Frustrationstoleranz - Frustration ertragen lernen?

  • Ganz klassisch in der Hundeschule z. B. Begegnungstraining. Wie Vakuole schrieb: Dinge angucken und dabei Ruhe halten. Sich wegschicken lassen. Warten lernen. Nicht ganz behagliche Situationen auf Freigabe verlassen. Schwierigere „Aufgaben“ (spielerisch) stellen, für die der Hund nicht gleich eine Lösung findet. Sind nur ein paar Beispiele.


    Wie gesagt, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz sind mMn letztlich zwei Seiten einer Medaille. Beim Zweiten liegt die Betonung halt mehr auf dem „Aushalten“.


    Momo und Lotte


    Hat sich überschnitten. Das, was Du beschreibst, finde ich nicht praktisch. Den Hund erst künstlich in eine Erregungslage zu versetzen, um ihn dann gezielt zu frustrieren, ist keine Übung zur Toleranz. Außerdem gleich viel zu hoch aufgehängt.

  • Ah, Alex Hundecoach...ja also, diese Definition von ihm ist halt selbsterfunden und kein durchdefiniertes Konstrukt. Es erscheint mir auch nicht logisch, aber das ist ja generell das Problem von schlecht operationalisierten, selbstdefinierten Konstrukten.

    Meine Meinung...wenn mein Hund z.B. zu einem Brötchen gehen möchte, ich das aber abbreche und ihn nachdem er sich zu mir umorientiert oder das Brötchen apportiert hat, eben jenes fressen lasse, fällt es trotzdem unter Frustrationstoleranz.

    Genauso wenn Hundi kreischt weil es zu anderen Hunden hinwill, sich aber dann zusammennimmt und als Belohnung hindarf. In beiden Situationen gibt es eine gewisse Frustration durch die nicht sofortig erfolgende Bedürfnisbefriedigung. Hund lernt aber, dem Frust nicht nachzugeben, also wird "Frustrationstoleranz" erarbeitet.

  • "Klassischerweise" kann ich nicht beantworten.
    Bei mir gibt es mal ein Wartenmüssen, auch mal ein Verbot, auch mal ein ähäh und sogar mal ein 'hey!' aber ich versuche ja eigentlich immer, keinen Frust aufkommen zu lassen. (Wir sind ja beide Lehrer*innen, und es ist sicherlich irgendwie in uns drin, dass man Frust einfach vermeiden will)

    Den Vergleich finde ich an dieser Stelle schwierig. Wenn Frust immer vermieden wird, wie soll der Hund dann lernen damit umzugehen? Das ist in unserer belebten Umwelt ohne deprivierte Haltung meiner Meinung nach nicht umsetzbar

  • Hahahaha, direkt erkannt? Sehr gut.
    Bei deinen Gedanken bin ich dabei.
    Bei uns gibt es leider kaum Sachen, die später doch erlaubt wären.
    Hund apportiert Bananenschale, die er eigentlich gern heimlich fressen würde? MEGA. Dafür kriegt er etwas noch Besseres. Wäre es ein Apfelnüsel, darf er den auch nach Anzeige fressen.
    Hund zeigt Katze nur an ohne draufzustürzen? MEGA. Dafür kriegst du jetzt was, was du eigentlich nicht am liebsten wolltest und sobald möglich kannst du den Dummy hetzen.

    Es ist also mehr ein "den Frust länger/ruhiger aushalten" (-> also ja, einfach Impulskontrolle) mit Aussicht auf Bedürfnisbefriedigung. Keine angesteuerte Hornhaut gegen Frust durch Wiederholung frustrierender und nicht lohnender Erfahrungen.
    So meinst du das, oder?

  • Ich denke halt, dass das eben alles zum Konstrukt Frustration/Frustrationstoleranz gehört, also sowohl das Aushalten von Frust mit direktem Zugang zum Verstärker als auch der "Ersatz" oder das einfache Aushalten im Sinne eines Gewöhnungseffekt.

  • "Klassischerweise" kann ich nicht beantworten.
    Bei mir gibt es mal ein Wartenmüssen, auch mal ein Verbot, auch mal ein ähäh und sogar mal ein 'hey!' aber ich versuche ja eigentlich immer, keinen Frust aufkommen zu lassen. (Wir sind ja beide Lehrer*innen, und es ist sicherlich irgendwie in uns drin, dass man Frust einfach vermeiden will)

    Den Vergleich finde ich an dieser Stelle schwierig. Wenn Frust immer vermieden wird, wie soll der Hund dann lernen damit umzugehen? Das ist in unserer belebten Umwelt ohne deprivierte Haltung meiner Meinung nach nicht umsetzbar

    Nee, ich glaube der ist sowieso häufig genug da. Da muss ich keine zusätzlichen Situationen erzeugen. Und da Frust so häufig da ist (also bei meinen Hunden auf jeden Fall!) versuche ich eher, frustrierende Situationen zu umgehen (also z.B.: drei frustrierende Hundebegegnungen und zwei Katzen und einen Döner pro Tag musste ich bis zum Nachmittag in Kauf nehmen. Das ist genug Frust. Die Abendrunde wird einfach nur möglichst entspannt. Ganz lange Leinen, ganz spät losgehen, irgendwo, wo ziemlich sicher kein Essen rumliegt und keine Katzen sind, einfach schnüffeln, bummeln, rumwuseln dürfen)

    Und frustriende Situationen versuche ich einigermaßen aufzufangen. Geht nicht immer. Egal. Aber Umlenken, anderes Kommando, sanft durch die unguten Gefühle schiffen - wenn möglich, ist das eher mein Weg.
    Aber kann ja voll sein, dass das Quatsch ist. Ich kann nur selbst mit Frust und Stress schlecht umgehen und deshalb käme ich nicht auf die Idee, den extra zu erzeugen oder auch nur billigend in Kauf zu nehmen wenn es irgendwie zumindest ein bisschen abgefedert werden könnte.

  • Den Vergleich finde ich an dieser Stelle schwierig. Wenn Frust immer vermieden wird, wie soll der Hund dann lernen damit umzugehen? Das ist in unserer belebten Umwelt ohne deprivierte Haltung meiner Meinung nach nicht umsetzbar

    Nee, ich glaube der ist sowieso häufig genug da. Da muss ich keine zusätzlichen Situationen erzeugen. Und da Frust so häufig da ist (also bei meinen Hunden auf jeden Fall!) versuche ich eher, frustrierende Situationen zu umgehen (also z.B.: drei frustrierende Hundebegegnungen und zwei Katzen und einen Döner pro Tag musste ich bis zum Nachmittag in Kauf nehmen. Das ist genug Frust. Die Abendrunde wird einfach nur möglichst entspannt. Ganz lange Leinen, ganz spät losgehen, irgendwo, wo ziemlich sicher kein Essen rumliegt und keine Katzen sind, einfach schnüffeln, bummeln, rumwuseln dürfen)

    Und frustriende Situationen versuche ich einigermaßen aufzufangen. Geht nicht immer. Egal. Aber Umlenken, anderes Kommando, sanft durch die unguten Gefühle schiffen - wenn möglich, ist das eher mein Weg.
    Aber kann ja voll sein, dass das Quatsch ist. Ich kann nur selbst mit Frust und Stress schlecht umgehen und deshalb käme ich nicht auf die Idee, den extra zu erzeugen oder auch nur billigend in Kauf zu nehmen wenn es irgendwie zumindest ein bisschen abgefedert werden könnte.

    Achso, hab dich falsch verstanden. Ich dachte es geht darum, generell den Hund auch aus Frustsituationen innerhalb des Alltags fernzuhalten. Ich kenne Besitzer/innen, Trainer/innen die das versuchen (hab selbst dazugehört) und das Ergebnis gefällt mir nicht.

  • oder das einfache Aushalten im Sinne eines Gewöhnungseffekt.

    Also, glaubst du, es gibt diesen blanken Gewöhnungseffekt? Und gewöhnt man sich dann an den Frust oder an den Auslöser? Ich finde, dass das ein enormer Unterschied ist.

    Ich würde Mal von einer Interaktion ausgehen? Zu einem groben Überblick von Frustration beim Hund finde ich btw dieses Paper ganz nett https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6535675/

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