Schwieriger Welpe. Was kann ich tun?

  • Hallo!


    Mein Freund und ich haben uns vor kurzem unseren ersten Hund geholt. Ein Schäferhund namens Bingo. Bingo ist 9 1/2 Wochen alt und lebt seit 10 Tagen bei uns. Wir haben Bingo aus schlechten Verhältnissen gerettet. Die Wohnung in der Bingo aufwuchs war verdreckt und dort lebten viel zu viele Tiere. In der Anzeige war dies nicht zu sehen und wir waren geschockt als wir dort ankamen und wussten, dass wir den Kleinen nicht dort lassen können.


    Leider macht uns Bingo ein paar Probleme, er ist nämlich unter anderem extrem hyperaktiv! Er schläft viel zu wenig, kommt am Tag verteilt vielleicht auf 10-12 Stunden. Wie bringen wir ihn dazu mehr zu ruhen?


    Er läuft den halben Tag durch die Wohnung, als würde er etwas suchen, bellt extrem viel und kaut alles an, selbst Türen und Wände versucht er anzufressen! Was können wir dagegen tun?


    Er macht draußen sein Geschäft überhaupt nicht, wir stehen manchmal 30 Minuten fast am selben Fleck, aber es kommt nichts, er ist viel zu aufgeregt. Wir gehen davon aus, dass er vorher nie wirklich draußen war, denn drinnen hat er keine Probleme damit zu pinkeln und zu kacken. Überhaupt ist er draußen noch schlimmer als drinnen. Er bellt ALLES an, jedes Auto, jeden Menschen, jeden Hund, jedes Insekt,... Wie können wir ihm diese Unsicherheit nehmen?


    Er beißt extrem viel in Hände, Füße, Haare, ins Gesicht, alles was er zu fassen bekommt. Wir rufen dann laut "Aua", aber es hilft nichts. Habt ihr gute Tipps für die Beißhemmung?


    Wir sind super überfordert und haben uns das alles einfacher vorgestellt. Wir schlafen selbst noch kaum, weil er uns ständig wach hält.


    Bitte gebt uns Ratschläge, wie wir das ganze besser angehen können?

  • Ihr habt den Zwerg 10 Tage. Einen Welpen, der euren Angaben nach gar nichts kennt.


    Genau das müsst ihr aber jetzt berücksichtigen: der kennt gar nichts. Also WIRKLICH gar NICHTS. Ihr habt euch entschieden, so eine Lebensbedingung zu unterstützen, indem ihr dort Geld gelassen habt, das ist der Preis dafür. Muss man so deutlich sagen.


    Zum Thema Ruhe: das ist bei „normalen“ Welpen schon schwierig. Ihr könnt nicht viel tun, außer ihm das Leben langweilig machen. Auslauf mit begrenztem Platz, keine Dauerbespaßung. Ein Kauspielzeug hilft übrigens zusätzlich gegen die Zerstörungswut. Macht die Bude babysicher und wenn der Auslauf mitten im Wohnzimmer stehen muss, damit er nicht an die Wände kommt, ist es eben so. Kein Spielzeug in der Wohnung!


    Stichwort draußen: jo, der Knopf ist überfordert. Stelle ich euch mitten in Tokio in die Rush Hour vergeht euch ebenfalls erstmal hören und sehen. Und ihr seit erwachsen, das ist ein Baby.

    Gebt ihm die Zeit, die er braucht. Setzt euch ins Gras und schaut ihm beim Wachsen zu. Lasst den Knirps schnuppern und beobachten. Haltet ihn auf dem Schoß, das nimmt Angst. Wenn er frisst, nehmt fressen mit.


    Bezüglich Beißhemmung: seid schneller als er. Hat er seine wilden Minuten stopft ein Spielzeug ins Piranhamaul. Spielt, lasst jagen, lockt - Hauptsache der hat so gar keine Lust auf Menschenhand. Keine wilden Spiele. Und ja, manche Welpen brauchen dafür extrem lange, mein Schäfi war besonders schwer von Begriff.

  • Klingt nach einem total normalen Welpen :) schreibe später noch was dazu!

  • Schäferhunde sind so schon keine einfache Rasse . Ein Schäferhund aus schlechter Haltung gehört entsprechend eher in erfahrene Hände... Das wollte ich noch zu Bedenken geben. Sonst kann später schnell mal ungeplant jemand gebissen werden.


    Damit er nicht die Wohnung zerlegt, gibt es einen Welpenauslauf. Der grenzt ein und darin sind nur Dinge, die nicht kaputt gehen können oder wo es nicht schlimm ist. Zum Knabbern solltet ihr ihm sowas wie eine Kauwurzel anbieten. Im Hundeauslauf kommen viele Hunde nach etwas Gemecker endlich zur Ruhe. Ihr ebenfalls, da man nicht ständig schauen muss, ob der Kleine gerade wieder irgendwas schreddert.

  • Hallo Jessy,


    Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ihr habt sehr viele Probleme auf einmal, weshalb ich euch einfach nur raten kann, SOFORT einen guten Trainer (der sich mit Gebrauchshunderassen auskennt) zu Rate zu ziehen! Andernfalls wird der Hund nicht lange bei euch bleiben, verspreche ich euch.

    Bezüglich eures dubiosen Hundekaufs und der Rassewahl werden noch andere was sagen. Ich habe dafür gerade einfach nicht die Muße, weil es jedes Mal das selbe ist...

  • Ich hoffe mit "gerettet" meint ihr, dass ihr den Kleinen gepackt habt, ohne einen Cent Geld dazulassen und diese Leute danach sofort gemeldet habt? Solltet das nicht der Fall sein und ihr habt bezahlt, war das keine Rettung, sondern ein Kauf und damit habt ihr die übelste Sorte von Vermehrern unterstützt, denen egal ist weshalb ihr den Kleinen gekauft habt, hauptsache Kohle.


    Habt ihr denn beim Tierarzt durchchecken lassen? Ist er gesund? Wie sieht es mit dem Impfstatus aus?


    Ansonsten kann ich Munchkin1 nur recht geben. Lasst dem Knopf ganz, ganz viel Zeit und geht es langsam an. Der hat erstmal einen Kulturschock.


    Zum Thema Stubenreinheit könnt ihr versuchen in der Wohnung ein Plätzchen zu finden, dass ihr mit Papier oder diesen Inkontinenzunterlagen auslegt und wenn er drauf macht schiebt ihr es immer weiter Richtung Türe. Irgendwann könnt ihr das Teil (natürlich immer wechseln!) packen und es mit nach draußen nehmen und gucken ob er den Zusammenhang versteht und draußen sein Geschäft darauf verrichtet.


    Ich bin eigentlich kein Freund von Unterlagen zum in die Wohnung pinkeln, aber wenn er es wirklich gar nicht anders kennt, wäre das eine Möglichkeit.

  • Hallo Bingo, hallo Jessy! Erst Mal willkommen hier!


    Mit einem Schäferwelpen aus schlechter Aufzucht habt ihr euch selbst keine leichte Aufgabe gestellt. Dass ihr da echt Mist gebaut habt, diesen Schuh müsst ihr euch anziehen.


    Finger anknabbern, Schuhe schreddern, Ruhe lernen müssen und die berühmten wilden 5 Minuten sind normal, bei jedem Welpen jeder Rasse. Panik und Unsicherheit bis dahin, dass der Welpe vor Stress nichts mehr frisst ist es nicht. Wäre er bei einem seriösen Züchter aufgewachsen, hättet ihr das Problem jetzt wohl nicht.


    Das wichtigste für euch jetzt: Ruhe bewahren, euch einen wirklich guten Trainer mit Gebrauchshunderfahrung suchen, HUMOR und viel Verständnis für das Hundebaby, eine klare Vorstellung von dem, was in nächster Zeit mit euch passieren soll und wie es weitergeht. Toleranz, Lernbereitschaft und euch selbst und eure Bedürfnisse für die nächste Zeit mal ganz schnell zurücknehmen und schauen, wie der Hund in euer Leben passt.


    Munchkin1 hat euch schon einige wertvolle Tipps gegeben.


    Als erstes würde ich einen welpenauslauf besorgen. Bitte sperrt den Kleinen nicht in eine Box, egal was er macht!


    Lasst ihn in eurer direkten Nähe schlafen und nicht irgendwo in einem anderen Raum. Er ist ein Baby und alles in seinem jetzigen Leben ist neu für ihn.


    Gebt ihm die Möglichkeit, Sachen gezielt zu zerstören. Kartons, Zeitungen, das Innenleben von Küchenrollen, eine leere Cola-Flasche usw. Gebt ihm ein Kauholz (Kaffee oder Olivenholz) das splittert nicht. (Bitte nicht an Ästen knabbern lassen, das kann zu schlimmen Verletzungen führen).


    Für die Beisshemmung ist es wenig hilfreich laut (und wütend oder schrill) zu schreien. Ein ruhiges, klares "Nein" und das ganze für einen Moment unterbrechen wirkt da viel besser (bitte nicht wegsperren oder als Bestrafung ignorieren, das ist seelische Grausamkeit) ist Mit schreien und emotionalem Verhalten wirst du den Welpen nur noch mehr verunsichern.


    Generell bewirkt Strafe nur, dass der Hund noch mehr überdreht oder sich komplett zurückzieht und dir gar nicht mehr vertraut. Zeig ihm, wie die Menschenwelt funktioniert, entdecke sie mit ihm gemeinsam. Lass dich auf sein Tempo ein und hilf ihm, zu verstehen, wie sein Umfeld und der Alltag bei euch funktioniert.. Korrigieren (nicht strafen) kannst du immer noch, wenn er alles kennt und alles weiss und er trotzdem Blödsinn macht.


    Seid langweilig. Schaut fern und streichelt ihn ganz beiläufig dabei, lest was, macht eure Alltagsdinge wie immer. Bloß nicht ständig um den Welpen kreisen. Lasst ihn einfach in Ruhe seine Dinge machen (deshalb auch der Welpenauslauf, dann ist er im geschützten Rahmen und ihr könnt entspannen).


    Rausgehen an Anfang nur sehr dosiert. Wenige Minuten, zu Beginn immer die selbe Strecke. Keine große Aufregung, keine Menschenmassen. Alles schön Stück für Stück erkunden. Heute an einem Bus vorbeigehen, morgen an 2 Radfahrern, übermorgen an einem Kinderwagen...ich hoffe du verstehst, was ich meine.


    Gib ihm Sicherheit und schütze ihn zu Beginn vor anderen Hunden (zur abgewandten Seite oder hoch nehmen). Such dir gut sozialisierte, freundliche (auch erwachsene) Hunde mit denen er Kontakt haben darf. Lass ihn nicht zu jedem fremden Hund hinlaufen. Geh nicht in Hundezone und lass ihn dort einfach laufen. Es ist besser, er hat weniger Hundekontakte aber die sind dafür toll und lehrreich für ihn.


    Nehmt euch selbst nicht so wichtig. Jetzt folgt eine Zeit für euch, die nicht einfach wird und euch einiges abverlangt. Wenn heute was nicht klappt...Krönchen richten, weitergehen, morgen besser machen.


    Und wende dich bitte hier an die Leute im Forum, wenn du Fragen hast. Einen besseren Zugang zu Infos und Wissen wirst du sonst kaum wo finden.








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