Ist es wirklich so kompliziert, den Hund beim Spaziergang über Bewegung auszulasten?

  • Himmel, wenn du dich mal so ausdrücken würdest, dass der Otto-Normal-Leser was verstehen würde, dann wären deine Beiträge echt sinnvoller.


    Ich fands eigentlich ganz einfach :smile:


    Du kannst mich mit vollem Portemonaie eine halbe Stunde in der Musikabteilung vom Saturn Hansa stehen lassen und meinen Mann mit vollem Portemonaie eine halbe Stunde im Bastelfachgeschäft - und außer Langeweile würde nicht viel passieren. Wenn wir gerade gesund und fit sind. Sind wirs nicht, wenn also z. B. bei mir gerade die Arthrose durchhaut und bei meinem Mann die IBD, dann käme noch gerüttelt Stress und Unmut dazu und das Potenzial, dass das folgende Gespräch eskaliert und der Tag gelaufen ist.


    Würdest Du die Personen vertauschen, sähe das Resultat ganz, ganz anders aus. Wir wären beide bei Weitem entspannter und ausgeglichener :lol: Wenn das Portemonaie voll ist. Wenn es das nicht ist, wir die ganze Zeit also nur „gucken und nicht anfassen“ dürften, dann wäre das komplette Gegenteil von Entspannung da.


    Und wie Menschen haben Hunde eben auch ihre individuellen Interessen, Voraussetzungen und Einschränkungen. Die muss man kennen, um beurteilen zu können, was der Hund nun gerade „können muss“ und was nicht.

  • Es ist schlicht merkwürdig, den Anspruch zu haben, dass Hunde alle irgendwie gleich funktionieren - das klappt ja schon bei Menschen nicht, und wir sind nicht extra in tausend Richtungen gezüchtet.

    Individuen sind nunmal verschieden.

  • Also es zeigt sich hier ja mehr und mehr, dass eine "gesunde" Auslastung für die Hunde IMMER von vielen Faktoren abhängt: Alter, Rasse, Erfahrungen (HH/Hund), Sozialisierung des Hundes, Wohnort, etc.


    Sicher ist es bei einem Hund, der keinen Rucksack an Erfahrungen trägt wahrscheinlich die beste Art der Auslastung, seine Natur so gut es geht ausleben zu lassen: eben Streifzüge machen, ihn "jagen" lassen (Auslastung über Nasen und Laufarbeit), Sozialen Kontakt zu haben (Hund ist so gut wie es geht nie alleine), und ihn seine rassetypischen Veranlagungen ausleben zu lassen (hüten/jagen/bewachen/bringen/etc.) - Aber die Realität schaut halt anders aus - unsere Hunde müssen sich (und das schaffen sie in viele Fällen auch hervorragend - an unsere Verhältnisse anpassen!


    Und jetzt ist es mMn unsere Aufgabe als HH, unsere Hunde im Rahmen unserer Möglichkeiten, so gut es geht auszulasten und dabei nicht zu überfordern. D.h., dass es für einen "Stadthund" halt eben psychisch eine größere Belastung ist mal frei im Wald herumzulaufen, wenn er das nur einmal im Monat hat. Umgekehrt ist es für einen "Landhund" wahrscheinlich schon zu viel, wenn er eine halbe Stunde im Trubel einer Großstadt herumläuft (sofern er das nicht regelmäßig kennt).....


    Ich denke, dass es nicht eine Frage sein sollte, WELCHE spezielle Auslastung gut oder schlecht ist (weil eben individuell), sondern dass man als HH wissen/lernen sollte, WANN mein Hund zu viel Stress ausgesetzt wird.


    Mit meinem Hund beispielsweise kann ich eine Stunde spazieren gehen und er wird nicht gestresst sein (weil er das eben regelmäßig kennt). Unser "Hofhund" (der Hund der Schwiegereltern) hingegen ist nach einer Stunde spazieren gehen erledigt, weil er das Spazierengehen eben nicht so regelmäßig in dieser Dauer erlebt.


    Für mich ist es wichtig, dass der Hund adäquat nach seinen Verhältnissen ausgelastet und nicht überlastet wird. Und ich denke, dass das Problem häufig im Erkennen der "Tankanzeige" des eigenen Hundes liegt. Und am Ende des Tages muss das ganze dann ja auch noch in unsere Lebensverhältnisse passen!

  • Oh, magst Du Dich bei Sendung mit der Maus bewerben?

    Die Erklärung ist ja so :herzen1:

  • mir ist noch nie so sehr bewusst gewesen, was wir alles von unseren Hunden verlangen.

    DAS muss ich mir immer vor Augen führen. Mag auch daran liegen, dass hier jahrelang nur Katzen gewohnt haben, dass ich so fasziniert davon bin, was ein Hund alles leisten kann.


    Es fängt ja schon an der Haustür an: Hund soll ruhig warten, bis alle bereit sind. Darf nicht einfach durch geöffnete Türen preschen. Manchmal ist direkt vor der Haustür schon ein unfreundlicher Hund, bitte cool bleiben.

    Dann 5 Minuten an kurzer Leine durch die Siedlung, andere Hunde, Katzen, manchmal Feldhasen, auch da bitte zusammenreißen. Alleine in den paar Straßen hier wohnen über 30 Hunde. Da würde Cosmo 20 Minuten im Schneckentempo schnüffeln, wenn wir ihn ließen.

    Dann kommen 2 Minuten "Wäldchen" und Schleppleine, da löst er sich und soll dann bitte in der Nähe bleiben, während wir eintüten.

    Dann wieder Straße, aktuell mit Baustelle. DANN darf er mit SL laufen, wenn gerade kein anderer Hund, Fußgänger oder Radfahrer kommt.

    Manchmal sind da dann noch Rehe oder Hasen auf dem Weg, da muss er sich auch beherrschen.

    Rückweg ist derselbe.


    Er darf nicht jagen, nicht pöbeln, nicht kontakten wie er will. Soll auf uns achten, wird oft angesprochen bei Gegenverkehr und so weiter.


    So viel zum Thema Wohnumfeld, wenn man das mal aufdröselt. Und wir wohnen eigentlich nicht städtisch, aber dicht besiedelt. Irgendjemand schrieb mal, dass sie manchmal gar keine Leine mitnimmt. Das ist natürlich ein ganz anderes Leben (das ich auch gerne hätte).


    Cosmo macht das alles super, wir haben damit keine Probleme. Aber man muss sich mal vor Augen führen, was man da unter solchen Umständen alles vom Hund verlangt, finde ich.

  • Ich finde noch etwas seltsam liebe TS. Gehts hier eigentlich um

    1. ein "normaler" Hund (was auch immer du darunter verstehst) muss einen langen Spaziergang entspannt absolvieren können

    oder

    2. ein "normaler" Hund muss von einem langen Spaziergang ausgelastet sein???


    Zu Punkt 1:

    Das wurde ja nun schon mehr als häufig versucht zu erklären, dass jeder Hund verschieden ist, jeder Hund von was anderem gestresst usw. Was für meine Hunde ein entspannter Spaziergang ist, kann für den nächsten puren Stress bedeuten und umgekehrt. Beide sind aber ganz "normale" Hunde.


    BTW ... ich hasse den Begriff "normal", weil Normalität immer individuell betrachtet werden muss.


    Was ich zu Punkt 2 anhand meiner Mädels anmerken mag:

    Beide sind sehr entspannt auf Spaziergängen, wo nicht viel passiert. Ambi ist entspannter, Arielle ist leichter erregbar, kommt aber auch immer schnell wieder runter. Aber stell dir vor liebe TS, es gibt Hunde, die sind entspannt auf dem Spaziergang, aber noch lang nicht ausgelastet. Ich kann 2 oder 3 Stunden spazieren gehen, bissl Spielchen machen während dessen und sie sind trotzdem langfristig gesehen nicht ausgelastet. Und nun? Sind die jetzt unnormal? Sicher nicht! sie haben nur von Welpe an gelernt zu arbeiten und brauchen dies auch zum richtig ausgelastet sein.


    Mag für dich vielleicht unnormal sein ... OK, deine Meinung. Für mich sind es ganz normale Hunde. Wer hat nun Recht? Wir beide! Jeder nach seinem Empfinden.

  • Ich bringe nochmal einen weiteren Aspekt hier ein:

    Ich finde, die sozialen Medien tragen auch einfach extrem viel dazu bei, dass man sich überhaupt Gedanken darum macht, ob und mit was der Hund ausgelastet ist. Und dass man vielleicht noch dies und das und jenes tun müsste/könnte/wöllte.
    Natürlich gab es auch schon vorher HH, die ihre Hunde der Rasse entsprechend ausgelastet haben (Border an Schafen etc.). Aber es gab noch viel mehr Leute, die mit ihrem Hund einfach nur spazieren gingen. Vielleicht ein paar Kommandos und Tricks hier und da, aber was heute teilweise geleistet wird (von Hund und Halter!) war mit Sicherheit vor Social Media nicht so extrem.

    Es hat alles seine guten und schlechten Seiten - sicher gab es früher viele viele Hunde, die mit 2x am Tag spazieren deutlich unterfordert und unglücklich waren. Aber ich glaube, dass dafür heute viel Besitzer vor lauter Stress, den Hund auslasten zu müssen, nicht mehr glücklich sind. Und am Ende den Spaziergang vernachlässigen, um was Spezielleres zu machen. Dabei wurde der Hund vermeintlich angeschafft, um mehr an die frische Luft zu kommen und einen Ausgleich zur Arbeit zu haben.

    Das ist natürlich pauschal dahingesagt, aber ich verstehe schon, worauf die TE hinaus möchte. Ich glaube tatsächlich auch nicht, dass es früher so extrem viele Hunde gab, die mit einem Spaziergang überfordert sind. Weil sie nichts anderes kannten, keine Erwartungshaltung hatten und auch nichts anderes von ihnen erwartet wurde.


    Oder aber, man hat dies einfach nicht wahrgenommen, weil es nicht öffentlich diskutiert wurde.


    Ich persönlich jedenfalls fühle mich oft gestresst, wenn ich den Hund nicht zusätzlich zum Spaziergang noch anderweitig "auslasten" kann. Dabei hat der Hund vermutlich im Familienalltag mit zwei kleinen Kindern, zwei Pferden und großem Garten ausreichend Action. Dennoch möchte man ihm was Besonderes bieten. Man liest und sieht so viel im Internet, was alles geht... Klar, mir macht´s auch oft Spaß, aber zeitlich bräuchte ich es eigentlich nicht unbedingt. Und der Hund wahrscheinlich auch nicht.

    Immerhin gehört sie wohl zu den lt. TE "normalen" Hunden, denn spazieren gehen liebt sie und am liebsten so lange und weit wie möglich.

    Wandern in den Bergen und am Meer - das ist ihre Welt. Danach ist sie müde und zufrieden. Gibt´s aber leider nur im Urlaub und nicht täglich |)


    Daher muss sie im Alltag mit einer Stunde am Tag auskommen. Während dem Spaziergang wird sie nicht anderweitig beschäftigt. Sie liebt es, ausgiebig zu schnuppern, mal nach Mäuschen zu buddeln oder einfach nur zu rennen. Für alles andere ist sie nur in der Wohnung zu haben. Und da wir im Alltag keine Berge und Meer bieten können, bekommt sie eben zusätzlich zum Spaziergang noch anderweitige Beschäftigung. Tricks, Suchspiele, Denkspiele,...

  • Das möchte ich niemandem absprechen.

    Ich finde auch gar nicht so wichtig, was genau jetzt ein "normaler" Spaziergang ist, weil das eben bei jedem anders aussieht und irgendwie gar nicht allgemeingültig zu definieren ist.

    Auch auf meinen "normalen" Spaziergängen baue ich manchmal "Extras" ein. Suchen, ein paar Apportiereinheiten, Wald- und Wiesen- Agility, laienhafte UO usw. Nicht immer und ich weiss auch nicht, wie sehr das zur Auslastung beiträgt, ich mach es, weil es mir Spass macht, gemeinsam mit dem Hund Aufgaben zu lösen.

    Mein eigentlicher Punkt war - und das ist halt ne Meinung, die sehr subjektiv ist - dass ich den Eindruck hatte bzw. teilweise noch habe - dass die Auslastung des Hundes über Bewegung in der Natur immer ein bisschen abgetan wird, nach dem Motto, ist gar keine richtige Auslastung oder ist sogar kontraproduktiv, weil der Hund dann drüber ist... Ich persönlich (das ist aber sicherlich ein gutes Stück weit meinem persönlichen Lebensumfeld geschuldet) sehe das eben als eine sehr natürliche, hundegerechte Auslastung an.

    Aber ich sehe den Punkt durchaus, den Die Swiffer und andere hier so gut herausgearbeitet haben: es spielen einige Komponenten mit hinein und es gibt nicht das Ideal oder das Normal für jeden Hund.

    Muss ja auch nicht.

    Ich fand den Austausch interessant und mir liegt es echt fern, irgendwelche Dogmen üben den "richtigen" Spaziergang aufstellen und vertreten zu wollen.

  • Wonder2009 Du empfindest einen Malinois als die Diensthundrasse schlechthin und einen Riesenschnauzer aus absoluten Leistungslinien als durchschnittliche normale Hunde?

    Es geht ja nicht darum, was du für deinen Alltag als normal empfindest, sondern was allgemein als durchschnittlich angesehen wird. Und das sind Gebrauchshunde (gerade in dieser Variante) nicht. Klar sind die vom Gassigehen 1-2h am Tag alleine nicht ausgelastet und fertig, umso mehr nicht, wenn sie von kleinauf auch spezifisch und rassegerecht gefordert wurden. Das Beispiel finde ich nur irgendwie schräg, zumal es mehrfach hier explizit ausgeschlossen wurde als Spezialistenrassen.

    Hier wird ja auch nicht der Begriff Normal im Gegensatz zu unnormal, sondern synonym zu durchschnittlich oder mehrheitlich benutzt.

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