Der Traum hat sich ausgeträumt

  • ich liebe dich für deine Beiträge, ehrlich. Das ist so wohltuend zu lesen, das es anderen genauso geht wie mir.


    Liebe @TE mir ging es lange genauso wie dir. Was hatte ich für Vorstellungen und Träume... und dann kam Samson, ein Stresskeks vor dem Herrn, der fremde Menschen hasst, Fahrradfahrer, andere Hunde (nicht alle, die Ladies gehen oft *augenroll*), eben nicht überall mit hin kann... was habe ich mit mir gehadert und mit meiner Enttäuschung, das "gerade meiner so ein Theater macht". Sei dir gewiss, es geht sehr vielen so. Was mir geholfen hat, waren solche Berichte wie der von Karpatenköter oder Leute, die mir gesagt haben, das Samson es nicht verdient hat, darauf reduziert zu werden. Das hat mir die Augen geöffnet. Er ist nämlich ein großartiger Hund und hat so viel mehr positive Eigenschaften wie negative (wenn man das überhaupt so nennen mag).


    Wir nehmen ihn so wie er ist, arbeiten nach seinen Möglichkeiten an den Problemen, haben einiges umgestellt (zum Beispiel geht er jetzt nicht mehr mit mir zur Arbeit, alleine bleiben kann er nämlich sehr gut) und uns eine "lass die Leute reden" Einstellung hilft auch sehr. Ich bin entspannter und damit auch er.


    Es gibt Dinge, die kann man nicht ändern. Damit zu hadern frustriert nur. Und dieser Frust überträgt sich auf den Hund. Also akzeptiere ich diese Dinge. Das hilft mir UND ihm.

  • Ich kann dich gut verstehen.


    Meinen Flat Coated Retriever habe ich mir damals auch geholt und wollte mit ihm Dummy Prüfungen machen und habe auch gedacht, ich bin erfahren genug, das der Hund jeder Zeit ohne Leine nebenher laufen kann und er die Zulassung als Deckrüde bekommt.


    Realität sah ganz anders aus.


    Er entpuppte sich als nicht Dummytauglich, wurde am Ende dann sogar im IGP geführt.


    Ohne Leine laufen, ja das war kein Problem, aber nur, solange keiner kam. Dann war er typisch Retriever: Distanzlos und hat dann mal vergessen, das er Ohren hat, also sicherheitshalber: Leine dran.


    Da er Charakterlich für mich einige Schwächen hatte, war für mich schnell klar: so ein Hund gehört nicht in die Zucht und ich habe noch nicht mal den Formwert gemacht mit dem Hund.


    Die Träume sind schnell geplatzt und es gab bereits früh den Gedanken, ob es nicht besser wäre, das sich unsere Wege trennen, damit ich doch noch meinem Traumhund bekommen kann.


    Ich habe mich dazu entschieden, meine Träume hinten dran zu stellen und er hat mich 12 Jahre begleitet, obwohl er nicht der Hund war, den ich mir gewünscht hatte, nicht mein Traumhund… nicht mal annähernd….


    Dennoch war er ein toller Kamerad und die Zeit mit ihm war großartig, obwohl er schwierig war.



    Was ich damit sagen will, man kann auch ohne den Traumhund, ohne die Träume die man hatte, als man sich für DIESEN Hund entschieden hat, glücklich werden. Nur du musst los lassen.



    Als dann meine Schäferhündin einzog, habe ich es geschafft mich fern zu halten von einer „Traumblase“.


    So kann/konnte ich nie enttäuscht werden… und habe fast annähernd meinen Traumhund in ihr bekommen.

  • Ich hatte beim ersten Hund auch so verklärte Vorstellungen, wie wir quasi die ganze Zeit gemeinsam durch Blumenwiesen springen und war natürlich auch der Meinung, dass MEIN Hund nicht so unerzogen wird wie viele andere, schließlich muss man ja einfach nur konsequent sein und fertig :hust:


    Jo, ich bin dann auch recht hart auf dem Boden der Realität aufgeschlagen, hab andere HH beneidet, bei denen scheinbar alles so locker und unkompliziert geht. Aber nun, das ändert zum einen nichts daran, dass mein Hund halt nicht so war, und zum anderen sieht man auch immer nur einen kleinen Ausschnitt. Man weiß nicht, wieviel Arbeit tatsächlich darin steckt, man weiß nicht, was der Hund sonst für Baustellen hat.


    Ich hab jetzt den 2. eigenen Hund, dazu hatte ich in den letzten Jahren noch 3 Pflegehunde vorübergehend hier (bzw. Pflegi Nr. 3 ist aktuell noch hier). Alles sehr verschiedene Hundetypen, jeder klar mit unterschiedlichen Baustellen, aber eben auch mit vielen Sachen, die der Hund einfach mitgebracht hat. Wo ich mir bei Hund 1 nen Wolf trainiert habe, ohne jemals so wirklich mein Ziel zu erreichen, macht Hund 2 das einfach von selbst. Dafür muss ich andere Dinge üben, die ich vorher für selbstverständlich gehalten habe (und daher überhaupt nicht zu schätzen wusste). Also nein, es liegt nicht grundsätzlich am "unfähigen" HH, wenn was nicht so klappt, gleichzeitig neigt man aber auch dazu, die vielen positiven Dinge zu übersehen und sich auf das zu konzentrieren, was nicht funktioniert.


    Meine Pointerhündin ist z. B. so ein Hund, der mit Artgenossen einfach unkompliziert ist. Kommt eigentlich mit jedem anderen Hund aus, geht Streit aus dem Weg, verteidigt keine Ressourcen. Dafür hat es unglaublich viel Training gebraucht, dass sie nicht zu jedem Menschen durchstartet, der am Horizont auftaucht. Und ne Jagdsau ist sie natürlich auch. Mittlerweile läuft sie nur noch an der Straße mal an der Leine, ansonsten hüpfen wir gemeinsam durch Blumenwiesen xD Und das sieht auch ganz locker trallala aus, war aber verdammt viel Arbeit. Zusätzlich hatte sie extreme Probleme beim Alleinsein, sieht man auch nicht, wenn man uns beim Gassi gehen trifft.

    Meine erste Hündin wollte gern andere Hunde schreddern, war aber ansonsten im Alltag recht unkompliziert (das weiß ich allerdings erst jetzt, wo ich Erfahrung damit habe, was da eben auch alles nicht funktionieren kann). Dann hätten wir einmal einen Pflegi, der mit allem nett war, in der Wohnung ein Träumchen, sich draußen aber komplett mit Jagdreizen abgeschossen hat, ableinbar ist der auch nach 2 Jahren noch nicht.

    Der jetztige Pflegi ist ein Pöbeltier mit nicht vorhandener Impulskontrolle. Ignoriert dafür aber fremde Menschen z. B. komplett, lernt super schnell. Mit anderen Hunden ist sie ähnlich wie dein Hund. Nicht unverträglich, aber bei fremden Hunden erst mal auf Krawall gebürstet und unsicher. Daher hat sie nur ausgewählte Kontakte mit anderen Hunden, durchaus auch mal mit fremden Hunden, wenn das passt, aber auch da schau ich, dass wir gemeinsam laufen und nicht rumstehen. Freilauf hat sie zZ auch nur an ausgewählten Stellen, ansonsten gehe ich mit Schleppleine, da kann sie auch rennen und springen.


    Es gibt sie natürlich auch, die völlig problemlosen Hunde, aber das sind dann doch eher Ausnahmen.

  • Hm, also du hattest sehr spezifische Anforderungen an einen Hund. Die hätten erfüllt werden können ,wenn du dir einen älteren Hund von einer Pflegestelle aus dem Tierschutz geholt hättest oder einen Welpen einer geeigneten Rasse von einem VDH Züchter.


    Bei einem niederläufigen Hund aus Osteuropa(selten Dackel, oft quer durchgemixt) kannst du froh sein, dass er so wenig Baustellen hat. Aber vielleicht kommen die auch noch, entsprechende Hunde sind oft sehr territorial und haben ab einem gewissen Alter keinen Bock auf Fremdmenschen und Fremdhundkontakte. Für dein Idealbild der Hundehaltung hast du die völlig falsche Wahl getroffen

  • Ich hab mir immer gewünscht dass meine Süße unangeleint, total entspannt neben mir herläuft oder tobend die Gegend erkundet, andere Hunde entweder ignoriert oder freundlich zu ihren ist.

    Diese Idealvorstellung haben viele Leute.

    Ich kenne keine Hunde, die das vollständig erfüllen: Immer ohne Leine (d. h. keinerlei Jagdambition + hohe Verkehrssicherheit, fremde Menschen werden nicht belästigt) und nie Stress mit anderen Hunden. Das ist doch kein Hund?


    dragonwog Ich bin neugierig, welche Rasse(n) bringen die Anlagen dazu denn zuverlässig mit? Ich wüsste keine. Wenn man aus der kleinen Begleithunde-Fraktion was wählt, wo ich noch am ehesten fehlenden Jagdtrieb und hohe Verträglichkeit verorte, hat man aber ganz sicher Stress mit anderen (erheblich größeren) Hunden. Vielleicht unprovoziert vom eigenen Hund, aber das ist doch egal, wenn man den eigenen Hund davor schützen muss, von Hunden mit dem 10fachen Gewicht überrannt zu werden oder Schlimmeres.


    Einen Tod muss man sterben.


    Trine87 Ich find, dein Hund klingt ziemlich gut, mein ich ganz ernst :) 8 von 10 Hunden zu mögen fällt für mich schon unter "extrem gut verträglich".

  • Ich hab mir immer gewünscht dass meine Süße unangeleint, total entspannt neben mir herläuft oder tobend die Gegend erkundet, andere Hunde entweder ignoriert oder freundlich zu ihren ist.

    Diese Idealvorstellung haben viele Leute.

    Ich kenne keine Hunde, die das vollständig erfüllen: Immer ohne Leine (d. h. keinerlei Jagdambition + hohe Verkehrssicherheit, fremde Menschen werden nicht belästigt) und nie Stress mit anderen Hunden. Das ist doch kein Hund?

    Erfüllen tatsächlich ziemlich viele Hunde aus unserem Viertel, ein großer Teil läuft ohne Leine....gut, aber die Erkunden nicht tobend die Gegend, das ist dann doch bisschen fernab der Realität in einer Kombination.



    Jagdambitionen..ist halt die Frage wie schnell die kontrollierbar sind. Ein Labrador oder Golden Retriever aus Showlinie oder ein Collie würden viel besser passen. Oder wie gesagt ein Hund aus einer Pflegestelle

  • Ich glaube viele Leute haben ganz andere Vorstellungen von ihrem ersten Hund und landen dann in der Realität. Aber das schöne ist ja, dass man meistens ganz tolle neue Seiten an der Hundehaltung entdeckt, die man vorher so gar nicht auf dem Zettel hatte :-)

    Ich hab mir immer gewünscht dass meine Süße unangeleint, total entspannt neben mir herläuft oder tobend die Gegend erkundet, andere Hunde entweder ignoriert oder freundlich zu ihren ist.

    Das würden meine Hunde zum Großteil so erfüllen, die mögen aber tatsächlich zum Großteil keine anderen Hunde das war einfach echt viel Arbeit. Vergleich dich und deinen Hund nicht mit anderen, du weißt nie alles über Hund - Halter Gespanne und vielleicht schauen sie sich euch beide an und denken bei ganz anderen Dingen "Oh ich wünschte mein Hund wäre so wie von Trine87".

    Auf meinen Mali werde ich vielfach angesprochen, weil er so extrem ruhig, entspannt und neutral ist. Es sehen aber die wenigsten das ich dabei nie völlig abschalten kann, weil ich genau aufpassen muss, dass niemand den Hund anfasst, dass der Hund niemanden "ins Visier" nimmt und mein Grundstück einem Hochsicherheitstrackt gleicht, damit niemand auf das Grundstück gelangen. Meine Kollegin findet es beneidenswert das meiner andere Hunde völlig ignoriert, ich finde es beneidenswert das ihr Hund, Leute die er lange kennt, freudig begrüßt - so hat jeder etwas, was er bei anderen besser findet.


    Ich finde aber nicht, dass dein "Traum" in unerreichbare Ferne gerückt ist, er erfordert vllt. einfach nur mehr Arbeit als du gedacht hast :-)

  • Ich hatte immer Hunde die gern apportiert haben. Dann kam mein Dalmi und nix da. Traum geplatzt. Ich hätte nicht gedacht, dass es Hunde gibt, die damit so wenig anfangen können. Deswegen musste der zweite Hund zwingend ein Retriever werden, um sicher zu gehen. :D


    das dachte ich auch als ich meine Retriever-Hündin bekommen habe :D und sie wollte überhaupt nicht apportieren. Habs nach 2,5 Jahren aufgegeben, hat ihr keinen Spaß gemacht.

    Der Wasserhund dagegen hat apportiert wie ein Verrückter, gab nichts schöneres für ihn.


    LG

    Sabine

  • Ich kenne keine Hunde, die das vollständig erfüllen: Immer ohne Leine (d. h. keinerlei Jagdambition + hohe Verkehrssicherheit, fremde Menschen werden nicht belästigt) und nie Stress mit anderen Hunden. Das ist doch kein Hund?

    Dann ist meine Aussi-Hündin kein Hund, die ist nämlich genau so. (Allerdings ist sie aus Sicherheitsgründen an der Straße trotzdem immer angeleint.)

    Allerdings würde ich das von einem Dackel oder Dackelmix nun wieder weniger erwarten. Sie sind doch eher für ihren charmanten Dickkopf bekannt, oder?

    Und natürlich hab ich noch zwei andere Hunde, die mich wieder erden. Mein kleines Begleithündchen Pumuckl, ist der Jäger der Familie und kann nicht überall ohne Leine laufen.

    Aber das stört mich überhaupt nicht, dann bleibt er an kritischen oder unübersichtlichen Stellen eben an der Leine. Da hadere ich auch nicht damit, ist eben so, Punkt.

    Und wenn Pumuckl dann Freilauf bekommt, muss Amun an die Leine. Der wiederum jagt eigentlich nicht, ist aber einmal hinter Pumuckl hergezischt und auf einmal waren beide weg.

    Diesen Schreck und zwei abhandene Hunde muss ich nicht nochmal haben. Also bekommen die Zwerge abwechselnd Freilauf. Nur Silver, die erschüttert gar nix (dafür hört sie sich, wie viele Aussis gerne bellen, aus dem Auto hüpfen und erstmal loskläffen... anschleichen könnte man sich mit diesem Hund nicht, naja, ist eben keiner perfekt, aber wer will das schon, wäre ja langweilig).


    Liebe TE, dein Hundchen klingt gar nicht so verkehrt, ich wünsche euch beiden noch eine tolle Zeit miteinander!

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