Antibiotika-Verbot für Tiere - neuer Rückert-Artikel

  • Nein, tut mir leid, Herr Häusling.

    Meine Einstellung ist so dermaßen bio, mehr geht fast nicht. Wir sind also vermutlich in sehr vielen Dingen, die die Nutztierhaltung betreffen auf einer Wellenlänge. Wir sind sogar im Hinblick dahin, dass in Sachen Antibiotika dringender Handlungsbedarf besteht, auf einer Wellenlänge.

    Aber wenn ich - was ich absolut unterstützenswert finde - gegen die industrialisierte Tierhaltung angehen will und mich für einen vernünftigen Einsatz von Antibiotika in der Tier- und Humanmedizin einsetzen will, dann formuliere ich den Weg dorthin so klar, dass es nicht wie in Ihrem Entwurf massenhaft Interpretationsspielraum gibt, der verständlicherweise Haus- und Heimtierhalter, aber auch Nutztierhalter, die nicht zur industriealisierten Massentierhaltung gehören, daran zweifeln lässt, was GENAU Sie eigentlich wollen.


    Es haben weder Pharmaindustrie noch Massentierhaltung "gewonnen", sonder Hunderttausende von Tierhaltern, die das Risiko nicht eingehen wollten, einen diffus und unklar formulierten Entwurf Wirklichkeit werden zu lassen.

  • Aber was genau bedeutet das jetzt? Werden Antibotika trotzdem eingeschränkt? Bitte einmal für Doofe erklären :lol:

    Ja werden sie..... aber so dass eine Behandlung kranker Tiere weiterhin möglich ist

    Konkret bedeutet dass, dass bei der Erfüllung des Auftrags aus EU 2019/6, bestimmte Antibiotika als nur zur Verwendung durch den Menschen zugelassen zu kennzeichnen, folgendes Kriterium ein Ausschlusskriterium sein wird:


    Das Antibiotikum ist essenziell zur Behandlung von Tieren gegen eine tödliche Erkrankung, eine stark leidensverursachende Erkrankung oder essenziell für das allgemeine Tierwohl.


    Zu deutsch: Es werden Antibiotika als Reserveantibiotika eingestuft. Aber nur solche, die in der Tiermedizin letztlich nicht gebraucht werden, auch nicht in der Rubrik „allgeme8nes Tierwohl.“

  • Ich sehe das nach wie vor zwiegespaltenen ;) Und ja, ich denke durchaus, dass sich die fleischverarbeitende Industrie sehr darüber freut. Mal schauen, wie es letztlich umgesetzt wird. Rechtlichen Sinn ergibt es für mich weiterhin nicht, einerseits eine Verordnung zur Tiermedizin zu haben, die sagt, dass es Antibiotika geben muss, die für die Nutzung durch den Menschen reserviert sind, andererseits beim Rechtsakt zum „Füllen“ der Verordnung mit konkretem Inhalt letztlich festzuhalten, dass das aber nur Präparate sein dürfen, die in der Tiermedizin nicht gebraucht werden.


    Wirtschaftlich und politisch betrachtet ergibt es Sinn, klar.

  • Zumindestens ist dieser spezielle Punkt in der Verordnung - der aber seinerzeit ja als einer der Kernpunkte betrachtet wurde - jetzt recht effektiv harmlos gemacht.


    Einschränkungen werden durch die anderen Punkte der Verordnung auf jeden Fall kommen. Bzw. sind in Deutschland ja schon Ende Juni in Form des Tierarzneimittelgesetzes umgesetzt worden. Dazu gab es hier ja auch den Homöopathie-Thread. Aber sich an diesen Punkt zu wagen (oder nicht) hat man wohlweislich Europa überlassen.


    Wie gesagt: Mal schauen, wie es umgesetzt wird.

  • Ich hab grad keine Zeit mehr zum suchen. Wurde gestern nicht auch, vor der Abstimmung zu, Res.Antibiotika für Tiere, über den Umgang in der Humanmedizin abgestimmt? Ich hab da nur eine Überschrift gelesen und das abgelehnt wurde. Hat das noch jemand gelesen?

  • Für die Haustiere ist es gut. Ansonsten, wenn in der Massentierhaltung sich kaum was ändert, nicht so.


    Warum doktert man eigentlich immer nur an Symptomen herum und beseitigt nicht die Ursache? Es wäre so einfach.


    Humanmediziner dürften nicht mehr mit AB herumwerfen, als wären es Bonbons; sondern vor einem Einsatz ein Antibiogramm machen müssen, um wirklich gezielt zu verschreiben. Denn - schon oft erlebt - es gibt immer wieder Ärzte, die einfach AB verschreiben mit den Worten "Wenn es nicht hilft, kommen Sie wieder, und dann bekommen Sie ein anderes." Oder daß für die banalsten Sachen AB verschrieben wird, selbst für virale Krankheiten, wo ein AB ja wirklich nichts zu suchen hat.

    Daß der übermäßige Einsatz in der Humanmedizin - und dadurch eine Mitschuld an Resistenzen - so gar nicht zur Sprache kommt, wurmt mich. Ebenso, daß sich in der Humanmedizin ebenso nichts ändern soll.


    Die andere Ursache: Massentierhaltung. Hier müßte angesetzt werden. Die EU-Agrar-Subventionen, die die großen Haltungen am meisten unterstützen, so daß kleinere Betriebe regelrecht gezwungen werden, sich zu vergrößern, um zu überleben, müßten anders gestaffelt werden. Es müßte so sein, daß sich Massentierhaltungen nicht mehr lohnen, weil es eben keine EU-Subventionen mehr dafür gibt. Im Gegenteil. Sie müßten sogar noch - wenn wir zum Klima schauen - hohe Steuern bezahlen, weil sie klimaschädlich sind.

    Je weniger Massentierhaltungen desto weniger AB-Einsatz braucht es. Und desto besser fürs Klima.

    Aber gehen sie da ran? Nein. Sie wollen es sich mit den Landwirten nicht vermiesen (es sind ja auch Arbeitsplätze und Existenzen, die daran hängen). Außerdem ist die Fleisch- und Milchindustrie eine mächtige Wirtschaft, die viel Einfluß hat.

    Von daher wird man weiterhin rumeiern und nur versuchen, die Symptome zu bekämpfen. Eine wirkliche Verbesserung wird es daher nicht geben.

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