

    Im Grunde werden Hunde auch nur benutzt. Nach menschlichen Vorstellungen geformt, mißbraucht, gebraucht, gekauft, verkauft, vermarktet etc

    Der Satz, "der beste Freund des Menschen" ist eine dreiste Lüge, Freunde sucht man nicht nach Optik, nicht nach Zweck, Freundschaft ist nicht einseitig.

    Allein, daß es Ausstellungen gibt, auf denen Tiere präsentiert werden wie in einer Freakshow, zeigt eigentlich, wie wenig dem Menschen die Seele des Hundes wichtig ist.

    Über 400 Rassen zeigen das.

    Eigentlich ist die Geschichte des Hundes eine traurige Geschichte, auch wenn ich mich dennoch anschließen kann, Hunde sind das Beste, was die Welt zu bieten hat.

  • Ich finde die Frage spannend Fenjali  Minipin-Jack wie denn eurer Meinung nach eine Gesellschaft aussehen würde, in der die Menschen sich in Wertigkeit allen anderen Tieren gleichstellen.

    Wie würde Tierhaltung aussehen (gäbe es sie überhaupt?), wie würden wir uns ernähren, wer würde die Aufgaben übernehmen, die derzeit überall auf der Welt diverse Tiere haben, gäbe es Tierzucht usw

    Danke, ich finde auch das man diesen Gedanken konsequent zu Ende denken sollte wenn man sich die - absolut richtige - Frage stellt warum der Mensch die Krone der Schöpfung sein soll.


    Ich bin gespannt auf die Antwort


    Vielen Dank für euer Interesse zu diesem Thema.


    Meine Antwort:


    Diese ganze Wichtigtuerei der Spezies Mensch, der sich für was viel Besseres und um ein Vielfaches wertvoller hält und die gesellschaftliche Grundhaltung zu diesem Thema widerstrebt völlig meinen Vorstellungen. Das habe ich ja oft genug schon zum Ausdruck gebracht.


    Der Mensch mag ja das intelligenteste Lebewesen der Welt sein, er ist aber dennoch nicht der Nabel der Welt. Trotzdem hält er sich für das Grösste des ganzen Universum. Besonders stört mich daran, wie extrem weit die Schere in der Wertung zwischen Hunde und Menschen auseinander geht und wie der Mensch sich weit über Hunde stellt. Der Mensch stellt sich mit Abstand auf das höchste Podest und weit dahinter folgt nichts. Und das bringt mich auf 180.


    Gesetzlich gelten Hunde als Sache und werden vor Gesetz leider auch so behandelt. Da besteht dringender Handlungsbedarf. Da gehört sich dringend was geändert. Ein Hund als Sache abzutun, das geht mal gar nicht. Das finde ich echt unter aller Sau. Wie kann man auch nur ein Lebewesen mit einer Sache gleichsetzen. Das wäre mal ein Anfang. Gleiches gilt natürlich auch für Pferde, Katzen usw.


    Diese sehr starke Differenzierung zwischen Mensch und Tier mag ja zwischen Mensch und einer Weinbergschnecke durchgehen, nicht aber wenn es um Tiere wie Hund oder Hominiden geht.

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