Aufgeregter Junghund - Leinenführigkeit - Einschränkungen durch Hund

  • Hallo,

    Ich bin neu hier im Forum und möchte mich und meine Hündin kurz vorstellen.

    Ich heiße Luisa, bin 15 Jahre alt und habe seit Sommer 2019 eine derzeit 9 monate alte spanische Wasserhund - Pudel mix Hündin, ihr Name ist Carla. Ich lebe (natürlich) noch bei meinen Eltern und Geschwistern, alle unterstützen mich sehr, sie ist ein vollwertiges Familienmitglied und alle sind einfach nur verliebt in sie. :herzen1:


    Carla ist sehr gelehrig, möchte gefallen und merkt sofort wenn es mir nicht gut geht. Ich habe sie bekommen, da Hunde in meinem Leben schon immer eine große Rolle spielten und es mir in der Zeit sehr schlecht ging. Sie sollte eine stütze für mich sein, mir helfen und Carla ist das beste, was mir hätte helfen können.


    Wir haben uns natürlich sehr viel damit beschäftigt (das Thema Hund stand sozusagen seit dem ich Hunde kenne im Raum :D) und waren über ein halbes Jahr auf der Suche nach dem "perfekten" Hund. Er sollte nicht zu groß aber auch nicht zu klein sein und ein Allrounder, mit dem wir viel unternehmen können, da wir Leidenschaftlich gerne in der Schweiz Wandern gehen und auch sonst sehr aktiv sind. Das haben wir mit ihr definitiv gefunden.


    Sie hat schon viel gelernt und die Grundkommandos sitzen, der Rückruf klappt und sie liebt Hund und Mensch.

    Im Haus ist sie meistens sehr ruhig und entspannt, zudem hab ich ihr auch schon paar Tricks beigebracht. Klar, jetzt in der Pupertät wird natürlich öfters mal was hinterfragt, auch Vögel sind jetzt interessant geworden, deshalb ist sie auch immer an der Schleppleine, damit ich sie korrigieren kann. An Menschen und Hunde können wir mittlerweile entspannt vorbei gehen, ohne sie begrüßen zu müssen. :gut:


    Die Erziehung hab ich komplett übernommen, die ersten 6 Wochen hab ich bei ihr unten geschlafen, bis sie endlich alleine in ihrer Box (die sie mittlerweile sehr liebt) schlafen konnte. Anfangs hatten wir sie leider etwas überfordert gehabt und sie drehte Abends hoch, haben dies aber schnell in den Griff bekommen und hatten ansonsten keine größeren Probleme mit ihr, sie war immer sehr lieb. Welpen- und Junghundekurs haben wir auch besucht, wo wir allerdings mit den Trainern nicht so zufrieden waren und derzeit an keinen Kursen teilnehmen. Wir haben aber eventuell im Sommer vor einen Dummytraining Kurs bei einer anderen Hundeschule, die uns empfohlen wurde, zu besuchen.


    Ansonsten waren wir mit ihr schon ab und zu im Restaurant (da war sie etwas aufgeregt und hat anfangs gewinselt, aber würde nach und nach besser), zu Trainingszwecken in der Stadt, auf dem Markt, bin mit ihr schon Bus gefahren und haben schon viele Tiere getroffen (Kühe, Pferde, Schafe, Schweine, Rehe, Enten und Hühner). Bei Besuch ist sie mittlerweile auch meist sehr entspannt (wenn man sie bei der Begrüßung bremst) und schläft.


    Jetzt zu meinem Problem:

    Ich bin leider eine Perfektionist was den Alltag mit ihr erschwert. Ich habe, aufgrund meiner Erkrankung, schon lange keinen normalen Tagesablauf mehr und wollte eigentlich durch sie wieder mehr Normalität erreichen. Ich traue mich aber nicht mit ihr ganz normal in die Stadt zu gehen, oder sie zum Beispiel am Samstag, wenn wir auf den Markt gehen, mitzunehmen, ohne mit ihr zu trainieren bzw Angst davor zu haben, das sie zb. an der Leine ziehen würde. Dies klappt nämlich zuhause recht gut, bei großer Ablenkung muss ich sie aber häufig korrigieren und mich auf sie sehr konzentrieren. Wenn etwas nicht klappt, dann bin ich sofort deprimiert und muss mich sehr zusammenreißen, ruhig zu bleiben, was mir aber immer besser gelingt und sie da ein toller Lehrer ist, weil ich auch selber weiß, dass es nunmal ein junger Hund ist und nicht alles gut laufen kann.


    Meine größte Angst, und der Grund warum ich mich so eingeschränkt fühle, ist die Leinenführigkeit. Sie ist ein sehr aufgeregter Hund, die schnell überdreht und dann auch nicht mehr ansprechbar wird, sodass sie sich an der Leine nicht lang konzentrieren kann. Sie hat immer ein Geschirr an, da sie zuhause eine Schleppleine im Freilauf hat und ich keine zwei leinen mitnehmen wollte. Durch das Kommando "langsam" weiß sie, dass sie bei mir bleiben und neben mir laufen soll, dies versteht sie auch sehr gut. Darum hab ich auch (leider) keine Trennung, das ich sagen kann "Geschirr ist schnüffeln und Spaß, halsband ist neben mir her laufen und artig sein". Für das stadttraining hatte ich letztens erstmals sie am Halsband, da ich damit kurze Impulse geben konnte (damit meine ich kein grobes rucken oder ziehen!), was gut war und wir dadurch auch durch eine Fußgängerzone an lockerer Leine gehen konnten. :applaus:


    Mein Problem ist nur, daß es eben alles kein Alltag ist. Ich möchte einfach mit ihr raus, mit ihr was unternehmen, Spaß haben, wieder mein Leben genießen können, ohne irgendwelche Gedanken oder schuldgefühle, das nicht alles perfekt war. Sie ist sehr sensibel, darum wird sie denke ich mich wohl nie durch die Gegend ziehen werden, aber man hört doch immer, daß für eine gute Leinenführigkeit man 100% konsequent sein muss, ansonsten lernt der Hund es nicht und für mich ist das auch eigentlich einer der wichtigsten dinge, die ein Hund können muss. Zudem ist es doch für sie auch schwierig, wenn ich es mal erlaube und mal nicht, oder? Das deprimiert mich so und schränkt mich so ein.


    Unser Tagesablauf sieht übrigens so aus:

    - Ca. 8 Stunden schlafen

    dann ca 30 - 45 Minuten spazieren gehen, mit wenigen Übungs Einheiten. Zum Rückruf nehme ich gerne ein Spielzeug mit und zergel dann etwas mit ihr, ansonsten kann sie zu 98% frei laufen, da wir direkt am Wald wohnen

    - Fressen, eventuell noch kurz was zum spielen (10-15 minuten) und dann bis zum Mittag schlafen

    - Über Mittag bekommt sie ihre Kauwurzel

    - schlafen

    - Gegen 16 Uhr eine große Runde, ca 1 1/2 Stunden, mit Dummytraining, manchmal joggen wir ein kurzes Stück (maximal 5 Minuten) und natürlich ganz viel Hundekontakt mit denen Sie auch ausgiebig toben kann, dies geschieht meist täglich.

    - Fressen, vielleicht noch bisschen tricksen und dann schlafen oder aus dem Fenster schauen (ihre neueste Leidenschaft...)

    - Am Abend bekommt sie immer auf ihrer Decke noch was zum Knabbern, zb. Rinderkopfhaut

    - 10 - 15 minuten pipi - Runde vorm schlafen gehen


    Auf den spaziergängen muss ich sie oft bremsen, da sie schnell hochdreht. Sie kennt oft nur stillsitzen oder vollspeed. :muede: Im Haus ist sie aber ruhig.


    So, ich hoffe ihr könnt mir helfen und schmunzelt nicht zu sehr über mein Anliegen. Ich mach mir viel zu viele Gedanken, das weiß ich. Tut mir leid für den langen Text, aber ich hoffe ihr könnt mir Tipps geben und mir mut machen, neues auszuprobieren. Ich danke euch schon mal! :winken:


    Liebe Grüße

    Luisa und Carla

  • Ich kann dich da echt beruhigen:

    ich habe z.B. bis Julie ca. 9 Monate alt war, kaum was in Richtung Leinenführigkeit trainiert. Und jetzt mit 11 Monaten läuft sie vorbildlich an der Leine. Ohne häufiges Üben.

    Das ging super schnell - weil sie den Alltag in der Stadt, Uni, Restaurant und wo auch immer einfach zu diesem Zeitpunkt schon kannte und da total entspannt war.

    Auf das entspannen in Alltagssituationen habe ich den Schwerpunkt gelegt. Wenn das gegeben ist, kann man meiner Meinung nach erst Anfangen, über sowas wie Leinenführigkeit nach zu denken.


    Ein Hund der hohl dreht wegen seiner Umwelt, wird doch niemals leinenführig sein. Also erst an Umweltreize gewöhnen - langsam und behutsam.

    Und die Leinenführigkeit OHNE Ablenkung üben.

    Alles andere ist unfair. =)

  • Ich würde auch sagen das Wort "perfekt" aus der Hundeerziehung und dem gesamten Leben schnell zu streichen. Braucht ja niemand. Das ist wahrscheinlich auch das, was dich der Hund lehren wird. Gute Lektion.


    Ansonsten könnte es schon sein, dass du recht viel mit ihr übst. Möglicherweise zuviel?


    Für die Leinenführigkeit könntest du von Halsband auf Geschirr wechseln. Halsband heißt leinenführig laufen und konsequent sein. Geschirr darf ziehen. So machen es einige. Gibt ja auch Sportarten wo der Hund ziehen darf. Und warum genau soll ein ziehender Hund dich einschränken? Was passiert da schlimmes? (mein beißender Hund schränkt mich ein ;) )

    Die meisten Fehler und Überforderungen kann man ausgleichen. Zuviel Druck kann kontraproduktiv sein. Habt Spaß miteinander. Hundeschule wäre auch eine Idee, dann kannst du dich austauschen.

  • Du kannst das Prinzip "am Geschirr ist ein bisschen ziehen okay und am Halsband soll die Leine durchhängen" ruhig noch einführen.


    Das wird sie schnell verstehen und da du schreibst sie zerrt eh nicht an der Leine wäre das doch ein guter Kompromiss.

    Wenn du merkst ihre Konzentration lässt langsam nach machst du die Leine ins Geschirr und ihr könnt euch beide entspannen weil da keine Perfektion erforderlich ist.

    Mit der Zeit wird sie immer länger locker am Halsband laufen können und irgendwann braucht ihr das Geschirr gar nicht mehr.


    Sie ist ja noch jung und es klingt, als hättest du vieles richtig gemacht in ihrer Erziehung. Bleib einfach dran, dann kommt ihr sicher an euer Ziel. =)

  • Whoa, Perfektionismus ist gerade im Umgang mit Tieren problematisch. Sie sind nun mal Lebewesen und keine Roboter :)


    Du hast ja, soweit ich das aus deinem Text rauslesen kann, selber gewisse Einschränkungen und schlechte Phasen, oder? Dann gestehe dies deiner Carla doch auch ruhig zu. Das ist ein junger Hund, bedingt durch due Ausgangsrassen eben auch eher von der lebhaften, quirligen Sorte - aber die Hauptsache ist doch, dass sie gesund ist und lebensfroh, oder?


    Und wenn sie mal an der Leine zieht, ist das doch erstmal nicht tragisch, weil das eben ein Lernrpozess ist. Meine zwei erwachsenen Hunde sind übrigens beide nicht perfekt leinenführig und dennoch haben wir einen meist recht harmonischen Alltag mit viel Spaß :)


    Ich denke, bei Junghunden ist, wie hier ja schon angemerkt wurde, eine ausbaufähige Leinenführigkeit häufig vor allem darauf zurückzuführen, dass der Hund eben noch sehr stark auf diverse Umweltreize reagiert. In dem Alter sind Frustrationstoleranz und Impulskontrolle einfach nur bis zu einem gewissen Punkt möglich.


    Ich würde vor allem im Alltag darauf achten, dass sie ausreichend zur Ruhe kommt, und an Tagen mit viel Erlebnissen auch nicht mehr viel mit ihr üben, da sie in dem Alter einfach noch nicht so konzentriert sein kann.

  • Ich würde mich an deiner Stelle auch entspannen. Es läuft doch soweit gut mit ihr. Ich denke nicht, dass man von einem temperamentvollen, agilen Junghund eine perfekte Leinenführigkeit erwarten kann. Mein älterer Rüde war 3,5 Jahre alt bis er zuverlässig und vernünftig an der Leine lief. Mein jüngerer Rüde wird im Mai zwei Jahre alt und kann bei mittlerer Ablenkung ca. 15 bis 20 Minuten leinenführig laufen wenn er zwischenbestätigt wird. Ich bin damit sehr zufrieden. Ansonsten darf er frei laufen bzw. die gesamte Leinenlänge nutzen. Wenn kurzzeitig mal Zug drauf kommt, finde ich auch nicht schlimm.

  • Hey ihr lieben,

    Danke erstmal für die Zahlreichen Antworten und Tips. =)


    Ich achte sehr darauf, dass sie genug Ruhe bekommt und wenn ich merke, die ist heute einfach müde oder vielleicht überdreht, gehe ich auch nur kurz mit ihr raus oder lasse mal einen Spaziergang ausfallen. Meistens muss ich eher meine Eltern daran erinnern, daß sie viel schlafen muss, die würden sie sonst nämlich 24/7 dauer betüddeln :p


    Ihr habt geschrieben, ich könnte immer noch Geschirr und Halsband trennen, wodurch Stress auf beiden Seiten genommen werden würde. Wie seht ihr das, wenn ich einfach ihr Kommando zur Leinenführigkeit ("langsam") weglasse und die dann ziehen darf? So müsste ich trotzdem nicht immer üben aber ich kann sie später auch am Geschirr führen. Oder wäre das zu verwirrend für sie?


    Soll ich, wenn ich mit ihr auf dem Markt gehen würde, sie einfach mitnehmen? Und anfangs keine Leinenführigkeit machen und dann, wenn sie schon älter ist und entspannter, es mal probieren? Ich hab nur so Angst, das ich dadurch alles wieder kaputt mache und sie immer an der Leine zieht :( (ich mache aber wahrscheinlich auch aus einer Mücke einen Elefanten... :headbash:)


    Ich arbeite daran, entspannt zu werden und nicht immer alles so eng zu sehen. Leider war das die letzten 3 Jahre schwierig und trotz meiner Hoffnung, das ich durch sie entspannter werde, hat es noch nicht ganz so geklappt... Sie ist derzeit mein Mittelpunkt im Leben und wenn es selbst mit ihr nicht klappt, wo dann? :verzweifelt:


    Soll jetzt bitte nicht so rüberkommen, als würde ich sie ausnutzen oder das ich mir falsche Hoffnungen gemacht habe und der Hund das "Allheilmittel" sein sollte. Sie hat mir in vielen Sachen schon sehr geholfen, allein durch ihre Anwesenheit und lebt ein ganz normales Hundeleben. Ich liebe sie über alles und will nur das Beste für sie hugging-dog-face


    Das Forum ist übrigens klasse, wenn ich das nicht nur schon früher entdeckt hätte... Danke euch nochmal!


    Liebe Grüße

    Luisa mit Carla

  • Ich denke, es ist für den Hund am Einfachsten, wenn er lernt "Leine am Halsband heißt Leinenführigkeit" und "Leine am Geschirr bedeutet, Hund darf auch mal ziehen".

    Das mit dem Kommando "langsam" als Hinweis, jetzt leinenführig laufen zu sollen,

    finde ich (!) nicht zielführend

  • Sie kennt oft nur stillsitzen oder vollspeed.

    Klingt für mich nach einem normalen Teenager... frag mal deine Eltern:pfeif::D


    Ohne Spaß, Leinenführigkeit ist ein fast schon philosophisches Thema epischen Ausmaßes, schon weil jeder was anderes darunter versteht.

    Bei uns beispielsweise hängt die Leine praktisch nie locker runter, meistens ist Dako so genau am Ende der Leine das nicht gezogen wird, die Leine aber dennoch "sanft" gespannt ist, also nicht durchhängt. Für mich ist das völlig ok, ich hab schon HH getroffen die das als Wurzel allen Übels gesehen haben.

    Hier im Forum findest du sicher Hilfen für jede beliebige Vorstellung von Leinenführigkeit und keine "Art" ist falsch oder schlecht. Soweit mein "Vorwort".


    Ich denke ein Kommando würde auch gehen, wir haben ein "warte" wenn ich die Leine kürzer nehmen möchte, ein "Ruhiger", wenn ich langsamer werden möchte, ein "Reicht" wenn ich ihm nicht mehr Leine geben möchte/darf/kann und ein "Kurz" wenn er "Bei Fuss" kommen und für eine Weile bleiben soll. Das klappt für uns prima. Meistens;)

    Die Trennung Geschirr/Halsband haben wir z.B. gar nicht, weil ich ein Halsband erst nutzen wollte wenn die Leinenführigkeit schon weitestgehend passt.


    Du musst/solltest erstmal schauen wie genau du dir das Vorstellst oder wie du es brauchst und natürlich wie du deinen Hund führst. Wenn ihr gut über Sprache/Kommandos miteinander klarkommt, dann geht das. Wenn ihr eher über kleine Rituale kommuniziert, dann ist die Geschirr/Halsband Trennung sicher einfacher gemacht.

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