Unsere Junghunde... der alltägliche Wahnsinn Teil 11

  • ist doch wie immer, nicht die Übung macht es, sondern die innere Einstellung dazu. Wenn ich nicht glaubhaft vermitteln kann, das etwas das normalste der Welt und absolut in Ordnung ist, dann ist es das auch nicht.


    Persönlich fand ich Vieles im ersten Augenblick kurios, da würde ich mich nicht mit gut fühlen und bin mir dementsprechend sicher, dass das nicht frustfrei ablaufen würde. Bei längerem drüber nachdenken, doch ist Alltag, da fühle ich aber anders und ist nicht der Rede wert.


    Mal als Beispiel füttern. Futter vorbereiten, das ganze Gehampel und dann nicht füttern empfinde ich als fies, und tyrannisch. Kann ich nicht, will ich nicht. Wird auch mit üben nichts.

    Die Realität, Katz und Hund fressen hier aus den gleichen Näpfen, am gleichen Futterplatz, keine festen Fütterungszeiten, Katzen bekommen viel häufiger was. Wenn ich anfange rumzuklappern kommen alle und warten, ob es was gibt. Gibt es was super, wenn nicht, auch egal und man zieht von dannen.

    Auf dem Papier die gleiche Situation, gefühlt liegen da Welten zwischen. Aber dieses Gefühl ist halt der gewaltige Unterschied zwischen Problem und alles ist gut.

  • Mal als Beispiel füttern. Futter vorbereiten, das ganze Gehampel und dann nicht füttern empfinde ich als fies, und tyrannisch. Kann ich nicht, will ich nicht. Wird auch mit üben nichts

    Kann ich auch nicht. Mir bricht schon jedes Mal das Herz, wenn mal einer nüchtern bleiben muss... :pfeif:

  • Ich bräuchte mal eure Meinung zu zwei Hundebegegnungen, die wir heute hatten. Bin nicht sicher, wie ich da richtig reagiere und wüsste auch gern, ob ich Bobbys Verhalten richtig einschätze und wie wir das am besten weiter üben. :???:

    Vorab: Grundsätzlich läuft es aktuell sehr gut bei Hundebegegnungen, zumindest wenn der andere Hund nicht zu uns kommt. :pfeif: Dann geht Bobby brav im Fuß neben mir, das funktioniert an der kurzen Leine und an der Schlepp. Auch wenn der andere Hund massiv pöbelt und kläfft zum Beispiel. (Was für uns ein enormer Fortschritt ist :applaus:)


    Blöd ist es allerdings, wenn der andere Hund einfach zu uns kommt zum "Begrüßen" oder so.

    Begegnung 1: Zwei frei laufende Hunde kamen auf uns zu, der eine (Hüti) schon in Lauerstellung und direkt am Fixieren. :muede: Bobby (an der Schlepp) blieb zuerst brav bei mir - aber als der lauernde Hund aufsprang und auf uns zu lief, ging er auch nach vorne. Ich habe es nicht mehr geschafft, den anderen Hund zu blocken, die anderen Hundehalter standen doof daneben. Die drei Hunde sind dann zusammen ein Stück aufs Feld gerannt, ich bin ihnen direkt hinterher, habe ein "Hey!" geschmettert und meinen Hund eingesammelt. Der lauernde Hund wollte dann noch mal auf uns los, dann habe ich es aber geschafft, den Hund zu blocken und den Haltern noch ein paar Takte gesagt, weil die halt einfach gar nichts gemacht haben.

    Frage: Die zwei Fremdhunde haben ihn zwar ziemlich gemobbt, aber in meinen Augen war Bobby auch nicht ganz unbeteiligt im Sinne von "Willst du Kloppe? Dann lass uns gern vor die Tür gehen!" War zumindest mein Eindruck.

    Wie sollte ich in diesem Fall reagieren?


    Begegnung 2: Ein frei laufender, größerer Hund (Jagdhund?) kam langsam und ruhig auf uns zu, offensichtlich zum Begrüßen. Die beiden haben sich kurz beschnuppert, alles schien gut, nur leider wurde Bobby dann kurz aufdringlich und der andere Hund hat ihn direkt deutlich gemaßregelt inklusive Abschnappen. Nix passiert, trotzdem nicht angenehm natürlich.

    Ist das freche Anspielen normal für einen Junghund oder sollte ich bei Bobby da ein Auge drauf haben? Wie könnte ich solche Situationen verhindern? Der andere Hund kam ja zu uns, nicht andersherum. Gar keinen Kontakt zulassen finde ich eigentlich doof, wenn beide Hunde frei laufen. Was meint ihr?

  • Zu 1: Ich hätte die Schlepp aufgenommen und versucht meinen Hund erst gar nicht nach vorne zu lassen.


    Zu 2: das langsame Gehen des anderen Hundes kann schon eine Drohung gewesen sein.

    Kann man aus der Ferne ja immer schlecht einschätzen.

    Und andere Hunde mögen es oft nicht wenn der Junghund aufdringlich ist. Ich finde das Verhalten relativ normal für einen Junghund. Allerdings lasse ich meine inzwischen auch zu freilaufenden Hunden eigentlich nur hin, wenn ich den Hund kenne oder mit dem Besitzer in Kontakt bin.

  • Das mit den frei laufenden Hunden ist hier auch extrem schwierig. Denn die sind natürlich alle lieb, wollen nur Hallo sagen, oder ganz lieb spielen. Und selbst wenn dem so wäre (meist ja nicht) soll mein Welpe ja auch mal lernen es auszuhalten eben nicht Kontakt zu haben. Was er bei ignoranten Hunden auch schon ganz gut hin bekommt.

    Das ist hier aber im RL keinem klar zu machen und ich bin die verschrobene Alte, deren arme Hunde nicht spielen dürfen.

    Wurde letztens gefragt, warum meine Hunde denn nicht mal miteinander spielen dürfen. Da hatte ich gerade das "Spiel" zwischen Lucifer und Emil abgebrochen, weil sie nur noch hirnlos rumgeballert sind und Emil dabei war sich komplett geistig ab zu schießen (nicht etwa das Baby).

    Ist einfach oft schwierig die Kommunikation und das nervt/ frustriert ganz schön.

  • Zu 1: Ich hätte die Schlepp aufgenommen und versucht meinen Hund erst gar nicht nach vorne zu lassen.


    Zu 2: das langsame Gehen des anderen Hundes kann schon eine Drohung gewesen sein.

    Kann man aus der Ferne ja immer schlecht einschätzen.

    Und andere Hunde mögen es oft nicht wenn der Junghund aufdringlich ist. Ich finde das Verhalten relativ normal für einen Junghund. Allerdings lasse ich meine inzwischen auch zu freilaufenden Hunden eigentlich nur hin, wenn ich den Hund kenne oder mit dem Besitzer in Kontakt bin.

    Ich denke auch, ich war in beiden Situationen zu langsam, vor allem bei der ersten Begegnung.


    Ich lasse Bobby generell nicht zu fremden Hunden hin. In beiden Fällen kamen die anderen Hunde einfach zu uns, und da kann ich ihn noch nicht gut abrufen. Ich müsste also auch im Freilauf quasi jede Form von Kontakt sofort unterbinden, aber das kommt mir doch etwas übertrieben vor. Oft sind das ja auch nette Begegnungen, wo sich die Hunde einfach beschnuppern und dann weitergehen.

  • Impulskontrolle anstatt Frustrationstoleranz

    OK, das ist ein Unterschied. :denker:

    Aber irgendwie hängt beides doch auch zusammen?


    Frustrationstoleranz kommt von Impulskontrollübungen, meiner Meinung nach. Aber vielleicht liege ich auch komplett falsch:ka:.

    Impulskontrolle ist bei mir zb... der Hund rennt dem Ball erst nach wenn man ihn frei gibt....:pfeif::pfeif:


    Frusttrationstoleranz ist zb... der Ball rollt unters Bett, Hund kommt nicht ran und macht Theater.... das man eben nicht gleich hingeht und den Ball vorholt sondern der Hund ruhig mal bisschen in dem Frustverhalten bleibt... bzw eben lernt nur weil er Theater macht (wie auch immer) deswegen der Ball nicht gleich wieder auftaucht. Er eben lernt mit dem Frust umzugehen....


    Und DAS kann Cali nicht... bzw nur schlecht.

    Hat jemand paar Ideen wie man die Fsrustrationstoleranz üben und steigern kann?

    Ich bin leider keine Hilfe, aber vielleicht kannst du ein paar konkrete Situationen beschreiben, wo dir das auffällt? Dann können vielleicht besser passende/gezieltere Übungen vorgeschlagen werden :smile:

    Hat jemand paar Ideen wie man die Fsrustrationstoleranz üben und steigern kann?

    Es kommt darauf an, wo Dein Hund in den Frust kippt und warum. Kannst Du da was dazu sagen?

    Momentan sehr sehr oft... zb wenn sie draussen überfordert ist, ich sie manchmal zu oft reglementieren muss (dabei egal wofür) - ihr brennt es dann durch und sie beisst eben in die Leine. Was ich hasse wie die Pest..... ich empfinde sie momentan als sehr dünnhäutig was das angeht.


    Mit sowas hätte sie mit Sicherheit recht zügig kein Problem. Das macht sie dann einfach über Gehorsam... bzw sie weiss dann eben dass es sich lohnt es nicht zu tun. Ob es was an ihrer Frustrationstoleranz steigert? kA


    Sie kennt es ja Sachen nicht ohne Freigabe aufzunehmen....

    Mit dem Ball (bzw Beute an sich) hat sie halt NULL Kontrolle.
    Wir haben erst recht spät mit richtigem spielen angefangen (bzw mit Beute zu belohnen) und das wohl falsch aufgebaut. Sie hat dabei echt NULL Respekt und pöbelt und mault und macht.... da wird gesprungen, gerammt etc... und da hab ich auch mal Zähne in der Hand weil sie sich verschätzt bzw nicht mehr denkt und achtet was sie tut sondern einfach nur: BEUTE!!! HABEN!!!


    Das sie triebig ist, stört mich nicht... mich stören auch die blauen Flecken nicht. Aber bisschen Kontrolle ihrerseits wäre schon cool :pfeif: Und ich weiss nicht Recht wie ich das machen soll....


    Ich würd sie sehr gerne mehr mit Beute belohnen weil sie da einen total anderen Drive hat als mit Futter.... aber kann ich nicht weil ihr eben alles durchbrennt |)

    Sowas mach ich, bzw hab ich angefangen.

    Alles wo sie eine gewisse Erwartungshaltung hat.... passiert dann eben einfach mal nicht. Sind nicht viele Sache weil fertig machen zum spazieren gehen etc interessiert sie zb nicht. Aber die anderen Punkte sind gut....

    Mal als Beispiel füttern. Futter vorbereiten, das ganze Gehampel und dann nicht füttern empfinde ich als fies, und tyrannisch. Kann ich nicht, will ich nicht.

    Da Futter zb etwas ist wo Cali tatsächlich eine Erwartungshaltung hat nutze ich das schon.

    Heisst ich leg ihr Futterbrocken hin... sie darf aber nicht ran. Das sitzen wir dann ne Weil aus und ich räum das Futter wieder weg.

    (Sie bekommt dann eben 30/40 Minuten oder später ganz normal ihr Futter)

  • Es kommt darauf an, wo Dein Hund in den Frust kippt und warum. Kannst Du da was dazu sagen?

    Momentan sehr sehr oft... zb wenn sie draussen überfordert ist, ich sie manchmal zu oft reglementieren muss (dabei egal wofür) - ihr brennt es dann durch und sie beisst eben in die Leine. Was ich hasse wie die Pest..... ich empfinde sie momentan als sehr dünnhäutig was das angeht.


    Mein erster Gedanke dazu ist gar nicht mal, die Frustrationstoleranz soundsoweit auszudehnen, damit sie eben auch die (ich übertreibe) zwanzigste Korrektur gelassen hinnimmt, sondern sie zwischendurch wieder auf das Level bei der ersten Korrektur herunterzufahren. Ich stell es mir gerade so vor: Cali will A, Du verbietest es. Cali will wieder A, Du verbietest es wieder. Cali staut Energie an, wird gefrustet. Cali will wieder A, Du verbietest es, irgendwann schafft sich die Energie Luft, und Cali hängt in der Leine. Hab ich das richtig verstanden?

    Dann wäre ein Weg, den ich trainieren würde, sie zwischendurch wieder auf das Anfangs-Entspannungsniveau runterzufahren, damit sich die Energie gar nicht immer weiter aufbaut. Ich mach das mit meinen Hunden mit ganz vielen Warteübungen, die nicht über ein Kommando führen, in allen möglichen weniger oder mehr spannenden Alltagssituationen; ich warte einfach, bis Hund sich von sich aus entspannt, und bestätige das.


    Gleichzeitig schau ich natürlich, dass ich Situationen, in denen ich ständig korrigieren müsste, anders löse. (Das wirst Du sicherlich eh schon tun.) Ein überforderter Hund kann nichts lernen, auch keine Frustrationstoleranz. Dafür baue ich dann eben Übe-Situationen, in denen der Frust so wohldosiert vorkommt, dass es der Hund noch packt, und lasse die positiv enden.

  • noda_flake

    Ich bin nun kein Profi, kenne durch den Sport aber einen Rüden der ebenfalls mit Beute sehr unkontrolliert wird.

    Der ganze Hund wurde erstmal „runter trainiert“, bestätigt ausschließlich über Futter, neu aufgebaut . Nicht nur ein paar Wochen. Sondern wirklich lange unter Anleitung. Spielzeug gab es lange gar nicht. „Einfach so“ im Alltag sowieso nicht. Und dann wurde ganz behutsam Beute wieder integriert.

    Heute wählen sie die Beute entsprechend aus. Also Beute die nicht so hochwertig ist wie der Ball. Beißwürste in dem Fall.

    Ball geht immer noch nicht. Im Alltag ist der Rüde ein Schatz. Aber bei Beute einfach schwierig und schnell kopflos. Ausgebildet wird im IGP.


    Macht ihr irgendeinen Sport wo jemand regelmäßig draufschaut und euch hilft, das in Bahnen zu lenken und zu Händeln? Wo sie ihren Trieb gleichzeitig ausleben kann und die Leute wissen, wie man damit umgeht? Wo ihr lernt, als Team zusammenzuarbeiten?


    Ich glaube wenn das mein Hund wäre, würde ich mir eine passende Trainingsgruppe suchen um das irgendwie zu lenken und einschätzen zu lassen. Zu lernen, wie ich mit dem Hund arbeiten kann und wo auch einfach Grenzen liegen.


    Falls das nicht infrage kommt, würde ich das Thema einfach sein lassen. Spielzeug weg und dann ausschließlich über Futter arbeiten. Wenn die dabei so unkontrollierbar wird, würde ich es ohne kompetente(!) Hilfe lassen und damit leben, dass dort eine Grenze existiert. Also auch, solange kein passender Trainer verfügbar ist. Wenn der Alltag ansonsten kein Problem darstellt und der Hund anderweitig ausgelastet wird und zufrieden ist.


    Was ich lassen würde, wäre, immer wieder die Konfrontation zu provozieren und sie „aushalten lernen“ lassen.


    Ohne den Hund zu kennen finde ich das aber schwierig. Ausschließlich Deckeln finde ich persönlich unfair. So verfahren wie die Situation klingt, würde ich mir kompetente Anleitung suchen. Was ich lassen würde, wäre, den Hund immer wieder mit solchen Übungen zu konfrontieren und zu versuchen sie dadurch zu kontrollieren. Ich könnte mir vorstellen, dass du die Situation für sie dadurch nur noch stressiger machst und sie deshalb noch galliger und gefrusteter wird als eh schon - sie das nicht als Lektion, sondern als gängeln empfindet.


    Ich wünsche euch viel Erfolg! :smile:

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