SOS: Übernommen mit Welpe aus dem Auslandstierschutz?

  • Aber wir sind dran, mit dem Deckentraining. Die Expertin hat uns gestern auch noch einen anderen Platz für Holly im Wohnzimmer empfohlen. Ruhiger, in einer Ecke.

    dann gebt ihr als Ersatz für euch auf die Decke einen alten, nach euch riechenden Kuschelpullover. Oder ein Kissen aus eurem Bett, oder ein Kuscheltierchen( was sie natürlich nicht kaputt machen sollte :verzweifelt: )


    Es wird ja anscheinend schon besser, ihr bekommt das hin! :bussi:

  • Da läuft gerade definitiv nicht die Zeit weg. Der Welpe ist ein Junghund und somit geht's sowieso nur noch bedingt um nachholen.


    Der Hund ist seit 5 Tagen da!

    Da hat sich der Cortisol-Spiegel noch nicht annähernd wieder normalisiert.

    Logischerweise springt der rum wien Eichhörnchen auf Koks.

    Ihn jetzt noch mit Aussenreizen zu konfrontieren hat 0 Lerneffekt weil ihm momentan schlicht die nötigen Neurotransmitter dafür fehlen.

  • Gibt es einen Platz im Haus, den Sie "selber" gut findet? Also immer wieder mal aufsucht? Da könntet ihr drauf aufbauen...

    Unsere fand alle "vorgeschlagenen" Plätze doof, sie hat sich irgendwann in der Diele auf die garderobenbank gelegt, da haben wir dann ihr körbchen platziert. Ich selber hätte sie da nie rausgeschickt, lt Trainer auch nicht ideal, aber noch heute ist das "ihr Bereich/Lieblingsplatz" 🤷‍♀️

  • Kleiner Nachtrag. Ich habe nochmal zwei Zitate extra gesucht und möchte dazu was schreiben.

    Ansonsten muss ich echt mal erwähnen, wie vertrauensvoll dieses Tierchen ist. Obwohl sie schon so viel Mist erlebt hat. Sie hat uns einfach so ihr Herz geschenkt, ohne eine Wahl zu haben. Wurde nicht gefragt, ob sie weg möchte aus ihrer Heimat, von ihrem Bruder. Diese Entscheidung haben wir für sie getroffen. Was für eine enorme Verantwortung!

    Es sind immer Mutmaßungen, was das Tier nun wirklich an traumatischen Ereignissen erfahren hat. Das es traumatisiert ist, dagegen spräche, dass sie euch schnell vertraut (das Herz schenkt/bzw. sich an euch binden kann).


    Dass wir Menschen wissen, dass ein Shelter nicht ein so toller Welpenaufzuchtsort ist, das nehmen wir an. Viel interessanter ist, was die Mutterhündin erlebt hat. Und das ist meist nicht klar, wird aber in den meisten Fällen nichts Gutes gewesen sein und das kann schon im Mutterleib die Welpen nachhaltig prägen.


    Worauf ich hinaus will ist, dass ich mich von den Interpretationen der Vergangenheit dieses Tieres verabschieden würde.

    Ihr habt einen Hund aufgenommen, wo ihr nicht viel über die Aufzucht wisst. Das Kopfkino könnt ihr haben, aber es nutzt dem Hund nicht die Bohne. Einem sensiblene Hund gegenüber Mit-LEID zu zeigen, kann den Hund meiner Meinung nach noch zusätzlich verunsichern.

    Auf der anderen Seite ist das Verstehen, der Situation des kleinen Hundchens eine andere Qualität. Hier geht es um Einfühlungsvermögen. Und das habt ihr ja wirklich in hohem Maße! Macht euch das zunutze und gebt dem Hund ein stabiles Weltbild vor, mit viel Sicherheit und einer guten Portion Humor.

    Holly kommt aus dem Ausland zu uns. Sie ist bereits 4 Monate oder älter. Durch den frühen Verlust ihrer Mutter und einige Wochen im Shelter/Welpenzwinger ist sie supernervös und immer "on". Sie kennt keine Grenzen und weiß nicht, wie sie zur Ruhe kommen kann. Neben der Stubenreinheit soll sie nun erstmal lernen, entspannt zu schlafen. Damit sie die Eindrücke auch verarbeiten kann.

    Wer war ihr Mutter?

    Wann hat Holly diese verloren?

    Was waren das für Umstände?

    Wie hat sie im Shelter gelebt?

    Wie wurde sie betreut?

    Was sagen die Betreuer zum Hund?


    Welche Grenzen meint ihr?

    Hatte sie überhaupt soziale Kontakte?

    Wenn ja, zu Menschen? Und zu Tieren?

    Welche Qualität war das?


    Ich frag das ernsthaft, weil es kann ja sein, dass der Hund hochgradig traumatisiert ist. Oder eben auch nicht, sondern nur eine schlechter Start ins Leben.

  • Da läuft gerade definitiv nicht die Zeit weg. Der Welpe ist ein Junghund und somit geht's sowieso nur noch bedingt um nachholen.

    Kannst du das näher erklären?

    Ab wann würdest du denn meinen, ist die Sozialisation nachhaltig beendet und mal hat keine Chance mehr, den Hund noch nachzusozialisieren?

    Ab 4 Monaten schon?


    Ich würde dennoch kämpfen.

  • Meine Hündin hat die Sozialisationsphase auf der Straße verbracht und kam erst mit 1,5 Jahren zu mir. Trotzdem war eines unserer ersten Schritte gemeinsam mit der Trainerin und ihrem ruhigen, souveränen Hund Gassi zu gehen. Ich würde mir also eine ruhige Strecke suchen und dort genau das machen, damit der Zwerg sich mal noch etwas erwachsenes hündisch abkupfern kann. Nebenbei hat mir die Trainerin das Verhalten von Sunny oder ihrer Hündin erklärt, damit ich das besser erkenne.


    Was ist das Ergebnis der fehlenden/negativen Sozialisation? Meine Hündin hat Angst vor Fremdhunden! Für immer und ewig. Erst nach dem Kennenlernen entscheidet sie: Der ist ok, der ist öder oder den mag ich nicht. Ihre Grundeinstellung ist jedoch immer erst einmal Angst (zeigt sich bei ihr durch Leinenaggression in der Ferne oder Abducken und alles einziehen bei Nähe). Mittlerweile kennt sie einige Hunde, aber die Erkenntnis "Hunde sind grundlegend eigentlich ok" wird bei ihr nie einsetzen. Sie hat es umgekehrt auf der Straße gelernt "Hunde sind gefährlich, klauen mir Platz und Futter". Und darüber reden hier einige. Ist die Sozialisationsphase vorbei, bleiben einige Dinge für immer haften, wie die Einstellung zu anderen Lebewesen (Menschen, Kinder, Hunde etc.). Dazu zählt dann aber auch, dass dein Hund sich eventuell für andere Hunde seltsam verhält und sie damit immer Stress mit anderen Hunden haben könnte.


    Ein Straßenhund hat immerhin hündische Kommunikation gelernt. Ein Zwingerwelpe hingegen... hat sehr viel verpasst. Das kann gut sein, wenn man noch rechtzeitig positive Verknüpfungen schaffen kann (das geht nur ohne Überforderung seitens deines Hundes). Oder es ist schlecht, weil der Hund für immer Defizite hat. Darum wird hier so gedrängt, die letzten möglichen Wochen nicht komplett zu verschlafen.


    Zum Hinterherlaufen: Das machen tatsächlich viele Neuankömmlinge, nicht nur Welpen, auch erwachsene Hunde im neuen Haushalt. Normal hört das von selbst auf. Auch einfach mal die Tür hinter sich schließen und dann recht zügig zurückkehren.

  • So wie ich es verstanden habe, hat der Welpe im Shelter nur einige Wochen verbracht und vorher mit Mutter und Bruder auf der Straße oder bei Menschen gelebt? Deswegen denke ich dass er möglicherweise gar keinen „Deprivationsschaden“ hat. Aber vielleicht habe ich das falsch verstanden?

  • Gibt es einen Platz im Haus, den Sie "selber" gut findet?

    Bis jetzt noch nicht wirklich. Wenn sie ein Hasenohr oder ein Kauspielzeug kriegt, trägt sie es allerdings immer aufs Sofa, wo sie viel mit uns liegt. Bisher nehme ich es ihr dann ab und trage es ihr wieder auf die Decke, auf der sie kauen soll. Aber vielleicht lege ich die Decke auch lieber aufs Sofa drauf? *Grübel*

  • Meine Hündin hat die Sozialisationsphase auf der Straße verbracht und kam erst mit 1,5 Jahren zu mir. Trotzdem war eines unserer ersten Schritte gemeinsam mit der Trainerin und ihrem ruhigen, souveränen Hund Gassi zu gehen. Ich würde mir also eine ruhige Strecke suchen und dort genau das machen, damit der Zwerg sich mal noch etwas erwachsenes hündisch abkupfern kann. Nebenbei hat mir die Trainerin das Verhalten von Sunny oder ihrer Hündin erklärt, damit ich das besser erkenne.

    Genau das ist der Unterschied.

    Ein erwachsener Hund kann nicht nachsozialisiert werden, bzw. muss man das ganz genau differenzieren. Man kann einen Hund RE-sozialisieren! Dazu muss der Hund aber eine Sozialisation in der Prägezeit gehabt haben. Und eine Hund kann lebenslang lernen. Und es gibt auch das Deprivationssyndrom.

    Also eine Hund ist nicht geprägt auf Umwelt-Menschen-Tiere und das kann nicht nachgeholt werden. Es können Verbesserungen stattfinden.


    Dein Hund ist mit 1,5 Jahren geprägt und sozialisiert gewesen. Das ist eine vollkommen andere Ausgangslage.


    Weißt, was ich meine?

    Das Vorgehen deiner Trainerin finde ich sehr gut!

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