4 jähriger Rüde plötzlich triebhaft?

  • Ich fasse mal zusammen, was wir bisher wissen von Dir:


    Der Rüde lebte beinahe 4 Jahre lang mit 2 andern zusammen bei Dir im Dreier-Rudel. War der dritte auch ein Rüde nebst der kastrierten Hündin?

    Davon starben dann zwei weg aus Altersgründen, der junge Rüde verlor sein Rudel, das ihm bisher vermutlich Halt und Stabilität gab.


    Dann kommt eine junge Hündin dazu, eine völlig neue Situation, die er bisher nicht kannte. Aus dem Welpen wird langsam eine junge Dame, die seeeehr interessant riecht. Du verbietest ihm aber seine Deckversuche, was er auch akzeptiert.


    Der Rüde ist sexuell frustriert und verunsichert, weil sich seine ganze Welt verändert hat. Wir wissen ja nicht, wie sehr er früher den Halt seiner älteren Rudelgenossen brauchte, die sind jetzt weggefallen.


    Hmmm, wirklich schwierige Situation... :???: ich würde es halt vielleicht doch mal mit dem Kastrations-Chip versuchen.

    Auf jeden Fall vergiss bitte sofffffort wieder diese Idee mit einem Sprüh-Halsband! :shocked:

  • Wir wissen ja nicht, wie sehr er früher den Halt seiner älteren Rudelgenossen brauchte, die sind jetzt weggefallen.

    Vielleicht haben die ihn auch in den Hundebegegnungen unterstützt und jetzt, ohne Rückendeckung, ist er damit überfordert. Nur als Ergänzung zu allem anderen.

  • Guten Morgen! :smiling_face:


    Nefelee

    Das war mal ein Tip!! Super, danke, ist dann auch übersichtlicher.

    Ja also mit dem Auslaufgebiet ist das wirklich entspannt. Das ist ein sehr weiträumiges Gebiet mit Wald, Wiesen und Wasser. Im Normalfall gehe ich dort in aller Ruhe 1-2 Stunden mit einer lieben Bekannten (die hat eine kastrierte Hündin, die macht ihm aber eine sehr deutliche Ansage und wird daher in Ruhe gelassen) spazieren und treffe auf unserem Weg verteilt auf die Zeit so um die 10 Hunde. Bei schlechten Wetter auch mal gar keinen, bei guten auch mal mehr. Möchte ich mehr Kontakt oder eine Abkühlung der Hunde gehe ich an die Wasserstelle, aber auch da tummeln sich gleichzeitig max. 10 Hunde, meist weniger. Das ist auch ein inoffizielles Auslaufgebiet, vielleicht deshalb. Nette Hunde und Menschen. Das ist also nicht so heftig und in meinen Augen durchaus vertretbar, aber für den Rüden in der jetzigen Situation trotzdem zu viel. Ist gerade kein fremder Hund anwesend/sichtbar werden deren Spuren ausgiebig abgeschnüffelt, geleckt, markiert. Auch hier ist schon keine wirkliche Ablenkung mehr möglich. Falls er doch mal ein Leckerchen nimmt, spuckt er es gleich wieder aus (wohlgemerkt: Käse, Würstchen und co. und er ist SEHR verfressen im Normalfall).


    Gersi

    Jep, alte oder junge, kastrierte oder intakte - egal. Wie gesagt, wehrt sich der Hund oder zeigt bereits körpersprachlich im Vorfeld, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen ist, dann lässt er es, Stress will er mit denen auch keinen haben. Meistens wehren sich die Hunde aber nicht, und werden dann eben „überfallen“.

    Was außer den Hoden kann man noch checken lassen?


    Morelka

    Ja genau. Wir hatten eine Hündin und einen Rüden, der Dalmi kam als Welpe dazu. Beide waren aus medizinischen Gründen in einem höheren Alter kastriert worden, er kannte sie also nur kastriert. Beide sind letztes Jahr gegangen (Hündin im Mai, Rüde im Oktober). Mit der Hündin hat er viel gespielt, sie hat ihn auch miterzogen. Allerdings kam sie nur anfangs mit ins Auslaufgebiet, später altersbedingt nicht mehr. Ich schließe dadurch aus, dass ihm draußen „Halt“ verloren gegangen ist, weil sie dort eh nicht mehr dabei war und er es gewohnt war, alleine mit mir zu gehen und es war bis Ende 2020 ja auch gar kein Problem.

    Der Rüde war sehr alt. Mit ihm hat er „nur“ gekuschelt und sehr oft bei ihm geschlafen, manchmal abgeleckt, ansonsten fand zwischen ihnen keine weitere Interaktion als solche statt. Als die beiden dann nacheinander gegangen sind, hatte ich nicht das Gefühl, dass Dalmi besonders leidet, depressiv ist oder sonstwie psychisch angeschlagen. Bei ihm ist das eigentlich sehr leicht und schnell zu sehen, weil er so ein Sensibelchen ist. Er war aber stabil. Der Welpe kam 3 Tage nach dem Tod des Rüden zu uns (blöder Zeitpunkt, aber der Welpe war bereits reserviert und der Abholtag fixiert, der Tod kam leider zeitlich übel „dazwischen“, war so nicht geplant).


    Nun hat er ja mit der neuen jungen Hündin bereits 3 Monate lang OHNE Auffälligkeiten gelebt... Wenn er also am Verlust seines Rudels gelitten hätte, wäre er gleich entgleist. Da er aber erst nach 3 Monaten „Rudeltod“ und „Welpenanwesenheit“ zu spinnen beginnt, sehe ich eigentlich keinen Zusammenhang im Verlust des Rudels, eher schon an den aufregenden neuen Düften der heranwachsenden Madame...


    Ja das blöde Sprühhalsband. Vor allem würde man einen weiteren Kanal abblocken wenn man so will. Wo soll der Hund dann hin mit seinem Trieb/Stress oder was auch immer das ist?


    Übrigens hat mein Dalmi zur Stressabwehr einen Kong, schon seit er ein Welpe war. Das fällt mir gerade ein, kann ich noch erwähnen. Wenn er Stress hat(te) knautscht er zum Stressabbau auf dem Kong herum, sobald er zu Hause ist, dann geht es ihm nach 30 Minuten besser. Er knabbert den Kong aber nicht nach unseren Ausflügen zu anderen Hunden... auch deswegen sehe ich hier eher die Triebvariante als Stress. Trotzdem ist es (auch) Stress den er dabei hat, keine Frage.


    Also medizinisch habe ich jetzt folgendes auf meiner Liste aufgrund Eurer Anregungen:

    Hormonstatus, Hoden...

  • Du müsstest ihn daran gewöhnen, dass diese Dinge, die Gerüche etc, normal sind und kein Grund sich weg zu schießen und in dieses stressmuster draußen zu verfallen


    Allerdings besteht bei dir natürlich das "Problem" bei der Gewöhnung, dass du ja eine intakte Hündin zu Hause hast.....

  • BettiFromDaBlock

    Die Sensibilität hat sich schon als Welpe gezeigt. Ich habe es nicht sofort bemerkt, aber durch Beobachten des Hundes und seines Verhaltens und Gespräche mit unseren Hundetrainern, wurde das relativ schnell klar. Er hat zu Hause viel geschreddert, ich musste herausfinden ob der Anspruch des Alltags für ihn zu viel oder zu wenig ist.


    Das ist mein erster sensibler Hund, ich musste mich erst darauf einstellen, aber es funktioniert ganz gut. Ich weiß jetzt warum er der Berührung der Leine ausweicht (mittlerweile hat er sich daran gewöhnt, ist kein Thema mehr), warum er hektische Hunde zur Ruhe bringen will und so weiter. Er braucht Führung, Ruhe, Struktur und Routine. Neue Umgebungen z.B. sind erstmal stressig und das muss verarbeitet werden (zu Hause > Kong). Aber ich kann ihn nicht zeitlebens nur im Haus und Garten halten, also wird er wohldosiert an neue Dinge herangeführt. Die Sozialisierung und Prägephase war dadurch sehr kompliziert, ich musste wirklich sehr kleinschrittig rangehen um ihn zwar schon leicht zu fordern, aber nicht zu überfordern und das überfordern geht halt enorm schnell bei ihm. Ich brauche dazu nur 2 Minuten im fremden Gelände spazieren gehen, schon ist der Hund durch. Bei ihm sieht man das an den Stressfalten im Gesicht und spätestens zu Hause an seinem Stressabbau-Verhalten (wir haben den Kong eingeführt, sonst würde er als Alternative alles schreddern). Er ist aber aktuell gut beisammen, ich weiß mittlerweile ganz gut was ich ihm zumuten kann und was nicht. Der Kong wird kaum mehr bearbeitet, außer er bekommt einen Traller auf den Jungspund. Es folgt Verbot zum Bespringen, ergo: Kong muss ran... Derzeit ist zu Hause aber eher Ruhe, draußen ist der Terror. Und wie gesagt, erst seit Anfang dieses Jahres, vorher war das alles kein Thema, da langsam aufgebaut.


    Spurenverfolgen war bis dato ebenfalls kein großes Thema. Markieren ja, aber nicht fanatisch wie jetzt. Einmal sind läufige Hündinnen bei uns vor der Tür vorbeigekommen. Nachbarsrüde ist ausgetickt, Dalmi hat das null interessiert. Das war VORHER. JETZT ist es ja wie gesagt völlig anders...

  • Lennox0611
    Ich "freue" mich schon auf die erste Läufigkeit... das wird ein Spaß :face_with_rolling_eyes:
    Sie wird danach kastriert, vorher geht auf keinen Fall. Ich vermute, das wird für ihn aber keine Änderung bewirken, weil er ja sowohl kastriert als auch unkastriert nimmt. Vielleicht aber die Erfahrung einer läufigen Hündin, dann weiß er wenigstens wie eine echte Hündin in Bereitschaft riecht... dann heißt es 3 Wochen an Frauchen angeleint bleiben.

  • Zum Check beim Tierarzt:

    Ich würde einen Ultraschall vom Bauch inkl. der prostata machen lassen und blutentahme für alle organwerte einmal (am besten inkl.Schilddrüse)

    Abtasten und normal untersuchen macht der Tierarzt eigentlich sowieso bei einer Untersuchung.

  • Wie sahen denn Hundebegegnungen an der Leine früher aus? Gab es da Kontakt, ja/nein? Kann er an der Leine entspannt vorbeialufen an Artgenossen? Wie sieht es jetzt aus? Gibt's da Veränderungen?

    Würde mich fürs Gesamtbild einfach mal interessieren...



    Das Hundefreilaufgebiet würde ich meiden. Für viele Hunde ist das einfach viel mehr Stress als Spaß. Ausgewogenes Spiel sieht man dort eh eher selten, vieles davon ist in Wahrheit Kontrollverhalten, Fiddeln, Übersprungsverhalten etc. Daher ist es unter Umständen schwer zu sagen, ob dem Rüden das Hundeauslaufgebiet früher tatsächlich Spaß gemacht hat oder ob er nicht vielleicht immer schon irgendwie überfordert mit all den Kontakten und Eindrücken war? Ich würde das jedenfalls erstmal komplett einige Wochen lang sein lassen, Pamparunden sind doch eh vieel schöner! Und wenn sein Verhalten sich dann bessert, weißt du, dass ihm das keinen Mehrwert gebracht hat.


    Es muss halt auch nicht jede erwachsene Hund Kontakt zu fremden Hunden haben. Es gibt schon Hunde, die das eigentlich nicht oder nur eingeschränkt brauchen.


    Sollte es keine gesundheitliche Ursache für das extreme Verhalten gäben, wäre mein erster Trainingsschritt nach den oben beschriebenen Sofortmaßnahmen, dass man erstmal an der Leine mit ruhigen, souveränen Hunden ohne Kontakt der Hunde und mit ausreichend Abstand zueinander spazieren geht.

  • Lara004

    Vielen Dank für den Hinweis, diese medizinischen Tips sind sehr hilfreich für mich. Ultraschall haben wir noch nicht gemacht (was vermutest Du zu sehen?), das können wir also prüfen. Prostata war im Juni o.B. und auch das große Blutbild war o.B., da weiß ich jetzt aus dem Kopf aber nicht ob da immer alle Organwerte mit dabei sind, sonst eben erneut. Schilddrüse war nicht dabei, denke ich.


    tinybutmighty

    An der Leine vermeide ich schon immer direkten Hundekontakt, auch mit bekannten Hunden. An Artgenossen vorbeilaufen war früher wenig problematisch, mit etwas Abstand auch bei knurrenden Hunden. Vom Typ her würde er zwar hinwollen und es auch versuchen wenn man ihn ließe aber er war sehr leichtführig und ich konnte ihn gut ablenken (mit Klick-for-Blick zum Beispiel ) und ohne Theater vorbeigehen. Ein Schlaftablettenhund ist das aber nicht, der gelangweilt oder tiefenentspannt neben einem hergeht, man muss schon Kontakt mit ihm aufnehmen und ihn führen sonst „führt“ er sich eben selbst.


    Wie es jetzt an der Leine ist weiß ich ehrlich gesagt nicht, weil er meist freiläuft. Neben dem intakten knurrigen Nachbarsrüden kann er aber weiterhin angeleint ordentlich bei mir laufen, obwohl die sich nicht ganz grün sind und mein Dalmi da gern mal eine „Diskussion“ anfangen würde. Hier bei uns gibt es ja sonst kaum Hunde und im Auslaufgebiet leine ich ihn nur an wenn ich ihn abgepflückt habe und weitergehe, und da ist das schon ein ordentliches Theater sofern der Hund noch in der Nähe ist. Ich habe ihn doppelt gesichert (vorne an der Brust am Geschirr und standardmäßig oben am Rücken) und er steht zeitweise auf seinen Hinterbeinen oder macht aus dem Stand Sätze um nach vorne zum Hund zu springen. Ganz toll für die Arme. Laufen mit so einem Hampelmann ist extrem mühsam.


    Ich möchte nochmal kurz was zum Hundeauslaufgebiet sagen. Wir wohnen wie beschrieben sehr ländlich und treffen auf unseren Spaziergängen selten Hunde, alle paar Tage mal eine kleine kastrierte Hündin (sie wehrt sich, daher ist das ok mit ihr) und ab und zu mal irgendeinen Hund aus entfernter Nachbarschaft (wir halten Abstand, da Verträglichkeit aufgrund der Körpersprache äußerst fraglich) oder wenn unbekannte Spaziergänger mit ihren Hunden unterwegs sind. Damit meine Hunde nicht irgendwann mangels Hundekontakt völlig schrullig werden (oder besteht diese Gefahr gar nicht?), fahre ich eben ins Auslaufgebiet, weil ich das seit 17 Jahre kenne und es dort sehr nette Menschen und Hunde gibt. Aber ich fahre ja nicht täglich sondern im Schnitt so alle 10 Tage. Hundekontakttechnisch ist das enorm wenig finde ich. Aktuell fahre ich ja eh nur mit der Kleinen, mit dem Rüden ist mir das zu anstrengend - aber vollständige Abschottung und Reizarmut kann ja für den Rüden auf Dauer auch keine Lösung sein. Daher suche ich nach Lösungswegen, zumal es fast 4 Jahre lang gar kein Thema war. :loudly_crying_face:

  • Noch ein Gedanke: könnte man ihn ggfs. homöopathisch unterstützen? Habe auch was über Zylkene gelesen, kenne das aber nicht, müsste ich erst recherchieren. Eine Kräutermischung (u.a. mit Mönchspfeffer) bekommt er aktuell schon um zu schauen ob das ggfs. hilft, große Hoffnung habe ich nicht, aber ich möchte es wenigstens versuchen. :person_shrugging:

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