Hund "beschützt" - wie abtrainieren?

  • Hallo an alle,


    Wie der Titel schon sagt, brauche ich die Hilfe der Forums-Schwarmintelligenz um ein sich anbahnendes Problem mit meiner ehemaligen Straßenhündin Lily zu lösen: sie ist eifersüchtig anderen Hunden gegenüber bzw. schützt uns vor anderen Hunden.


    Wir haben Lily vor nun knapp einem Jahr adoptiert. Sie ist geschätzt 7 Jahre alt und ist erst auf der Straße und dann im thailändischen Tierheim aufgewachsen. Nach den zu erwartenden anfänglichen Schwierigkeiten sie an das Leben als Haustier zu gewöhnen, ist sie nun der (fast) perfekte Hund. Freundlich zu fremden Menschen, ob Kind oder Erwachsener, freundlich anderen Hunden gegenüber und extrem anpassungsfähig im Alltag.

    Doch nun zu unserem Problem: Wenn wir an den Hundstrand oder zur Hundwiese gehen ist alles in Ordnung sofern ich bzw. mein Freund stehen. Sobald wir uns hinsetzen oder, am Strand, auf unser Handtuch legen und ruhen, und ein anderer Hund uns begrüßen kommt, drängt Lily sich zwischen den Hund und uns. Lässt sich der “Eindringling” hierdurch nicht entmutigen, verwarnt sie mitunter deutlicher, erst durch Körpersprache, dann durch Knurren. Sie lässt sich von diesem Verhalten relativ problemlos abrufen, aber man merkt ihr an, dass es ihr nicht gefällt, einen “Rivalen“ nah an „ihrem Bereich“ dulden zu müssen. Dieses Verhalten tritt sonst nirgends auf, sie teilt problemlos Leckerchen, Liegeplatz oder unsere Aufmerksamkeit mit fremden und bekannten Hunden bei uns im Garten, im Restaurant etc.


    Mein Freund und ich sind uns uneins inwieweit sich dieses Verhalten abtrainieren lässt bzw. wie man ihr beibringt, uns nur auf Kommando vor anderen Hund abzuschirmen. Mir ist es nämlich eigentlich ganz lieb nicht ständig von anderen Hunden bedrängt zu werden. Wie würdet ihr vorgehen, um dieses Verhalten in sinnvolle Bahnen zu lenken? Habt ihr Ideen wie man ihr beibringen kann nur auf Kommando wachsam zu sein und sich ansonsten zu entspannen?

  • Habt ihr Ideen wie man ihr beibringen kann nur auf Kommando wachsam zu sein und sich ansonsten zu entspannen?

    Garnicht.

    Wachsamkeit ist keine Macke, bzw ein antrainiertes oder abtrainierbares Verhalten.

    Wachsamkeit ist Genetik und Veranlagung, Teil des Wesens, und IMMER da.

    Man kann sie kanalisieren, und dem Hund signalisieren,, Das hast du nicht zu regeln, das ist mein Job! ".

    Das Allerdings, kann man meines Erachtens nach nicht durchs Forum erklären, dafür brauchst du jemanden der euch sehen kann. Also Einen kompetenten Hundetrainer der sich mit Wach- und Schutzverhalten auskennt.

    Das Ding an der Sache is nämlich - Wachen fängt nicht erst beim Verteidigen an, und zeigt sich dem entsprechend auch nicht nur phasenweise oder in bestimmten Situationen, sondern weitaus häufiger. Im Alltag, durch Kleinigkeiten, die man auch gut fehl interpretieren kann ( zB Kontrolle als "Der is halt gern immer bei mir", oder Gegend abscannen mit,, Der is halt neugierig/Da riecht was gut. ".). Ganz oft fehlinterpretieret man sogar Drohgebärden ( oder bekommt sie schlicht nicht mit, weil man noch nicht weiß wie sich das alles äußern kann, und noch nicht das Auge dafür entwickelt hat). Ein,, Der guckt so lieb", kann zB auch ein,, Verpiss dich, sonst... " sein.


    Ein Trainer kann euch und den Hund begleiten und einschätzen was ihr ändern könnt und wie ihr euch dem Hund mit teilt. Er kann euch zeigen wie man damit umgehen kann, und was ihr alles üben könnt.


    Aber, auf Kommando wird da nix laufen.

    Allgemein bedeutet ein Kommando, dass ein Hund ein bestimmtes Verhalten zeigen soll, dass er eigentlich nicht zeigt.

    Wenn ihr allerdings einem Hund, der euch eh andere Hunde vom Hals halten will, sagt dass er das jetzt tun soll, und sonst garnicht darf, wäre das kein Kommando, sondern eine Freigabe.

    Einem Wachsamen Hund sagst du ganz oft,, Darum kümmerst du dich nicht/Das Regel ich! ", und ganz selten vielleicht mal,, Okay, it's your turn.".

    Dem sagst du nicht,, Attacke! Jetzt! " ( darf man allerdings auch garnicht, denn das wäre abrichten :sweet:)

  • Ich finde das vollkommen normal. Du lässt doch sicher auch nicht jeden Menschen an deinen Hund. Und freust dich wahrscheinlich auch nicht riesig, wenn jemand sich an deinen Partner ranmacht. Und die meisten Hunde finden es halt auch nicht toll, wenn wildfremde Hunde an ihre Menschen gehen. Es äußert nur nicht jeder auf die gleiche Art.

  • Schwierig zu sagen finde ich:

    Beim Sitzen oder Liegen seid ihr in einer geschwächten Position / leichter angreifbar, als im Stehen. Außerdem in einer Ruheposition, da kann ein Hund schon für sich erkennen das er nun den Wachjob ernster nehmen muss.

    Manchen Hunden macht es auch nicht so viel aus Fremden zu begegnen wenn man in Bewegung ist. Sobald man aber länger an einem Fleck ist, fällt es schwieriger, weil sie ständig abschätzen müssen ob die anderen nun auf einen zukommen oder nicht etc.


    Andererseits könnte er auch als Ressource sehen (bzw. eure Aufmerksamkeit) die durch den anderen Hund beansprucht wurde.

    Hunde merken auch sehr genau, wie interessant man einen Artgenossen findet. Ist man sehr angetan, können sie ein Problem damit haben obwohl es ihnen normalerweise nicht viel ausmacht.


    Ich würde einfach mal einen guten Trainer fragen ob er sich das anschauen kann.

  • Mir klingt das eher als ein „das ist MEIN Mensch!“ als nach grundlegender Wachsamkeit. Haben meine Hunde übrigens beide in Ansätzen. Finde ich übrigens auch recht normal. Ich kann es aber eher nicht gebrauchen, weil ich immer wieder mal fremde Hunde da habe. Meine Hunde müssen also lernen zu tolerieren, dass ich auch mit anderen Hunden interagiere.


    Das Schwierige bei Deinen Vorstellungen finde ich, dass Du das situativ steuern und abrufen möchtest. Denn wenn Du wirklich möchtest, dass Dein Hund wacht, dann tut er das immer. Und Du wirst es immer steuern müssen. Ob Du das in Deinem Hund wachrufen kannst - keine Ahnung, das müsste ein Trainer vorort einschätzen.


    Aber es klingt eigentlich so, dass Du ganz glücklich darüber bist, dass Dein Hund als unkomplizierter Alltagsbegleiter mitläuft und nicht als Wächter. In diesem Fall würde ich nicht daran arbeiten, abschirmendes Verhalten verfügbar zu machen, sondern an der Toleranz des Hunds :smile: Also ihr liebevoll klar machen, dass Du entscheidest, wer Dir nahekommt. Und gleichzeitig daran, andere Hunde wegzuschicken, um Deiner Hündin Stress zu ersparen.


    Hundewiese oder Hundestrand ist nicht für alle Hunde entspannend oder schön. Meine sind an sich sozial verträglich mit anderen, aber eine längere Zeit dort fänden sie äußerst anstrengend. Da hätte ich an Deiner Stelle auch mal ein Auge drauf, ob sie da überhaupt richtig entspannen kann. Denn das beschriebene Verhalten kann kippen und sich generalisieren.

  • Ich sehe das etwas anders - meine Hunde sind auch "Wachhunde" und lernen trotzdem von mir, wann es ok ist, wenn sie ihre eigene Entscheidung treffen und wann ich die Entscheidung treffe und sie das akzeptieren.


    Das ist aber nichts, was bei der reinen, spezifischen Symptombekämpfung ansetzt, das ist hier ein grundlegendes Lebensprinzip und kann auch nur so funktionieren.

    Sprich: Eine bestimmte Übung, mit der genau dieses "Problem" abgestellt wird, wird euch keinen Erfolg bringen. Daher vermutlich auch die häufige Aussage, dass man daran gar nichts machen kann.

    Ein grundsätzliches Leben unter der Prämisse, dass ihr sie sowohl räumlich als auch aufregungstechnisch verwalten dürft und sie das entspannt annimmt, sollte euer Problem absolut händelbar bis nicht-existent machen.

  • Mir ist es nämlich eigentlich ganz lieb nicht ständig von anderen Hunden bedrängt zu werden

    wenn du das ablegst und fremde Hunde selbst wegschickst muss es dein Hund nicht mehr für dich tun.

  • Ich würde das Verhalten des Hundes nicht ändern.

    Wenn ich am Strand liege, dann erwarte ich, dass andere Hundehalter meine Individualgrenze respektieren und ihren Hund nicht auf meinen Liegeplatz laufen lassen. Ob Hundestrand oder auch nicht.

    Auf einer Hundewiese würde ich jetzt nicht gerade gerne in Liegeposition gehen. Wer weiß, was da alles an Bakterien in der Wiese schlummert.

  • Es ist dein Job, andere Hunde wegzuschicken, nicht der vom Hund.

    Wenn der Hund mal an einen falschen gerät oder an einen besonders hartnäckigen, kann darauf schnell ne Beißerei werden. Das würde ich nicht wollen.


    Am Hundestrand würde ich zum einen andere Hunde wegschicken und wenn es immer dieselben wären, würde ich zusehen, dass ich nicht unbedingt in der Nähe der zugehörigen rücksichtslosen Halter campiere. Eigentlich finde ich es dreist, seinen Hund einfach so fremde Leute belästigen zu lassen.

    Ich habe selbst drei Hunde und mag Hunde, aber wenn ich am Strand auf meiner Liegedecke von fremden, womöglich noch nassen, Hunden belästigt werde, hört meine Toleranz ziemlich schnell auf.


    Ich würde es auf keinen Fall fördern, dass der Hund in diesen Situationen nach vorne geht, das kann schnell nach hinten losgehen.

  • Mein Hund würde auch dazu neigen , obwohl er eigentlich eine Schissbuxe ist. Er weiss aber das ich mich kümmere.


    Im Grunde hat dein Hund sogar recht , was haben fremde Hunde auf eurem Handtuch zu suchen? Das ist ziemlich unverschämt . Stell dir mal vor ein fremder Mensch würde sich ungefragt mit auf euer Handtuch legen. Was würdest du tun ? Wenn euer Hund weiss das ihr euch kümmert wird das Verhalten aufhören.


    Wir handhaben das so am Strand das wir uns ein ruhiges Plätzchen suchen, ausserdem bleibt er so lange wie wir auf der Decke sind angeleint. In der Regel tolerieren das die anderen Hundehalter . Das liegt aber wahrscheinlich auch daran das wir im Sommer nicht diese überlaufenen Minihundestrände aufsuchen . Etwas abgelegener trifft man dann Hundehalter die das sehen wie wir.

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