Philosophische Frage: Wie lange kann sich ein Hund ein Kommando merken?

  • Dino bietet manchmal auch Tricks an, die ich gar nicht abgefragt habe. Wenn ich ein Leckerli in der Hand habe und ihm nix sage, dann probiert er es in der Regel mit "Bitte" (= Männchen machen, quasi betteln). Einfach weil er weiß, dass es dafür fast immer einen Keks gibt und sich die Leute freuen, wenn er das macht. Das ist für ihn dann auch eine Form von Lob... und alleine dafür lohnt sich das seiner Ansicht nach.


    Mit "merken" hat das nix zu tun. Die Hunde lernen einfach, wofür es Leckerli oder Lob gibt und probieren dann eben auch mal unaufgefordert, obs was Feines gibt, wenn sie Kommando X zeigen.

  • Die Freigabe ist vielleicht die Belohnung?

  • Zur Frage „hält der Hund ein Kommando (lange), bis es aufgelöst wird“ - das kommt darauf an, wie sauber es trainiert ist. Wenns nicht so sauber trainiert ist, auch davon, wie stark der „Gegenimpuls“ ist.


    Tricks und Erlerntes abspulen, um ggf. eine Belohnung oder ein Extra abzustauben: Das hat hier mittlerweile auch unser kleines Murmelhirnchen drauf. Die alte Dame sowieso. Wenn die da von selbst nicht rausfindet (darauf bezog sich doch Deine Frage nach der „Unsicherheit“, oder?) und ich das Extra nicht gewähren mag, dann löse ich auf, indem ich sie wegschicke.


    Ansonsten nutze ich die das Angebot und frage kurz was ab und dann gibts auch das Goodie. Ich bin aber nicht der Konsequenteste aller Hundehalter, hier gibts nur ein paar Grundlagen, die wirklich sitzen müssen. Die dürfen mich auch mal manipulieren. Wichtig ist mir, dass ich es erkenne. Zumindest meistens. Oft.

  • Der Hund hat sich nicht gemerkt, dass du vor vier Stunden an dem Punkt schon mal das Kommando gegeben hast.

    Der hat sich gemerkt, dass er für Verhalten X eine Belohnung bekommen hat und probiert einfach, ob er durch das selbe Verhalten nochmal etwas abstauben kann.

    Auf gut Deutsch, genau genommen bettelt der Hund in dem Moment.

    Aber wenn ich davon ausgehe, dass sich mein Hund nichts merken kann, wie kann ich dann von ihm erwarten, dass er im Körbchen bleibt?

    Beispiel:

    Ich schicke meinen Hund ins Körbchen und er soll da bleiben bis ich es auflöse.

    Er geht aber genauso in sein Körbchen, wenn er müde ist bzw. entspannen will.

    Woran macht der Hund jetzt fest, er darf wieder raus? Für ihn gibt es nur den Zustand ich bin im Körbchen, die Zusatzinfo es gab ein Kommando hat er ja zu dem Zeitpunkt schon wieder verworfen. (Man merkt vielleicht, dass ich aus dem Informatik Bereich komme 🙈)

  • Gegenfrage: Schickst Du Deinen Hund anlasslos ins Körbchen und erwartest, dass er da mehrere Stunden verharrt? Oder gibts da einen situativen Rahmen, in dem Du entweder möchtest, dass der Hund sich aus dem Zentrum des Geschehens entfernt - oder aber dass er an seinem Platz zur Ruhe kommt und sich entspannt bzw. sein Verhalten runterreguliert?


    Hunde lernen auch den situativen Zusammenhang.

  • Mir ist bei "Beimir" auch aufgefallen, dass irgendwo der Punkt kommt, bei dem der Hund unsicher zu sein scheint ob er gerade im Kommando läuft oder nicht. Im "Fuß" merkt man halt irgendwann, dass die Konzentration nachlässt. Im "Beimir" ist die ja eigentlich gar nicht erst vorhanden und er "pendelt" sich da früher oder später raus. Baldur noch mehr als Koda, der ja mittlerweile auch oft freiwillig gemütlich neben mir unterwegs ist.
    Ich denke das Problem ist in dem Fall, dass das Kommando mehr Freiheiten erlaubt. Da kann man mal 1 m vor und zurück und die Seite wechseln, ein kurzer Schnüffler im vorbeigehen ist auch drin usw. und das pendelt sich dann einfach irgendwann hoch, dann markiert der Herr noch kurz, dann läuft er 1,5 m vor, dann 2 m zur Seite, weil er meinem anderen Hund ausweichen muss, dann wieder 3 m vor und durch die lasche Definition und den fließenden Übergang zwischen okay und nicht okay kann ich das durchaus verstehen, dass der Hund sich dann irgendwann als frei betrachtet oder sich eindeutig unsicher korrigiert. Die Grenzen im "Fuß" sind dagegen so eng, dass er da nicht rumtüddeln und vergessen kann was gerade Sache ist.
    Außerdem ist es mir bei "Beimir" auch relativ egal, wenn ich da kurz was wiederholen muss. Das ist ja nur mein zu-faul-zum-anleinen-Kommando und brauchen wir normalerweise immer nur die paar Meter bei denen man jemanden trifft.

  • Das richtige Leben ist nicht entfernt so logisch wie Informatik. Das gilt ganz besonders für soziale Beziehungen. Weder Hunde noch Menschen sind Automaten.

    Hunde entscheiden nach Gesamtlage und nicht nach einem einzelnen gehörten Befehl.


    Nehmen wir mal das Laufen bei Fuß. Ich sage Cara "Fuß" und meine es auch. Ich laufe dann konzentriert, halte Cara ein bißchen im Blick, bewege mich bewußter als sonst. Wenn ich das Kommando dann auflöse und Cara freigebe, dann werde ich automatisch etwas entspannter bummeln, meine Aufmerksamkeit von ihr wegnehmen. All das ist für Hunde überdeutliche Körpersprache. Selbst wenn ich mal das Freigabewort vergessen würde, würde Cara sich durch meine veränderte Körpersprache aus dem Komando entlassen fühlen.


    Ich kenne keinen einzigen Hund, der wie ein programmierter Automat stundenlang Fuß laufen würde, nur weil es ihm einmal gesagt und nicht wieder aufgelöst wurde.

    Mein Hund läuft solange Fuß, wie ich es will = wie ich geistig bei ihr bin. Vergesse ich sie und mache mein Ding, dann wird sie sich entlassen fühlen und umgekehrt auch ihr eigenes Ding machen.


    Fußgehen ist ja eine anstrengende Leistung für Hunde, es verlangt geistig viel Konzentration und körperlich die Anpassung des Lauftempos an den Menschen, was für die meisten Hunde eher unbequem ist. Es ist also angenehmer für den Hund, uns in einem kleinen Umkreis zu begleiten, zwischendurch zu schnüffeln usw, als stramm bei Fuß.


    Etwas anders liegt die Sache bei Kommandos wie "Sitz", "Platz" oder "Körbchen". Wenn das einmal gut auftrainiert ist dann gehört es zum Kommando dazu, daß der Mensch seine Aufmerksamkeit wegnimmt, sich zB auch mal entfernt, und der Hund trotzdem am Ort bleibt.


    Ich kenne mehrere glaubhafte Geschichten, wo Hunde mit "Sitz" oder "Platz" geparkt und anschließend vergessen wurden.

    Zum Beispiel wäre eine Familie beinahe ohne ihren Hund in Urlaub gefahren. Der Hund hatte gelernt, auf dem Bürgersteig zu warten, bevor er ins Auto einsteigen durfte und er tat dies auch brav, während Koffer und Kinder verladen wurden. In allgemeinen Aufbruchstrubel wurde er dann vergessen. Als es nnnnach einer Weile auffiel und die Familie zurückfuhr, saß er noch brav vor dem Haus.


    Dagmar & Cara

  • Wie lange sich ein Hund ein Kommando merkt...


    Bei mir ist es so, dass ein Hund nicht einfach ein Kommando bekommt und von mir aus nix kommt. Muss dazu sagen, dass wir Hundesportler sind und das Ganze vielleicht unter einer anderen Prämisse betrachten.


    Dein Fuß-Beispiel: Ich sage nicht einfach so Fuß und mache selbst nix.

    Fuß ist bei uns das sogenannte Sport-Fuß, bei dem wir beide unseren Teil beitragen.

    Dabei ziehe ich erstens das Tempo leicht an, weil es dann dem Hund leichter fällt, und zweitens nehme ich selbst Körperspannung an. Und solange ich so mit meinem Hund marschiere, bleibt der auch bei mir und marschiert mit.

    Wenn ich nachlasse, lässt auch der Hund nach.

    Allerdings beende ich normalerweise die Übung, bevor ich nicht mehr kann.


    Ich latsche also nie "einfach so" und guck spazieren und erwarte derweilen vom Hund, dass er mich anhimmelnder Weise neben mir hertrabt.

    Entweder es ist eine ständige Kommunikation (auch ohne Worte) oder wir schlurfen beide...

  • Ich kenne mehrere glaubhafte Geschichten, wo Hunde mit "Sitz" oder "Platz" geparkt und anschließend vergessen wurden.

    Ging mir mal so.

    Hatte mit Muckel auf die BH trainiert, im Fuß ordentlich Meter zu machen. Und weil Silver sich immer dazwischen gequetscht hat, hab ich die abgelegt. Nach ner Weile war Muckels Training beendet und ich wunderte mich, wo Silver abgeblieben war. Da lag sie noch ganz hinten...

    Gab dann natürlich nen fetten Jackpot!

  • Woran macht der Hund jetzt fest, er darf wieder raus? Für ihn gibt es nur den Zustand ich bin im Körbchen, die Zusatzinfo es gab ein Kommando hat er ja zu dem Zeitpunkt schon wieder verworfen.

    Warum sollte der Hund nicht wissen, ob er auf Kommando reingeschickt wurde oder nicht? Also, meine können das.


    Für einige Hunde ist es so, dass die Aufmerksamkeit, wenn der Hund von sich aus ein Verhalten anbietet, stark belohnend ist, so dass der Hund das dafür immer wieder macht. Meine eine Hündin ist so irr, die fühlt sich schon total belohnt, wenn ich sie angucke, wenn sie was macht. Das führt bei der dazu, dass sie es wieder anbietet. Aber "meine" Rasse ist auch bekannt dafür bei so was das gesunde Maß zu verlieren.


    Meine Hunde bekommen nur Aufmerksamkeit und Auflösung, wenn das Signal vorher kam, sonst nicht.


    Wie lange sich der Hund eine Aufgabe merken kann ... ich nutze meine Hunde an den Schafen. Wenn ich bei einem Umtrieb einem Hund sage: "Schafe hinter mir herbringen bis ich was anderes sage!", dann tun die das. Auch zwei Stunden lang.

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