Wieviel „Natur“ ist Zuviel? Schnauzengriff, Rudeltheorien, PREY-Ernährung usw.

  • Ich würde auch unterscheiden: "natürlich" im Sinne von "ursprünglich", so empfinde ich Hunde aus bereits genannten Gründen definitiv nicht. Sie sind ein Begleiter (egal in welcher Funktion), von Menschen für Menschen gemacht. Trotzdem halt Lebewesen, in diesem Sinne also schon irgendwie "natürlich".

    Schnauzengriff: für Erziehungszwecke wende ich den nicht an. Siehe oben: ich bin kein Hund. Was aber alle Hunde hier total super finden: Schnauze in die geschlossene Hand drücken und dann wird die Gosch gekrault, gekrabbelt, geknibbelt, die Nase gedrückt oder einfach nur wenn Hund es will: festgehalten.

    Hier ist das also durchaus als soziale Geste zu interpretieren, aber nicht als Erziehungsmittel

    Danke! :gott: Ich dachte schon kurz, nach dem Begriff des "weichen" Schnauzgriffs, dass ich meinen Hund ungewollt maßregle. :rollsmile: So ist es hier nämlich auch, aber eher als Liebkosen gemeint. Und er drückt auch sein Schnäuzchen freiwillig in meine Hand. :herzen1:

    Ich find interessant, dass hier manche davon ausgehen, dass ihre Hunde alleine draußen nicht überleben würden

    Also Bobby definitiv nicht. In der Stadt könnte er sich zwar womöglich von Essensresten ernähren, käme aber bald unter ein Auto. Wobei er sich vermutlich eh ratzfatz wieder neuen Menschen anschließen würde, er ist ein Begleithund durch und durch. :D In der Wildnis würde er verhungern, erfrieren oder gefressen werden. Oder bis an sein Lebensende schmollend in der Ecke sitzen, weil ihn niemand in den Schlaf krault. :barbar::lol:

  • Wie soll hier Natur überhaupt definiert werden.

    Sind aufgeforsteter Wald, beweidete Wiesen und Felder Natur? Ist das Wild, das seinen Einstand im Getreide hat noch Natur? Sind bewusst gezüchtete Tiere Natur?

    Der Begriff ist einfach schwierig.

  • Ich habe auch noch nie gehört, dass jemand seinem Hund die Schnauze leckt, um zu beschwichtigen. Oder den Kopf weg dreht, mit den Ohren wackelt, bögen läuft etc. Wir sind Menschen und sollten uns auch so verhalten.

    Das wiederum mach ich zT schon - also Ohren wackeln kann ich nicht, aber ich schaue bewusst manchen (idR ängstliche) Hunden nicht in die Augen, laufe nicht frontal auf sie zu oder drehe mich seitwärts, um sie vorbeizulassen.

    Andersrum nutzen doch viele HH körpersprachliches Blocken bei Fremdhunden, vermeiden es, sich über Hunde zu beugen etc.


    Das heißt, ein Stück weit imitieren wir ja doch hundische Körpersprache bzw vermeiden gerade das.

  • Sind aufgeforsteter Wald, beweidete Wiesen und Felder Natur? Ist das Wild, das seinen Einstand im Getreide hat noch Natur? Sind bewusst gezüchtete Tiere Natur?

    All das ist durch gezielte Eingriffe des Menschen entstanden.


    Wenn man Natur also im Sinne von "ursprünglich", unbeeinflusst vom Menschen, versteht, dann NEIN.


    Wenn man Natur als "befindet sich an der frischen Luft und ist grün" definiert, ist das natürlcih was anderes...

  • Man = du?

  • Ich versuche, diesen unklar definierten Begriff nicht zu benutzen.


    Hier wurde das so verwendet. Die Hunde, die sich ohne menschliche Eingriffe vermehren etc.

  • Für mich läuft der Griff um die Schnauze unter Gewalt in der Hundeerziehung. Egal ob "weich" oder hart.

    Ich sehe das differenzierter. Schnauzengriff kann Gewalt sein, aber er muss es nicht. Wenn er aus dem Kontext passt und der Hund ihn versteht, kann er ein probates Mittel sein. Für die Missachtung eines (Trick-)Kommandos wie Sitz einen Schnauzengriff anzuwenden, dürfte beim Hund auf absolutes Unverständnis stoßen. Wenn der Hund aber einen grad zwickt (also, Welpe im übermütigen Spiel), kann ein sanftes Festhalten der Schnauze durchaus verstanden werden - wenn man als Mensch hier auch vorweg richtig kommuniziert.

    Wie gesagt: ich nutze den "Schnauzengriff" meistens beim Rumalbern als spielerische Geste; da ist keinerlei Maßregelungsgedanke dabei - auch nicht bei Jin.

    Ich hab Jin übrigens auch schon im Spaß tatsächlich über den Nasenrücken gebissen (also, Zähne haben ihre Haut berührt, aber natürlich ohne Druck) - ist ziemlich fusselig, muss man nicht öfters machen xD Aber Jin hat es als das gesehen, was es war: eine alberne Geste.



    "Trainieren statt dominieren"

    Wobei da die Frage ist: ist jede Art von aggressiver Kommunikation (was ein "Heilandsakrament!" ja doch auch ist), gleich der Versuch zu dominieren?

    Training läuft bei mir sehr viel über Lob und Leckerchen. Aber Alltag läuft bei mir für über Kommunikation - und zwar Kommunikation in allen Facetten.




    Alleine aus der Tatsache heraus, dass ich ganz einfach kein Hund bin, würde ich sagen, dass mein Hund auch kein hündisches Verhalten an mir erkennen könnte. Würde ich sie auf den Rücken werfen, ihr an die Schnauze greifen oder ähnliches, würde sie mich höchstens als unberechenbar einstufen und unsicher mir gegenüber werden. Ich habe auch noch nie gehört, dass jemand seinem Hund die Schnauze leckt, um zu beschwichtigen. Oder den Kopf weg dreht, mit den Ohren wackelt, bögen läuft etc. Wir sind Menschen und sollten uns auch so verhalten.

    Ich wende durchaus hundische Mimik und Körpersprache an und werde dabei auch verstanden.

    Aktives auf den Rücken werfen ist bei Hunden eine sehr hohe Sprosse der Eskalationsleiter - das kommt unter bekannten Hunden auch im Konflikt nur extrem selten vor. Jin wendet das bei Welpen an, um ihnen klar zu machen, dass ein Nein auch wirklich Nein bedeutet, falls dieser vorige Kommunikationsmittel nicht versteht. Ansonsten kommt es in unserer Meute nur vor, wenn Jin tickt (was bei ihr ein unsouveränes Verhalten ist) und der andre Hund nicht schnell genug Land gewinnt (wobei das evtl. gar kein bewusstes auf den Rücken werfen ist, sondern einfach aus dem Größenunterschied zwischen Jin und dem Rest entsteht).

    Ebenso ist einem andren Hund die Schnauze lecken schon ein recht starkes Beschwichtigungssignal, bei der der leckende sich in eine stark submissive Position begibt - ich wüsste grad nicht, wann ich das tatsächlich einsetzen sollte... Außer beim Kuscheln, da geb ich Jin durchaus mal Küsse auf die Schnauze.


    Aber gerade den Bereich der Mimik und der Blicke, nutze ich sehr viel, v.a. weiche Blicke. Bei dem weggelaufenen Fremdhund, der unbedingt zu unserer Bande wollte (die das gar nicht lustig gefunden hätte), aber davon irritiert war, dass ich auf ihn zu bin, hab ich ganz bewusst an ihm vorbei geschaut und den Körper leicht von ihm abgewandt (nicht zu stark, damit er nicht auf die Idee kommt, um mich rum zu unsren Hunden zu laufen), derweil ich auf ihn zu bin - beim menschlichen direkt auf ihn zu gehen, wäre er vmtl. entweder ins Fiddeln gefallen oder dann doch weggelaufen. Kurz vor ihm hab ich dann auch einen leichten Bogen angedeutet (weil er Unwohlsein zeigte). Der Hund hat mich verstanden und ich konnte ihn sichern.

    Am gleichen Tag gab's noch einen vermeintlich halterlosen Eurasier, bei dem ich sogar noch extremer beschwichtigend kommuniziert habe, weil er auf die (anfangs etwas zu direkte, zu menschliche Annäherung) mit Abstand verlangender Mimik und Körpersprache reagierte, er hätte vmtl. auch abgeschnappt, hätte ich auf menschlich weiter gemacht. Weggehen war ja nunmal keine Alternative, weil ich von einem entlaufenen Hund ausging.


    Auch gerne nutze ich das freudige übertriebene Spielgesicht (zusammen mit weiteren Gesten) zur Aufforderung eines gemeinsamen Spiels. Jin liebt das.


    Verbote (wie z.B. meinen Teller) unterstütze ich häufig mit direktem "starren" Blick. Manchmal auch zusätzlich durch Nasenrückenrunzeln und knurren.

    z.B. ist Thorin grad mir gegenüber extrem im sexuellen Verhalten (Jin ist läufig und ich rieche natürlich nach ihr), steigert er sich zu arg rein, verlange ich per Blick Abstand, ist er arg drüber auch mit Nasenrückenrunzeln, nimmt er sich zurück, schau ich sofort weg. Er kommt so tatsächlich von alleine runter. Schicke ich ihn hingegen mit einem strengen "Ab!" weg, so kann es sein, dass er gestresst anfängt die andren Hunde anzufiddeln. Und ja: ich finde es doof, dass ich grad nur sehr wenig und sehr dosiert liebevoll mit ihm umgehen kann. Aber es hilft ja nicht, wenn ich ihn nett streichel und er davon überdreht :ka: Also ignorier ich ihn grad in erster Linie und halte ihn ansonsten v.a. körpersprachlich auf Abstand.




    Ich glaube natürlich nicht, dass ich all das - sei es nette, sei es unnette Kommunikation - in Perfektion nachahme. Aber offenbar gut genug, dass die Hunde mich verstehen.


    Wobei auch viele der hundischen Kommunikationsmittel den menschlichen gar nicht so unähnlich sind. Es ist nur so, dass viele Menschen sich ihrer Körpersprache und Mimik gar nicht so sehr bewusst sind. Ein aggressiver Mensch starrt seinem Kontrahenten genauso in die Augen, wie ein aggressiver Hund. Ein unsicherer Mensch vermeidet genauso Blickkontakt wie ein unsicherer Hund. Berührungen können sowohl beim Menschen als auch beim Hund dominierende, aber auch liebevolle Gesten sein. Natürlich gibt es auch Unterschiede, z.B. Umarmungen im liebevollen Kontext gibt es bei Hunden eher nicht. Aber Hunde schauen sich auch im Gegenzug viel von uns ab und so kann ich zumindest von Jin sagen, dass sie mich durchaus auch mal umarmt.



    Gleichzeitig ist mir klar, dass nicht jeder Mensch hundische Kommunikation nachahmen kann/will. Jeder Mensch ist - wie jeder Hund - anders und kommuniziert auch anders. Das ist nichts schlimmes. Das muss man nur annehmen und authentisch nach seinem Vermögen kommunizieren. Dann klappt das auch - egal, ob mit einem Hundisch-Menschisch-Gemisch oder "nur" menschlich.


    Ich kann z.B. draußen nur schwer Spiel abseits von Objektspiel mit Hunden spielen. Wenn ich es versuche, fühlt es sich für mich aufgesetzt und "falsch" an. Dementsprechend reagieren auch die Hunde auf solche Versuche eher irritiert. Bei Snaedis kann ich regelmäßig sehen, dass das aber durchaus funktionieren kann. Nur halt für mich nicht. In der Wohnung geht kann ich solches Spiel aber tatsächlich schon :ka:

  • Zum Schnauzgriff:


    Nicht nur, dass ich keinen Schnauzgriff zielgerichtet setzen kann, er steht mir imho als Maßregelung schlicht nicht zu! Weder bin ich ein Hund, noch bin ich auf identischer Ebene mit den Goschen der Hunde. Zumindest nach meiner Beobachtung haben Schnauzgriffe unter Hunden immer mit Nähe zu tun!


    Selbst innerhalb meiner Gruppe lassen sich unterschiedliche Vorgehensweisen nach Welpenzugang beobachten.

    Während die Eine schnauzgriffig beim Welpen vorging, schnappte die Andere vor ihm ab.


    Der letzt hinzu kommende Welpe lebt nicht fest mit meinem Dreierteam, bzw. wohnt nicht bei uns, er war aber in seinen ersten Lebensmonaten oft für längere Zeit bei uns und geht heute und in Zukunft hier ein & aus.

    Sam wurde von meinen Hunden nie schnauzgriffig gemaßregelt, sondern von allen nur abschnappend.

    Das Quartett versteht sich übrigens bombig:gut:



    Zu PREY Ernährung kann ich nichts beitragen.

  • Ich versuche, diesen unklar definierten Begriff nicht zu benutzen.


    Hier wurde das so verwendet. Die Hunde, die sich ohne menschliche Eingriffe vermehren etc.

    Im für sich die eigene Meinung äußernd.


    Ohne man.


    Deshalb hab ich gefragt.

    Ob und welches man dein ich ist.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!