Wie passen Jagdtrieb, Wachsamkeit, Ernsthaftigkeit... noch in den Alltag?

  • Ich habe einen Podenco und der hat rassetypisch eine ordentliche Portion Jagdtrieb. Ich hab ihn mir nicht gerade deshalb ausgesucht aber es hat mich auch nicht abgeschreckt. Ich wusste was mich in etwa erwartet und habe für mich beschlossen, dass für mich all die positiven Eigenschaften dieser Rasse überwiegen (zB sehr ruhig im Haus). Ich hab meine Entscheidung noch nie auch nur eine Sekunde bereut auch wenn ich es mit einer anderen Rasse in manchen Sachen einfacher hätte haben können, bin ich in das Wesen der Podencos absolut verliebt. Ich nehme ihn so wie er ist und versuche ihm auch nicht das Jagen komplett auszutreiben , das gehört nun mal zu seinem Wesen dazu. Stattdessen wird es in alltagstaugliche Bahnen gelenkt und er kann dadurch auch viel offline laufen.


    Prinzipiell suche ich mir meine Hunde schon nach dem Optischen aus. Gleich danach kommt aber das "studieren" der Rasse und ihren Eigenschaften. Leider hab ich dann schon oft schnell gemerkt, dass ich dem nicht gerecht werden könnte , überfordert wäre oder es einfach nicht in mein Leben und meinen Alttag passen würde. Somit werden einige meiner optischen Traumrassen niemals bei mir einziehen. Das ist nämlich genau der Punkt bei dem ich echt abko**en könnte , kenne einige Leute die halten/kaufen sich optisch tolle Hunde , mit denen sie aber heillos überfordert sind. Aber hauptsache die Fellfarbe passt gut zur Einrichtung oder man kann mit dem Strom schwimmen mit einem aktuellem Modehund.

  • Ich hab den Hund rein nach seinen Eigenschaften ausgesucht.


    Sollte robust sein gegen Krankheiten und Wettereinfluesse, sportlich um mich selbst beim Sport zu begleiten, ruhig im Wesen und zu Hause, menschenfreundlich und trotzdem etwas reserviert. Vom Charakter her suchte ich einen Hund, der in sich ruht, selbstaendig und selbstbewusst ist, aber nicht auf die Kacke hauen muss.
    Wach-/Schutztrieb waren ein NoGo fuer mich und allzu viel Will to please/ Kleben am Menschen/ Leichtfuehrigkeit geht mir auf den Keks.


    Bei der urspruenglichen Husky-Suche sind wir dann auf den Husky-Collie-Mix gestossen, als wir ueber die Annonce gestolpert sind. Wir haben das Charakter-Individuum gesucht und deshalb kam fuer uns ein Anschauen in Frage. Volltreffer! Der "richtige" Hund, gute Aufzuchtsbedingungen, Eltern gesund und durchgecheckt.


    Der Jagdtrieb hat mich etwas ueberrascht, als er schon mit 4-5 Monaten auftauchte, aber das war halt so und wurde entsprechend trainiert. Genauso wie ihr eiserner Wille.
    Im Welpen-/Junghundalter wuchs Holly mitten in der Stadt auf, was aber nach 1 Jahr echt ein Spiessrutenlauf war. Sie mag keine Enge, keinen Unruhe, keinen Verkehrslaerm und bluehte immer erst auf, wenn sie 1 Mal am Tag aufs Land kam.
    So wohne ich inzwischen mitten im Naturschutzgebiet, was das Beste war, was ich meinem Hund zu verdanken haben. Sie faehrt auch mit mir in die Stadt und bleibt da cool, aber zum Leben taugt es nicht mehr.


  • Der umgekehrte Weg wäre wesentlich einfacher. Einen wesensfesten Familienhund nehmen, und die Optik nach Marktbedarf verändern. Wird teilweise bei Designermixen schon gemacht, wäre aber auch in seriöser Zucht denkbar. Passiert ist es bisher leider fast nur in Richtung Übertypisierung, aber es wäre auch in andere Richtungen möglich - das Erscheinungsbild lässt sich züchterisch viel leichter gezielt manipulieren, als die Charaktereigenschaften und die Anlagen.

    Ja ja ja!!


    Es gibt Hunde, die sind einfach so wunderbar unkompliziert. Lassen sich superleicht mit Keksen motivieren und haben entsprechend schnell einen zuverlässigen Grundgehorsam. Bringen von Haus aus eine hohe Frustrationstoleranz mit, habituieren sehr schnell, kriegen sehr schnell Aufmerksamkeits- und Erregungslevel gebacken..top!


    Man hätte es so viel einfacher mit solchen Hunden. Aber in der Zucht von Familienhunden wird darauf eigentlich nie wirklich Wert gelegt...


    Ob die im Titel genannten Schlagwörter in den Alltag passen? Das hängt ganz von der Lebenssituation der jeweiligen Halter ab und wie lenkbar diese Eigenschaften sind.


    Z.b. gibt es einen Dalmatiner, der ein Reh gerissen hat..Hund war am Wegesrand, Reh auch, Reh tot.
    Nachdem aber mit dem Hund gearbeitet wurde, bleibt er für drei Keksis den gesamten Spaziergang auf dem Weg und ist eine absolut sichere Bank im Rückruf. Vorfälle mit Wild oder unerlaubtes Hetzen und Stöbern sind über Jahre nie wieder aufgetreten. Der Jagdtrieb war also langfristig gesehen kein Problem, weil der Hund so gut motivierbar und ansprechbar ist.

  • Meine ersten beiden Hundekäufe waren Zufall. Und genau die richtigen Zufälle :D


    Ich habe mich danach bewusst für meine Rassen entschieden - Spitz und Border Collie. Und er Altdeutsche Hütehund war keine Entscheidung, der war Zufall.


    Das unkomplizierte, umgängliche Verhalten vom Spitz liebe ich. Starke Bindung an eine Person, neutral bis freundlich mit Fremden, wenn man dabei ist, unmissverständlich wachend, wenn man nicht dabei ist, ohne dabei doof rumzukläffen (meine haben nie Fliegen gemeldet oder so einen Murks) - wenn der meldet, dann ist da auch was! Und, wenn er angreift, dann war es auch nötig.


    Die Optik vom Spitz finde ich übrigens fürchterlich. Der Plüsch, die Ringelrute... ist das absolute "Anti-Bild" für mich.


    Ebenso der Border Collie - Fusselfell. Wollte ich nie. Und so klein... Allerdings sind sie die Fachidioten schlechthin. Hätte ich keine Schafe, gäbe es hier keinen Border Collie mehr. Immer wieder merke ich bei Durststrecken (in den letzten Wochen habe ich Schafe geschoren, es gab also so gut wie nix zu tun für die BC-Bande), dass die ätzend werden nach ca. drei Wochen. Die Tendenz zu neurotischen und zwanghaften Handlungen nimmt zu und sie gehen dann wieder eher jagen...
    An den Schafen sind sie der Hammer. Bei keinem Hund bekommt man für die Koppelgebrauchsarbeit genetisch so viel inklusive. Aber für die Alltagstauglichkeit muss man sich echt einen abrackern bei denen. Und das zeitlebens. In den ersten Jahren sicher am massivsten, aber auch später noch.


    Der Altdeutsche Hütehund ist mir vom Bewachen und damit verbunden Aggressionsverhalten in der derzeitigen Lebenssituation etwas zu viel. Das würde ich mir derzeit so nicht mehr zulegen.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Ich erlebe leider auch sehr oft Halter die mit der Wahl ihrer Rasse (oder des Mixes) im Alltag nach der Welpenzeit große Probleme bekommen...gerade die Ersthundehalter bevorzugen hier Aussies und wirken leider nur sehr selten so als ob sie wirklich wüssten was für ein Tier sie damit aufgenommen haben. Optisch faszinieren sie mich seit ich ganz klein bin und sie noch weitestgehend unbekannt waren, aber selber einen zutrauen würde ich mir derzeit in meinem Leben keinen.

    Ja ja ja!!
    Es gibt Hunde, die sind einfach so wunderbar unkompliziert. Lassen sich superleicht mit Keksen motivieren und haben entsprechend schnell einen zuverlässigen Grundgehorsam. Bringen von Haus aus eine hohe Frustrationstoleranz mit, habituieren sehr schnell, kriegen sehr schnell Aufmerksamkeits- und Erregungslevel gebacken..top!


    Man hätte es so viel einfacher mit solchen Hunden. Aber in der Zucht von Familienhunden wird darauf eigentlich nie wirklich Wert gelegt...


    Ob die im Titel genannten Schlagwörter in den Alltag passen? Das hängt ganz von der Lebenssituation der jeweiligen Halter ab und wie lenkbar diese Eigenschaften sind.

    Genau das sind die züchterischen Bemühungen der Elozucht! Weil ich selbst auch möglichst entspannt meinen Alltag mit Hund genießen möchte habe ich mich für meinen Okami entschieden und merke jeden Tag wie richtig diese Entscheidung war. Leider stehen viele dieser jungen Rasse und ihren gewünschten Eigenschaften sehr skeptisch und abgeneigt gegen über, O-Ton 'der ist ja gar nicht zum arbeiten geeignet, es gibt schon zu viele Rassen etc.' Der Bedarf an diesen relativ leichtführigen Rassen ist aber durchaus vorhanden, wenn vllt. auch nicht beim Durchschnitts Dfler, den man in der 'Realität' aber auch nicht als Maßstab nehmen kann. Ich finde die Einstellung vieler sehr schade, da ich einige tolle Elos kenne, die ziemlich genau in das Anforderungsprofil eines einfachen Stadt - und Familienhundes passen, was viele hier suchen. Spezialisten gibt es wirklich genug da stimme ich zu, aber eine Rasse die, mittelgroß, robust, optisch von vielen bevorzugt Stichwort 'Plüschig', stadttauglich und glücklich ohne spezielle Auslastung ist, aber gerne Zughundesport, Agility oder anderen Hundesport macht, ist aus meiner Sicht eine gute Idee, weswegen ich diese Zucht auch unterstütze...das nicht jeder Elo seine Rassebeschreibung gelesen hat ist mir bewusst, einige jagen oder bellen. Solche Exemplare gibt es aber bei anderen Rassen. :pfeif:

  • Ich hatte Hunderassen auf meiner Liste die mir zwar optisch super gefallen, aber denen ich nicht gerecht werden könnte. Also stand fest hier wird niemals ein Bordercollie , Schlittenhund oder Podenco einziehen.
    Da wir direkt am Wald wohnen sollte Hund wenig Jagdtrieb haben, verträglich mit allen Hunden, Katzen und freundlich zu Menschen. Hundesport wie Agilty wären toll, aber kein Ausdauersportler.
    Ääähm ja, jetzt habe ich hier Bordercollie-Samojedenmix und Podenco-Huskymix :headbash: . Meine Hündin habe ich als Colliemix mit 5 Monaten übernommen, das Border davor bemerkten wir erst später, entwickelt mit dem erwachsenwerden einen wahnsinnigen Jagdtrieb, zickig zu anderen Hunden und fremde Menschen mussten erstmal angekläfft werden. Für Agility war sie zu überdreht, sehr intelligent und anstrengend. Mein Rüde ist eine Angstnase, den ich mir aber nicht bewusst ausgesucht habe und optisch überhaupt nicht mein Hundetyp.


    Also beide das Gegenteil von dem was ich wollte, ABER sie sind meine Traumhunde und passen perfekt zu mir :herzen1: Den Jagdtrieb können wir händeln, Wachsamkeit ist hier in der Pampa erwünscht und mit der richtigen Führung sind sie einfach perfekt so wie sie sind.

  • Wolltet ihr Wachsamkeit, Jagdtrieb etc? Wenn eure Rasse das mitbringt, obwohl ihr das nicht wolltet, warum habt ihr euch dann dafür entschieden? Seid ihr der Meinung, man kann sich das schon irgendwie hinbiegen? Was war euch wirklich wichtig bei der Rasse/Hundewahl?

    Ich habe mich bewusst für die Spitzohren entschieden, weil ich den Charakter UND das Aussehen mag.
    Der Wachtrieb ist für mich völlig in Ordnung, solange er sich kontrollieren lässt. Ich brauche keinen Dauerkläffer, sondern einen Hund, der Bescheid sagt und dann ist gut :p
    Speedy hat Jagdtrieb, aber im kontrollierbarem Maße.
    Lissi muss ich noch gucken, die ist noch so mit allem beschäftigt, wird noch ne Zeit dauern, bis sich rauskristallisiert, ob da viel Jagdtrieb vorhanden ist oder nicht.
    Beide haben ihren eigenen Schädel, sind lernwillig und arbeitsfreudig. Sie lieben lange ausgedehnte Gassi-Gänge (wie ich), können aber auch schön zu Hause entspannen.
    Speedy wird mit Nasenarbeit ausgelastet und ist ein super gechillter Hund.
    Lissi lernt das von ihm und das macht echt Spaß.
    Ich werde immer in die Richtung tendieren, schon als Kind (der erste Second-Hand-Hund war ne DSH) fand ich diese Rasse am tollsten xD
    Aber es wird auch noch irgendwann ein Quoten-Senior in klein einziehen. Das wird aber noch ein bisschen dauern, bis die beiden Chaoten auf Reihe sind :pfeif:

  • Ich wollte schon immer einen Mali haben. Ich durfte nur nie. =) Damals wegen dem Aussehen.
    Mittlerweile liebe ich diesen dezenten Wahnsinn und diese Extreme.
    Definitiv kein "immer mitnehmen" Hund, was auch manchmal auf Unverständnis stößt. Jagdtrieb ja, Wachsamkeit ja, Ernsthaftigkeit ziemlich großes ja.
    Würde ich nicht so ländlich leben (können) ginge das wohl auch nicht.

  • Die Ansprüche an einen Hund haben sich stark verändert.
    Die Gesellschaft toleriert praktisch nur noch Hunde, die nicht bellen, im ÖV möglichst keine Haare verlieren, ruhige unsichtbare Begleitet sind und bloss keiner Fliege was zu leide tun.


    Die Hundehalter habe oft weder die Zeit, noch den Willen mit ihren Hunden an sogenannten Baustellen (wohl eher Charaktereigenschaften oder Ungehorsam) zu arbeiten. Man spreche mal mit Hundetrainern über dieses Thema.. Es tönt überall gleich.


    Also muss man sich schon fragen, ob die Zucht am Markt vorbei geht.


    Vor ca. 2 Wochen kam im Schweizer Fernsehen ein sensationeller Bericht über das Pferd in der heutigen Schweiz. Und was sagte der Chef des Nationalgestütes: "wir züchten ganz klar was der Markt will!"


    Wäre vielleicht nicht schlecht, wenn es in der Hundezucht auch in diese Richtung gehen würde.
    Oder: wenn die bereits bestehenden dahingehend Bemühungen nicht dauernd verteufelt werden würden.


    Wenn ich "meine" Rasse, den Golden Retriever anschaue muss icch sagen: ja, die Meisten wollen einen hübschen unkomplizierten Familienhund ohne Jagdtrieb. Denen ist es wumpe ob der Hund apportiert. Also liegen die Showzuchten vielleicht gar nicht so daneben. (Auch wenn die Tierchen etwas leichter sein dürften).


    Klar gehen "alte" Rassemerkmale verloren - aber die Zeiten ändern sich, die Gesellschaft verändert sich - da wäre es vielleicht an der Zeit, dass sich auch das Zuchtgeschehen und die Akzeptanz aus der Hundeszene verändert.
    Ichc eill damit nicht sagen, dass man keine "Alt-Rassetypischen Tiere" mehr züchten soll. Aber man sollte sich vielleicht langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass diese Hunde wohl je länger je mehr für eine kleiner werdende Gruppe gezüchtet wird.


    Kann sein dass ich falsch liege. Aber das sind zu dem Thema so meine Gedanken.

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