Wesensfest/gutes Wesen - was heißt das?

  • @Resi282
    Definitiv. Und akzeptieren, dass ein solcher Hund nie nie komplett normal wird


    @alle


    Ich sehe es hier gerade live. Die Mädels und ich haben die Jungs bei meinen Eltern gelassen und sind eine Woche im Agilityurlaub.
    Beide Mädels sind ja aus dem TH. Leni (wesensfest) habe ich mit 1 Jahr bekommen, Caya (wesensschwach und Inzuchtshund) mit 10 Wochen.

    Ich bin gestern hier angekommen und wollte Caya direkt wieder nach Hause fahren. :verzweifelt: Die verbreitete einen Stress und Krach es war peinlich :mute: Sie lief den kompletten Abend nur laut hechelnd um mich herum, war nicht dazu zu kriegen durchs Treppenhaus zu laufen, zerrte wie ein Stier und schrieh (!) jeden Hund und Mensch an den wir trafen :verzweifelt:
    Und Leni ? So wie sie Agi lernt. "Aha das nennt man also ein Hotel. Ah Menschen und Hunde. Hallo ich bin die Leni" xD

    Ich bin jetzt sehr auf heute gespannt. Natürlich hätte ich Cayadaheim lassen kònnen klar, ich trainiere ja eigentlich mit Leni. ABER ich hoffe, dass Caya so ist wie ich sie eigentlich kenne. Letztes Jahr im Urlaub schaltetet sie am 2.Tag dann nämlich um, aktzeptierte die Situation und war begeistert und hatte richtig Spass

    Drückt mir mal die Daumen :fear:

  • Ich finde die Rasse DSH allgemein als wesensfest.
    Beim DSH wird auch "TSB" (Trieb, Selbstsicherheit, Belastbarkeit) getestet, passt das nicht, kann das dazu führen, dass der Hund keine ZZL bekommt.

    Obwohl es immer heißt, der Dackel wäre ein mutiger, kleiner Jagdhund, kann ich das nicht so ganz bestätigen. Meine beiden Dackel hätte ich nicht unbedingt als mutig bezeichnet, sondern eher als "Angriff ist die beste Verteidigung" - eher als kleine Schisser. Der Rüde wäre dann nach vorne gegangen, die Hündin tritt den Rückzug an.
    Das ist für mich nicht wesensfest - wenn man nach der Rassebeschreibung geht.
    Auch viele andere Dackel die ich kenne, ticken ähnlich.

  • Das Problem ist, dass man es nicht wirklich auseinander dröseln kann. Jeder Hund greift zu 100% auf seine Veranlagung (ich will das gar nicht auf die Gene reduzieren, denn nach neuesten Erkenntnissen der Epigenetik gibt es ja auch eine Vererbung jenseits der Gene) zurück und zu 100% auf seine Erfahrungen - also Erlerntes.

    Ich habe ja schon einige Pflegehunde und Urlaubshunde bei mir gehabt. Unter anderem auch welche, die ich samt ihrer ganzen Probleme vorher kannte. Bei mir waren sie sofort anders.

    Die meisten Hunde reagieren sehr stark auf das Äußere, auf die Umstände, in denen sie leben, auf ihre Besitzer, das Umfeld. Und sie zeigen sich auch entsprechend. In vielen Fällen auch rasstypische und daher (in der Arbeitssituation) erwünschtes Verhalten! Ich habe ja immer wieder auch mit verzweifelten Hundebesitzern zu tun, deren Hunde sich in irgendeiner Weise Extrem verhalten. Es ist faszinierend wie sich das verändert, wenn man deren Verhalten ändert und sie ihre Trainingstechniken bei der Erziehung ändern.

    Nichtsdestotrotz sehe ich ja bei meinen eigenen Würfen, dass die Zwerge mit den selben Situationen unterschiedlich umgehen. Wie sich das entwickelt, hängt aber wirklich ganz maßgeblich auch vom neuen Zuhause und Besitzer ab.

  • Daumen sind gedrückt!

    @Hummel hat ja den Begriff "Resistenz" in die Diskussion gebracht. Dem möchte ich mich anschließen und um "Resilienz" erweitern.

    Die Widerstandskraft von Hunden gegenüber widrigen Lebensbedingungen kann sich sehr unterschiedlich zeigen. Ein "wesensfester" Hund schafft es, entweder eine Möglichkeit zu finden, ungünstige Lebensbedingungen zu kompensieren, oder er kann bei Beendigung dieser schnell wieder zu (seinem) angeborenen Normalzustand zurückkehren. Das läßt sich häufig bei Hunden aus schlechter Haltung beobachten: miese Sozialisierung sollte sie fürs Leben verdorben haben, aber manche schaffen es in erstaunlich kurzer Zeit, diese negativen Erfahrungen hinter sich zu lassen und sich ganz anders zu zeigen. Wenn es ein Rassehund ist, bei dem bestimmte Charakterzüge familiär oder rassebezogen erwartet werden können, ist das natürlich besonders auffällig.

    Bei Hunden in optimaler Haltung finde ich es schwieriger, Wesensfestigkeit festzustellen. Erst bei der Bewältigung von Konfliktsituationen zeigt sich, ob diese Resilienz da ist, oder ob bisher die geschützte "Treibhaushaltung" nur den Anschein von Wesensfestigkeit erzeugt hat.

    Eigentlich würde ich ein "gutes" Wesen von "Wesensfestigkeit" trennen. Ein Hund mit unerwünschten Eigenschaften kann ausgesprochen wesensfest sein, wenn er z.B. als Vollblut-Jagdhund in Nichtjägerhand große Erziehungsprobleme macht und als unzuverlässig/unerziehbar gilt, weil er vom Jagen und Hetzen nicht lassen will. Oder wenn ein Hund zwickt: möglicherweise ist es genetisch in ihm als Hütehund verankert, er zeigt es trotz aller Versuche, es ihm "auszutreiben". In diesem Verhalten ist er "wesensfest", obwohl es unter seinen Haltungsbedingungen als schlecht angesehen wird. Er widersteht ihm als Hüter widrigen Haltungsbedingungen.

    Ein "gutes" Wesen ist wesentlich subjektiver begründet, der Hund zeigt es, der unsere Erwartungen an das Zusammenleben mit ihm erfüllt.

    Vor gar nicht langer Zeit war das ein (moderat) feindseliges/mißtrauisches Verhalten allen Fremden gegenüber als Zeichen von gutem Wesen erwünscht, heute ist das vollkommen verpönt und sollte sich jeder Hund am besten angrabbeln lassen, kann in 100 Jahren aber wieder anders verstanden werden, als Beispiel.

  • Wesensfestigkeit ist für mich die Fähigkeit des Hundes trotz Reizüberflutung/hoher Reizlage lernen zu können.
    Da spielt die Rasse eigentlich keine Rolle. Gerade im Bereich der Gebrauchshunde ist Wesensfestigkeit ja wichtig. Ein Jagdhund muss kontrollierbar/verlässlich sein am Wild, ein Hütehund muss kontrollierbar/verlässlich sein am Vieh usw. Das kann er ja nur wenn er in der Situation (dem Reiz ausgesetzt) ansprechbar und aufnahmefähig ist, sprich “ gute Nerven“ hat. Soweit ich weiss (Vorsicht Laie) sind die Nerven bzw. Das vegetative Nervensystem genetisch geprägt. Die Festigkeit (Nervenstärke) also vererbbar.(Bitte korrigieren, wenn völliger Schmarrn).
    Einem Wesenschwachen Hund fehlt diese Eigenschaft. Natürlich kann man vieles durch Training kompensieren, aber er wird nur nicht die Verlässlichkeit bekommen wie ein Wesenstarker/-fester Hund. Deshalb wäre ein Wesensschwacher Hund in “privater“ Hand gut zu halten, aber für eine Rassetypische Arbeit unbrauchbar.
    Wesensschwäche wäre für mich auf jeden Fall ein Zuchtausschluss im Gebrauchshundebereich.

  • Ich hab zwei wesensfest getestete Labradore.
    Die beiden sind sehr unterschiedlich was ihr Temperament, ihren Umgang mit Konflikten und neuen Situationen und ihre Art zu lernen angeht. Aber beide haben die Bestätigung wesensfeste Labbis zu sein.

    Bei uns wurde getestet wie sie mit unterschiedlichen optischen und akustischen Reizen umgehen, wie sie sich Menschen gegenüber verhalten, die Ausprägung des Bringtriebes, das Bindungsverhalten, die Schusdfestigkeit und ob sie jagdliche Grundanlagen zeigen.

    Ich weiß nicht wie sinnvoll dieser Test ist und ob da nicht natürlich auch Sozialisation und Erziehung eine Rolle spielen wie der Hund das meistert, aber irgendjemand hat sich sicher was schlaues dabei gedacht.

    Ich finde auch das es rasseabhängig ist, was wesensfest nun bedeutet. Ich bin sicher das bei einem Wesenstest für eine andere Rasse der Bringtrieb oder jagdliche Anlagen eher keine Rolle spielen beim Labbi gehört es dazu.
    Hat man nun z.b. einen Labrador der sich verhält wie ein Terrier/Dackel/Aussie/DSH oder umgekehrt, ist der Hund nicht unbedingt wesensfest...

  • So ist es. Solche Tests können zwangsläufig nur das Zusammenspiel des Wesens mit Erfahrungen und Erziehung testen. Trotzdem finde ich die Idee an sich sinnvoll, weil diejenigen, die da durchfallen TROTZ Erfahrung und Erziehung in meinen Augen tatsächlich nichts in der Zucht verloren haben.

    Da spielt die Rasse eigentlich keine Rolle.

    Sie spielt eine ganz maßgebliche Rolle. Du sprichst von DEM Jagdhund, DEM Hütehund. Das sind Überbegriffe für ein sehr großes Arbeitsfeld, in dem es viele hochspezialisierte Rassen gibt, die von der Veranlagung sehr weit auseinander liegen sollen und müssen.

  • Als grundgerüst würde ich mit wesensfestigkeit einen rasseübergreifend stabilen, gefestigten Hund beschreiben. Ein Hund der in keine Richtung extrem reagiert, sondern mit seinen Stress, Angst, Freude, Anspannungs usw. Reaktionen und Emotionen im gesunden Mittel bleibt und ansprechbar bleibt.

    Ein Hund der sich z.b. bei einem Schuss kurz erschreck, auch unsicher wird, aber ansprechbar bleibt, sich kurz darauf wieder einbekommt und nicht in Panik verfällt.
    Alles was extrem ist, wie Panik, völlig hirnlose Aktionen, wild um sich schnappen, unter sich pinkeln vor Angst (beim Erwachsenen Hund), vor Stress kein Futter mehr nehmen, völlig blindlings auf alles losgehen was einem vor die Füße kommt, usw. sind für mich Wesensschwächen.
    Ich beschreibe das gerne als klar in der Birne. Klar genug um Situationen einzuschätzen und im Mittel zu reagieren oder zu agieren. Ein hohes Maß an Neugierde, Selbstkontrolle und Selbstsicherheit gehören für mich dazu. Viele sehr souveräne Hunde sind sehr wesensstark.

    Es gibt auch rassen die um besondere Leistung in einem bestimmten Gebiet bringen zu können, auf bestimmte wesensmängel hin selektiert werden. Diese erlauben Ihnen in ihrem Feld, absolute Spezialisten zu sein, machen oder würden den Alltag mit Ihnen in einem ottonormalhaushalt erschweren bzw. sind nur mit Einschränkungen, gutem händling möglich.

    Natürlich lässt sich auch ein wesensschwacher Hund, von einem guten, erfahrenen Menschen, fast unauffällig durch den Alltag manövrieren. Dies ist dann oft mit viel managment, Aufwand, Erziehung und Kontrolle verbunden. Teils anstrengend für alle Beteiligten.

    Dies ist meine Interpretation von wesensschwäche und Stärke von Hunden.

    Lg

  • Daumen sind gedrückt!

    @Hummel hat ja den Begriff "Resistenz" in die Diskussion gebracht. Dem möchte ich mich anschließen und um "Resilienz" erweitern.

    Resilienz ist KEINE Charaktereigenschaft. Es ist die Summe der Erfahrungen in Zusammenhang mit der positiven Sicht der Welt und der eigenen Person.

    Ein Synonym zu Wesen ist Charakter.
    Charakter ist:
    individuelles Gepräge eines Menschen durch ererbte und erworbene Eigenschaften, wie es in seinem Wollen und Handeln zum Ausdruck kommt

    Ich denke, man kann das auch als gültig für den Hund nehmen.

    Züchter möchten etwas erreichen durch Zucht. Seien es äussere oder innere Werte oder das jeweils angesagte Äussere mit den jeweils der Rasse entsprechend angenehmen Inneren Werten.

    Wer einen Hund vom Züchter kauft, legt auf bestimmte Dinge Wert. Sei es die Eigenschaft oder das Aussehen.

    Weil hier das Sylvesterfeuerwerk aufkam.
    Es ist schon ziemlich doof, wenn ein Tier oder ein Mensch vor etwas übergrosse Angst hat, was zum Leben dazugehört.

    Dass Schüsse, oder Explosionen angst machen können ist ja eine Sache. Der Umgang damit ist ausschlaggebend.

    Ein Hund, der in Panik davonrennt, wenn ein Auspuff an der Sprasse knallt, wie ein Feuerwerkskörper, ist schon sehr eingeschränkt, denn solche Hund kann man nirgends laufen lassen.

    Mit diesem Hund kann man nicht arbeiten, der wäre bei den Arbeitshunden ganz schlecht und mit Sicherheit nur bedingt zuchttauglich. (Hier müsste ein Züchter sher gut verpaaren, damit das Verhalten etwas in den Hintergrund tritt).

    Deshalb ist das schon ein Mangel. Bis zu einem gewissen Masse, kann hier erzieherisch einiges gerissen werden, so dass das nicht mal mehr auffällt. Was sich dann vererbt ist wieder die andere Seite der Medallie.

    Deshalb finde ich (richtige) Wesenstests schon gut und aussagefähig, wenn das mit jungen Hunden gemacht wird und noch mal im erwachsenen Alter.

    "Richtig" meint, dass es ein ausführlicher Test ist, kein Pseudotest, wie die Wesenstests der meisten Zuchzulassungsprüfungen.

  • Angst ist fuer mich nicht grundsaetzlich zuchtausschliessend. Fuer mich (!) kommtbes drauf an, wieso der Hund Angst hat und wie er sich dabei verhaelt.
    Ein erwachsener Hund der sich ohne schlechte Erfahrung fast anpinkelt auf z.B. ner Ausstellung, der hat fuer mich nen Wesensmangel.
    Ein Hund, der etwas zum ersten Mal erlebt (damit meine ich keine super krasse Situation) und deswegen voellig hysterisch wird und sich in seine Angst reinsteigert...fuer den gilt fuer mich (!) das selbe.
    Es gilt nicht fuer einen Hund, der durch beschissene Erfahrung eine gewisse Reaktion in einer Situation zeigt.

    Ansonsten sehe ich einen wesensfesten Hund wie Marula und Hummel.

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