Hund beißt Kind. Gibt es noch eine realistische Chance für ihn?

  • Wenn aber der Erfahrungshorizont der TE - bezogen auf ihren verstorbenen Hund und ja vielleicht auf alle Hunde, mit denen sie bislang näher zu tun hatte - genau diese und nur diese Erfahrung hergibt? Dass Hunde, nach allem, was sie bisher erlebt hat, strunzengutmütig sind, wenn's um Kinder geht. Kindliche Tolpatschigkeit also ohne jede Regung zu allen Zeiten in allen Situationen tolerieren. Wie will man ihr da 'nen Strick draus drehen?

    Aufgewacht ist sie jetzt. Und sie weiß jetzt, dass es komplett anders laufen kann.

    Aber es ist doch auch nicht egal, nur weil dem Kind nichts passiert.

    Ich weiß nun nicht, wie alt die TE ist, aber ich kann mich gut an Zeiten erinnern, in denen stolz Familienfotos hergezeigt wurden, auf denen das Kleinste der Familie auf dem Bernhardiner ritt ...

    Und wenn mich nicht alles täuscht, gab es vor, keine Ahnung, vielleicht 10-15 Jahren (?) noch Hunderatgeber, die ihren Hintern auf die Beisshemmung wegen Kindchenschema oder den Welpenschutz gewettet hätten.

    Will sagen: dass Dir und uns das "Unsere-Kinder-durften-alles-mit-unserem-Hund" hochnotempörend erscheint, ist vermutlich nicht zeitenthoben immer schon so.

  • Aber es ist doch auch nicht egal, nur weil dem Kind nichts passiert.

    Ich weiß nun nicht, wie alt die TE ist, aber ich kann mich gut an Zeiten erinnern, in denen stolz Familienfotos hergezeigt wurden, auf denen das Kleinste der Familie auf dem Bernhardiner ritt ...

    Und wenn mich nicht alles täuscht, gab es vor, keine Ahnung, vielleicht 10-15 Jahren (?) noch Hunderatgeber, die ihren Hintern auf die Beisshemmung wegen Kindchenschema oder den Welpenschutz gewettet hätten.

    Will sagen: dass Dir das "Unsere-Kinder-durften-alles-mit-unserem-Hund" hochnotempörend erscheint, ist nicht zeitenthoben immer schon so

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    Kann sein, dass man beim Thema Hundehaltung nicht auf dem aktuellen Stand ist - aber wenn man 2020 kleine Kinder hat, sollte es selbstverständlich sein, dass man den Kindern Achtung und Respekt vor anderen Lebewesen beibringt :ka:

    Das bezieht sich jetzt aber nur auf Deine Aussage - und ausdrücklich nicht auf die Thread-Erstellerin.


  • Ob was schon immer so war oder nicht, ist doch egal!

    Die Kinder sind 7, 4 und 2 Jahre alt. Mit 'aber frueher ...' muss da jetzt echt keiner kommen!

    Das war bezogen auf den persönlichen Erfahrungshorizont der TE. Und es ist nunmal drin, dass sie einen Erlebens- und Kenntnisstand haben könnte, der Dir, mir oder uns inzwischen völlig abwegig scheint.

    Und ihr selbst jetzt wohl auch.

  • Spoiler anzeigen

    Off topic:

    Natürlich kann ein Kleinkind noch nicht so umfangreich und überlegt differenzieren, aber ein zwei-, drei-, vierjähriges Kind kann durchaus ein paar grundsätzliche Regeln zuverlässig einhalten. Dazu muss man diese aber klar und deutlich aufstellen und konsequent einfordern. Diese Regeln gelten immer! Egal, ob ich gerade müde oder gestresst bin, ob ich telefoniere, koche oder die Situation gerade eigentlich sooo süß oder völlig harmlos ist.

    Da muss man wirklich beharrlich sein und eine gehörige Portion Selbstdisziplin aufbringen, denn die Dinge einfach laufen zu lassen, ist sehr oft für den Moment viel viel einfacher.

  • Sorry, aber nein, bei uns hat der Große seine Schwester nie gebissen und hier hat auch kein Kind jemals einem Hund einfach an den Ohren gezogen oder ihn gekniffen.

    Der Hund wurde hier nie wie ein Spielzeug behandelt, er war einfach da und lebte mit uns. Wir haben auch keine lustigen Fotos, wo das Kind auf dem Hund sitzt oder Videos wie es dem Hund hinterher rennt. Ganz einfach, weil es bei uns sowas nie gab. Nicht bei Zweijährigen und auch nicht jetzt, wo sie älter sind. Ich nehme ich nicht die Hand eines Kleinkindes und zeige ihm wie man "Ei" macht. Ich glaube, meine Kinder wussten lange nicht, dass sie den Hund überhaupt streicheln können. Der war einfach da, hat ihnen mal die Hand abgeleckt, dann haben sie gekichert und fertig.

    Und wenn hier ein Kind plötzlich aus heiterem Himmel mit Bauklötzen geworfen hätte, dann hätte mich das sehr nachdenklich gemacht.

    Natürlich bekommen Kinder mal einen Wutanfall und liegen tobend im Gang vom Supermarkt. Aber ich habe es noch nie erlebt, dass eines meiner Kinder unvorhersehbar und aus heiterem Himmel auf jemanden losgegangen wäre. Auch Wutanfälle kündigen sich an und sind Ergebnis eines Konflikts, der sich hochschaukelt.

    Übrigens eine ganz erstaunliche Parallele zu dem, was hier immer in Bezug auf Hunde gepredigt wird. Da heißt es doch auch immer, wenn es eskaliert, seien Warnzeichen ignoriert worden.

    Ach, und ein gefrustetes, übermüdetes Kind würde ich ganz generell nicht alleine lassen - weder mit Hund, noch ohne. Denn die neigen dazu, sich gerne mal böse weh zu tun, wenn sie nicht mehr rational denken.

  • Also wenn ich als Kind "früher" (vor zwanzig Jahren) versucht hätte, auf unserer Lady zu reiten, weiß ich nicht, ob mein Kopf heute noch zwischen meinen Schultern tragen würde. Ich bin versucht, diesen Thread meiner Mutter zu zeigen, die ebenfalls drei Kinder und einen Hund hatte... Bei uns gabs Regeln, und alles was der Hund nicht mochte, war für uns Kinder sowas von verboten. Dazu muss man allerdings als Mutter auch erkennen können, was der Hund mag und was nicht, um es den Kindern erlauben oder verbieten zu können - und ich glaube, daran scheitert es hier schonmal grundlegend.

  • Das unterschreibe ich zu 100%. Es tut mir auch wirklich leid was passiert ist und ich wünsche eurer Tochter gute Besserung.

    Ich habe selber 2 Kinder und sie sind mit einem Hund groß geworden, der auch eine "kürzere Lunte" hatte.

    Es gibt tatsächlich einige Hunde, die bei Kindern wahnsinnig viel aushalten, darüber wegschauen, dass sie bespielt oder auch mal vom Kleinkind gekniffen werden. Die meisten finden das aber wirklich nicht toll, ihre Reizschwelle ist nur unglaublich groß!! Häufig reagieren die Menschen dann vielleicht schon, wenn der Hund anfängt zu knurren - das ist das was der Mensch noch mitbekommt. Aber auch abschnappen gehört eben einfach zu einer normalen Reaktion des Hundes. Deswegen ist er nicht böse und auf gar keinen Fall heißt es, dass er eingeschläfert gehört. Er hat vermutlich einfach das Gesicht vom Kind erwischt, weil es in seiner Höhe lag, das passiert leider nicht so selten. Es hätte genauso gut der Arm sein können, da darf man dem Hund keine Absicht unterstellen - auch wenn es das für euch eventuell nochmal schlimmer macht.

    Wie ein Hund reagiert wenn er "genervt wird" ist individuell - dass man einen Hund erwischt, der das aushält oder der aus der Situation geht, das ist reiner Zufall. Es ist für die Spezies Hund genauso natürlich zu schnappen oder zu knurren, wie wegzugehen. Jeder Hund hat andere Strategien auf Stress zu reagieren. Nur aus menschlicher / gesellschaftlicher Sicht würden wir sagen das eine "ist ok/ verständlich" und das andere "nicht ok / böse".

    Also aus meiner Sicht Möglichkeit 1:

    Ihr holt euch einen Trainer ins Haus, der euch und das Familienleben mit Hund beobachtet und euch ein paar Tipps gibt. Der euch übersetzt was der Hund ok findet und was nicht, der einschätzt wie er tickt. Außerdem informiert ihr euch gut über die Körpersprache des Hundes und schult auch eure Kinder bestmöglich. Gleichzeitig seid ihr euch aber darüber bewusst, dass ihr bei diesem Hund lebenslang ein Auge drauf haben müsst und dass Kinder und Hund mal kurz in einem Raum alleine lassen nie geht. Das wird auch nicht gehen, wenn ihr einen super Trainer habt, darüber müsst ihr euch im Klaren sein!

    Möglichkeit 2:

    Ihr gebt den Hund zurück ins Tierheim.

    Ich kann euch noch von meiner Erfahrung mit der Zeit mit meinem Hund und Kleinkindern berichten: Es war sehr viel Management und man muss sich darüber im Klaren sein, ob man das möchte. Bei meinem Hund kam es "nur" zu massivem Drohverhalten dem Kind gegenüber, das hat mir aber schon gereicht. Und mein Kind musste dazu nicht auf dem Hund spielen, ein "drauf zu krabbeln" hat gereicht, damit er geknurrt und massiv gedroht hat. Wir haben daran trainiert, dass der Hund lernt zu gehen, wenn es ihm zu viel wird. Dazu muss man den Hund aber viel beobachten, seine Körpersprache lesen lernen, sehr früh reagieren wenn er Beschwichtigungssignale zeigt und viel Zeit damit verbringen ihn in menschlich gesehen (!) "besseren Reaktionen" gut zu unterstützen (=zu gehen, statt zu schnappen). Gleichzeitig hatte der Hund einen Kennel, der für die Kids tabu war - einschließlich einer festgelegten Zone drumherum. Angefasst werden durfte der Hund nur, wenn ich dabei war. Auch das muss mit den Kindern geübt werden und es darf keinerlei Ausnahmen geben. Es ist einfach jahrelanges Management und das muss man wissen, ob man das möchte.

    Meine Freundin hat 2 Labbi Hündinnen, auf denen können die Kinder tatsächlich Bauklötze bauen, die Hunde finden das nicht schlimm bzw. gehen, wenns zu viel wird. Aber auch hier wird das selten zugelassen. Zum Einen sollten Kinder lernen dass ein Hund ein Lebewesen ist, dass auch Bedürfnisse hat. Und zum anderen kann es einfach immer kippen, auch bei einem Hund mit super Nerven!! Trotzdem war das Familienleben mit Hund dort immer ein völlig anderes als bei uns, die Grundstimmung ist einfach schwieriger, wenn man schon die Erfahrung gemacht hat, dass man einen Hund hat, wo es jederzeit kippen kann.

    Ich wünsche euch alles Gute für diese schwierige Situation

    Betty

  • Ich möchte hier gar keine moralische Bewertung abgeben...

    ich würde aber raten den Hund zurück zu bringen......nicht weil irgendwas am Hund falsch ist.... oder weil ihr nie wieder einen Hund haben könnt oder so

    einzig und alleine wegen eurer Tochter....Ich finde, das zuhause ein sicherer Ort für ein Kind sein muss, an dem es keine Angst haben muss und sich frei und ungezwungen bewegen kann.....und das halte ich für nicht erfüllbar, solange der Hund da ist

    Alles Gute für die Kleine

  • Ich finde auch, da ist eine entscheidende Komponente schiefgelaufen. Kindern gehört beigebracht, dass man vor anderen Lebewesen Respekt hat. Klar, dass so kleine Kinder das im Zweifelsfall noch nicht immer umsetzten können und mit dem Haustier einfach nach ihren Ideen "spielen" , aber solange ich mir nicht sicher sein kann, dass meine Kinder (und mit 4 Jahren kann ich das nicht ausschließen, selbst wenn sie da schon wissen, dass das Lebewesen sind die man anständig behandelt) sich entsprechend verhalten, kann ich sie nicht alleine lassen mit dem Hund.

    Ich bin froh, dass ich das Verhalten Tieren gegenüber an Kaninchen gelernt habe. Da habe ich (schätze mit 4 oder 5) gelernt, daß Tiere keine Spielsachen sind, man die nicht im Kinderwagen rumfährt usw, auf was für Sachen man halt so kommt in dem Alter. Meine Eltern haben immer geschaut, dass Tiere nicht gequält werden und ich lerne, man muss sich um sie kümmern (füttern, sauber machen usw.) muss. Und als ich dann doch mal heimlich Mist gebaut habe und mich das Kaninchen in den Finger gebissen hat, war da kein Arztbesuch nötig und ich habe nochmal deutlich gemerkt, was meine Eltern wohl gemeint haben und man Tiere nicht zu ärgern hat oder irgendwelchen Quatsch mit denen macht.

    Als dann später, ich war in der Grundschule, unser erster Welpe eingezogen ist wusste ich zumindest schonmal, dass Tiere Lebewesen sind. Weiß allerdings nicht, ab wann ich mit dem Hund alleine war, hängengeblieben ist mir aber, dass ich immer Respekt vor den vielen Zähnen im Hundemaul hatte, auch bei fremden Hunden.

    Ich würde an eurer Stelle den Hund abgeben. Eure Tochter muss jetzt erstmal das Trauma verarbeiten und man kann nur hoffen, dass sich ihre Angst vor Hunden irgendwann wieder legt.

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