Hund hat Angst vor Besuch

  • Bei nem Hund in der Größe, der Optik, der Herkunft kann ne Menge mitgemischt haben. Im Zweifel würde ich jedoch immer mit einer gewissen Wachsamkeit, Misstrauen Fremden gegenüber, mindestens ein bisschen Schutzverhalten, und eher Bewusstsein für das eigene Territorium rechnet. Was davon zutrifft, wird die Zeit zeigen. Und zwar die nächsten Monate, das nächste Jahr, bis der Hund wirklich voll im neuen Leben steht und ihr so die gängigsten Dinge gemeinsam erlebt habt.


    Den Liegeplatz würde ich so oder so verändern. Bei nem reaktiven Hund ist der ungünstig, bei nem unsicheren auch. Dort herrscht immer Stress, immer Blick auf alles, immer Bewegung, immer Eindringlinge ins eigene Reich, die knapp dran vorbei gehen.


    Den Wohnzimmercouch-Küchenzwischenplatz find ich besser, weil der Hund so mehr Distanz zu Besuchern hat. Mehr Rückzug. Nötigenfalls könnt man als Barriere nen faltbaren, niedrigen Raumteiler, Welpengitter o. ä. hinstellen. Das weist auch Besucher etwas in die Schranken.


    Ne Stoffbox, ein Hundetipi, irgendwas höhlenartiges könnte ihr mehr Wohlgefühl verschaffen.

  • Nun, das „Checken“ ist jetzt noch in Maßen und war früher super-ausgeprägt bei meiner Angsthundine auch vorhanden. Und die ist alles andere als territorial oder jagdlich ambitioniert. Sondern hat einfach unspezifische Ängste und ganz feine und sensible Sinne nach Außen, mit denen Alles und Jeder auf seine potentielle Bedrohlichkeit abgeprüft wurde (sie war ja auch lange für sich selbst verantwortlich und auf sich angewiesen).


    Mittlerweile kann sie sich in unserer Gegenwart und der unserer alten sehr souveränen Hundedame sehr zurücknehmen und entspannen. Aber dafür war ganz viel Routine, Sicherheitsgabe und Aufbau an Selbstbewusstsein nötig. Und da ein Deprivationsschaden da ist, gibts auch immer wieder Rückfälle bzw. sie tut sich schwer mit dem Lernen.


    Und trotz ihrer grundlegend defensiven Ängstlichkeit hatte sie auch ihre Phasen, in denen sie Unangenehmes wie Gassigänge mit Drohen und auch mal Abschnappen abwehren wollte. Sie hat halt einfach verschiedene Strategien ausprobiert, bevor sie gelernt hat, dass sie sich auf uns verlassen kann und sich die Zusammenarbeit lohnt.


    Gebt Eurer Hündin Sicherheit, aber auch Struktur und Grenzen, in denen sie sich bewegen kann. Ggf. mit Hilfe eines Trainers, der sich ihr Verhalten auch mal anguckt.

  • Was für schöne Bilder von eurer wunderschönen Hündin. Sie sieht völlig relaxed aus. Freut mich sehr, dass sie bei euch ihr eigenes Zuhause gefunden hat.

  • Auf jeden Fall gehört der Carpatin laut FCI zur Gruppe 1: Hütehunde; Sektion 1: Schäferhunde.

    Wieso heißt es dann oft, ein Carpatin sei ein HSH?

    Als die Zucht auf Schönheit von der FCI erfunden wurde, waren da in erster Linie die Jagdhundezüchter zugange. Wenn Du Dir das mal anschaust, dann ist die Aufteilung bei den Jagdhunden recht "ordentlich" und alle anderen Rassen wurden dann irgendwie dazugestopft ... irgendwohin. Da passt hinten und vorne nix. Die hatten einfach keine Ahnung von diesen Hundetypen und haben die deshalb einfach irgendwohin gepackt. Es gibt ja (zum Glück) noch ganz viele Rassen, die gar nicht in der FCI zu finden sind. Also vergiss die FCI-Einteilung um Deinen Hund zuzuordnen. :lol:

    Somit müsste sie jetzt so um die 6 Jahre alt sein. Da sollte die Entwicklung auch bei einem HSH abgeschlossen sein, oder?

    Ja, dann ist sie soweit fertig. Aber das Ankommen wird sich dadurch nicht verkürzen. Du wirst also erst in einem halben Jahr oder etwas mehr Deinen Hund erst wirklich richtig kennen. ;)

  • Gebt Eurer Hündin Sicherheit, aber auch Struktur und Grenzen, in denen sie sich bewegen kann.

    Das machen wir :smile: Seit sie da ist, ist unser Tagesablauf komplett strukturiert. Sie hat auch ganz schnell begriffen, was wann passiert. So weiß sie u.a., dass es sich nicht "lohnt", aufzustehen, wenn mein Mann morgens um 5 in die Küche kommt, weil der sich nur seine Sachen aus dem Kühlschrank schnappt und weg ist. Da liegt sie bloß wedelnd in ihrem Bett und schläft anschließend weiter. Wenn ich gegen 8 runter komme, kommt sie mir freudestrahlend und wild wedelnd meist schon im Flur entgegen, weil ich mehr Zeit habe, sie erst ausgiebig kraule und dann mit ihr raus gehe.


    Grenzen werden von ihr (bisher, ich gebe spätestens in einem halben Jahr ein Update :tropf:) sofort akzeptiert. Da macht sie es uns aber auch leicht, da sie sehr "höflich" ist. Wenn wir zB vom Einkaufen heim kommen, läuft sie uns nicht vor den Füßen rum, sondern wartet auf ihrem Platz, bis wir fertig sind und sie rufen. Obwohl man an ihrem Schwanzwedeln sieht bzw. hört (so niedlich :herzen1:), dass es sie wirklich Mühe kostet, ruhig liegen zu bleiben.

    Die wenigen Verbote, die bislang nötig waren, hat sie beim ersten Mal akzeptiert. So sprang sie nach ca. einer Woche einmal an der Küche hoch (weil wir auf der Arbeitsplatte immer auch ihr Essen zubereiten?), bekam das Abbruchsignal zu hören und ist seitdem nie wieder hoch gesprungen. Obwohl sie immer kurz vorm Hungertod steht :nicken:

    Wir möchten uns wirklich nicht zu früh freuen, aber von "Horror"geschichten, wie sie uns manche Nachbarn, Bekannten oder andere User hier gerade von der Anfangszeit erzählt haben, sind wir (bisher!) verschont geblieben.


    Ich lasse mal ein Abo da. Ihr habt finde ich, eine gute Intuition. Mich würde interessieren, wie es mit der Dame weitergeht, falls ihr keine Tagebuch oder so habt.

    Danke :sweet: Ich wusste gar nicht, dass man hier eine Art Tagebuch führen kann, sonst hätte ich vielleicht schon eins angefangen.

  • Das freut mich von Herzen für Euch und ich hoffe, dass es auch so bleibt :bindafür: Vorbereitet sein finde ich einfach nur wichtig, damit man nicht aus allen Wolken fällt, wenn nach ein paar Wochen doch noch was kommt, womit man nicht gerechnet hat - und was einen gerade dann eiskalt erwischt, wenn man sich schon feste darauf eingerichtet hat, dass alles super ist. Was übrigens überhaupt nicht passieren muss.


    Ich hab das im Tierschutz öfter gesehen, dass Probleme, die nach der Gewöhnungsphase auftreten, die Leute stärker verunsichern, als solche, die von Anfang nächster da waren. Deshalb schreibe ich mit rein, wenn ich die Gelegenheit habe, dass man einfach mit sowas rechnen sollte :smile:

  • Das freut mich von Herzen für Euch und ich hoffe, dass es auch so bleibt :bindafür: Vorbereitet sein finde ich einfach nur wichtig, damit man nicht aus allen Wolken fällt, wenn nach ein paar Wochen doch noch was kommt, womit man nicht gerechnet hat


    Ich hab das im Tierschutz öfter gesehen, dass Probleme, die nach der Gewöhnungsphase auftreten, die Leute stärker verunsichern, als solche, die von Anfang nächster da waren. Deshalb schreibe ich mit rein, wenn ich die Gelegenheit habe, dass man einfach mit sowas rechnen sollte :smile:

    Danke :smile: Das hoffen wir auch.

    Klar, es ist immer besser, zumindest gedanklich möglichst auf alles vorbereitet zu sein. Noch lehnen wir uns nicht komplett zurück, versprochen :nicken: Bisher wurden wir einfach positiv überrascht.


    Wir haben übrigens am Samstag unsere Treppe rutschsicher gemacht, und wie wir finden, sieht es gar nicht so schlecht aus (oder, Jonah-2 ?):




    Es gab dann am Nachmittag einen "Testlauf", bei dem mein Mann Stufe für Stufe (bzw. Keks für Keks :D ) mit ihr hoch gegangen ist. Oben angekommen, ist sie mir fast in die Arme gesprungen und war so stolz auf sich :cuinlove: (wir haben sie auch überschwänglich gelobt). Dann hat sie jeden Raum einmal abgeschnuppert und sich anschließend sofort von sich aus auf die Decke im Schlafzimmer gelegt, die für sie gedacht war :gut:

    Wieder runter war erst nicht möglich, weil sie immer links und rechts an den Stufen vorbei in die Tiefe geguckt hat und skeptisch war. Da hat auch das Locken von meinem Mann, der schon wieder unten war, nicht geholfen.

    Als ich dann vor ihr runter gegangen bin und mit der flachen Hand hinter mich auf die Stufen gedeutet habe, ist sie mir einfach gefolgt - und seitdem läuft sie die Treppe, als hätte sie nie etwas anderes gemacht :rollsmile:

    Die letzten beiden Nächte hat sie bei uns geschlafen und es kommt uns so vor, als sei sie richtig froh darüber. Nach der Abendrunde legt sie sich wie gehabt unten auf ihren Platz, guckt mich aber groß an, wenn wir hoch gehen. Auf mein "Hier"-Signal springt sie dann sofort auf und trabt nach oben, wo sie sich direkt auf ihre Decke legt.

    Ich denke, der Raum sollte sich also prima als Rückzugsort etablieren lassen :nicken:. Wir sind schon dabei, ihre Decke dort entsprechend aufzubauen.

  • Das hört sich doch richtig gut an. :bindafür: Und ich finde es sieht gut aus, ist ja auch für Euch selber sicherer so.


    Leni ist am Anfang die Treppe auch nicht gelaufen, aber nicht weil sie das nicht konnte, sondern weil sie Angst hatte was sie erwartet. Sie hat über ein Jahr gebraucht, bis die das erste Mal allein in den Keller gegangen ist, vor kurzem war es erst soweit. Wenn wir im Urlaub sind, trage ich sie erst mal die Treppen hoch und runter, dann schaut sie sich um und dann ist es ok.


    Also das vielleicht mal im Hinterkopf behalten, wenn Ihr woanders seid. Es geht manchmal gar nicht um die Treppe, sondern um die unbekannte Welt am Ende dieser. :smile:

  • und wie wir finden, sieht es gar nicht so schlecht aus


    Finde ich auch.:gut: Sieht richtig gut aus. Und mit der Zeit sieht man es auch gar nicht mehr. Super, dass sie sich jetzt hoch traut. Ich glaube so beim Rudel liegen dürfen ist für viele Hunde beruhigend und wenn sie mal nicht mag, kann sie sich ja nachts auch immer noch unten hinlegen.


    Mich erinnert das an meinen ersten Rüden, der ist nachts immer mit hoch gekommen, zwar wollte er leider nicht mit ins Schlafzimmer, aber in die Nähe. Gerne im Flur vor der offenen Schlafzimmertür. Und als seine Hinterhand zu schwach für die Treppe wurde, um sie ganz alleine zu schaffen, habe ich ihm ein Geschirr mit Griff gekauft und dann hat er abends immer am Treppenabsatz gewartet, dass ich ihm hochhelfe.

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